Ich würde gern der Theorie von schnellverändernder Folklore ein logisches Argument entgegenbringen
Logische Argumentation sollte auf Fakten basieren. Schauen wir uns doch mal einige Gegenden an, über deren Bräuche vor 2.400 Jahren wir einigermaßen informiert sind, z. B. Rom oder Athen oder Ägypten. Was ist denn von den damaligen Bräuchen, sagen wir mal im 17. Jahrhundert, noch unverändert oder auch nur wenig verändert erhalten gewesen? So gut wie nichts.
Das einzige Volk, das wirklich zäh an alten Bräuchen festgehalten hat, sind die Juden. Die haben ihre Bräuche, was Speise, Kleider, Frisur, jahreszeitliche Feste, Beschneidung und vieles andere mehr betrifft, damals in einem dicken Buch mit vielen Vorschriften festgehalten, das ihnen auch heute noch heilig ist. Und trotzdem haben sich die Bräuche geändert. Unzählige (auch und gerade religiöse) Bräuche des heutigen Judentums sind nicht in der Bibel enthalten, und viele Rituale, die in der Bibel vorgeschrieben sind, werden seit langem nicht mehr ausgeführt, auch nicht von ultrafrommen Juden.
Die Vorstellung, daß sich Bräuche in größerem Maße erst im 20. Jahrhundert zu wandeln begonnen haben, ist absurd.
Für eine Dorfgemeinschaft in Sibirien, Irland, Bulgarien, Bayern... man nenne es, gab es zu wenig Anregung von außen, um Liedstrukturen die sich nunmal bewährt haben zu verändern.
Sofern man unter "Liedstrukturen" so banale Dinge versteht wie Strophe, Refrain oder Pentatonik, mag das zutreffen. Solche Dinge sind aber auf der ganzen Welt zu finden. Geht es um konkrete Melodiegestaltung, dann sind zwei Jahrhunderte schon viel, wenn die direkte Überlieferung ohne schriftliche Fixierung verläuft.
Also erneut meine Bitte: Bitte zähle präzise die Parameter auf, die unter "Liedstrukturen" zu verstehen sind, dann läßt sich anhand konkreter Beispiele verifizieren, was davon mehrhundertjährigen Bestand hat.