War Merseburg einst römische Exklave ?

Der Friedhof lag an der Via Regia. Rein theoretisch kann es sich natürlich auch um ein Einzeldenkmal neben den Grabdenkmalen gehandelt haben. Dafür spricht die enorme Größe. Über die gefundenen weiteren Bruchstücke ist leider nichts überliefert. Im 8. Jahrhundert wurde übrigens dort schon einmal eine Jakobskirche/kapelle von den heidnischen Slawen zerstört.
 
"Später":

"Im Zuge der Reformation schließlich wurde die Jakobskirche im Jahre 1544 abgebrochen und der im östlichen Winkel der Parochie gelegene Friedhof aufgelassen. Die Erinnerung an diese eigenwillige Siedlung schwand zunehmend aus dem Gedächtnis der Stadt, bis zu dem Tag, als Erdarbeiter im Garten eines später dort erbauten Bürgerhauses einen übergroßen steinernen Totenkopf entdeckten. Endlich hatte man einen Überrest des steinernen Abbildes des alten Flyntz gefunden. Bis in die Zeit des Nationalsozialismus hinein wurde die heute im Stadtmuseum ausgestellte Plastik zunächst als Kuriosität beundert, später aber als Zeichen einer großen vorchristlichen Vergangenheit verehrt. Später stellte sich heraus, dass dieser Totenkopf kein heidnisches Relikt, sondern Bestandteil eines aufwendig gestalteten Grabmals aus dem 16. Jahrhundert ist, das irgendwann zerstört und in die Erde gekommen war."

EDIT:

"Nachdem die Schottenmönche im Zuge der Reformation die Kirche und Leipzig überhaupt verlassen hatten, wurde im Jahr 1544 die Jacobsparochie aufgelöst und die Jacobskirche abgebrochen. Das Kirchgrundstück einschließlich des Friedhofs wurden sofort wieder bebaut."
Ranstädter Steinweg
Ich scheine mich missverständlich ausgedrückt zu haben. Der Kopf muss ja von einem Grabmal stammen, das 1544 zerstört wurde. Deshalb erschien mir 1544 früh, da das Grab ja noch nicht alt gewesen sein kann.
Die Frage nach der Auffindung war mehr bezogen darauf, ob er vor oder nach dem WKII gefunden wurde, weil ich an Kriegsschutt dachte, der evtl. dorthin verlagert wurde.
 
Bei dem Schädel dürfte es sich wohl um die einzige bekannte Totenkopfdarstellung handeln, bei welche dieser noch stellenweise mit Fleisch bedeckt ist. Dies ist nur auf der alten Zeichnung zu erkennen, welche wohl vermutlich noch aus einer Zeit stammt, wo der Stein noch schärfere Konturen aufwies. Das Motiv für eine solche Darstellung ist unklar. Allerdings scheint es keine Verbindung zu römischen Kontakten dieser Region zu geben, die sich nun mehr und mehr abzeichnet.
 
Ich scheine mich missverständlich ausgedrückt zu haben. Der Kopf muss ja von einem Grabmal stammen, das 1544 zerstört wurde. Deshalb erschien mir 1544 früh, da das Grab ja noch nicht alt gewesen sein kann.
Die Frage nach der Auffindung war mehr bezogen darauf, ob er vor oder nach dem WKII gefunden wurde, weil ich an Kriegsschutt dachte, der evtl. dorthin verlagert wurde.
Es handelt sich klar um eine Auffindung vor dem WK2. Die Handzeichnung ist alt.
 
Ich scheine mich missverständlich ausgedrückt zu haben. Der Kopf muss ja von einem Grabmal stammen, das 1544 zerstört wurde. Deshalb erschien mir 1544 früh, da das Grab ja noch nicht alt gewesen sein kann.
Nein, das habe ich genauso verstanden.
Der Friedhof wurde noch bis kurz vor 1544 benutzt und kurz darauf aufgelassen und neu bebaut. Da müssen auch Grabmäler beseitigt worden sein, die erst wenige Jahre alt waren.

Im 8. Jahrhundert wurde übrigens dort schon einmal eine Jakobskirche/kapelle von den heidnischen Slawen zerstört.
Echt jetzt?
In dem von Dir zitierten Buch heißt es, ein so früher Ursprung der Kirche sei "getrost ins Reich der Legende" zu verweisen, die neuere Forschung sei sich "einig, dass die Begründung der Jakobskirchgemeinde ... nicht vor dem Beginn des 12. Jahrhunderts erfolgte".
 
Echt jetzt?
In dem von Dir zitierten Buch heißt es, ein so früher Ursprung der Kirche sei "getrost ins Reich der Legende" zu verweisen, die neuere Forschung sei sich "einig, dass die Begründung der Jakobskirchgemeinde ... nicht vor dem Beginn des 12. Jahrhunderts erfolgte".
Es sind vermutlich die alten Legenden:

Anno 755

sind die von Bonifacio bekehrten
Sorben dieses Ortes zum größten Teil
von den christlichen Glauben wieder
abgefallen, das von ihm erbaute Kirch-
lein oder Klösterlein zu Sankt Jacob zer-
störet, und ihren vorherigen Abgöttern in
Hölzern und Wäldern zu dienen wie-
der angefangen.




aus: "Leipzigisches Geschicht-Buch" von 1756, Seite 2 (Rechtschreibung aktualisiert)
 
Ja. Ich stelle mal einen Ausschnitt der alten Handzeichnung ein zum Vergleich.
 

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Kehren wir zurück zum Thema. Hier der versprochene 10 kg schwere Eisenbarren, welchen ich vor 2 Jahren am Luppe-Fundplatz gefunden habe. Er ähnelt der Form des aufgefundenen Bleibarren der XIX. Legion aus Haltern. Die "Kastenbrotform" ist bei beiden klar erkennbar.

LWL | 052 Bleibarren - 100 Jahre 100 Funde
 

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Zuletzt bearbeitet:
Und hier die Schleuderbleie aus Merseburg (schwarz-weiß Bilder). Als Vergleich habe ich bipyramidale und ovoide Bleigeschosse daneben gestellt. Das bipyramidale Geschoss muss irgendwo aufgeschlagen sein, da es deformiert ist an einer Seite.
 

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Eigentlich unverständlich, dass man dieses so deutliche Vanitas-Motiv jemals für eine vormoderne römische, germanische oder slawische Arbeit gehalten hat.
Das Slawische passte zur überlieferten Mär vom Flintz-Gerippe, welches ja nie gefunden wurde. Und die Eichenlaubkrone passte Dr.Pflug genau in sein Varusschlacht-Konzept
 
Kehren wir zurück zum Thema. Hier der versprochene 10 kg schwere Eisenbarren, welchen ich vor 2 Jahren am Luppe-Fundplatz gefunden habe. Er ähnelt der Form des aufgefundenen Bleibarren der XIX. Legion aus Haltern. Die "Kastenbrotform" ist bei beiden klar erkennbar.

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Auf einer Karte der Verteilung von Doppelspitz-Barren (Eisen, keltisch?) gibt es eine Eintragung im Kreis Köthen (Kleinzerbst), die aber nach einer Anfrage nicht bestätigt werden konnte. Natürlich kann es sich bei deinem Barren durchaus um Handelsgut handeln. Die Schleuderbleie, sofern es sich bei den runden nicht um modernere großkalibrige Geschosse handelt, weisen aber unbedingt auf Kampfhandlungen hin. Dafür braucht es nun eine Aufstellung, wer zu welcher Zeit welche Form der Bleie benutzte.
 
@Opteryx

beide Bleie sind von einem der beiden Fundplätze in Merseburg, wo ich u.a. den Thekenbeschlag (3. Jh. n. Chr.) detektiert habe. Letzterer ist mittlerweile in der Dauerausstellung im Museum in Halle zu sehen. Das Interessante daran ist, dass dieser Fundplatz u.a. römische, als auch frühmittelalterliche (spätkarolingisch/ottonisch) Funde (um 900) aus der Zeit Heinrich I. aufweist (Sporen, Scheibenfibel, Keramik). Bipyramidale Schleuderbleie wurden in der frühen Kaiserzeit verwendet, während die ovoide Form in der Zeit der Adoptivkaiser aufkam.

Grüße
 
War die Saale bei Merseburg schiffbar? Wenn ja, bedeutet das den westlichen und südlichen Anschlusss an das riesige Flusssystem der Elbe. Merseburg war mit sicheren Handelswegen gut erschlossen.
 
@Pardela_cenicienta

Ebd. VI, 61: Inde [Merseburg] portatur [Ebf. Tagino von Magdeburg] ad navim et in ea adIvicansten deductus est. Der Magdeburger Erzbischof Tagino erkrankte in Merseburg, ließ sich per Schiff nach Giebichenstein und weiter nach Rothenburg bringen, wo er am 9. Juni 1012 verstarb. Von dort brachte man den seinen Leichnam über Frohse an der Elbe nach Magdeburg. Ebenfalls 1012 reiste König Heinrich II. per Schiff von Merseburg nach Arneburg an der Elbe. Vgl. ebd. VI, 84: Rex a Mersburg discedens navigio ad Harneburg venit.

Die Nutzung der Saale und anderer Gewässer Thüringens im Mittelalter

Ich geh schon lange davon aus, dass die Saale gut schiffbar war. Merseburg hatte alle Voraussetzungen. Hier kreuzten sich die Via Regia und die Via Imperii.

Grüße
 
@Pardela_cenicienta



Ich geh schon lange davon aus, dass die Saale gut schiffbar war. Merseburg hatte alle Voraussetzungen. Hier kreuzten sich die Via Regia und die Via Imperii.

Grüße
Es gibt widersprüchliche Angaben. So soll die Saale durch aus dem Gebirge mitgeführtes Treibholz oft blockiert worden sein. Konkret wird die Beseitigung von Schiffahrtshindernissen bei Grimschleben und Calbe genannt. Der Fluss ist auch durch häufige Laufveränderungen bekannt. Über die Zustände vor dem Mittelalter gibt es keine Angaben.
Was die Schleuderbleie betrifft- gibt es Hinweise auf eine Nutzung in nachrömischer Zeit?
Grüße
 
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