Ich glaube, mit "Grillen im Garten" hast Du eine falsche Vorstellung vom Spanien der Frankozeit.
Eine Dozentin von mir erzählte immer, dass praktisch alle Leute, die sie kannte, gegen Ende der Franco-Zeit die Flasche Sekt im Kühlschrank bereit liegen hatten (vermutlich Freixenet), denn man erwartete Francos Tod (obwohl nicht vorhersehbar war, dass Juan Carlos und Adolfo Suárez das Land innert dreier Jahre umbauen würden).
Es gibt da auch einen schönen Film von Almodóvar:
Live Flesh – Mit Haut und Haar (Originaltitel:
Carne trémula). Am Anfang des Films wird der Protagonist geboren. Seine Mutter, eine Prostituierte, bringt ihn auf dem Weg ins Krankenhaus in einer Straßenbahn zur Welt, die Straßen sind menschleer. 25 Jahre später wird Víctor selbst Vater - jetzt sind die Straßen voller Leben. Damit endet der Film.
die große Masse waren meist arme Landarbeiter (Tagelöhner), Fabrikarbeiter ohne eigene Gewerkschaften. Das Land wurde von der Kirche und ihren Doktrinen geprägt. Keine freie Presse, keine Mitbestimmung usw. wie man das in einer Diktatur annehmen muß. Zumindest in den 40ger und auch noch in den 50gern war es mit dem Wohlstand nicht weit her (im Vergleich zu anderen westeuropäischen Staaten, mit Ausnahme von Portugal)
Es gab die Síndicatos Verticales, die vertikalen Gewekschaften. Darin waren quasi Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Sinne nationaler EInigung zusammengefasst. Natürlich widerspricht das sowohl der Idee eines Arbeitnehmer, als auch eines Arbeitgeberverbands.
Manuel Cortes beschreibt seine Beobachtungen als er 1969 aus seinem Versteck kommt. Während seine Frau noch über Trampelpfade aus Mijas runter zur Küste laufen muss, um dort den Bus zu nehmen, um in Málaga ihre Eier zu verkaufen, beobachtet er, wie Arbeitnehmer aus Mittel- und Nordeuropa mit dem eigenen Auto nach Spanien kommen. Er sieht gewissermaßen die franquistischen Parolen durch die Arbeitnehmer, die sich einen Urlaub in Spanien und ein eigenes Auto leisten können, entlarvt.
Also ist Frankos Diktatur so ähnlich gewesen wie die Hitlerdiktatur nur ohne Holocaust?
Jein. Es war zeitweise eine faschistische Diktatur, die meisten Opfer forderte sie aber in den Jahre direkt nach dem Bürgerkrieg, ab 1942 und insbesondere 1944 wandte man sich vom Faschismus ab. Ab 1956 waren sogenannte Technokraten, von Opus Dei ausgebildete Wirtschaftsfachleute und Juristen an der Macht. Die waren pragmatisch und zwar streng katholisch, hatten aber nicht mehr viel mit dem Faschismus zu tun.
Gab es eigentlich auch so eine Art Konzentrationslager für politische Gegner nach 1945, als die Franko Diktatur diese nicht mehr in Hitlerdeutschland ins KZ deportieren lassen konnte?
Die spanischen KZs waren schon in Spanien, etwa in Miranda del Ebro oder bei Sevilla oder eben im Tal der Gefallenen bei Madrid. Dort mussten insbesondere Kriegsgefangene aus dem Bürgerkrieg und andere Oppositionelle Zwaagsarbeit leisten. Nicolás Sánchez-Albornoz, Sohn des bedeutenden espanischen Historikers Claudio Sánchez-Albornoz und selber Historiker schrieb z.B. linke Parolen an die Wand der Uni Madrid, wurde erwischt und kam ins Valle de Los Caídos, wo er an dem Bau der Kathedrale mitwirken musste, die als Grabstätte für Franco und im Krieg verstorbene Franquisten sowie ausgewählt beglaubigt katholische Republikaner dienen sollte (und bis vor wneigen Jahren auch diente). Seine Flucht wurde in einer Komödie
Los años bárbaros verfilmt, welche die tatsächlichen Ereignisse etwas verharmlost.
Es gab Umerziehung und auch Tötung von Familienangehörigen.
Ich will das nicht ausschließen, aber davon weiß ich nichts.
Ein paar gute Filme:
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Die Zunge der Schmetterlinge: Spielt vor dem Bürgerkrieg im Jahr 1936, endet mit dem Beginn des sich immer bedrohlicher abzeichnenden Bürgerkriegs. Aus der Sicht eines Erstklässlers erzählt, dessen republikanische aber auch katholische Familie sich zum Ausbruch des Bürgerkriegs schlechten Gewissens auf die Seite der Putschisten und Falangisten stellt.
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Land and Freedom, Film von Ken Loach über einen britischen Internationalen Brigadisten, der bei der POUM landet.
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La hora de los Valientes - Film über eine Ausgebombte und einen Wärter des Pradomuseums, der im Chaos des Bürgerkrieges einen vergessenen Goya an sich nimmt, um ihn zu schützen, die sich ineinander verlieben.
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Soldados de Salamina: eine Literaturprofessorin stößt auf die Spuren eines faschistischen Schriftstellers, der während des Bürgerkriegs aus Katalonien fliehen muss.