Wenn Ihm keine andere Möglichkeit blieb, Frontalangriff in dem Wissen der Sinnlosigkeit?
Bei Gettysburg haben ja auch seine Untergebenen mehr oder minder dagegen revoltiert.
Im Bezug auf die Holzhammer-Methode mit der Lee mitunter und gerade bei Gettysburg zu Werke ging, hatte ich mich hier im Forum schon an anderer Stelle eingelassen.
Kurz zusammengefasst:
Aus rein Handwerklicher Sicht und aus Sicht des Armeegenerals Lee war diese Art und Weise vorzugehen sicherlich ziemlich grob und fehlerhaft und das Zurückdrängen der Unionsarmeen hätte man sicherlich mitunter auch mit geringerem Blutzoll haben können.
Allerdings, Lee war einmal nicht nur Armeegeneral sondern Oberbefehlshaber der konföderierten Streitkräfte.
Und als solcher stand der vor dem Problem, dass er auf dem östlichen Kriegsschauplatz zwar ganz gut durchhalten konnte, aber (in weiten Teilen schon seiner Übernahme des Oberkomandos) die Konföderation kontinuierlich auf dem zentralen Schauplatz (Kenntucky/Tennessee) und im Westen entscheidende Positionen und damit auch Ressourcen einbüßte.
Lee hätte im Osten defensiver und hinhaltender kämpfen und von allzu waghalsigen Offensivaktionen absehen können. Damit hätte er als Armeegeneral das Leben seiner Männer geschohnt und seine Einzelaktionen wären weniger kritikwürdig.
Andererseits hätte er dann in seiner Rolle als Oberbefehlshaber die Konföderation in die sichere Niederlage hinein verwaltet, weil der Zusammenbruch der konföderierten Kräfte im Westen absehbar war (Gettysburg fand ja mehr oder minder zeitgleich mit dem Fall von Vicksburg und damit dem endgültigen Durchbruch der Union im Westen statt), er aber wegen der begrenzten Ressourcen des Südens keine Kräfte mehr zur Disposition hatte, die man nach Westen hätte schicken können und die schlagkräftig genug gewesen wären, dass man hätte erwarten können, dass sie die dortigen Nordstaatenarmeen zurückschlagen und das Terrain zurückerobern würden.
D.H. dass er als Oberbefehlshaber eigentlich nur eine Möglichkeit hatte die Situation zu retten und die bestand darin mit der einzigen wirklich stark aufgestellten Armee der Konföderierten im Osten die ihr gegenüberstehende Unionsarmee nicht nur zu schlagen, sondern zu vernichten um die Union zu zwingen Teile ihrer Streitkräfte aus dem Westen abzuziehen um ihre Position im Osten zu retten und die Union darüber auch zu zwingen eroberte Territorien im Westen wieder aufzugeben oder wenigstens zeitweise sämtliche Offensivbemühungen dort einzustellen.
Anders konnte er im Prinzip den anderen Kriegsschauplätzen nicht helfen und wenn er denen nicht aushalf, musste mittlerweile absehbar sein, würde die Konföderation den Krieg verlieren. Nicht sofort aber auf Raten.
Auch auf eine politische Lösung, worauf es die Konföderierten ja anlegten, wäre kaum zu hoffen gewesen, wenn die Unionstruppen im Westen kontinuierlich Terrain gewannen und das Gebiet der Konföderation vom Missisippi her nach Osten hin langsam aufgerollt hätten, selbst dann wenn Lincoln abgewählt worden wäre.
Und ich denke, wenn man das so betrachtet erscheinen Lees Handlungen in einem etwas anderen Licht.
Denn wenn man es so betachtet und Lee in seiner Rolle als Oberbefehlshaber der konföderierten Streitkräfte, nicht als einfacher Armeegeneral begreift, war im Grunde genommen alles sinnlos, was dem Westen keine Entlastung verschaffen konnte.
Dann war er letztendlich dazu verdammt eine Vernichtungsschlacht zu suchen und zu gewinnen, mit allen irgendwie zur Verfügung stehenden Mitteln.
Die Alternative hätte sonst darin bestanden Davis und die Südstaatenregierung von der Aussichtslosigkeit des Kampfes zu unterrichten, Kapitulationsverhandlungen zu empfehlen und ggf. zurück zu treten.