Für mich ist das Spätmittelalter die Epoche, in der die europäischen Gesellschaften den Wissensvorsprung der Antike aufholten und in vieler Hinsicht auch übertrafen - man denke an die ersten Universitäten, die Einführung eines Kredit- und Bankwesens, den Gebrauch des Schießpulvers.
Das Schießpulver revolutionierte zwar das Militär aber sein ziviler Einsatz, z.B. in Bergwerken begann erst im frühen 17. Jh. Auch wenn sie den namen nicht trugen, gab es bereits in der Antike Universitäten, die bekannteste war das Museion in Alexandria, welches neben der größten Bibliothek auch als gelehrte Schulstätte diente. Selbst die Volksbildung war im antiken Rom weitaus besser als im M.A. Auch wenn das einfache Volk nicht besonders gelehrt war, so konnten die Meisten schreiben und lesen. Davon künden u.A. die Unmengen an Graffitti mit Text in Pompeji und Herculaneum. Im M.A. war selbst mancher Adlige Analphabet.
Banken und Kreditwesen gab es auch schon in der Antike.
Zitat Wikipedia Die Wirtschaft im röm. Reich:
"Im Römischen Reich erweiterte sich aber das Aufgabengebiet eines Bankiers
(argentarius) schon um das 4. Jahrhundert v. Chr. Hinzu kam nun auch das Depositgeschäft, das heißt das zinslose Aufbewahren von Geld zur Sicherheit und zur Auszahlung an Dritte. Ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. kam allmählich das Kreditgeschäft auf, bei dem nicht nur Darlehen gegen Zins gewährt, sondern auch bei Auktionen die Kaufsumme vorgestreckt wurde. Hierfür wurde als Gebühr meist 1 % des Preises erhoben. Bei Krediten betrug der staatlich festgesetzte Höchstzinssatz 12,5 %. Bei den Darlehen handelte es sich meist um Konsumkredite und eher seltener um Geschäftskredite. Neben den Bankiers gab es auch hauptberufliche Geldverleiher,
faeneratores, die als Sklaven oder Freigelassene wohlhabender Privatleute Kredite gewährten. Außerdem betätigten sich auch die Senatoren und Ritter als Geldgeber von größeren Summen; die Ritter liehen sogar teilweise Geld und verliehen es zu einem höheren Zinssatz weiter.
[57] Die Banken lagerten nicht nur das Geld; gegen einen „Scheck“ händigten sie auch Geld von einem Konto aus:
„N.N. grüßt den [Bankier] Ep[agathos]. Zahle an Phibis und N.N. Sohn des Dioskoros, und N.N., die drei Eseltreiber, die die Spreu für die Heizräume der Bäder am Gymnasium transportieren und das übrige gemäß ihrem Lohnvertrag tun, wie sie auch zu anderen Zeiten schon durch Schecks angewiesen wurden, als Lohn für den Monat Hathyr, für dieses und ihre Esel vierundsechsig Drachmen, macht 64 Dr., und nimm ihre Quittung entgegen. Im 3. Jahr des Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus am 10. Hathyr.“ (Papyrus aus
Hermopolis) Möglich war sogar der Zahlungsverkehr zwischen zwei Banken. Ob das Geld aber real transportiert wurde, weiß man nicht. Neben den Privatbanken gab es auch öffentliche Banken und Tempelbanken. Berühmte Heiligtümer wie der
Tempel der Artemis in Ephesos waren auch oft Banken."
Es war also keine Neuerfindung des Mittelalters, sondern lediglich die Wiederentdeckung.
Manche Technik des Altertums wurde erst im 19. Jh. wieder möglich. Die Ägypter beherrschten bereits die Fähigkeit Kernbohrungen in härtesten Gestein wie Granit und Basalt auszuführen. Erstmalig wurden in den siebziger Jahren des 19. Jh. wieder Kernbohrungen als Verfahren angewendet.
Die Römer schützten ihre Schiffsrümpfe, unter Wasser mit Bleiblechen, vor dem Befall mit dem Schiffsbohrwurm, der im Mittelalter die Schiffe unter den Füßen der Mannschaft wegfraß. Erst in der Renaissance kam man auf die Idee bleihaltige Anstriche für das Unterwasserschiff einzusetzen. Auch Lenzpumpen waren in der Antike bereits Standart auf Wasserfahrzeugen, den größten Teil des Mittelalters schöpfte man noch mit Eimern das Schiff leer.