Römerforschung in der DDR

Soweit ich mich erinnere, schreibt der öfter erwähnte Herr Salač von einer kelto-germanischen Bevölkerung in Böhmen.

Und wie gesagt, auch nach der Aufgabe der Oppida hat sich die keltische Bevölkerung nicht in Luft aufgelöst.
Weder in Böhmen noch in Süddeutschland.
 
Guten Abend,

kommen wir zur Römerforschung der DDR zurück. Heute habe ich per Zufall via Satelliten-Aufnahme (schwarz-weiße Aufnahme) eine interessante Entdeckung gemacht. Ich dachte erst ich traue meinen Augen nicht - bis ich als Ergänzung bei Rudolf Laser nachgeschlagen habe. Dieser schreibt für besagten Ort und Stelle folgendes:

"Die topografische Lage des inzwischen vom Tagebau erfassten Geländes schließt eine größere, über die ganze römische Kaiserzeit bestehende Ansiedlung nicht aus (Terrinen mit Rollrädchenverzierung, Augenfibeln, Schalengefäße des 3. sowie ein reich ausgestattetes Körpergrab des frühen 4. Jh.)." (S. 198, Fundkatalog, 1980)

Münzen

* Dupondius des Nerva RIC 2, 1926, 227 Nr. 65
* Denar des Nerva (?) (stark abgeschliffen)
* As des Trajan 273 Nr. 402
* Sesterz Marcus Aurelius RIC 3, 1930, 300 Nr. 1096
* Denar Elagabal RIC 4, 2, 1938, 30 Nr. 28
* Sesterz Otacilia Severa RIC 4, 3, 1949, 94 Nr. 208a
* Antoninian des Laelianus RIC 5, 2, 1933, 373 Nr. 9
* Follis des Maximianus RIC 6, 1967, 464 Nr. 85b

Nach den hinterlassenen Aufzeichnungen wurden laut Rudolf Laser sämtliche römischen Münzen im Laufe der Zeit bis etwa 1941 auf begrenztem Raum als Oberflächenfunde gefunden. Es sind definitiv keine Steinbauten (dunkle Verfärbungen, hier nur nicht erkennbar) wie die bekannten Gutshöfe am Limes. Jedoch gibt es aus Waldgirmes und dem Römerlager in Lahnau-Dorlar ebenfalls rechteckige Gebäude, welche nicht aus Stein waren (Bewuchsmerkmale).

Sehr merkwürdig ist, dass es sich nur um ein einzelnes Gehöft mit Nebengebäude handeln könnte. Zudem gibt es aus dem näheren Umfeld (Nachbarorte) weitere römische Münzfunde. Vor kurzem fand man auch einen Hortfund von über 80 römischen Münzen im näheren Umfeld.
 

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Montag wird auf jeden Fall das LDA informiert. In den topografischen Karten konnte ich aus der Neuzeit von besagter Stelle bis jetzt nichts finden. Einzig das eine alte Heerstraße mal dort in der Nähe verlief könnte einiges erklären.
 
Hier mal ein paar Strukturen aus Dorlar und Waldgirmes.
 

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Moin

Hast du mal historische Karten zu Rate gezogen, um zu sehen wann da was stand? Muss ja nicht gleich römisch sein.

Gruß
Andreas
 
Hallo zusammen,

@ Xander,

ja das habe ich. In der dementsprechenden Wüstungs- und Flurkarte ist keine MA Siedlungsstelle eingetragen. Es gibt also Hoffnung.

Grüße
 
Laser schreibt ja das eine mögliche Ansiedlung über die gesamte RKZ bestanden haben könnte. Bis gestern ging ich noch von einem Einzelgehöft aus, jedoch muss ich mich korrigieren. Denn ca. 150 m Luftlinie SO gibt es weitere rechteckige Strukturen. Ich habe sie mal gekennzeichnet.
 

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Moin

Hast du mal historische Karten zu Rate gezogen, um zu sehen wann da was stand? Muss ja nicht gleich römisch sein.

Gruß
Andreas

Vielleicht käme auch ein Technologie-Transfer in der Bauweise wie in Haarhausen/TH (Trockenhalle) in Betracht. Mit dem 3. Jh. würde auch das Münzspektrum passen.

Gruß
Michael
 
Als Vergleich habe ich mal eine SAT-Aufnahme von Pförring an der Donau genommen.
 

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Laser schreibt ja das eine mögliche Ansiedlung über die gesamte RKZ bestanden haben könnte. Bis gestern ging ich noch von einem Einzelgehöft aus, jedoch muss ich mich korrigieren. Denn ca. 150 m Luftlinie SO gibt es weitere rechteckige Strukturen. Ich habe sie mal gekennzeichnet.
Wie sind denn die Hauptmaße des größten Vegetationmusters?
Gruß
 
Hallo Opteryx,

gestern habe ich Rücksprache bezüglich der Gebäude mit unserem Luftbildarchäologen gehalten. Dieser geht von einem (Früh-)mittelalterlichen Gehöft aus. Er hat beim Fliegen schon mehrere solcher Strukturen beobachten können. Trotzdem fand er es spannend, da er dieses noch nicht kannte. Bisher hat man aber solche Komplexe noch nicht näher untersucht. Der Datierungsansatz stützt sich bisher auf einzelne Oberflächenfunde, welche durch Begehungen stattfanden.

Grüße
 
Guten Morgen ELQ,

die Truppen des Germanicus müssen viel weiter östlich (zwischen Weser und Elbe) operiert haben. Denn Tacitus sagt ja auch, dass die Barbaren im Begriff waren über die "Elbe" zu setzen und ihre Wohnsitze aufgegeben hatten. Von einem Seitenwechsel über die "Elbe" für diese Zeit berichtet ja auch Strabon, welcher weiss, dass es Hermunduren und Langobarden waren. Und genau das lässt sich an Hand der aufgelassenen Gräberfelder auch archäologisch nachweisen.

Für die rhein-weser-germanischen Stämme gilt das nicht, diese nahmen den Kampf gegen die Römer an. Sie werden für den Feldzug im Jahr 16 n. Chr. sogar von Tacitus beim Namen genannt.

* Chatten
* Cherusker
* Marser
* Angrivarier

Grüße
 
zu den Marsern sagt ja Strabon auch:

"Von den dortigen Stämmen (gegenüber vom Rhein) haben die Römer einige nach Gallien übergesiedelt (Ubier, später Teile der Sugambrer); andere sind dem zuvorgekommen und haben ihre Wohnsitze landeinwärts verlegt, wie die Marser; übrig sind nur wenige, darunter ein Teil der Sugambrer."

Strabon, VII-1


Wenn die Marser für den Feldzug zwischen Weser und Elbe im Jahr 16 n. Chr. durch Tacitus genannt werden, dann kann ich diese auch nicht mehr zwischen Rhein und Weser suchen. Diese massive Verschiebung von W -> O der rhein-weser-germanischer Stämme lässt sich bis zur Elbe-Saale-Linie verfolgen. Erst dort kommt diese zum stehen. Jan Bemann hat die Fundplätze sehr gut kartiert.
 
Denn Tacitus sagt ja auch, dass die Barbaren im Begriff waren über die "Elbe" zu setzen und ihre Wohnsitze aufgegeben hatten.

Du meinst diese Stelle?

... qui modo abire sedibus, trans Albim concedere parabant, pugnam volunt, arma rapiunt; plebes, primores, iuventus, senes agmen Romanum repente incursant, turbant. (Annales 2,19)Da steht eben nicht, dass die Barbaren ihre Wohnsitze aufgegeben hatten. Sie planten nach der Niederlage an der Weser, ihre Wohnsitze aufzugeben und über die Elbe auszuweichen, taten das aber nicht, sondern griffen im Gegenteil erneut die Römer an - am Angrivarierwall.
 
Schönen Abend ans Forum.

@Hermundure

Ich bin etwas irritiert, sind wir jetzt bei Römerforschung ( DDR )
oder bei neuen Entdeckungen auf G..gle E.

zum 1.
In diesem Jahr war der Wasserstand der Elbe auf historischem Tiefststand.
Also wurde der Flussübergang an der ehem. Burg Reina erkundet.
Die mittelalterliche Burg wurde beim Magdalenenhochwasser 1342 zerstört und die heutige Elbe
fließt jetzt direkt durch den Burghof.
Nach Pflug soll es sich um eine römische Gründung handeln.
Dafür müßte man aber m.M.n. sehr tief graben.
Alles Obersandige sind Ziegel im Klosterformat in Kalkmörtel,
nichts in opus cementitium. Sichtbar auf der Nordseite der Elbe.
Der beschriebene Abschnitt auf der Südseite war nicht zu finden.
Aber 1934 war auch schon jemand da:)

zum 2.
Auch in Sachsen-Anhalt gibt es bekannte Römerlager.
Zu sehen auch auf G..gle E. Doch davon will wahrscheinlich der Held der Scheibe nichts wissen.
Er wollte ja sein eigenes Lager finden.
Leider war´s nur eine Feldwegkreuzung. Wie schade.:weinen:
Ich versuch mal ein Bild zu laden

Schönen Abend

Suebe65
 

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Schönen Abend ans Forum.

@Hermundure

Ich bin etwas irritiert, sind wir jetzt bei Römerforschung ( DDR )
oder bei neuen Entdeckungen auf G..gle E.

zum 1.
In diesem Jahr war der Wasserstand der Elbe auf historischem Tiefststand.
Also wurde der Flussübergang an der ehem. Burg Reina erkundet.
Die mittelalterliche Burg wurde beim Magdalenenhochwasser 1342 zerstört und die heutige Elbe
fließt jetzt direkt durch den Burghof.
Nach Pflug soll es sich um eine römische Gründung handeln.
Dafür müßte man aber m.M.n. sehr tief graben.
Alles Obersandige sind Ziegel im Klosterformat in Kalkmörtel,
nichts in opus cementitium. Sichtbar auf der Nordseite der Elbe.
Der beschriebene Abschnitt auf der Südseite war nicht zu finden.
Aber 1934 war auch schon jemand da:)

zum 2.
Auch in Sachsen-Anhalt gibt es bekannte Römerlager.
Zu sehen auch auf G..gle E. Doch davon will wahrscheinlich der Held der Scheibe nichts wissen.
Er wollte ja sein eigenes Lager finden.
Leider war´s nur eine Feldwegkreuzung. Wie schade.:weinen:
Ich versuch mal ein Bild zu laden

Schönen Abend

Suebe65
Hallo, zu 1. wäre hinzu zu fügen, dass bei Reina eine feste Brücke gestanden haben sollte. Die umgefallenen Mauern hatte Pflug als Gewölbebögen missgedeutet. Die Brücke sollte aus trajanischer Zeit gestammt haben und der Zugang zum Fläming-Limes gewesen sein. Römische Funde gab es bisher nicht. Der gestempelte Ziegel im Verbund ist bisher auch nicht wieder aufgetaucht.
Zu 2. wäre zu sagen, dass Dr. Schwarz eigentlich von Lödderitz recht überzeugt war. Es sah auch sehr gut aus. Aber die Grabung brachte außer ein bisschen Bronzezeit nichts besonderes. Welches Lager zeigt denn dein Luftbild?
Gruß
 
:winke:Schönen Tag an´s Forum

@Opteryx
Das mit der Brücke ist schon klar.
Der selige Herr Friebe brachte Burg Reina sogar mit der
Textstelle "Ad Rhenum" in Verbindung.
Nun Ja...
Alles was 2015 zu sehen war, dürfte Mittelalterlich sein.

zum Lager:Es liegt im nördlichen Sachsen-Anhalt.
Könnte mit den Ereignissen am Harzhorn in Verbindung stehen.
Man sieht sogar etwas wie eine Palisade oberhalb des Lagers vorbeilaufen.
Genauer werde ich es nicht bekanntmachen( Raubgräberei ).

Aber Hermundure müßte es kennen.

MFG Suebe65

P.S. Dr.Schwarz kann ja mal anfragen.
 
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