Völkermord an den Armeniern

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Arne schrieb:
Ich finde es immer wieder faszinierend, wie ein und dasselbe Geschehen von zwei Seiten durch verschiedene Wortwahl und Umschreibung in völlig unterschiedlichen Lichtern erscheint. Deswegen lese ich gern Berichte aus gegensätzlichen Quellen. Die Wahrheit liegt meist irgendwo dazwischen oder im "Extrakt" der Darstellungen.

Ich finde es prima, daß Collo hier - uns extrem unterschiedlich erscheinende - Quellen anbietet.

Ich habe ebenfalls noch eine Seite gefunden, welche die türkische Sichtweise beinhaltet:
http://www.ermenisorunu.gen.tr/deutsch/einleitung/index.html

@collo: Entschuldige, daß ich Deine Ausführungen unterbreche :sorry:

Vielleicht ist der Link aber an der Stelle trotzdem ganz interessant...
 
diese quelle ist praktisch (?) identisch mit der des kultrministeriums, da ich aber nicht weiß, wer dahintersteckt, hab ich lieber die offizielle genommen
 
collo schrieb:
diese quelle ist praktisch (?) identisch mit der des kultrministeriums, da ich aber nicht weiß, wer dahintersteckt, hab ich lieber die offizielle genommen

Hallo collo,

sie sollte auch nur zur Ergänzung dienen :cool:

Wenn ich die Liste der Unterstützer richtig gelesen habe (mein Türkisch ist leider nicht so gut :grübel:;) ), dann handelt es sich bei diesen um Angehörige der türkischen Intelligenz und/oder der türkischen Wirtschaft.

Was damit deutlich wird: die Leugnung/Relativierung ist nicht nur die offizielle Sichtweise der türkischen Regierung, sondern sie ist ebenso in der türkischen Bevölkerung verhaftet. Aber das geht jetzt vielleicht doch schon zu sehr ins Politische :sorry:

Gruß,

Timo
 
Interessant ist zunächst, dass die Türkei gegenüber allen Institutionen und Personen Druck ausübt, die das Verbrechen an den Armeniern beim Namen nennen. In der Türkei selbst ist die Nennung des armenischen Völkermords strafbar! - Wer dermaßen mit Einschüchterung arbeitet, muss es wohl dringend nötig bzw. etwas zu verbergen haben. Ich kann nicht verstehen, warum sich die Türkei nicht zu diesem Kapitel ihrer Geschichte bekennt, wie ja auch die Deutschen den Mord am jüdischen Volk nicht leugnen, sondern im Gegenteil versuchen, diese Untat aufzuarbeiten.

Ein Paradebeispiel, wie die Türkei noch heute mit ihren Minderheiten umgeht, sind die Kurden. Noch bis vor einiger Zeit bezeichnete die türkische Regierung die Kurden als "Bergtürken" und negierte dieses Volk. Es gibt keine garantierte kulturelle Autonomie, schon gar keine politische Autonomie in Form einer autonomen Provinz o.ä. Ganz im Gegenteil führte die Türkei gegen diesen Bevölkerungsteil noch bis vor kurzem Krieg und nur der Wunsch, in die EU zu kommen, hat für marginale und oberflächliche Änderungen gesorgt. Ein anerkannter Bevölkerungsteil mit garantierter kultureller und politischer Autonomie - wie z.B. die Basken in Spanien - sind die Kurden bis heute nicht.

Ich führe das nur deshalb aus, weil es kaum glaubhaft ist, dass das Osmanische Reich bzw. die Türkei gerade den Armeniern damals alle staatlichen Segnungen zugebilligt haben soll, wie die oben angeführte offizielle türkische Stellungnahme zu diesem Problem behauptet.

Dass die Armenier damals einen eigenen Staat anstrebten, steht wohl außer Zweifel, und daran ist auch nichts verbrecherisches. Das Verbrechen besteht darin, Hunderttausende von Armeniern wegen dieses Ziels umzubringen.
 
ein tragischer punkt bei der geschichte ist sicher der, dass armenische soldaten in russischer uniform sich ausgerechnet an den kurden gerächt haben. man sieht wieder mal, wie sehr sich minderheiten gegeneinander ausspielen lassen.

wikipedia schrieb:
Bis Juni 1916 besetzen russische Truppen Armenien. Armenische Verbände, die mit der russischen Armee 1917 in die Türkei einrücken nehmen Rache für den Völkermord und ermorden besonders Kurden, wobei die Angaben über die Zahl der Toten dieser Zeit stark schwanken: zwischen einigen zehntausend und 128.000.
 
collo schrieb:
1920 erhieletn die armenier im friedensvertrag von Sèvres einen eigenen staat, der die nordostecke der heutige türkei umfasste. neben dem selbständigen armenien wurden das gebiet um Izmir, damals Smyrna, Griechenland zugesprochen, die arabischen gebiete zwischen Frankreich und England aufgeteilt bzw. das heutige Saudi-Arabien selbständig und sogar den Kurden gab man weitgehende autonomie.

da dieser vertrag aber zwischen dem osmanischem reich und der entente abgeschlossen worden ist, hielt sich die türkische republik daran nicht gebunden. es kam zu einem kurzen und heftigen krieg zwischen Griechenland und der Türkei, den die Türken für sich entschieden.

Armenien wurden quasi nebenbei wieder einverleibt und die alte grenze zu russland bzw. dann der Sowjetunion wiederhergestellt. Im friedensvertrag von Lausanne von 1923 war dann von einem selbständigen Armenien keine rede mehr, und obwohl die türkische regierung die achtung der minderheiten versprach, wurde die vertreibungspolitik fortgesetzt.

Ich erlaube mir, für diejenigen, welche der Vertragstext interessiert, auf die Texte der beiden Verträge von Sevres und Lausanne zu verweisen. Darin kann man es wie von collo geschildert nachlesen - leider habe ich nur die englischsprachigen Fassungen gefunden...

Friedensvertrag von Sevres (1920)
http://www.lib.byu.edu/~rdh/wwi/versa/sevindex.html

Friedensvertrag von Lausanne (1923)
http://www.lib.byu.edu/~rdh/wwi/1918p/lausanne.html

Und noch eine Anmerkung meinerseits: daß sich die Türken gegen die in Sevres festgelegten Bedingungen wehrten, ist sogar nachvollziehbar, denn der Vertrag war bzgl. der territorialen Neuordnung sehr hart für sie. Dennoch war es einer der wenigen Verträge, welcher sich zielgerichtet und sehr detailliert der Minderheitenproblematik in einem der früheren Vielvölkerstaaten annahm. Daß er auch dabei einige zwiespältige Entscheidungen beinhaltete - bspw. die faktische Übernahme der vormals zum Osmanischen Reich gehörenden arabischen Gebiete durch die brit. und die frz. Kolonialmächte -, steht außer Frage.
Doch in diesem Thema soll ja nicht der Vertrag von Sevres an sich auf dem Prüfstand der Geschichte stehen - sorry for being a bit off topic!

In diesem Sinne

Timo
 
collo schrieb:
ein tragischer punkt bei der geschichte ist sicher der, dass armenische soldaten in russischer uniform sich ausgerechnet an den kurden gerächt haben. man sieht wieder mal, wie sehr sich minderheiten gegeneinander ausspielen lassen.

dazu erlaube ich mir einen weiteren querverweis zu franz werfels roman "die 40 tage des musa dagh": als büttel bei der sogenannten "umsiedlung" der armenier waren fast ausschließlich kurden im einsatz, welche als belohnung die ehem. wohnstätten der armenier erhielten.

so gesehen ist die offizelle türk. behauptung nicht unrichtig und zynisch, wonach die (offiziell natürlich deutlich geringere zahl der) getöteten armenier nicht durch türken, sondern durch "andere" zu tode gekommen sind: die türkischen organisatoren bedienten sich tatsächlich kurdischer helfer zur ausführung des genozids.

gruß, ning
 
collo schrieb:
bereits gegen ende des 19. jahrhunderts gab es armenische auswanderer, aber erst die ereignisse von 1915 und danach führten zu einem regelrechten exodus. ziel der meisten war der russisch/sowjetische teil Armeniens, aber auch ins westliche ausland gelangten viele. hier einige berühmte Armenier, bzw. armenischstämmige persönlichkeiten:

- Aram Chatschaturian, armenischer komponist (Säbeltanz)
- Charles Aznavour
- Cher (Cherilyn Sarkissian)
- Youri Djorkaeff, fussballer
- Gari Kasparow, ehem. schachweltmeister
- Artem Mikoyan, flugzeugbauer (das Mi von MiG)
- Rick Kavanian, dt. schauspieler (Schuh des Manitu)

(Quelle: wikipedia)

Leider an der Stelle etwas Off Topic möchte ich noch einen ehemaligen Schachweltmeister und berühmten Armenier ergänzen, der mir erst jetzt wieder in den Sinn gekommen ist wegen des Schachturniers hier :cool:

Tigran Wartanowitsch Petrosjan (* 17.06.1929 in Tiflis, + 13.08.1984 in Moskau) - armenischer Schach-Großmeister, Schachweltmeister 1963 bis 1968, galt als einer der größten Defensivspieler der Schachgeschichte

Siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Tigran_Petrosjan
 
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Betreff: „Wer am Leben blieb, wurde nackt gelassen“ vom 23.03.2005

Sehr geehrte Damen und Herren,

leider gibt Herr Schmidt-Häuer die geschichtlichen Ereignisse nicht nur verzerrt sondern auch nur einseitig wieder.

Dies fängt bereits damit an, dass das Wort „Zeytun“ als armenisches bezeichnet wird, obwohl es ein arabisches ist und auch im Türkischen „Olive“ bedeutet.

Über solch einen Lapsus kann man noch hinwegsehen, das Traurige an dem Artikel ist jedoch, dass eine objektive Berichterstattung suggeriert wird, obwohl dies keinesfalls gegeben ist.

Zunächst beginnt Herr Schmidt-Häuer seinen Beitrag mit Berichten überlebender Armenier. Dass die muslimische Bevölkerung in Zeiten des Krieges genauso gelitten hat, wie die armenische, scheint für ihn keine Rolle zu spielen. 2,5 Mio. getöteten Muslime, die im 1. Weltkrieg in Ostanatolien gestorben sind und von denen ca. 500.000 von armenischen Rebellen getötet wurden, finden keine Erwähnung. Heute leben in der Türkei viele Menschen, die Nachkommen der 2 Millionen während des 1. Weltkrieges aus dem Kaukasus und Ostanatolien Vertriebenen sind. Warum diese Menschen vertrieben und ermordet wurden, wird jedoch nicht thematisiert. Über diese Menschen schweigt man sich aus oder spricht lediglich von „tragischen Kriegsereignissen“, bei den Armeniern jedoch von Genozid.

Wenn Herr Schmidt-Häuer tatsächlich etwas „bewegen“ möchte, sollte er für ein internationales Historikergremium plädieren, das von der „türkischen Seite“ seit Jahrzehnten gefordert und von der „armenischen Seite“ abgelehnt wird, wie letztes Jahr in Wien. Dass die „armenische Seite“ nicht an einer wirklichen Aufklärung der Umstände interessiert ist sondern nur auf eine Anerkennung ihrer offiziellen Version aus ist, zeigt sich hier deutlich.

Herr Schmidt-Häuer schreibt, dass „der jüdische Dichter Franz Werfel in seinem Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh die armenischen Todeskarawanen prophetisch »wandernde Konzentrationslager«“ nannte. Bei den Konzentrationslagern - die von den Engländern erfunden wurden - handelt es sich um ein Lager, in denen die Menschen „konzentriert“ wurden. Dies gilt ebenso für die amerikanischen Internierungslager im 2. Weltkrieg. Dort wurden Amerikaner japanischer Herkunft „interniert“. Diese Konzentrationslager sind nicht mit denen der Hitlerdiktatur vergleichbar, doch Herr Schmidt-Häuer versucht einen Vergleich zu ziehen und den Völkermord an den europäischen Juden zu instrumentalisieren.

Nicht nur das, auch Franz Werfel gab in einem Gespräch mit seinem jüdischen Freund Albert Amateu zu, dass er das Buch auf Quellen seiner armenischen Freunde in Wien stützte und des weiteren gefälschte „Dokumente“ des Armeniers Aram Andonian verwendet hat. Wenn Herr Schmidt-Häuer einen Roman als Beweis anführt, sollte er auch andere Beweise erwähnen, welche widerlegt wurden, wie z. B. das „Blue Book“ des britischen Historikers Arnold J. Tonybee, welches als britische Kriegspropagandadokumente entlarvt aber trotzdem jahrelang weiter als „Beweis“ angeführt wurde und immer noch wird.

Mihran Dabag meint in dem Beitrag von Herrn Schmidt-Häuer, dass die Türkei den angeblichen Völkermord leugne, „weil der Genozid mit der Modernisierung des Landes zusammenfiel. Er geschah gerade auf der Schwelle der Geschichte: während der Transformation des multi-ethnischen Osmanischen Reiches in einen Nationalstaat mit pantürkischer Ideologie.“
Als angeblicher „Experte“ auf diesem Fachgebiet sollte er wissen, dass die Republik Türkei erst 1923 ausgerufen wurde und sich ein Nationalbewusstsein erst im Laufe der 20er Jahre entwickelt hat. Er sollte auch erwähnen, dass ca. 144 Minister, Parlamentarier, Generäle usw. verhaftet und nach Malta deportiert wurden um ihnen den Prozess zu machen. Alle wurden freigesprochen, da man keinerlei Beweis gegen sie fand und ihnen schon damals den angeblichen Genozid nicht nachweisen konnte. Die anderen wurden nach dem Krieg von osmanischen Gerichten bestraft, und zwar nicht als Akteure einer Regierungspolitik mit dem Ziel des Völkermordes, sondern als verantwortliche für eigene Befugnisüberschreitungen.

Die Begründer der Türkei hatten nie die Absicht einen „Nationalstaat mit pantürkischer Ideologie“ zu gründen. Alle „Begründer“ der Türkei haben Abstand zu der Jungtürkischen Bewegung genommen und die Ziele derer (alle Turkvölker zu vereinen) abgelehnt. Enver Pascha war der einzige Vertreter dieser Ideologie und er ist 1922 in Zentralasien bei einem Gefecht einsam gestorben.

Herr Schmidt-Häuer meint, der angebliche Völkermord sei erwiesen weil „24 Staaten, darunter Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande“, den Genozid inzwischen verurteilt hätten. Er vergisst zu erwähnen, dass die UNO, sowie 168 Staaten den angeblichen Völkermord nicht erkannt haben.

Der ehemalige israelische Außenminister und Nobelpreisträger Shimon Peres sagte diesbezüglich in einem Interview mit der T.D.N. am 10. April 2001: „Es ist eine Tragödie was den Armeniern passierte, aber kein Genozid”.
Selbst der weltweit anerkannte und renommierte Islamwissenschaftler und Experte auf dem Gebiet des Nahen Osten Prof. Bernard Lewis sagte in einem Interview mit der israelischen Tageszeitung Ha'aretz vom 23. Januar 1998: „Für mich gibt es ausreichende Gründe, diese Ereignisse - die Geschehnisse um die Armenier in Ostanatolien - als einen ethnischen Konflikt zu betrachten."

Großbritannien meint diesbezüglich: “Die Haltung der Regierungen zu diesem Thema ist bekannt und ist am 14. April 1999 im Oberhaus erörtert worden. Die britische Regierung verurteilte die Massaker von 1915-1916 seinerzeit und betrachtete die Leiden der Armenier als eine schreckliche Tragödie. Die derzeitige Regierung weicht keineswegs von dieser Ansicht ab. Aber angesichts des Mangels an eindeutigen Beweisen, dass die osmanische Regierung eine bestimmte Entscheidung zur Vernichtung der Armenier getroffen hat, haben die britischen Regierungen die Ereignisse von 1915-1916 nicht als Genozid anerkannt.”

Zu dem „türkischen Historiker“ Taner Akcam sollte Herr Schmidt-Häuer erwähnen, dass dieser einer der Begründer der linksextremen DEV-SOL war, welche für etliche Bombenanschläge und Morde verantwortlich ist und dass er eigentlich kein Historiker sondern ein Soziologie ist, dessen „Forschungen“ von seriösen Historikern widerlegt wurden. Später haben ihn, außer der „armenische Seite“ und deutsche Einrichtungen, die gerne einen Völkermord sehen wollten, keiner mehr ernst genommen. Außer in Erivan und bei der armenischen Diaspora in im wesentlichen Boston und Californien, hat er an keinem echten Historiker-Treffen als ein namhafter Historiker teilgenommen.

Herr Schmidt-Häuer meint wiederum, dass ausgerechnet Israel den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts nicht als Genozid gelten lässt.“ Warum auch? Israel ist an der Wahrheit interessiert und hört sich beide Seiten der Geschichte an. Die Wahrheit ist, dass die Hauptvoraussetzung, nämlich die Absicht, die ethnische armenische Gruppe allein wegen ihres Armeniertums zu vernichten, fehlt.

Herr Schmidt-Häuer schreibt, dass „ein Band mit rund 700 Seiten Dokumenten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amts“ herausgegeben von Wolfgang Gust erscheinen wird. Herr Gust legt kein Wert darauf objektiv die Dokumente freizugeben. Er nimmt sich nur diejenigen Dokumente heraus, die seine These unterstützen.

Diese und weitere Unzulänglichkeiten des Artikels können auch auf einer schlechten und einseitigen Recherche beruhen, was jedoch besonders negativ auffällt, ist der Versuch, die BRD zum Komplizen der Türkei zu machen, aufgrund der „Waffenbrüderschaft“ im 1. Weltkrieg. Spätestens hier verliert der Artikel jede Sachlichkeit. Er erinnert eher an die Pamphlete der PKK in den 90er Jahren, in denen man versuchte die BRD für die Terrorbekämpfung in der Türkei zu diskreditieren und das PKK-Problem bzw. den PKK-Terror zu einem deutschen Problem zu machen.

Zu guter Letzt möchten wir nochmals bedauern, dass Herr Schmidt-Häuer keinerlei Interesse an Berichten überlebender Muslime hat und diese in seinem Beitrag nicht verwendet. Vielleicht ist er aber auch nur der Meinung, dass ein muslimisches Leben weniger Wert sei als ein christliches?

Mit freundlichen Grüßen

Türkische Internet Community

Links gelöscht. Mercy
 
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Hier der Artikel von "Die Zeit" http://www.zeit.de/2005/14/Traum_2fAznavour_14

Betreff: „Ich habe einen Traum“ vom 31.03.2005 von Charles Aznavour


Sehr geehrte Damen und Herren,

als Türkische Internet Community plädieren wir ebenfalls für „die Aussöhnung zwischen Armenien und der Türkei“ und des Weiteren für eine sachlich fundierte Geschichtsaufarbeitung.

Herr Aznavour schreibt: „Es wird Zeit, dass die Regierung in Ankara die Massenvernichtung des armenischen Volkes zugibt.“
Die Türkei hat nie verschwiegen, dass es bei der Umsiedlung der Armenier während des 1. Weltkriegs hunderttausende armenische Opfer gab. Armenien sollte seine Bestrebungen einstellen, dies als Genozid auszulegen und seinerseits die Ermordung hunderttausender Muslime durch armenische Rebellen nicht weiter verschweigen.

Weiter heißt es: „Ich glaube, die türkische Regierung schuldet es ihrem eigenen Volk, zu diesem Verbrechen zu stehen.“
In der Türkei wird über die armenische Position offen und kritisch diskutiert. Dahingegen kann man in Armenien keinesfalls die „türkische Position" vertreten oder diskutieren.

Des Weiteren sagt Herr Aznavour: “Atatürk hat die Schuld angenommen.“
Davon ist uns nichts bekannt.
Vielmehr sagte Mustafa Kemal Atatürk am 1. März 1922 in der Eröffnungsrede bei der dritten Versammlung des Türkischen Parlaments:
"Der Armenier-Konflikt, den man mehr zugunsten der Interessen der kapitalistischen Länder der Welt als zugunsten der wirklichen Interessen des armenischen Volkes zu lösen sucht, fand seine beste Lösung durch das Abkommen von Kars. Mit Zufriedenheit wurden somit die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden fleißigen Völkern wieder aufgenommen, die seit Jahrhunderten in freundschaftlichen Verhältnissen zueinander lebten.“

Zudem hofft Herr Aznavour, „dass Deutschland dieses Verbrechen völkerrechtlich anerkennt, so wie es bereits Frankreich und die Schweiz getan haben.“
Warum hofft Herr Aznavour das?
Die Antwort ist simpel: Eine geschichtliche Aufarbeitung könnte dazu führen, dass sich die Völkermord-Behauptungen als falsch entpuppen.

Weiterhin ist uns nicht bekannt, dass Frankreich widerspruchslos der größte Fürsprecher für den EU-Beitritt der Türkei sei, zumindest können wir diese Ansicht Herr Aznavours aufgrund des „Türken-Artikels“ und des Referendums in Frankreich nicht nachvollziehen.

Herr Aznavour sagt, Deir-es-Zor sei eine „Wüste, die die Türkei mit Syrien verbindet.“
Deir-es-Zor ist keine Wüste, sondern eine kleine Stadt. Zudem existiert zwischen der Türkei und Syrien keine Wüste. Deir-es-Zor liegt ca. 200 km südlich der türkischen Grenze an einer fruchtbaren grünen Ebene am Euphrat.
Des Weiteren können Franzosen ungehindert nach Syrien reisen und natürlich auch Deir-es-Zor besuchen.

Herr Aznavour sagt zudem: „Es gibt Bücher von Zeitzeugen, zum Beispiel von dem deutschen Pfarrer Johannes Lepsius oder von Henry Morgenthau, dem damaligen Botschafter der USA. Man kann diese Leute nicht der Lüge bezichtigen.“
Pfarrer Johannes Lepsius hat keinen Fuß auf anatolischen Boden gesetzt und war lediglich in Istanbul tätig. Er bezog seine Informationen von Herrn Morgenthau. Herr Morgenthaus Buch „Ambassador Morgenthau’s Story“ wurde von Prof. Dr. Heath Lowry in seinem Buch „The Story Behind Ambassador Morgenthau’s Story“ widerlegt. Es wurde gezeigt das nicht Morgenthau selbst, sondern seine armenischen Sekretäre und Gehilfen dieses Buch verfasst hatten. Es ist uns unerklärlich, warum diese widerlegten „Beweise“ immer noch angeführt werden.

Herrn Aznavours Bemerkung „Ein Türke, der immer Türke sein will, wird kein Europäer sein.“ und dass es in der Türkei auch Chinesen gäbe, lassen wir unkommentiert.

Herr Aznavour schreibt: „Ich bin kein Politiker... Ich bin auf Politiker angewiesen, um das Möglichste für das Land meiner Eltern zu tun.“
Eventuell liegt es auch daran, dass er die offizielle Meinung Armeniens vertritt und nicht der Auffassung zu sein scheint, dass auch diese hinterfragt werden kann.

Abschließend appellieren wir erneut für eine sachlich fundierte Geschichtsaufarbeitung und zitieren Herrn Aznavour:
„Es ist Zeit für eine ehrliche Debatte.“

Mit freundlichen Grüßen

Türkische Internet Community (www.tic.de.tp) in Zusammenarbeit mit www.politikcity.de
 
Speziell in diesem Fall halte ich diesen zusammengegoogelten Paste&Copy-Scheiß für blödsinnigen Spam. Vielleicht begnügst du dich in Zukunft mit einem Link (wenns schon einseitige Quellenverweise sein sollen).
 
Das hat nichts mit einseitig zu tun. Ich habe ebenfalls die Quelle von "Die Zeit" angegeben...

...und nur die andere Seite gegenübergestellt...
 
Der Schakal schrieb:
Das hat nichts mit einseitig zu tun. Ich habe ebenfalls die Quelle von "Die Zeit" angegeben...

...und nur die andere Seite gegenübergestellt...




....darum gehts nicht....sonst wäre das schon lange editiert....Nur reicht in aller Regel ein Link ohne gleich den Gesamttext reinzustellen (bei Bedarf und Notwendigkeit lassen sich die allermarkantesten Sachen immer noch zitieren/markieren)
 
Naja das ist ja eine Presseerklärung und die kann man nicht einfach so stehen lassen, sondern muss man meineserachtens komplett reinkopieren...

Lesen sie es sich einfach mal durch...
 
dass die türkische sicht eine andere ist, hab ich ja schon erwähnt und auch einen link zu einer türkischen regierungsseite gebracht (gaaanz weit oben, 2. beitrag überhaupt).

die frage ist doch eigentlich die, warum nimmt die türkei diese haltung ein, wovor hat sie angst? täter, die man bestrafen könnte, gibts nicht mehr? finanzielle entschädigungszahlungen, gar "rückkehr" der nachfahren? gerade für uns deutsche mit unserem geschichtsverständnis nach 45 (von ein paar spinnern abgesehen), ist die türkische haltung zu ihrer geschichte unverständlich.
 
collo schrieb:
die frage ist doch eigentlich die, warum nimmt die türkei diese haltung ein, wovor hat sie angst? täter, die man bestrafen könnte, gibts nicht mehr? finanzielle entschädigungszahlungen, gar "rückkehr" der nachfahren? gerade für uns deutsche mit unserem geschichtsverständnis nach 45 (von ein paar spinnern abgesehen), ist die türkische haltung zu ihrer geschichte unverständlich.

Das wurde und und wird, soweit mir bekannt, von der offiziellen deutschen Regierung aus durchaus erwägenswerten Gründen bis heute nicht thematisiert.
Ohne in die Tagespolitik abzugleiten, die offizielle deutsche Haltung zu diesem Problem bedarf einer Korrektur.
Die historische Bewertung und die Erörterung der Fakten sollten gleichwohl Gegenstand dieser Diskussion bleiben.
 
collo schrieb:
dass die türkische sicht eine andere ist, hab ich ja schon erwähnt und auch einen link zu einer türkischen regierungsseite gebracht (gaaanz weit oben, 2. beitrag überhaupt).

die frage ist doch eigentlich die, warum nimmt die türkei diese haltung ein, wovor hat sie angst? täter, die man bestrafen könnte, gibts nicht mehr? finanzielle entschädigungszahlungen, gar "rückkehr" der nachfahren? gerade für uns deutsche mit unserem geschichtsverständnis nach 45 (von ein paar spinnern abgesehen), ist die türkische haltung zu ihrer geschichte unverständlich.


:winke: Falsche Frage.

Die Frage sollte lauten, warum kommen die pro-armenischen Historiker nicht zu den historikertreffen um sich an einen Tisch mit den pro-türkischen zu setzen und endlich alles offenzulegen. warum spricht sich der armenische Außenminister gegen ein internationales Historikergremium aus das von der Uno geleitet werden soll? :grübel:

Denn erst dann wird die Wahrheit endlich heruasgefunden. Zudem sollten sie versuchen die Ereginisse in Ostanatolien individuell zu betrachten und nicht mit dem Holocaust an den Juden zu vergleichen.

Mit freundlichen grüßen :)

Der Schakal
 
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