Ich bezweifele ja, dass jemand freiwillig als 14jähriger zum Volkssturm ging. Haben die Nazis die Kinder nicht gezwungen zu gehen und sie in den letzten Kriegstagen im Volksstürm als Kanonenfutter verheizt?
Wer sich weigerte wurde von denen erschossen, Kind hin oder her.
Selbst wenn noch eines dieser Kinder leben würde, wäre eine Anklage völlig unangebracht.
Denn was für eine Option hatten die Menschen denn damals? In einer brutalen Diktatur, in der jeder Widerstand und am Ende auch Verweigerung mit dem Tod bestraft wurde?
Nein!
Die Nazis haben 12 Jahre lang Kinder indoktriniert und aufgehetzt, nach dem Motto dass "Jugend von Jugend geführt wird. Sie haben Kindern beigebracht, dass sie nichts sind, aber ihr Volk alles, dass auch Kinder ihren Beitrag zum Endsieg leisten können. Der Einsatz an Arbeitskraft, Engagement und Begeisterung, den HJ und BDM als Erntehelfer, Flakhelfer, usw. in der Landwirtschaft, in der Rüstungsindustrie und anderen Bereichen war durchaus beachtlich.
Die HJ wurde teilweise eingebunden etwa bei der Jagd nach entflohenen Häftlingen. Es gab den sogenannten HJ-Streifendienst. Das waren Jugendliche, die eingesetzt wurden, um andere Jugendliche zu kontrollieren: Bündische Jugend, Pfadfinder, Swing-Jugend, Edelweißpiraten.
Der HJ-Streifendienst war nicht zimperlich. Überlebende berichten, dass oppositionelle Jugendgruppen von Streifendienst zusammengeschlagen wurden. Kindersoldaten gehörten häufig zu den fanatischsten. Einige glaubten, dass sie gebraucht wurden für den Endsieg, und zahlreiche autobiographische Werke wie "Die Brücke" von Manfred Gregor berichten davon, dass der Kriegseinsatz vielfach als großes Abenteuer gesehen wurde, und Jugendliche geradezu auf den Kriegseinsatz brannten.
Der Regisseur und Autor Imo Moskowiecz nahm an einem der letzten "Todesmärsche" teil, mit denen die letzten Häftlinge "evakuiert" wurden. Zum Begleitschutz gehörten auch zwei Hitlerjungen nicht älter, als 16 oder höchstens 17. Diese beiden Jungen waren laut Moskowiecz Erlebnisbericht die schlimmsten Totmacher, die in großer Zahl Zurückbleibende und Erschöpfte erschossen.
Einer der Angeklagten im Auschwitz-Prozess war Hans Stark aus Darmstadt. Trotz seiner Jugend, er kam mit 17 Jahren nach Auschwitz war er unglaublich brutal. Überlebende berichteten, dass sie den Eindruck hatten, dass Stark mit seiner Brutalität beweisen wollte, dass er ein vollwertiger SS-Mann war. Als Gymnasiast wurde er mit 17 Jahren Rapport-Führer und Herr über Leben und Tod. Das Abitur bestand er mit Hilfe ausgezeichneter Mentoren. Stark wurde nach Jugendrecht verurteilt, er hat (Angabe ohne Gewähr 10 Jahre bekommen), da er zur Tatzeit noch nicht volljährig war.
Die Soldaten die zur Wehrmacht (oder seit 1943 zur Waffen-SS gezogen wurden, hatten bei der HJ schon schießen gelernt, wie man mit Karte und Kompass umgeht oder ein Funkgerät bedient. Es gab bei der HJ Untergliederungen wie die Motor-HJ, die Flieger-HJ und die Marine-HJ wo gezielt Nachwuchs für die Luftwaffe, Marine oder Panzertruppe ausgebildet wurde.
"Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes, als Deutsch denken und handeln. Wenn diese Knaben und Mädel in unsere Organisation kommen und überhaupt erst eine frische Luft bekommen, dann kommen sie zum Jungvolk oder in die HJ. Dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder SS. Und wenn sie dort noch immer noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sind, dann kommen sie in den (Reichs)Arbeitsdienst. Was dann noch an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel vorhanden sein sollte, dass übernimmt dann die Wehrmacht zur Weiterbehandlung. ...Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben. Aber sie sind glücklich dabei, sie sehen sich ganz anders an."
"Dann kommt eine neue deutsche Jugend, und die dressieren wir schon von von klein auf an für diesen neuen Staat. Bei der bringen wir solche (humanistischen und demokratischen) Gedanken von Vornherein schon zu Fall."
Hitler 1937
Selten hat jemand so offen seine Absichtn ausgesprochen.
HJ und BDM-Mitglieder wurden immer am 20. April (Führergeburtstag) in die HJ oder den BDM aufgenommen. Die HJ nutzte jugendliches Aufbegehren gegen das Elternhaus oder die Schule, um Jugendliche zu gewinnen. Die Jugend wurde systematisch im Sinne der NS-Ideologie indoktiniert, und es wurden Jugendliche natürlich als Kanonenfutter sinnlos verheizt, es waren Jugendliche aber nicht bloß Opfer, sie wurden sehr früh schon als Helfer eingebunden, und einige Jugendliche durchaus auch als Mittäter. Es gab Kinder, die Nachbarn oder die eigenen Eltern denunzierten.
Kinder und Jugendliche wurden gezielt eingebunden, andere Kinder und Jugendliche, vor allem Jugendliche, die von der Linie abwichen zu verfolgen, und gerade in den letzten Kriegsjahren wurden Jugendliche auch in großer Zahl Mittäter. In den letzten Kriegstagen kam es immer wieder vor, dass besonnene Leute, die sinnlosen Widerstand zu verhindern suchten, von fanatisierten Kindersoldaten erschossen oder gelyncht wurden.
Dass die SS bei Todesmärschen oder dergleichen auf "Nachwuchs" aus der HJ zurückgriff, war kein Einzelfall. Das Personal in vielen KZs war teilweise sehr jung. Nicht wenige dieser Jugendlichen zeigten wie Hans Stark außerordentliche Brutalität. Hans Stark sagte in seinem Schlusswort, dass er sich die Frage stelle, ob er zum Verbrecher geworden sein. (Er habe darauf keine Antwort gefunden so Hans Stark.)
Adolf Hitler Dezember 1938