Warum ist die Aufarbeitung der Nazizeit gescheitert?

Ist das nicht schon etwas "abgeschmackt" ?

Ich kann keinen qualitativen Unterschied erkennen zwischen dem Geschwafel der Rechtsextremen, dass wir in einer "Demokratur" lebten, und @Andrea-Ulrike's blödsinniger Diskreditierung des Rechtsstaats als "Staat der Rechten". Außerdem hat sie in diesem Forum bereits Forderungen wie die nach einem veritablen Klimasowjet unterstützt, der die gewählte Legislative umgeht. Allzu sehr kann sie an der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht hängen; darum: Nein, das war nicht abgeschmackt.

Zumal ihr nicht an einer Debatte mit Erkenntnisgewinn gelegen zu sein scheint.

Behauptungen wie die, dass die deutsche Intelligenz keine Faschismus-Analyse gewagt habe, sind unwahr.

Aussagen wie die, dass antifeministische Narrative bewiesen, dass die Aufarbeitung der NS-Zeit gescheitert sei, sind an den Haaren herbeigezogen. In jeder noch so perfekten Demokratie auf diesem Planeten gibt es (leider) politische Extremisten an den Rändern. Deren Vorhandensein in Deutschland erlaubt also noch kein Urteil über die gesellschaftliche Reaktion auf die NS-Zeit oder deren Erfolg.

Ich verstehe auch nicht, warum solche Thesen mit Aufmerksamkeit gewürdigt werden. Jedem halbwegs politisch und geschichtlich gebildeten Menschen dürfte klar sein, dass die junge Bonner Republik (und in Teilen auch die DDR) mit "braunen Altlasten" kontaminiert war. Und weiter? Wie folgt daraus ein Ansatz für die Erörterung der Behauptung, dass die Aufarbeitung der NS-Zeit gescheitert sei?

Ist Deutschland in den Nationalsozialismus zurückgefallen? Nein? Sind hierzulande Parteien, die offen nazistische Positionen propagieren, stärker als anderswo? Nein? Und ist rechtsextremes Gedankengut gesellschaftlich salonfähiger als in anderen Ländern? Nein? Dann schlage ich vor, wir schließen die Akte.
Andernfalls hoffe ich nicht, dass das Seminar, in dem sie sitzt, an einer deutschen Uni abgehalten wird.
Willkommen in der fabelhaften Welt der Gender Studies, Critical Race Theory und Postcolonial Studies, wo manchen Autoren bereits das Beharren auf Logik und Empirie als Merkmal des "alten weißen Patriarchats" gilt. Manches Seminar ist heutzutage eine dediziert aktivistische Veranstaltung.
 
und @Andrea-Ulrike's blödsinniger Diskreditierung des Rechtsstaats als "Staat der Rechten".

Nochmal der Hinweis: Das hat sie sich natürlich nicht selbst ausgedacht. Das scheint ein Zitat von Honecker zu sein. Und so macht der Spruch auch wieder Sinn. Dass Honecker mit dem Rechtsstaat nichts anfangen konnte, wundert mich nicht. Und dass er sich links von der bürgerlichen Mitte positionierte auch nicht. Ich zweifle allerdings daran, dass dem Nutzer der Ursprungt des Zitats bekannt ist.

Aber das ist auch alles so ein maskulines Ding, deswegen haben ja auch viel weniger Lesben als Gays rechts gewählt, die spricht einfach diese Art an.

Da es sich ja, wie mehrfach angemerkt, nicht auf die NS-Zeit beziehen kann bzw. dort keine verlässlichen Zahlen vorliegen können, kann man die Bemerkung nur auf die Gegenwart beziehen. Selbst wenn die Aussage in Bezug auf Homosexuelle und Lesben wahr wäre, so ist der Erklärungsversuch, es handle sich um ein maskulines Ding, nur zu kurz greifen.

Was mir merkwürdig vorkam, war, dass hier nicht von Frauen und Männern die Rede ist. Wenn eine Tendenz nach rechts ein "maskulines Ding" ist, müsste sich das doch auch im Wahlverhalten von Frauen und Männern widerspiegeln. Das tut es aber eher nicht.

Bis etwa 1980 ließ sich in westlichen Industriegesellschaften ein traditioneller Gender Gap beobachten: Frauen wählten christdemokratischer beziehungsweise konservativer und partizipierten weniger an Politik als Männer. Erklärt wurde dies mit stärkeren religiösen Bindungen von Frauen und ihrer sozioökonomischen Lage, etwa einer niedrigen Erwerbsquote. In den 1980er Jahren gingen die Geschlechterunterschiede zurück und je nach Land wählten Frauen nun linker oder rechter, während gleichzeitig traditionelle Parteibindungen lockerer wurden und klassische Konfliktlinien aufweichten. Seitdem ist tendenziell eine moderne Geschlechterlücke zu konstatieren: Nun wählen Frauen eher links beziehungsweise "wohlfahrtstaatlicher".

Wählen Frauen anders als Männer?

Bei Homosexuellen und Lesben gibt es einen leichten Trend nach rechts bei den Homosexuellen, aber nur im Vergleich mit Lesben. Insgesamt ist das Wahlverhalten der LSBTIQ* schon stark links.

Studie zum Wahlverhalten: Wen wählen LGBTIQ bei der Bundestagswahl und warum

Hier zeigt sich, dass Schwule im Vergleich zur gesamten Stichprobe, aber insbesondere auch im Vergleich zu Lesben, eine größere Präferenz für FDP und SPD zeigen. Die gilt auf niedrigem Niveau auch für CDU/CSU und AfD. Während hingegen nur 2,4% der befragten Lesben bei der anstehenden Bundestagswahl die FDP wählen möchten, sind es unter den Schwulen 11,2%. Bei den Lesben ist die Präferenz für Die Linke (16,2%) ebenfalls weniger stark ausgeprägt als im Durchschnitt der Studie. Von der Zustimmung der Lesben profitieren hingegen die Grünen (63,3%).


Zum Natioinalsozialismus:

Hinsichtlich des Wahlverhaltens von Frauen zugunsten der NSDAP konnte Falter (1991: 136 ff.) nachweisen, dass diese der Hitler-Partei nur unwesentlich schwächer zuneigten als die Männer. Die Differenz betrug zwischen 1924 und 1932 maximal zwei Prozentpunkte. Erst 1933 war die NSDAP bei den Frauen etwas erfolgreicher als bei den Männern. Nach 1945 entschieden sich bei Wahlen deutlich weniger Frauen für rechtsextreme Parteien als Männer. Beispielsweise konnte die Deutsche Reichspartei (DRP) 1961 1,1 Prozent der Männer und 0,7 Prozent der Frauen mobilisieren (Sänger/Liepelt 1965: Nr. 3.35). Dieses Verhältnis setzte sich grosso modo bei der NPD (Kühnl u.a. 1969: 237 ff.) und bei den Republikanern fort (Roth 1989: 10 ff., 1990: 30 ff.; Hofmann-Göttig 1989a, 1989b; Däubler-Gmelin/Kießler 1990; Falter 1994: 99), und auch gegenwärtig ist die Anhängerschaft rechtsextremer Parteien - wie später noch zu zeigen sein wird, im Schnitt etwa zu zwei Dritteln männlich und zu einem Drittel weiblich3 .

https://refubium.fu-berlin.de/bitst...d=4297BA525BBF09ABE26AF7952188E3E1?sequence=1
 
Zum Natioinalsozialismus:

Hinsichtlich des Wahlverhaltens von Frauen zugunsten der NSDAP konnte Falter (1991: 136 ff.) nachweisen, dass diese der Hitler-Partei nur unwesentlich schwächer zuneigten als die Männer.

https://refubium.fu-berlin.de/bitst...d=4297BA525BBF09ABE26AF7952188E3E1?sequence=1

Da wird Falter unzureichend wiedergegeben. Bis einschließlich 1930 waren Frauen in der Wählerschaft der NSDAP noch sehr deutlich unterrepräsentiert.

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Jürgen W. Falter, Hitlers Wähler, Frankfurt / New York 2020

Siehe auch:

"Bei Wahlen waren zunächst, wenn auch mit wachsendem Erfolg der Partei in immer geringerem Maße, die Männer unter den NSDAP-Wählern stark überrepräsentiert. Das gleicht sich dann bis Mitte 1932 allmählich an; lediglich in katholischen Regionen ist noch bis ins Jahr 1933 hinein eine Unterrepräsentation von Frauen bei den NSDAP-Wählern zu beobachten. Das gleicht sich dann bis Mitte 1932 allmählich an; lediglich in katholischen Regionen ist noch bis ins Jahr 1933 hinein eine Unterrepräsentation von Frauen bei den NSDAP-Wählern zu beobachten. Solche geschlechtsspezifischen Differenzen waren und sind typisch für alle extremistischen Parteien."

https://www.ssoar.info/ssoar/bitstr...e_Marzgefallenen_von_1933_neue.pdf?sequence=1
 
Personen mit deren politischen Meinung man (begründet oder unbegründet) nicht einverstanden ist, die Emigration nahezulegen, ist - ganz höflich ausgedrückt und natürlich nur meiner Meinung nach - schlechter Stil.

Nein, ganz und gar nicht. Wenn diese genannten Personen demokratische Umgangsformen und rechtsstaatliche Denkweise so sehr vermissen lassen, dann ist ein dezenter Hinweis auf die Konsequenz der eigenen Argumentation angemessen, hilfreich und didaktisch gut geeignet.
Vielleicht sogar ein Erkenntnisgewinn.
 
Nochmal eine Denkanregung, über die ich vor Wochen gestolpert bin:

Ungesühnte Nazijustiz – Wikipedia

Sowohl die Geschichte und die Inhalte der Ausstellung sind bemerkenswert, als auch die Reaktion in Politik und Medien. Da zeigt sich doch noch ein starker Unwillen, sich mit der braunen Vergangenheit und den Kontinuitäten in der BRD auseinanderzusetzen.

Interessant fand ich auch das Argument der Politik, die Ausstellungsveranstalter verbreiteten DDR-Propaganda. Das wird ein vorgeschobener Grund gewesen sein, aber möglicherweise auch eine typische Reaktion auf das Framing der DDR-Propaganda. Wenn der Politische Gegner der BRD die Kontinuitäten in Politik und Justiz von der Nazizeit in die Gegewart vorwirft, also den Rechststaat der Brd als Staat der Rechten diffamiert, dann ist ein Widerwillen, dem zuszustimmen natürlich. Auch hier im Forum wird immer wieder erwähnt, dass sich einige Mitglieder dazu gezwungen sehen, zum Beispiel das Christentum oder Luther zu verteidigen, allein wegen der Form der Kritik eines Nutzers an ihnen.

Noch ein Gedanke, wer denn in der frühen BRD Interesse an einer Aufarbeitung gehabt haben kann. Also die Menschen, die über Empathie verfügen und ein Gewissen haben, werden sich sehr wahrscheinlich in irgendeiner Form (mit)schuldig gemacht haben. Sei es nur durch Wegsehen. Aber gerade "gute" Menschen kann ja eine leichte Schuld stärker belasten, als den gewissenlosen Kriegsverbrecher, der bis ins hohe Alter gar nicht bereut. Also sind Schuldgefühle die Folge. Schuldgefühle sind negative Gefühle. Und was tut der Mensch mit unangenehmen Gefühlen? Sie werden verdrängt. Und diejenigen, die keine Schuld empfinden, sich aber schuldig gemacht haben, sind ja das eigentliche Problem. Die haben also auch kein Interesse an Aufarbeitung.

Wer hat also Interesse? Eigentlich bis auf wenige Ausnahmen nur die Opfer. Und die wurden ja gründlich traumatisiert. (Es gab natürlich auch Unterstützer.) Ich denke da zum Beispiel an den Kampf Homosexueller um Anerkennung ihrer Entschädigungen. Da gab es ja auch massiv Widerstand.
 
@Traklson besten Dank für deinen "Stolper-Hinweis"! Den Wikipedia Artikel kannte ich noch nicht, informativ und auch bestürzend.
Von der Ausstellung Ende 50er Anfang 60er Jahre wusste ich auch nichts. Sie fiel noch in die späte Wiederaufbau- und wir-sind-wieder-wer-Phase, wo man vieles verdrängen, verdecken wollte. Operettenfilme, Heinz Erhard Komödien waren da en vogue ... mir fällt als Kuriosum dazu ein, dass später in den 70er-80er Jahren das Thema gelegentlich in komödiantischen Serien im Fernsehen aufblitzte, z.B. im Ekel Alfred. Auch im Kabarett "(gespieltes Telefonat) jawoll Herr Ortsgruppenlei- äh Herr Bürgermeister".
 
Nochmal eine Denkanregung, über die ich vor Wochen gestolpert bin:

Ungesühnte Nazijustiz – Wikipedia

Sowohl die Geschichte und die Inhalte der Ausstellung sind bemerkenswert, als auch die Reaktion in Politik und Medien. Da zeigt sich doch noch ein starker Unwillen, sich mit der braunen Vergangenheit und den Kontinuitäten in der BRD auseinanderzusetzen.
Ja, dieser Unwillen war bis in die 1960er Jahre und darüber hinaus vorhanden, weil weite Teile der Gesellschaft sich schuldig fühlten für ihr aktives oder passives Verhalten während der 12 Jahre dauernden Naziherrschaft. Ein Symptom dafür war die Ablehnung und Hass gegen die zurückgekehrten Emigranten – anstatt sich zu freuen, dass diese Landsleute der Verfolgung der Nazis entkommen sind. Und damit das nicht als bloße Behauptung abgetan wird, verweise ich hier auf Remigranten Willy Brandt, der sich als Vaterlandsverräter beschimpfen lassen musste, während den früheren Nazis gern verziehen wurde.

Wenn der Politische Gegner der BRD die Kontinuitäten in Politik und Justiz von der Nazizeit in die Gegewart vorwirft, also den Rechststaat der Brd als Staat der Rechten diffamiert, dann ist ein Widerwillen, dem zuszustimmen natürlich. Auch hier im Forum wird immer wieder erwähnt, dass sich einige Mitglieder dazu gezwungen sehen, zum Beispiel das Christentum oder Luther zu verteidigen, allein wegen der Form der Kritik eines Nutzers an ihnen.
Wieso ist der Widerwille, eine Kritik anzunehmen, natürlich, wenn diese Kritik vom politischen Gegner kommt? Und ich sehe auch nicht, dass irgendjemand das Christentum oder Luther verteidigen muss, wenn ich darauf hinweise, dass beide sich des Verbrechens – oder dessen Begünstigung – gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht haben.

Ich verstehe das nicht, weil ich denke, man verteidigt etwas aus Überzeugung, und nicht, weil die Kritik aus der falschen Ecke kommt.

PS: Ich beziehe mich hier direkt auf die Aussagen von @Traklson, es gibt also keinen Grund mehr, diesen meinen Beitrag zu löschen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verstehe das nicht, weil ich denke, man verteidigt etwas aus Überzeugung, und nicht, weil die Kritik aus der falschen Ecke kommt.
Das dürfte Blödsinn sein. Ich unterstelle, dass die meisten Mitglieder (geschätzt 75 %) hier im Forum Agnostiker und Atheisten sind und 99,9 % der MItglieder Luthers antijudaistische Schriften für ziemlich ekelhaften Schmu halten. Dennoch wird Majorität dieser Personen - und das schlägt dir ja auch in den Diskussionen immer wieder entgegen - nicht mit dir gehen, dass ein direkter Weg von den Schreibstuben in Wittenberg nach Babin Yar führt. Ja nicht einmal zur Reichspogromnacht. Das ist keine Verteidigung, das ist historisches Zurechtrücken allzu harten Tobaks.
 
Ich verstehe das nicht, weil ich denke, man verteidigt etwas aus Überzeugung, und nicht, weil die Kritik aus der falschen Ecke kommt.

Ich sehe da keinen Widerspruch. Du sprichst vom Soll-Zustand, ich eher vom Ist-Zustand. Allerdings bin ich mir der Sache noch nicht ganz sicher. Es geht um ein Thema, dass mich schon länger immer wieder beschäftigt.

Je mehr ich lerne zu verstehen, was ein schlüssiges Argument ist, desto mehr habe ich den Eindruck, dass das unserer Intuition oder der Art, wie sich unser Gehirn entwickelt hat, entgegensteht.

Ich denke schon, dass der Mensch die Tendenz hat, den Überbringer einer Nachricht und die Nachricht selbst zu vermischen.Und das lässt sich hier auch beobachten. Wenn du eine radikale antichristliche oder vielleicht auch zu einem Grad polemische Position beziehst, sind andere Nutzer eher geneigt, dem zu widersprechen, obwohl sie dem Christentum eher kritisch gegenüberstehen.

Das lässt sich auf anderer Ebene gut dazu nutzen, Meinungen zu maipulieren. Zum Beispiel in den Medien. Man sieht das zB bei Fox gut. Da wird dann mit einem Strohmann gearbeitet, der die Gegenposition so überzeichnet, dass man demnur widersprechen kann. Menschn nehmen eine Position ein, die sie bei sachlicher Betrachtung nicht eingenommen hätten. Und bei dir ist das ein wenig zum Selbstläufer geworden. D.h. ich habe schon den Eindruck, dass deine Beiträge kritischer gelesen werden, weil sie eben von dir kommen. Man hat sich an die Gegenposition gewöhnt, wird was Faktenbasis anbelangt vielleicht aus Erfahrung misstrauischer.

Eigentlich muss man aber jedes Argument unabhängig von dem prüfen,der es vertritt. Nur so ticken die Menschen eben nicht.

Menschen glauben eher, was mit großer Überzeugung vorgetragen wird. Das funktioniert bei dem größten Blödsinn. Ich würde das einen Gehirn-Fehler nennen.

Wir schließen uns gerne der Mehrheit an, aber ein argumentum ad populum führt nicht zu Erkenntnis,

Jemandem dem wir vertrauen glauben wir eher als jemandem dem wir misstrauen. Das ist eigentlich ein Autoritätsargument etc.

Es ging mir eigentlich nicht speziell um dich, sondern dem Mechanismus, den ich beobachtet habe.

PS Ich habe dir auch gar keinen Vorwurf gemacht, sondern nur eine Boabachtung geteilt. Gerade die Diskussionen mit dir, die ich lese, haben mir schon oft eigene Vorurteile aufgezeigt.

Gerade bei Luther frage ich ich aber inzwischen, was genau deine Position ist. Das scheint mir im hin und her inzwischen verloren. Naja @hatl hat das mit seiner "Wurzel-Metapher" gut auf den Punkt gebracht, die mir sehr gut gefallen hat. Du siehst halt sehr viel Verantwortung bei Luther, deine Midikustanten weniger, aber auch nicht gar keine.
 
weil sie kaum Ahnung haben, was Luther über Juden geschrieben; bis zum Jahr 2017 war in den Schulen diese Seite Luthers kein Thema.

Diese Behauptung ist offensichtlich falsch. Ein Kenner der Materie schreibt dazu: "Luthers Haltung zu den Juden ist seit langem bekannt und Gegenstand von wissenschaftlichen und populären Darstellungen" und führt als Beispiel Unterrichtsmaterialien aus dem Jahr 1983 an.
http://www.schalomnet.de/fotoaus/luther/materialien/RU_Luther_und_die_Juden.pdf
 
Diese Behauptung ist offensichtlich falsch. Ein Kenner der Materie schreibt dazu: "Luthers Haltung zu den Juden ist seit langem bekannt und Gegenstand von wissenschaftlichen und populären Darstellungen" und führt als Beispiel Unterrichtsmaterialien aus dem Jahr 1983 an.
http://www.schalomnet.de/fotoaus/luther/materialien/RU_Luther_und_die_Juden.pdf
Dann frage ich mich, wieso Altbischöfin Margot Käßmann, die gerade in diesen Jahren Theologie studierte, nichts von dieser Schrift wusste: Sie las sie erst 2013. Ich habe darauf bereits hier hingewiesen, vor allem aber hier, wo sie den gleichen Standpunkt zu EKD bezog, den ich auch in diesem Forum vertrete.
 
Dann frage ich mich, wieso Altbischöfin Margot Käßmann, die gerade in diesen Jahren Theologie studierte, nichts von dieser Schrift wusste: Sie las sie erst 2013. Ich habe darauf bereits hier hingewiesen, vor allem aber hier, wo sie den gleichen Standpunkt zu EKD bezog, den ich auch in diesem Forum vertrete.

Konnte ich in dem von dir verlinkten Interview so nicht finden. Kannst du das nochmal zitieren?

Margot Käßmann über Luther: "Er hatte fundamentalistische Tendenzen."


Ansonsten schon ein sehr interessantes Interview.
Ich würde noch anmerken, dass von einer Schrift zu wissen und sie dann selbst zu lesen auch 2 Paar Schuhe sind.
 
Dann frage ich mich, wieso Altbischöfin Margot Käßmann, die gerade in diesen Jahren Theologie studierte, nichts von dieser Schrift wusste:

Vielleicht solltest Du Dich lieber fragen, warum Du wider besseres Wissen Unfug schreibst.

Natürlich wusste sie von dieser Schrift. Sie wird sie bis dahin halt nicht im vollen Originalwortlaut gelesen haben. (Und ich würde darauf wetten, dass auch Du sie bis heute nicht im vollen Originalwortlaut gelesen hast.)

Das entspricht überhaupt nicht den Erfahrungen, die ich in meiner Schul- oder Konfirmandenzeit in den 1970er und 80er Jahren gemacht habe: Luthers Hetzreden gegen Juden und aufständische Bauern waren Thema im Konfirmandenunterricht, obwohl unser Dekan ein Seelsorger der alten Schule-(durchaus im positiven Sinn) und Bewunderer Luthers war.

Konnte ich in dem von dir verlinkten Interview so nicht finden.
Das war ein anderes Interview, habs inzwischen ergooglet:
Margot Käßmann im Interview - "Ich bin Martin Luthers nicht überdrüssig geworden"
 
Welche Relevanz hat das individuelle Lektüreverhalten von Altbischöfin Margot Käßmann für den Diskussionsgegenstand hier?
Das war kein individuelles Lektüreverhalten einer Bischöfin, denn es besagt ja, dass in den 1980er Jahren die Luthers Schrift „Über Juden und ihren Lügen“ in der universitären theologischen Ausbildung keine Pflichtlektüre war. Und wenn die Pastoren davon nichts wissen mussten, konnte sie dessen Inhalt auch ihren Schäfchen nicht vermitteln. Aus dem gleichen Grund konnten auch Religionslehrer diese Schrift im Religionsunterricht an den Schulen nicht thematisieren – es sei aus dem eigenen Antrieb.

Konnte ich in dem von dir verlinkten Interview so nicht finden. Kannst du das nochmal zitieren?
Der Artikel in der Süddeutschen von 2015 ist leider hinter der Bezahlschranke, doch den Link zu der Festrede zur Eröffnung der School of Jewish Theology kann ich nochmals bringen:
https://www.luther2017.de/fileadmin/luther2017/material/Dokumente_VAs/kaessmann-vortrag.pdf

Ja, dieses Interview ist gut und fast zu lang, weil sich Antworten teilweise wiederholten. Doch das lag auch dem Fragenden, der aber ab und zu auch gute Fragen gestellt hatte – zum Beispiel:

„Aber realistisch betrachtet: Glauben Sie daran, dass alle Christen das gelernt haben?
Käßmann: Sehen Sie im Moment, dass Christen Krieg mit der Bibel begründen?“

Diese Frage war wie gesagt gut, aber zu früh (2017) gestellt, denn würde er sie heute stellen, könnte Käßmann nicht so forsch antworten – siehe die Aussagen des Moskauer Patriarchen Kyrill, mit denen er den gegenwärtigen Krieg Russland gegen die Ukraine rechtfertigte und darüber hinaus russischen Soldaten den Ablass aller Spünden versprach – Zitat: "Und deshalb glauben wir, dass dieses Opfer alle Sünden abwäscht, die ein Mensch begangen hat", so der Patriarch.

Man könnte glauben, wir sind wieder im Mittelalter zur Zeit der Kreuzzüge. o_O
 
Und wenn die Pastoren davon nichts wissen mussten, konnte sie dessen Inhalt auch ihren Schäfchen nicht vermitteln. Aus dem gleichen Grund konnten auch Religionslehrer diese Schrift im Religionsunterricht an den Schulen nicht thematisieren – es sei aus dem eigenen Antrieb.
Du fährst munter fort, wider besseres Wissen Blödsinn zu verzapfen. Die Schrift war seit Jahrzehnten Thema im Konfirmations- und Religionsunterricht, es gab auch schon vor Jahrzehnten gedruckte Unterrichtsmaterialien dafür, das alles wurde Dir bereits geschrieben - Du nimmst es einfach nicht zur Kenntnis.
 
Natürlich wusste sie von dieser Schrift. Sie wird sie bis dahin halt nicht im vollen Originalwortlaut gelesen haben.
Wenn sie sie gelesen hätte, wäre sie nicht so schokiert gewesen über das, was drin steht - Zitat aus deinem Link:

Käßmann: Das hat zwei Seiten für mich. Auf der einen Seite ist er mir unsympathischer geworden, weil ich tatsächlich vor fünf Jahren das erste Mal seine Schrift von den Juden und ihren Lügen wirklich gelesen habe, und das schockiert mich bis heute, muss ich sagen, diese Sprache, diese Abwertung, diese Aufforderung zur Gewalt.
 
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