Barbaren sind bei Aristoteles Sklaven von Natur aus. Sie haben nicht nur den Körper, der sie zur Verrichtung der Arbeit prädestiniere, sondern sind nach Aristoteles auch in ihren geistien Fähigkeiten eingeschränkt, so dass sie von der Sklaverei profitieren, indem ihr Besitzer für sie denkt.
Diese Ansicht kannte ich bislang nicht, habe sie aber so verstanden, daß Aristoteles Sklaven als geistig eingeschränkt befunden hat, ev. geboren, um zu dienen. Diese Auffassung, und das wollte ich ausdrücken, hatten die Römer mE nicht.
Zitat Die Römer betrachteten Sklaverei als "Milde".
Das widerspricht sich mit dem folgenden von dir Gesagten völlig.
Grundsätzlich durfte der Sieger über Leben und Tod der Kriegsgefangenen entscheiden. Durch die Versklavung kam der Sieger in den Genuß der Arbeitskraft des nunmehrigen Sklaven und der Sklave in den Genuß, weiterzuleben und, insbesondere als römischer Sklave (im Gegensatz zB zu griechischen Sklaven) in den Genuß der Hoffnung, eventuell irgendwann freizukommen und sogar röm. Bürger zu werden.
Zitat Grundsätzlich wurde man durch Gefangennahme im Krieg Sklave (auch wenn Kinder von weiblichen Sklaven ihrerseits wieder Sklaven waren).
Völlig falsch. Kriegsgefangenschaft war ein, und kein seltener Weg in die Sklaverei. Außerdem konnte man durch Schuldnerei, Verbrechen oder Geburt zum Sklaven werden, und diese Wege sind ebenfalls alles andere als selten...
"Grundsätzlich" schrieb ich, weil Kriegsgefangenschaft bei den Römern als
prima causa der Sklaverei galt (Digesten 1,5,4,2). Dass es darüber hinaus auch andere Gründe gab, habe ich weder geleugnet noch irgendwie totgeschwiegen. Daß sich obige Begründung auf die Kriegsgefangenen bezieht ist klar. In alter Zeit (Königsherrschaft, frühe Republik) konnte ein römischer Bürger in Rom nicht Sklave werden und wurde daher bei nicht beglichener Schuld oder als Straffolge als Sklave ins Ausland (trans Tiberim) verkauft. Insoweit war "grundsätzlich", also in der frühen röm. Geschichte, die Kriegsgefangenschaft der Grund für Sklaverei schlechthin für Sklaven, die in Rom waren.
Zitat Damit war das Leben verwirkt, die Versklavung daher für den Kriegsgefangenen die menschenfreundlichere Lösung im Vergleich zur Hinrichtung
Ein Römer würde dir hier die Frage stellen: was ist "menschenfreundlich"... Und zudem klingt es, als wären die Römer die Erfinder dieses Systems. Sklaverei ist eine alte Tradition und Bestandteil der damaligen Welt, kein Zeichen großer Gnade eines Imperators.
Richtig, die Römer würden nicht menschenfreundlich sagen, sondern von clementia sprechen, der eben von mir erwähnten Milde. Eine Geldstrafe ist ja auch heute eine mildere Form der Bestrafung im Vergleich zu Gefängnis. Wo Du da ein Problem siehst, ist mir nicht so ganz klar
Gerieten Römer in Kriegsgefangenschaft und wurden versklavt, wurden sie für tot, aber nicht für dumm erklärt. Kamen sie zurück, lebte ihre Rechtsfähigkeit wieder auf, was oft für juristische Probleme sorgte.
Ich spreche hier von Römern, die selbst zu Sklaven wurden und dann wieder freikamen. Dies waren keine Freigelassenen, wie Du sie ansprichst. (Diese waren nämlich Ausländer, die aus der Sklaverei freikamen und das röm Bürgerrecht erlangten). Versklavte Römer verlor, wie ein ausländischer Sklave, seine Rechtsfähigkeit. Kam der Römer frei und nach Hause zurück, wurde er in einer juristischen Fiktion kraft postliminium so behandelt, als wäre er nur abwesend, aber nicht rechtsunfähig gewesen. D.h., seine während der Gefangenschaft suspendierten Rechte lebten wieder auf. Dies bezog sich aber nur auf seine Rechtsposition, nicht aber auf faktische Verhältnisse (zB Ehe).
um ein bißchen auszuschweifen: Ein Sklave kann nicht beerbt werden. Schlecht, wenn ein Römer als Sklave der Feinde starb. Deshalb hat Sulla ein Gesetz eingebracht, nach dem in einem solchen Fall fiktiv angenommen wurde, der Römer sei als freier Mann gestorben, wodurch sein Testament gültig war (fictio legis Corneliae).
In der späteren Klassik (was soll diese Bezeichnung klassifizieren? Anm. Tib.) (aber, wenn ich mich recht erinnere, noch ehe das Christentum eine beherrschende Rolle spielte), begann in Rom die Geschichte der Menschenrechtsgesetzgebung: Ein Sklave konnte einem grundlos grausamen Herrn weggenommen werden. Ein müder, kleiner Ansatz, aber immerhin. Der erste Schritt in Richtung Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen
Wie schon geschrieben gab es von früh an Gesetze im Zusammenhang mit der Behandlung von Sklaven, ihrem Verkauf und ihrer "Haltung", zuerst waren dies logische Konsequenzen, denn etwa bei den Griechen war es oftmals vorgekommen, dass die Verwandten ihn frei kauften, und dann wäre eine schlechte Behandlung evtl. auf einen zurück gefallen (im wahrsten Sinne).
Ich meine ein Gesetz, nach dem der Eigentümer des Sklaven quasi enteignet werden konnte, wenn er einen Sklaven schlecht behandelte. Ich glaube, dieses Gesetz stammt aus der Zeit um ca 200 nC, aber da kann ich mich auch drastisch irren. Jedenfalls konnte man seit ca 300nC die Freiheit auch ersitzen, indem der Sklave 20 Jahre lang gutgläubig als faktisch freie Person gelebt hat.
Ich hoffe, ich konnte einige Unklarheiten ausräumen
Lg