Ich kann bald nicht mehr lesen, wie hier versucht wird, die Protestanten beinahe von jeder Schuld freizusprechen.
Und ich kann nicht mehr lesen, wie du versuchst jedem das Wort im Munde umzudrehen, der nicht deiner Ansicht ist.
Für dich,
@Shinigami, der die evangelische Christen mit dem Argument verteidigt, sie hätten auf dem Land kaum Bücher gehabt, und wenn doch, dann keine richtigen Lutherbüch (also nicht seine antijüdischen Hetzschriften), so kann ich dir sagen, sie wussten davon doch: Aus den Predigten der Pfarrer.
Würdest du bitte aufhören mir Zeug zu unterstellen, dass ich nie geschrieben habe?
Ich habe nie geschrieben, dass die Leute auf dem Land kaum Bücher gehabt hätten, sondern dass sie es relativ schwer gehabt haben dürften von der betreffenden Schrift Luthers überhaupt Kenntnis zu haben.
Das Luther diese Schrift, die in sich eigentlich keine theologische Schrift, sondern eine politische Kampfschrift war, verfasst hatte, lag 1930 schon an die 400 Jahre zurück.
Wie viele 400 Jahre alte politische Streitschriften zu längst nicht mehr aktuellen Themen hast du bei dir zu Hause herumfliegen?
De facto gab es im protestantischen Ostelbien, wenn man Schlesien ausklammert kaum größere Städte.
In Ostbrandenburg vielleicht Küstrin und Frankfurt an der Oder, aber die dürften beide weniger als 50.000 Einwohner gehabt haben, in Pommern Stettin, die kleineren Städte wie Strahlsund, Greifswald, Köslin, Kolberg, Stolp, dürften sich ebenso in der Kategorie < 50.000 Einwohner bewegt haben, in der "Grenzmark Posen u. Westpreußen", gab es an Städten eigentlich überhuapt nichts und auch die städtische Struktur im damaligen Ostpreußen war recht schwach ausgeprägt.
Sicherlich es gab Königsberg als größere Stadt, Elbing wäre als mittlere Stadt vielleicht noch zu nennen, daneben mit Allenstein, Insterburg, Tilsit und Gumbinnen noch ein paar Kleinstädte (Memel war ja mit dem Versailler Vertrag abgetrennt worden), aber das war es dann auch.
In Königsberg und Stettin, wird es sicherlich recht umfangreiche Bibliotheken gegeben haben, in denen sich diese Schrift wahrscheinlich finden ließ (immer vorausgesetzt, dass man wusste, wonach man suchte), sicherlich auch in den Universitätsstäddten Greifswald und Frankfurt, möglicherweise in Elbing.
Und dann wird es diese Schrift möglicherweise auch an den Standorten der regionalen Priesterausbildung gegeben haben, wo aber zu hinterfragen wäre, ob diese Bestände der Öffentlichkeit zugänglich waren.
In den übrigen Kleinstädten Ostelbiens werden die öffentlichen Bibliotheken in der Regel nicht so umfangreich gewesen sein, dass man derart exotisches Schriftgut dort ohne weiteres vermuten könnte.
Die große Mehrheit der Bevölkerung in diesen Gebieten wird dazu keinen Zugang gehabt haben, wenn man bedenkt, dass die meisten Menschen in den ländlichen Gebieten an ihrem Wohnort nicht einmal einen Bahnanschluss hatten und sich mehr oder weniger erstmal in der Geschwindigkeit von Pferdefuhrwerken in Nachbarorte mit Bahnstation bringen lassen mussten, um die regionalen Zentren überhaupt einigermaßen zügig erreichen zu können.
Das sich Bauern irgendwo aus Masuren, auf eine tagelange Reise nach Königsberg und zurück begeben haben, um dort in einer Bibliothek nachzuforschen ob Luther mal irgendetwas über Juden geschrieben habe, wird man für unwahrscheinlich halten dürfen, die hatten wirklich anderes zu tun.
so kann ich dir sagen, sie wussten davon doch: Aus den Predigten der Pfarrer.
Womit du unterstellst, dass es mehr oder weniger Usus gewesen wäre, dass die Pfarrer aus dieser Schrift zitiert hätten.
Das ist aus 3 Gründen extrem unwahrscheinlich:
1. Enthält Luthers Schrift einen dezidierten Aufruf zum Straftaten übelster Art.
Den konnten sie so ohne weiteres überhaupt nicht zitieren und zum Vorbild erklären, weil sie sich damit selbst strafbar gemacht hätten.
2. Sowohl im Kaiserreich, als auch in der Weimarer Republik gab es den
"Kanzelparagraphen", der geistlichen Amtsträgern untersagte von der Kanzel aus politische Positionen zu beziehen, insofern hätten sie auch damit Probleme bekommen, selbst wenn sie die schlimmsten Stellen ausgelassen hätten.
3. Ich hatte es bereits angesprochen, jedenfalls bis 1918, beanspruchten die entsprechenden Landesherren als "Summus Episcopus" der jeweiligen eigenen Landeskirche vorzustehen.
Insofern war ein Pfarrer, der von der Kanzel herunter hetzte, nicht bloß ein Problem der Kirche, sondern diese Handlung fiel unmittelbar auf die Landesherren zurück, die der Landeskirche vorstanden und in deren Sinne konnte es nicht sein, dass ihre Untertanen gegeneinander zum Hass anstachelten.
Wie gesagt, es gab sicherlich geistliche Amtsträger wie Adolf Stoecker, die antisemitischen Positionen nahestanden oder solche vertraten.
Daraus lässt sich aber nicht schließen, dass die protstantischen Pfarrer flächndeckend von der Kanzel aus luthers antijüdische Einlassungen zitiert hätten um die Bevölkerung zu indoktrinieren.
Schon alleine, weil sie sich damit strafbar gemacht hätten und das Risiko gingen sich wegen illegaler politischer Betätigung Konsequnenzen zuzuziehen, die ihnen auch beruflich sehr schaden konnten.
Wenn du weiterhin darauf bestehen möchtest, die protstantischen Pfarrer hätten, der Bevölkerung flächendeckend luthers antijüdische Einlassungen eingetrichtert oder gar durch Zitieren und bekräftigen von luthers Schriften zu schweren Straftaten gegen die jüdische Bevölkerung aufgerufen, würde ich dafür allmählich gerne einen Beleg sehen, denn das sind ziemlich schwere Anschuldigungen, die man ohn sie belegen zu können, nicht mal eben so aus dem bauch heraus von sich geben sollte.