Darauf zielte auch mein Literaturhinweis, denn das Reihenwerk ist ja von einer staatlichen Institution, nämlich dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt herausgegeben worden.
Und es bestreitet auch niemand, dass das ohne Zweifel ein profundes Werk ist, dass mit vielen alten überholten Bildern aufräumt.
Das ist überhaupt nicht die Frage.
Mein Problem ist mehr der Umstand, dass es , nach meiner Auffassung etwas reduktionistisch ist, Aufarbeitung der Geschichte einzig am Handeln der Regierung zu messen.
Du selbst hast angeführt was das offizielle Deutschland in Sachen Aufarbeitung und Entgegenkommen, etwa gegenüber dem israelischen Staat geleistet hat.
Das ist ohne Frage richtig, zu den Tatsachen gehört aber auch, dass einige dieser Schritte in der deutschen Bevölkerung nicht unbedingt populär und schon gar nicht unumstritten waren, möglicherweise als vernunftmäßige außenpolitische Schritte hingenommen, aber durchaus nicht immer begrüßt wurden.
Die Auffassungen vonn Regierung und Bevölkerung können durchaus auseinanderklaffen, was diese Dinge angeht und es ist keineswegs (das kennen wir aus der deutschen Geschichte aus der '68er Bewegung) immer gesagt, dass die offiziellen Stellen bereit sind in Sachen Aufarbeitung weiter zu gehen als Teile der Bevölkerung.
Momentan behindert das offizielle Polen den öffentlichen wissenschaftlichen Diskurs über diese Themen in Polen.
Es ist allerdings so weit mir bekannt nicht verboten in Polen zu diesen Themen Forschungen annzustellen, die dann zwar möglicherweise in Polen selbst nicht veröffentlicht und offen diskutiert werden können, im Ausland allerdings sehr wohl und da 30 Jahre nach dem Ende des Ostblocks mindestens die jüngeren Erwachsenen Polen auch durchaus des Englischen mächtig sind, und das lesen können, dürften sich die Behinderungen durch die aktuelle Gesetzgebung, wenn es darum geht Diskurse tatsächlich zu verhindern, als eher stumpfes Schwert erweisen.
Frage ist eben, wie geht die polnische Bevölkerung abseits der Haltung der Regierung damit um, im Besonderen die jüngere Generation, die einen sehr viel leichteren Zugang zu den entsprechenden Erkenntnissen hat.
Kann ich von hier aus nicht beurteilen.
Mit Hinblick darauf wie die Geschichte der Aufarbeitung in Deutschland gewesen ist, wo ab Ende der 1960er Jahre die erste Nachkriegsgeneration anfing Fragen zu stellen, von denen die vorherige Generation und in Teilen das offizielle Deutschland nichts wisse wollten, würde ich da nicht von den Maßnahmen der Regierung automatisch auf den Umgang der Bevölkerung schließen wollen.