Experimenten zur unbefleckten Empfängnis
Du schließt es also aus, dass es im Mittelalter Menschen gegeben haben könnte, denen die unbefleckte Empfängnis Marias große Kopfzerbrechen bereitet hatte?
Sinnvoll und logisch-analytisch denkende Menschen erkennen keinen Sinn darin, außer dem betuchten Käufer der Handschrift einen höheren Sinn vorzugaukeln.
Es ist eine von vielen möglichen Erklärungen, nicht mehr und nicht weniger
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
Eine andere wäre, man hätte etwas Verwerfliches und dennoch sehr Wichtiges verheimlichen wollen, um nicht auf dem Scheiterhaufen zu landen.
Die Leute hätten eine Vorstellung von Mikroben gehabt, hätten sie aber nicht nachweisen können: Wie hätten sie dann ihren von dir unterstellten Menschenversuch durchführen sollen?
Sie hätten Versuche unternommen, um zu verstehen, warum manche Menschen erkranken und andere nicht. Also nicht unbedingt der Nachweis konkreter Mikroben wäre im Mittelpunkt, sondern welche Erkrankungen sie auslösen und wie man diese verhindern kann (ggf auch absichtlich herbeiführen). Ein solches Wissen würde sehr viel Macht mit sich bringen.
Wenn sie dem Wasser etwas Krankmachendes hinzugefügt hätten, würde man wissen wollen, wie viel man davon braucht, damit erste Anzeichen einer Erkrankung auftreten. Welche Symptome können eindeutig mit einem bestimmten Zusatz in Verbindung gebracht werden? Wo überall treten die Symptome auf? Nur dort, wo man mit dem Wasser in Kontakt kam oder am ganzen Körper, Gesicht etc.? Sind die Symptome bei allen gleich bzw. treten die Symptome bei allen etwa gleichzeitig auf? Wer ist nicht erkrankt und was hat diese Person anders gemacht? Hat sie weniger Zeit im Wasser verbracht als die anderen usw. Falls irgendwann der Eindruck entstanden wäre, man hätte irgendwelche Zusammenhänge erkannt, würde man seine Erkenntnisse an einer anderen Gruppe wiederholen.
Die geographische Verortung und die Eingrenzung des Zeitpunktes sind jedoch wichtiger, also konzentriere ich mich zuerst darauf.
Dein Verweis auf Barbara Boloix Gallardo hat mir übrigens sehr geholfen! Gestern Abend habe ich im Katalog der Bayerischen Staatsbibliothek nach ihr geschaut und einen interessanten Artikel entdeckt, der gleich online abrufbar war. Mir war bekannt, dass im Harem auch helle, christliche Frauen waren und ich habe nach einer Quelle mit ihren Namen gesucht. Eine Johanna hat es dort sicherlich gegeben, dachte ich, und andere häufige Namen würden vielleicht einen Ansatzpunkt für die Schriftzeichen bieten.
Es war aber alles ganz anders! Die christlichen Sklavinnen im Harem wurden noch als junge Mädchen entführt und erhielten dort neue Vornamen mit metaphorischen Bedeutungen:
"In contrast, the enslaved women´s names were always metaphorical, denoting beauty and pleasure, including names of animals, atmospheric or astronomical phenomena, precious materials, physical or moral qualities, or abstract concepts such as Shams (“Sun”), Shams al-Ḍuḥà (“Morning Sun”), Qamar (“Moon”), Buthayna (“Small fertile plain”), Zahar al-Riyāḍ (“Flower of the Gardens”), Bihār (“Rush”), Rīm (“White Gazelle”), ‛Alwa (“Dawn,” “White”?), and Thurayyā’ or Soraya (“Pleiad”)."
Was die Sprache angeht, könnte es sich doch um Code switching zwischen zwei oder drei heute nicht mehr gesprochenen Sprachen/Sprachdialekte gehandelt haben? Das würde erklären, warum die KI bisher erfolglos geblieben ist. Anders gefragt, welche sind deiner Meinung nach die zwei oder drei möglichen Sprachdialekte, die ein jüdischer Mediziner oder Medizinerin im 15 Jh. in Granada fließend beherrscht haben könnte? Der Autor bzw. einer der Autoren (laut Lisa Fagan Davis könnten es vier Autoren sein) des Voynich-Manuskripts könnte auch ein Franziskanermönch gewesen sein, der neben mehreren romanischen Sprachen auch eine der indigenen Sprachen Lateinamerikas gesprochen hat.
die Pflanzen morphologisch beschreiben und realen Pflanzen zuordnen
Das müssen Botaniker machen. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde mindestens eine Pflanze aus Lateinamerika sicher zugeordnet.
Insgesamt braucht man Menschen aus mehreren Disziplinen, um dieses Manuskript zu entziffern.
Im Gegensatz zu dekumatland und El Quijote würde ich eine Ähnlichkeit zur Fotografie nicht von vornherein ausschließen; aus der Erinnerung könnte das schon passen
Es gibt noch andere Bereiche der Alhambra mit noch ähnlicher Architektur, aber es war eines der wenigen meiner eigenen Bilder mit dem grünen Algenpool. Als ich mich gestern Abend mit Barbara Boloix Gallardos Artikel zu den Haremsfrauen beschäftigte, entdeckte ich ein besseres Bild aus einem der Bereiche der Alhambra, den ich während meines Aufenthaltes nicht besichtigt hatte. Zudem gab es noch ein Bild von blauen Wandfliesen!
Die gepostete Zeichnung weist aber über drei der (unterschiedlich aussehenden) Frauen die gleiche Zeichenfolge auf (sofern ich es auf dem relativ kleinen Pixelbild richtig sehe) …
Die Wörter über den Köpfen zeigen in der Tat Ähnlichkeiten auf. Darüber hinaus tragen die Frauen so etwas wie Haarschmuck und das zugeführte Wasser ist blau/sauber. Es scheint sich um Frauen aus der Oberschicht zu handeln.
Falls es sich um Haremsfrauen handelt, so habe dank des Literaturtipps von El Quijote gestern viel Neues erfahren - christlichen Konkubinen wurden Namen mit Bedeutungen wie Gartenblume, Morgensonne, Mondschein, weiße Gazelle usw. vergeben. Annas und Johannas gab es dort anscheinend nicht.
Andere badende Frauen im Fluss oder Grotten scheinen einer anderen Schicht zu gehören. Die durch Rohre zugeführten Flüssigkeiten haben manchmal auch dunkle Farben. Da die Darstellungen nicht in chronologischer Reihenfolge sind, erkennt man zwei zusammenhängende Bilder nicht sofort.