Diese "Dummheiten" bestanden aus sadistischen Quälereien, aus Massenmord im Rahmen von Einsatzgruppen im Osten, aus widerlichen ärztlichen Experimenten an KZ-Häftlingen, an Erschießungen von Kriegsgefangenen und anderen Scheußlichkeiten.
Wie gesagt, ich habe mit Absicht bagatellisiert und das auch angemerkt. Gleichzeitig habe ich die Bagetellisierung aufgehoben, indem ich auf den kategorischen Imperativ respektive die goldene Regel hinwies. Nichtsdestotrotz muss Rikaya ein Werturteil fällen und nicht irgendetwas auswendig gelerntes nachplappern. Und ein Werturteil kann sie nur dann fällen, wenn man ihr verschiedene Fragen stellt und nicht fertige Antworten vorgibt.
Im Übrigen halte ich es für grundverkehrt, den Holocaust auf sadistische Quälereien zu reduzieren. Der Holocaust war ein Zusammenspiel von vielen Menschen, von denen viele, wenn nicht die Mehrheit, keinerlei sadistische Neigungen hatten, die aber trotzdem funktioniert haben. Die Reduktion des Holocaust auf seine Sadismen dient letztlich nur der Dämonisierung wird aber niemals ein - intellektuelles - Verständnis dafür hervorbringen, wieso so etwas "im Land der Dichter und Denker" geschehen konnte, und warum
ordinary men zu Massenmördern wurden. Und in der Konsequenz - damit entfernen wir uns aber vom eigentlichen Threadthema - wird der Holocaust zu einer Gruselstory werden, aber eine etwaige Wiederholung nicht verhindert werden können. Um aber einen Genozid zu verhindern gilt es auch, die Menschen stark und selbstbewusst zu machen, denn vielen der kleinen Räder im System hat es v.a. daran gefehlt, an Stärke und Selbstbewusstsein, im rechten Augenblick "Nein!" zu sagen. Dieser Augenblick hätte weit vor den Türen der Gaskammern oder den selbstausgehobenen Massengräbern gelegen, dieser Augenblick des "Nein!" hätte schon an der Stelle kommen müssen, wo man Menschen willkürlich als Banditen oder Partisanen beschuldigte bzw. wo man Juden, Zigeuner etc. begann auszusortieren.
Wer meint, dass die zehntausenden von Wehrmachtsoldaten, Polizisten, SS-Leuten und ihre Zuarbeiter in Finanzämtern und bei der Reichsbahn, bei Firmen wie Topf und Söhne etc. alles Sadisten waren - ja zehntausende, wir reden hier nicht über eine kleine Clique, allein in Auschwitz haben, natürlich nicht gleichzeitig, zehntausend SS-Leute "gedient" - der hat den Holocaust nicht verstanden*. Natürlich gab es die Sadisten und sie hatten hier die Gelegenheit sich "legal" auszutoben und die haben sie auch genutzt. Aber es gab eben auch die, die sich eingeredet haben, notwendige Drecksarbeit zu machen. Die sind genau so schuldig geworden, wie die Sadisten. Der Holocaust konnte nur funktionieren, weil es die richtige (bzw. falsche) Mischung aus mangelnder Courage einerseits und Pflichtbewusstsein ("einer muss es ja tun") andererseits gab, nicht wegen der zu vernachlässigenden Menge an Sadisten.
Ich empfehle noch einmal die Lektüre von Publikationen über das Milgram-Experiment oder das Stanford Prison-Experiment und deren psychologische Analyse, wie schon häufiger bei Holocaust-Themen.
*Ich meine das zwar nicht, habe ihn aber trotzdem nicht verstanden. Vielleicht entzieht er sich dem auch völlig.