Ich würde behaupten, die längste Zeit hat die Menschheit ohne institutionalisierte Anführer oä existiert. In Gesellschaften, in denen die bedeutendsten Sozialgruppen nur eine Handvoll Menschen umfassen, besteht für eine Institutionalisierung kein Bedarf, auch wenn es Autorität in Form von Wissen oder Charisma gab.
Ein Bedarf nach einer insitutionalisierten Führungsschicht (Häuptlinge, Priester, König, Bürokraten...) entstand mE erst mit der Entstehung der Landwirtschaft, der damit einhergehenden größeren Bevölkerungsdichte und der einsetzenden sozialen Differenzierung.
Nochmal zurück zur Ausgangsfrage des Threads: Das Mais und nur Mais mit seinen spezifischen Eigenschaften notwendig für das Entstehen der präkolumbianischen Hochkulturen war, ist natürlich Unsinn; anderswo in der Welt hat es ja auch ohne geklappt. Ohne eine effizient anzubauende Getreideart ist es allerdings schwierig bis unmöglich. Dazu eine dem Buch Arm und Reich entnommene, gekürzte Übersicht über verschiedene frühe Zentren der Landwirtschaft mit den jeweils wichtigsten domestizierten Pflanzen; Afrika, Indien & Neuguniea hab ich weggelassen. [Eckige Klammern: Später eingeführt]
Vorderasien: Getreide: Weizenarten und Gerste; Hülsenfrüchte: Erbsen, Linsen, Kichererbsen; Faserpflanze: Flachs; Keine Knollen; Melonen: Zuckermelonen
China: G.: Hirse, Reis; H.: versch. Bohnen, ua Soja; F.: Hanf; keine Knollen; M.: [Zuckermelonen]
Mesoamerika: G.: Mais; H.: versch. Bohnen; F.: Baumwolle, Yucca, Agave; F.: Baumwolle; Knollen: Yamsbohnen; M.: Kürbisse
Anden/Amazonas: G.: Quinoa, [Mais]; H.: versch. Bohnen, Erdnuss; F.: Baumwolle; K.: Maniok, Süßkartoffel, Kartoffel, Oka; M.: Kürbisse
Osten der USA: G.: Maygrass, Little Barley, Knöterich, Gänsefuß; keine Hülsenfrüchte; keine Faserpflanze; K.: Erdbirne; M.: Kürbisse
Man sieht: Erfolgreichen waren va die Kulturen, die eine Kombination aus kohlenhydratreichem Getreide und Hülsenfrüchten zur Proteinzufuhr aufweisen. Va für Eiweiß und Fett helfen natürlich auch tierische Produkte (Fleisch, Milch etc). Interessant ist vielleicht der Andenraum, da hier mit der Kartoffel und Süßkartoffel Knollenfrüchte eine sehr große Rolle spielten; aber die Kartoffel ist sowieso eine Ausnahmeknolle unter dem Wurzelgemüse.
Den Südosten der USA habe ich mitaufgenommen, da er ein gutes Beispiel für eine Region ist, wo die Landwirtschaft zwar unabhängig entwickelt wurde, sich in der Form aber nicht halten oder ausbreiten konnte. Die angebauten Grasarten verschwanden oder spielten nur noch eine untergeordnete Rolle, als klimatisch angepasste Maissorten aus dem Süden imortiert bzw gezüchtet wurden, und einheimische domstizierbare Bohnen oder Hülsenfrüchte gab es nicht.
Was auf ein Problem verweist: Gibt es Pflanzenarten, die sich domestizieren lassen und dann mit ihrem Ertrag das Leben eines Bauern sicherstellen können, der dafür sein noadenhaftes Jäger- und Sammlerleben aufgeben muss? Natürlich kann die jagd eine Rolle gespielt haben, aber die meisten Völker, die sich zu großen Teilen von der Jagd oder den "Früchten der Natur" ernähren sind gewungen, diesen zu Folgen und können keine Felder bestellen.
Für Mittelamerika fällt mir die die Soloposition des Maises bei den Getreiden auf. Wie schon erwähnt hat der Mais im Gegensatz bspw zum Weizen eine sehr lange Entwicklungsgeschichte hinter sich, bis aus der unattraktiven, hartschaligen Teosinte der Mais geworden ist, um den es geht. Selbst wenn ohne Mais schon eine Landwirtschaft entstanden ist, ist es mE fraglich, ob diese produktiv genug war, um andere eine komplexe Gesellschaft zu ernähren.
Da keine anderen Gras-/Getreidearten domstiziert wurden kann man mE davon ausgehen, dass es in der Region keine weiteren solcher Arten gab. Sie werden es versucht haben, und wenn das mit dem Maos schon so schwierig war...
Insofern waren zumindest die Kulturen in Mittelamerika abhängig vom Mais, und hätten ohne ihn nicht entstehen können. BTW, laut Maya-Mythologie machtgen die Götter die ersten Menschen aus Maisbrei, und die Pflanze spielten eine zentrale Rolle in Kultur und Religion.
:winke: