War Merseburg einst römische Exklave ?

Weil ein Handelsplatz alleine nicht militärische Präsenz erfordert hätte.
Ich denke: aktives römisches Militär war dort, nicht nur aus dem Militärdienst entlassene Angehörige der Hilfstruppen.​
 
Im Zusammenhang mit der Örtlichkeit möchte ich noch einmal auf ein Kuriosum hinweisen. Bei Markranstädt wurden Trümmer eines größeren Objekts ausgegraben, von welchem nur der Schädel noch existiert. Er zeigt einen teilweise noch mit Fleisch bedeckten Totenschädel, gekrönt mit der Eichenlaubkrone. Walther Pflug deutete dies als meterhohes Monument der Varusschlacht, während der Kopf wohl richtigerweise als Architekturplastik, vielleicht des Baphomet, eingestuft wird. Der riesige Kopf ist in Leipzig noch vorhanden.
 
Hallo Opterix, hast du zufällig Fotos von dieser Skulptur?

Zur Frage der Anwesenheit römischer Militärobjekte in Thüringen möchte ich etwas Offensichtliches sagen: Es ist ersichtlich, dass der Limes mit einer Nordspitze (Arnsburg und andere Kastellen) gebaut wurde, die genau in Richtung Harz verläuft; Auf diese Weise könnte die römische Armee direkt und schnell in das Herz Deutschlands eindringen.

Wie können wir auch das Vorhandensein römischer Militärobjekte in Gräbern von Frauen oder Kindern erklären, wie zum Beispiel das Pilum, das in einem Kindergrab in der Nähe von Gotha gefunden wurde?
 
Hallo Opterix, hast du zufällig Fotos von dieser Skulptur?

Zur Frage der Anwesenheit römischer Militärobjekte in Thüringen möchte ich etwas Offensichtliches sagen: Es ist ersichtlich, dass der Limes mit einer Nordspitze (Arnsburg und andere Kastellen) gebaut wurde, die genau in Richtung Harz verläuft; Auf diese Weise könnte die römische Armee direkt und schnell in das Herz Deutschlands eindringen.

Wie können wir auch das Vorhandensein römischer Militärobjekte in Gräbern von Frauen oder Kindern erklären, wie zum Beispiel das Pilum, das in einem Kindergrab in der Nähe von Gotha gefunden wurde?
Waffen in Gräbern sind hier sehr häufig. Sogar ein Arztbesteck. Aber das wurde bisher immer als Kriegsbeute deklariert. Was den Schädel betrifft, so finde ich leider keine Abbildung im Internet. Ich habe eine alte Zeichnung, die aber nicht sehr gelungen ist, und ein etwas neueres Foto. Ich habe dafür quittieren müssen, daß ich es nicht veröffentliche und weiß nicht mal, ob es mittlerweile schon gemeinfrei ist. Der Totenschädel stammt wahrscheinlich aus dem ausgehenden Mittelalter. Er wird auch oft als Sorbengötze Flyntz angesehen, was aber unwahrscheinlich ist, denn es ist weder römische noch slawische Kunst. In dem Buch über Mythische Orte in Leipzig und Umgebung wird er erwähnt.
 
Auf Reisen in der Antike von Marion Giebel ist das Relieph eines Reisewagens abgebildet. Das Buch gehört aber zu dem Teil meiner Bibliothek, die bei meinem Vater im Keller steht, wenn wir coronabedingt Weihnachten feiern kannst du mich in drei Wochen noch mal drauf ansprechen, dann kann ich gucken, ob ich das Buch finde.
 
Auf Reisen in der Antike von Marion Giebel ist das Relieph eines Reisewagens abgebildet. Das Buch gehört aber zu dem Teil meiner Bibliothek, die bei meinem Vater im Keller steht, wenn wir coronabedingt Weihnachten feiern kannst du mich in drei Wochen noch mal drauf ansprechen, dann kann ich gucken, ob ich das Buch finde.
Wäre schön, aber wir kommen trotzdem nicht weiter. Es gab keinerlei Erläuterungen der Straßenverläufe, insbesondere des kurzen Stücks zur Saale.
 
Wenn es das Buch von Giebel ist, dann ist es zwei Jahrzehnte alt. Ich habe es mir im zweiten Semester als ich ein gleichnamiges Proseminar besuchte, geleistet.
 
Weil ein Handelsplatz alleine nicht militärische Präsenz erfordert hätte.​

Und militärische Präsenz macht aus einem Handelsplatz eine Viehweide? Oder landwirtschaftlichen Großgrundbesitz?

"Saltus begegnet in der fortgeschrittenen Kaiserzeit gelegentlich als Bezeichnung von Komplexen kaiserlichen oder senatorischen Grundbesitzes. Wesentlich verbreiteter und wohl auch ursprünglicher ist hingegen eine andere Bedeutung:
Mit saltus bezeichnete man das unfruchtbare Gras- und Waldland, das in neugegründeten Kolonien im Unterschied zum Ackerland nicht assigniert wurde und meist als Weideland diente..." (J. Bartels, Was tat der praefectus saltus? Städtischer Grundbesitz und seine Verwaltung in der römischen Kolonie Oescus, ZPE 167, 2007, 276-282.)
 
Nehmen wir einmal an, es habe diese Exklave gegeben — welche Verbindungswege als Nabel zum Imperium kämen hier nach Deinen Erkenntnissen in Frage? Wäre eine Route beginnend in Miltenburg der fränkischen Saale flussaufwärts folgend bis Mellrichstadt und weiter über Suhl denkbar (hier sollte es ja einen vorgeschichtlichen Pass gegeben haben)?

@Divico

die älteste nachweisliche Verbindung ist die sogenannte "Frankenstraße" (Frankfurter Straße) in meinem Gebiet. So ist diese auch noch in den Sächsischen Meilenblättern (1790/1806) und anderen Karten bis ca. 1850 verzeichnet. Sie verlief von Frankfurt über Freyburg nach Merseburg und dann weiter in Richtung Leipzig. Sie wurde schon 1241 (!) bereits als "Antiqua Strata" und 1252 als "Strata Regia" genannt. Detektorfunde meinerseits erbrachten von dieser einst wichtigen Verbindung schon Funde aus der frühen Hallstatt-Zeit (Fragment Armring, Pfeil- und Fragment Speerspitze), Laténe-Zeit (Glied einer keltischen Gürtelkette - Oberbeuna), RKZ (Münzen, Militaria) bis frühe Neuzeit. Ein Teilstück dieser war sogar in fester Bauweise angelegt worden. Man sieht diese noch schwach als etwas dicke gebogene Linie im SAT-Bild. Ich habe zum Teil winklige Sandsteinplatten, faustgroße Steine und Kiesel gefunden. Im Gelände/Feld sieht man den Teilabschnitt als gewölbten ehemaligen Weg noch ganz gut. Allerdings waren Steine in späterer Zeit auch begehrtes Baumaterial, sodass von den Deckplatten so gut wie nichts mehr da ist.

Via Regia Lusatiae Superioris – Wikipedia

Grüße
 

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Der Schädel steht doch im Internet:
Flintz-Kopf, so gen.
Pflug nahm an, dass er einst ein ca.5 m hohes Denkmal in Form eines Gerippes zierte:
"Mit voller Sicherheit weist sich die Arbeit durch die den Totenschädel zierende corona civica ob cirves servatos, die Bürgerkrone, die in der Regel nur der Senat in Rom für Heldentaten zur Errettung römischer Bürger durch Senatsbeschluss verlieh, als ein römisches Mahn- oder Ehrenmal aus".Er benutzte diese Hypothese für seine Verlagerung römischer Aktivitäten in den mitteldeutschen Raum. Und er irrte, wie in vielen Fällen.
 
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Der Schädel steht doch im Internet:
Flintz-Kopf, so gen.
Pflug nahm an, dass er einst ein ca.5 m hohes Denkmal in Form eines Gerippes zierte:
"Mit voller Sicherheit weist sich die Arbeit durch die den Totenschädel zierende corona civica ob cirves servatos, die Bürgerkrone, die in der Regel nur der Senat in Rom für Heldentaten zur Errettung römischer Bürger durch Senatsbeschluss verlieh, als ein römisches Mahn- oder Ehrenmal aus".Er benutzte diese Hypothese für seine Verlagerung römischer Aktivitäten in den mitteldeutschen Raum. Und er irrte, wie in vielen Fällen.
Eine solche Vanitas-Motivik war im 16./17. Jhdt. sehr beliebt. Memento mori - gedenke deines Todes. Wo ist der Schädel gefunden worden? Welches Schloss, welche Kirche, welches Kloster befindet sich in der Nähe, das bereits im 16./17. Jhdt. Bestand hatte oder zu dem Zeitpunkt errichtet wurde? Befinden sich dort Skulpturen aus demselben Steinbruch oder ähnlicher Motivik?
 
Pflug konnte sich auf die hier in Mitteldeutschland verbreitete Mär stützen, dass an markanten Orten Steinbilder des Sorbengötzen Flintz in Form eines großen Gerippes gestanden hätten, die von der Kirche zerstört wurden. Aber sorbische Steinbilder sahen ganz anders aus.
Ich habe das o.g. Buch über Leipzig nicht und der Inhalt wird mir leider nicht angezeigt. Ich übernehme mal aus google:
"Das Stadtgebiet von Leipzig mit den alten und neuen Vororten ... dort erbauten Bürgerhauses einen übergroßen steinernen Totenkopf entdeckten. Endlich hatte man einen Überrest des steinernen Abbildes des alten Flyntz gefunden."
Vielleicht kann jemand weiterhelfen.
 
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Vielleicht war die Germania magna im 1. und 2. Jahrhundert kein feindliches Gebiet sondern ein sehr locker assoziierter Wirtschaftsraum?
Es könnte sein dass das Römische Imperium in Germanien keine Beherschung mehr anstrebte, dafür aber Verbündete dort hatte, von denen auch Auxiliareinheiten rekrutiert wurden. Und Wirtschaftsinteressen dort.
Die Truppen in entferntere Regionen zu entsenden erforderte dann keine erobernden Legionen, nur sichernde Einheiten. Wenn denn die Wege bekannt, verkehrssicher, trocken und in offener Landschaft waren.
Also gut genutzte Handelswege, die als Militärwege geeignet waren, nicht aber vom römischen Militär unterhalten werden mussten.
Vielleicht macht man irgendwann weitere Funde an der mittelhessischen Weinstrasse, den Langen oder Kurzen Hessen, oder an den bekannten Furten über Lahn, Ohm, Diemel, Fulda und Werra.
Jetzt, wo mehr Funde im Raum Merseburg vorliegen, möchte ich noch einmal an die sehr schöne Darstellung unter

Römische Verkehrswege - ALISONENSIS

erinnern, Merseburg wird dort ausdrücklich erwähnt.
 
Jetzt konnte ich den Text lesen. Die Jacobskirche der Jacobsparochie wurde im 16. Jhd abgerissen und der Friedhof aufgelassen. Der Kopf stammt von einem sehr aufwändig gestalteten Grabmal.
Merkwürdig ist die enorme Größe (über 50 cm) und die Eichenlaubkrone.
 
1544 war der Abriss, das kommt mir recht früh vor. Wann wurde der Kopf gefunden? Kann er ggf. aus Kriegsschutt stammen? Eine ikonoklastische Bewegung hat Leipzig nicht gehabt, oder? Ich denke gerade an Münster, wo die Täufer im Prinzip die ganzen Skulpturen aus den Kirchen rausgerissen haben. Heute findet man ihre Fragmente entweder in der Aa (das ist das Flüsschen, das durch Münster fließt) oder als Verstärkung der Stadtmauern teilweise im Bereich der ehemaligen (im 19. Jhdt. niedergelegten) Stadtmauer.
 
1544 war der Abriss, das kommt mir recht früh vor. Wann wurde der Kopf gefunden?

"Später":

"Im Zuge der Reformation schließlich wurde die Jakobskirche im Jahre 1544 abgebrochen und der im östlichen Winkel der Parochie gelegene Friedhof aufgelassen. Die Erinnerung an diese eigenwillige Siedlung schwand zunehmend aus dem Gedächtnis der Stadt, bis zu dem Tag, als Erdarbeiter im Garten eines später dort erbauten Bürgerhauses einen übergroßen steinernen Totenkopf entdeckten. Endlich hatte man einen Überrest des steinernen Abbildes des alten Flyntz gefunden. Bis in die Zeit des Nationalsozialismus hinein wurde die heute im Stadtmuseum ausgestellte Plastik zunächst als Kuriosität beundert, später aber als Zeichen einer großen vorchristlichen Vergangenheit verehrt. Später stellte sich heraus, dass dieser Totenkopf kein heidnisches Relikt, sondern Bestandteil eines aufwendig gestalteten Grabmals aus dem 16. Jahrhundert ist, das irgendwann zerstört und in die Erde gekommen war."

EDIT:

"Nachdem die Schottenmönche im Zuge der Reformation die Kirche und Leipzig überhaupt verlassen hatten, wurde im Jahr 1544 die Jacobsparochie aufgelöst und die Jacobskirche abgebrochen. Das Kirchgrundstück einschließlich des Friedhofs wurden sofort wieder bebaut."
Ranstädter Steinweg
 
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