Jetzt meine Frage: Was haltet ihr von dieser „revisionischtischen“ Geschichtsschreibung........
Oder tun sich da wirklich neue Sachverhalte auf, die bislang von der „konventionellen“ Forschung sträflich übersehen worden sind?
Zunächst ist der Ursprung des WW1 und der Krieg als solcher auseinander zu halten. Bisherige Bücher, die als relevant in diesem Thread für den WW1 angesehen wurden, scheinen sich unterhalb von Deiner Wahrnehmung bewegt zu haben. Jemand, der vorgibt, Geschichte studiert zu haben, sollte schon eine etwas breiter und kritischere Perspektive auf das Literaturangebot haben. Und vielleicht etwas offener gegenüber dem internationalen Forschungsstand.
Wenn es ein Standardwerk zu "Origin" des WW1 gibt, dann ist es immer noch das von Albertini, an das sich noch heute aktuelle Publikationen anlehen.
Albertini, Luigi (1952): The origins of the War of 1914. 3 Bände. London, New York: Oxford University Press.
1. Bisher hat sich kein "revisionistisches" Buch als historisches Standardwerk etablieren können. Das gilt beispielsweise für die Arbeit von Fischer in Bezug auf seine Erklärung, nicht aber für die Deutung der Dokumente, die er zum Ausbruch des WW1 vorgelegt hatte. Und da gibt es eine umfangreiche Diskussion zu den Arbeiten von Fischer, da Fischer sehr einflussreich war für das Verständnis des Ausbruch des WW1.
Generell: Die Widerlegung eines Revisionisten, wie beispielsweise die Thesen von AJP Taylor: The Origins of the second world war durch die Arbeiten im Reader von Martel: The origins of the second world war reconsidered geleistet worden. Sie zeigen den normalen wissenschaftlichen Prozess auf, wie mit revisionistischen Thesen umgegangen wird.
Dass im Gegensatz dazu völliger Unsinn, den manche "Revisionisten" publizieren, keinen Anspruch auf eine seriöse wissenschaftliche Begutachtung hat, dürfte unstrittig sein. Und das läßt sich schnell als peer-review ermitteln.
Ansonsten gibt es wohl kein historisches Thema, das einer stärkeren und massiveren Deutung unterlag wie der WW1, vgl. die Beiträge in Keith Wilson: Forging the collective Memory und da wichtig, Herwig: Clio deceived.
Da wird deutlich wie wichtig eine pluralistische und internationalistische Sicht auf das Thema ist, um sich vor einer konservativen, patriotisch-nationalistischen ideologischen Bevormundung zu schützen.
2. Es gibt vermutlich keine gravierende Sachverhalte, die nicht betrachtet worden sind. Die relevanten Quellen liegen vor und sind in entsprechenden Referenzpublikationen diskutiert worden. Und in Entsprechung zu den wichtigen Arbeiten von Fritz Fischer zum Deutschen Reich liegen Forschungsergebnisse für andere zentrale Kriegsteilnehmer, GB, Frankreich oder Russland, vor. Bei Interesse kann das literaturseitig dargestellt werden
Das heist natürlich nicht, dass es nicht neue Quellen geben könnte, die spezielle Aspekte - regional, genderisiert etc. - beleuchten könnten.