Warum wird Friedrich der Große verehrt?

---- nur nebenbei:
das erstaunt mich, da mir "Brägele" (Bratkartoffeln) und "Herdäpfelsalat" aus dem Schwarzwald bzw aus dem alemannischen geläufig sind (z.B. Wurstsalat mit Brägele), sowie urschwyzzer Rösti
Aber seit wann das im Süden beliebt ist und ob es da nur wenig Kartoffelrezepte gibt, weiß ich nicht ----
Was die »urschwyzer« Röschti anbetrifft: schätze spätes 18. Jh./frühes 19. Jh.(da die Herstellung mit Resten von Geschwellti {gekochte Kartoffeln} recht naheliegend). Laut dem HLS kam die Kartoffel im 18. Jh. gemächlich auch in die Schweiz und gewann an Verzehrfreude während den Missernten anfangs der 1770er. Doch zum Grundnahrungsmittel wurde die Knolle erst nach der Hungersnot in 1816/1817.
 
Der Ausgang des Siebenjährigen Krieges machte Preußen zu einer der fünf europäischen Großmächte, wenn auch zur kleinsten unter diesen. Der Siebenjährige Krieg: eine wenig bedeutende Episode, mit freilich bedeutenden Konsequenzen.

Nein, nicht der Asugang des Siebenjährigenn Krieges machte Preußen zur Großmacht (wenn auch bis 1867 eher Großmacht zweiten Ranges), sondern der Ausgang des Österreichischen Erbfolgekrieges und Friedrich II. konsolidierte das vor allem durch die polnischen Teilungen.
Durch den Siebenjährigen Krieg Gewann Preußens Armee vielleicht etwas an Prestige hinzu aber nichts wirklich zählbares im Hinblick auf Territorialgewinne, verbunden mit wirtschaftlicher Stärkung oder einer größeren Bevölkerung als dauerhafte Basis eines entsprechenden Heeres.
In dieser Hinsicht brachte der Siebenjährige Krieg Friedrich lediglich zum zweiten mal die Bestätigung des Besitzes Schlesiens und der Grafschaft Glatz.
Freilich ohne damit auf österreichischer Seite Revisionswünsche auszuräumen.
 
Wenn das Friedrich gewusst hätte, dass Preußen auch bei einer Niederlage Großmacht geblieben wäre!

Machen wir mal ein Gedankenexperiment:

Wenn Friedrich II. die Konvention von Westminster nicht geschlossen und Frankreich infolgdessen Preußens Verbündeter geblieben wäre und wenn das Österreich vom Revanchekrieg gegen Preußen abgehalten hätte um nicht schon wieder wegen des Besitzes der Belgisch-Luxemburgischen Territorien und Mailands gegen Frankreich kämpfen zu müssen, hätte ein solches "Ausfallen" des Siebenjährigen Krieges Preußens Aufstieg zur Großmacht in irgendeiner Form behindert?

Durch was?

Preußen gewann durch diesen Krieg nichts, das notwendig gewesen wäre um zur Großmacht aufsteigen zu können, gravierende Konsequenzen zeitigte er in Nordamerika und in Frankreich, nicht im deutschsprachigen Raum, da führte er nur zur Bestätigung des Status Quo ante unter erheblichen wirtschaftlichen Einbußen und Kriegsschäden.
 
Zei Aussagen:
- Was trivial ist: Wenn Preußen den Siebenjährigen Krieg verloren hätte, wäre es danach keine Großmacht gewesen.
- Nicht ganz so trivial: Preußen hat erst dadurch den Status einer Großmacht erreicht, dass es den Krieg gegen die übergroße Übermacht nicht verlor.

Beim zweiten Punkt lasse ich mich gern eines Besseren belehren, falls ich irren sollte (na ja, beim ersten theoretisch natürlich auch..).
 
Nein, nicht der Asugang des Siebenjährigenn Krieges machte Preußen zur Großmacht (wenn auch bis 1867 eher Großmacht zweiten Ranges), sondern der Ausgang des Österreichischen Erbfolgekrieges und Friedrich II. konsolidierte das vor allem durch die polnischen Teilungen.
Durch den Siebenjährigen Krieg Gewann Preußens Armee vielleicht etwas an Prestige hinzu aber nichts wirklich zählbares im Hinblick auf Territorialgewinne, verbunden mit wirtschaftlicher Stärkung oder einer größeren Bevölkerung als dauerhafte Basis eines entsprechenden Heeres.
In dieser Hinsicht brachte der Siebenjährige Krieg Friedrich lediglich zum zweiten mal die Bestätigung des Besitzes Schlesiens und der Grafschaft Glatz.
Freilich ohne damit auf österreichischer Seite Revisionswünsche auszuräumen.

Preußen durfte seine Beute behalten, und es wurde auch seine Rolle als europäische Großmacht bestätigt. Zweifellos war Preußen die kleinste der europäischen Großmächte, verglichen mit den Global Playern, und im Vergleich mit den Habsburgern waren die Hohenzollern schon so etwas wie arme Verwandtschaft.

Aber dieses Preußen hatte sich immerhin auch gegen drei andere europäische Großmächte, plus der alten Großmacht im Ostseeraum Schweden und gegen fast alle Fürsten des Heiligen Römischen Reiches behauptet.

Im Österreichischen Erbfolgekrieg hatten sich zwei sehr unterschiedliche Monarchen durchgesetzt. Friedrich II. und Maria Theresia. Der Preußenkönig hatte sein Königreich zu einer europäischen Großmacht gemacht. Die Gelegenheit war gar zu günstig gewesen, und dieser Gelegenheit hatte Friedrich nicht widerstehen können. Die Habsburgerin aber hatte sich gegen eine Welt von Feinden behauptet.

Am Ende des Österreichischen Erbfolgekriegs zeichnete sich aber bereits ab, dass um Schlesien ein weiterer Waffengang würde geführt werden müssen.

In den ersten beiden Kriegen um Schlesien war die Situation außerordentlich günstig für Friedrich. Er hatte Frankreich als Verbündeten, und Maria Theresia war extrem in die Defensive gedrängt.

Wenn der Österreichische Erbfolgekrieg auch Preußens Großmachtstellung begründete, so zeigte Preußen im Siebenjährigen Krieg, dass es diesen Großmachtstatus auch zu Recht trug., dass es diesen Aufstieg nicht allein der günstigen politischen Großwetterlage verdankte.

Was man dem jungen Friedrich nachgesehenen hatte, als er mit der Unverfrorenheit eines Emporkömmlings in Schlesien einfiel, mit dieser Nachsicht konnte Friedrich als etablierter Politiker nicht mehr rechnen. In ganz Europa misstraute man inzwischen der preußischen Politik. Friedrich hat als Diplomat manchen Fauxpas erregt, und er hat als Kommandeur manchen Fehler begangen, aber am Ende hatte er das Glück des Tüchtigen.

So günstig die Lage für Friedrich während des Österreichischen Erbfolgekriegs war, so ungünstig war die Koalition im Siebenjährigen Krieg. Preußen konnte nur auf GB und die kleineren Verbündeten: Kurhannover, Hessen-Kassel, Braunschweig, Bückeburg und Sachsen Gotha zurückgreifen. An Bevölkerungszahl und Fläche waren Österreich, Russland und Frankreich weit überlegen. Preußen ist im Österreichischen Erbfolgekrieg Großmacht geworden.

Im Siebenjährigen Krieg aber hat Preußen sich erst als Großmacht etabliert. Es hat gezeigt, dass es diesen Status zu recht trug. Sicher, es sah zeitweise danach aus, als ob Preußen wieder auf den Rang einer Mittelmacht zurückgestutzt werden würde. Am Ende aber hatte es sich behauptet gegen enorme Widerstände.


Wenn Preußen lediglich den erreichten Großmachtstatus verteidigte, so war dieses "lediglich" doch unendlich viel.
Der Siebenjährige Krieg veränderte keine Grenzen, aber Preußen hatte seine Beute behauptet, und seine Nachbarn Österreich und Sachsen-Polen waren politisch schwächer geworden.
Auch Russland hat sein Territorium im Siebenjährigen Krieg nicht vergrößert, politisch aber gehörte es zu den Gewinnern des Krieges. Russlands neues Gewicht in Europa zeigte sich ja nicht zuletzt daran, dass Katherina II. als Kompensation dafür, dass Preußen und Österreich nicht Katherinas Kreise im Türkenkrieg störten, polnische Territorien anbieten konnte. Dabei waren die russischen und österreichischen Gewinne großer an Bevölkerungszahl und Fläche als die preußischen. Preußen rundete aber damit sein Territorium ab, und Friedrich nannte sich fortan nicht mehr "König in Preußen" , sondern "König von Preußen".

immerhin gegen drei Großmächte behauptet und zwar gegen die stärksten: gegen Österreich, Russland und Frankreich. Jede einzelne dieser Großmächte verfügte über ein Mehrfaches an Landmasse und Bevölkerungszahl. Es war keineswegs selbstverständlich, dass Preußen sich in diesem Konflikt behaupten konnte.
 
Machen wir mal ein Gedankenexperiment:

Wenn Friedrich II. die Konvention von Westminster nicht geschlossen und Frankreich infolgdessen Preußens Verbündeter geblieben wäre und wenn das Österreich vom Revanchekrieg gegen Preußen abgehalten hätte um nicht schon wieder wegen des Besitzes der Belgisch-Luxemburgischen Territorien und Mailands gegen Frankreich kämpfen zu müssen, hätte ein solches "Ausfallen" des Siebenjährigen Krieges Preußens Aufstieg zur Großmacht in irgendeiner Form behindert?

Durch was?

Preußen gewann durch diesen Krieg nichts, das notwendig gewesen wäre um zur Großmacht aufsteigen zu können, gravierende Konsequenzen zeitigte er in Nordamerika und in Frankreich, nicht im deutschsprachigen Raum, da führte er nur zur Bestätigung des Status Quo ante unter erheblichen wirtschaftlichen Einbußen und Kriegsschäden.

Was Preußen überhaupt erlaubte, den Sprung von einer Mittelmacht zu einer Großmacht vollziehen zu können, das war die starke Armee, die im Grunde völlig überdimensioniert war für einen Staat wie Preußen.

Was dann Preußen nach dem Gesetz von Fläche und Einwohnerzahl zur Großmacht qualifizierte, das war die Eroberung von Schlesien womit Friedrich auf einen Schlag eine reiche Provinz mit 1 Millionen Untertanen dazugewann.

Als Friedrich die Provinz gewann, war die politische Lage außerordentlich günstig für ihn.

Schlesien das war das Plus an Einwohnerzahl und Fläche, das Preußen zur Großmacht qualifizierte. Was aber Preußen wirklich den Eintritt in den Club verschaffte, das war seine Fähigkeit, das unter günstigen Umständen und fragwürdigen Rechtsansprüchen Erworbene auch unter ungünstigen Bedingungen behalten zu können.

Preußen hatte sich, äußerst mühsam und unter unglaublichen Opfern behauptet, es hatte sich gegen eine Allianz von drei Großmächten behauptet, es hatte sich als stark genug erwiesen, nicht zuletzt auch, weil Russland eigentlich kein Interesse hatte, Österreich auf Kosten Preußens zu stark werden zu lassen.

Mit seinem Coup hatte Friedrich Großmachtansprüche angemeldet, dass er diese Ansprüche auch geltend machen konnte, das Preußen tatsächlich eine Rolle als europäische Großmacht spielen konnte, das hat er er und Preußen erst im Siebenjährigen Krieg demonstriert, und etabliert hat Preußen sich erst im Siebenjährigen Krieg, als Friedrich
seine Eroberungen auch unter weit weniger günstigen Umständen gegen drei europäische Großmächte, gegen Schweden und gegen fast das ganze Heilige Römische Reich sich halten konnte.

Nach politischem Gewicht, nach Tradition, Bevölkerungszahl und Fläche sprach eigentlich recht wenig dafür, dass Preußen sich in diesem Kampf würde behaupten können.
 
Am Ende des Österreichischen Erbfolgekriegs zeichnete sich aber bereits ab, dass um Schlesien ein weiterer Waffengang würde geführt werden müssen.

In Wien wollte man sicherlich die Revanche und die Rückholung Schlesiens, aber Kaunitz selbst, stand auf dem Standpunkt, dass die Grundbedingung für einen Revanchekrieg gegen Preußen in ein eigenes Bündnis mit Frankreich oder mindestens eine Neutralisierung Frankreichs (das aber einmal mit Preußen verbündet war und Friedrischs Eroberungen mindestens teilweise anerkannte) war, eben wegen der Problematik vor allem der Österreichischen Niederlande, die gegen Frankreich kaum noch zu verteidigen waren, während ein Waffengang Österreichs gegen Preußen für Österreichs traditionelle Verbündete Großbritannien und die Niederlande aber keinen Wert hatte, so dass Wien auf Unterstützung von dieser Seite nicht zu hoffen brauchte.

Um dem Sibenjährigen Krieg als Revanchekriegs Österreichs gegen Preußen überhaupt zu ermöglichen, bedurfte es einer diplomatischen und die führte nicht zuletzt Friedrich II. unvorsichtigerweise herbei, indem er mit der Konvention von Westminster Frankreich endgültig verprellte und erst dadurch Österreich für Paris wirklich bündnisfähig machte.

Hätte er das unterlassen, hätte Wien wegen Schlesien wahrscheinlich noch lange Zeit Gift und Galle gespuckt, in Sachen Revanchekrieg aber nichts unternehmen können ohne die sehr reale Gefahr einzugehen, neben dem Verlust Schlesiens noch den der Österreichischen Niederlande, Mailands und/oder Vorderösterreichs zu riskieren.

Und letztendlich kam mit dem Ende des Siebenjährigen Krieges die Thematik Schlesien zwischen Wien und Berlin auch nicht endgültig vom Tisch, das passiert ja tatsächlich erst mit mit dem Ergebnis des Kriegs von 1866/1867 und der deutschen Einigung ohne Österreich 1871.
Noch in den Verhandlungen zwischen Österreich und Frankreich 1865/1866 für den Fall eines Krieges zwischen Österreich und Preußen, ist Schlesien Verhandlungsmasse, als potentielle Kompensation Österreichs für Venzien.
Insofern wurde der Konflikt zwischenzeitlich auf Eis gelegt, aber nicht gelöst.

Wenn der Österreichische Erbfolgekrieg auch Preußens Großmachtstellung begründete, so zeigte Preußen im Siebenjährigen Krieg, dass es diesen Großmachtstatus auch zu Recht trug., dass es diesen Aufstieg nicht allein der günstigen politischen Großwetterlage verdankte.

Nett, aber was gewann es konkret dadurch? Österreich oder besser Habsburg gründete seine Großmacht ohne jeden Zweifel auf einer Reihung biologischer Zufälle (Burgundischer und Spanischer Erbfall), aber das hat die Etablierung Habsburgs als Großmacht durchaus nicht verhindert oder ihr Prestige in besonderem Maße beschädigt.
Ob durch Ausnutzung günstiger Zufälle oder nicht die Preußische großmacht war in der Welt, sie war angesichst der Tatsache, dass sie für Frankreich (und mit der Konvention von Westminster dann de facto auch für Großbritannien) bündnisfähig war auch kein isolierter Parvenu, der es nötig hatte seine eigene Legitimität und Schlagkraft zu beweisen um in der großen Politik mitspielen zu können (abgesehen davon dass Preußens Armee ihre Schlagkraft in den ersten beiden Schlesischen Kriegen durchaus bewiesen hatte).

Btw. welche der Großmächte hatte ihre Macht denn nicht auf günstigen politischen Konstellationen oder glücklichen Erbfällen begründet?

- Russland hatte seinen Aufstieg zu einer tatsächlichen Großmacht auf Kosten Schwedens vor allem dem Umstand zu verdaken, dass mit August dem Starken ein Monarch auf den polnischen Thron kam, der bereit war mit Russland zusammen zu arbeiten um sich in Livland eine eigene Hausmacht aufzubauen, anstatt wie einige seiner Vorgänger alles daran zu setzen im Verein mit Schweden Russland im Zaum zu halten
Weiterhin wurde das durch den Umstand begünstigt, dass sich die deutsch-baltischen Ritterschaften Peter I. nachgerade an den Hals warfen, so lange sich dieser Bereit zeigte ihre Privilegien zu bestätigen, die der schwedische Staat zunehmend infrage stellte, hinzu kam die militärische Selbstüberschätzung Karl XII. von Schweden, der sich zum militärischen Vorstoß in die Weite Russlands hinein verleiten ließ und die Tatsache, dass man in Konstantinopel offenbar die Tragweite der Veränderungen in Europa durch einen Russischen Sieg massiv unterschätzte und den für Russland sehr glimpflichen Frieden vom Pruth schloss, der dem Osmanischenn Reich Asow zurückbrachte, aber den Verbündeten Schweden opferte, anstatt im eigenen Engagenemt weiter zu gehen und zu versuchen Russland zum Verzicht auf seine Ambitionen zu zwingen.

- Großbritannien verdankt seine Großmachtstellung vor allem dem Umstand der machtpolitischen Pattstellung zwischen Habsburg und dem Haus Valois und Später Bourbon auf dem Kontinent, die dafür sorgte dass sich Großbritannien zum Zünglein an der machtpolitischen Wage aufschwingen konnte, außerdem profitierte es in seiner Entwicklung sehr davon, dass das Fehlen eines natürlichen Nachfolgers Elisabeth I. es ermöglichte zunächst die Stuart-Könige auf den englischen Thron zu setzen und darüber die weitgehend geräuschlose Eingliederung des einstigen Rivalen Schottland zu erreichen, so wie dadurch, dass später die allgemeinen Vorbehalte gegen eine mögliche katholische Erbfolge eine Situation schufen, die es ermöglichte entgegen aller dynastischen Gepflogenheiten Willem von Oranien ins Land zu Rufen und damit eine Personalunion mit dem reichen vormaligen Rivalen Niederlande zu begründen und damit auch dessen Ressourcen an das entstehende Großbritannien zu binden (letztendlich zum Nutzen Großbritanniens und zum Schaden der Niederlande).

- Frankreich hatte seine Vorangstellung in Europa vor allem dadurch aufbauen können, dass sich die beiden Habsburger Linien in der ersten Hälfte des 17. Jahrhundert in den Niederlanden und im Reich militärisch und wirtschaftlich vollkommen verausgabten.
Im Zusammenhagn des Spanischen Erbfolgekrieges war es Frankreichs Glück, dass der Wittelsbacher Thronprätendent noch vor Karl II. von Spanien verstarb und die eigentlich bereits geregelte spanische Thronfolge wieder zu einer offenen frage wurde, das zweite mal hatte Frankreich Glück, dass Joseph I. rechtzeitig kinderlos verstarb und durch die Nachfolge seines Bruders Karl VI. im Reich bei einer Durchsetzung Habsburgs eine Erneuerung der Habsburgischen Universalmonarchie drohte, was Großbritannien und die Niederlande bewog Habsburg nicht weiter zu unterstützen, ohne dem es das Bourbonische Spanien und die damit verbundene Aufwertung Frankreichs möglicherweise nicht gegeben hätte.

Waren das keine glücklichen Zufälle bzw. deren geschicktes Ausnutzen?
Und hat es dem Prestige dieser Mächte irgendeinen Abbruch getan?
 
Was man dem jungen Friedrich nachgesehenen hatte, als er mit der Unverfrorenheit eines Emporkömmlings in Schlesien einfiel, mit dieser Nachsicht konnte Friedrich als etablierter Politiker nicht mehr rechnen. In ganz Europa misstraute man inzwischen der preußischen Politik. Friedrich hat als Diplomat manchen Fauxpas erregt, und er hat als Kommandeur manchen Fehler begangen, aber am Ende hatte er das Glück des Tüchtigen.

Naja, insofern Sachsen und Bayern im Verein mit Frankreich ganz genau so gegen Habsburg losgeschlagen hatten, obwohl sie eigentlich Karl VI. die Anerkennung der pragmatischen Santkion zugesichert (und sich das gut hatten bezahlen lassen) hatten, wäre es unter den anderen Akteuren ein Bisschen arg bigott gewesen nun ausgerechnet Friedrich dafür entsprechende Schritte unternommen haben an den Pranger zu stellen.
Sachen wollte Schlesien nicht weniger als Friedrich, Wittelsbach schielte auf Böhmen und die Kaiserkrone und Frankreich war eine Aufteilung des habsburgischen Territorialkomplexes oder wenigstens dessen substanzielle Schwächung durchaus recht und billig.

Wenn sich Friedrich II durch irgendwas richtig unbeliebt gemacht hatte, dann dadurch, dass er zwei mal einen Separatfrieden schloss und aus dem antihabsburgischen Lager ausscherte, was ihm den Ruf eines Opportunisten und unsicheren Kantonisten einbrachte.
Diesen Ruf hat er aber als er mit der Konvention von Westminster diametral entggen der Interessen seines Verbündeten Frankreichs handelte und dadurch, dass er ohne legitimen Grund oder Kriegserklärung den Siebenjährigen Krieg auf dem europäischen Kontinent mit dem Einfall in Sachsen eröffnete, aber doch nur bestätigt.

Er hätte aber demgegenüber durchaus die Wahl gehabt seinen Ruf dadurch sich dem britischen Ansinnen zu entziehen und seinem französischen Alliierten ggenüber loyal zu bleiben durchaus aufbessern und damit möglicherweise die Auseinandersetzugn mit Österreich verhindern können.

An Bevölkerungszahl und Fläche waren Österreich, Russland und Frankreich weit überlegen.
Nur das Frankreich an Preußen oder dessen Verkleinerung überhaupt kein Interesse hatte, sondern vor allem auf Braunschweig-Lüneburg/Hannover als Faustpfand zielte und seine Hauptsteitmacht überhaupt nicht Schlacht suchen ließ, sondern lediglich das wesentlich kleinere Detachement, dass man um Österreich zu beschwichtigen in den sächsich-thüringischen Raum geschikct hatte um sich mit der "Reichsarmee" zu vereinigen und dass dann bei Rossbach die bekannte Niederlage fing.
Ansonsten unternahm Frankreich außer der Bsetzung des preußischen Streubesitzes im Westen des Reiches durch nicht viel substanzielles gegen Friedrich.
Und Russlands Ressourcen spielten insofern überhaupt keine Rolle, als dass sich Zarin Elisabeth im Rahmen des Bündnisses mit Wien lediglich auf das Stellen von 100.000 Mann verpflichtet hatte, womit von Anfang an klar war, dass Russlands Engagement begrenzt und der Großteil seiner Ressourcen zu Hause bleiben würde.

Wenn Preußen lediglich den erreichten Großmachtstatus verteidigte, so war dieses "lediglich" doch unendlich viel.
Aber es veränderte eben nicht entscheidendes am europäischen Machtgefüge.

Der Siebenjährige Krieg veränderte keine Grenzen, aber Preußen hatte seine Beute behauptet, und seine Nachbarn Österreich und Sachsen-Polen waren politisch schwächer geworden.
Sachsen-Polen war doch bereits seit der Begründung dieser Personalunion nicht mehr als eine Chimäre. Es hat den sächsichen Herzögen den Prestigegewinn einer Königskrone eingebracht aber letztendlich gelang es zu keiner Zeit die Ressourcen des polnisch-litauischen Reiches der sächsichen Politik dienstbar zu machen, ja nicht einmal sie wirklich zusammen zu fassen.
Ich würde hier noch so weit entgegenkommen zuzugestehen, dass man gegebenenfalls verhandeln könnte inwiefern der Siebenjährige Krieg das Ende der sächisch-polnischen Personalunion mit verursachte und inwiefern der Prestigegewinn Preußens den Staat Friedrichs für Zarin Katharina II. bündnisfähig machte und dadurch ggf. dazu beitrug die polnischen Teilungen zu ermöglichen.

Das halte ich für grundsätzlich diskutierbar, wäre dann aber allenfalls ein wichtiger Meilenstein zur Konsolidierung und zum Ausbauder Preußischen Großmacht nicht zu deren grundsätzlicher Entstehung oder deren Überleben gewesen, wobei dann auch hier noch die Frage zu stellen wäre, war dieser Krieg dafür nötig?
Oder wäre wenn er ausgeblieben wäre, ein Vierteljahrundert nach Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges Katharina II. auch ohne dem bereit gewesen Preußen als bündnisfähige Großmacht zu akzeptieren?

Österreich wurde durch den Siebenjährigen Krieg nicht substanzieller geschwächt, als es das vorher ohnehin bereits war, zumal Preußen ja selbst massivst unter Zerstörungen und Bevölkerungsverlust so wie enormen Kosten zu leiden hatte.
Der eigentliche Verlierer war aber nicht Habsburg sondern Frankreich und nicht zu Gusten Preußens, sondern Englands.
 
Schlesien das war das Plus an Einwohnerzahl und Fläche, das Preußen zur Großmacht qualifizierte. Was aber Preußen wirklich den Eintritt in den Club verschaffte, das war seine Fähigkeit, das unter günstigen Umständen und fragwürdigen Rechtsansprüchen Erworbene auch unter ungünstigen Bedingungen behalten zu können.

Das sehe ich etwas anders.
Insofern sich Preußens Schritt zur großmacht an der Seite Frankreichs vollzog, war Preußen von Beginn an so etabliert, dass es jedenfalls Bündnisfähig und als Juniorpartner für die wirklich großen Player von Interesse war und in diesem Rahmen im Klub der großmächte mitspielen konnte.
Eine darüber hinausgehende Rolle, die auf eine wirkliche Anerkennung der Gleichrangigkeit mit den wirklich großen Playern hinauslief und es Preußen erlaubt hätte den gang der großen Politik in Europa selbst entscheidend mit zu bestimmen, erreichte Friedrich nie.
Man könnte denke ich darüber verhandeln, ob Friedrich Wilhelm III. diese Rolle kurzfristig mal zufiel, als Preußen im Zuge der Revolutionskriege in der Auseinandersetzung zwischen Frankreich und der Englisch-Österreichisch-Russischen Koalition 1805/1806, das Zünglein an der Wage hätte spielen können, aber ansonsten Blieb Preußen bis zu Bismarck und dem Sieg über Österreich 1866/1867 eine zweitrangige Großmacht, die die europäische Politik allein nicht effektiv mitgestalten konnte und es lief bis dahin auch mehrfach die Gefahr marginalisiert zu werden 1807 ist das verbliebene Preußen wenig mehr als ein ziemlich machtloser Günstling Russlands 1814/1815 bei der Neuordnung Europas ist es nicht in der Lage sich mit seinen Interessen im Hinblick auf Sachsen durchzusetzen und seine eigene Westverschiebung zu verhindern (trotz russischer Patronage), 1850 bekommt es beim Versuch eines polischen Alleingangs in Deutschland mit der Erfurter Union von Wien und St. Petersbrug sehr schnell die Grenzen aufgezeit und auch der Sieg 1866/1867 ist keine ausgemachte sache und hätte Preußen im Falle einer Niederlage, wenn sich Österreich Schlesien zurückgeholt und Frankreich sich am Rhein bedient hätte, auch zu diesem Zeitpunkt noch auf das Niveau einer europäischen Mittelmacht zurückfallen können.
 
Mal zwei ganz einfache Fragen;
Ab wann ist in Europa das Konzept der Großmächte geläufig, und ab wann wird Preußen dazugezählt?
 
Gute Fragen, ich würde mal behaupten, - für beide Fragen - ab Friedrich des Großen.
Man wird vielleicht einwenden, dass auch Schweden schon früher als Großmacht angesehen wurde, aber mit Friedrichs Preußen haben wir erstmalig einen Akteur, der sich aus dem HRRDN abhob, und mit den angrenzenden Mächten konkurieren konnte.

Gruß, muheijo
 
Nur das Frankreich an Preußen oder dessen Verkleinerung überhaupt kein Interesse hatte, sondern vor allem auf Braunschweig-Lüneburg/Hannover als Faustpfand zielte und seine Hauptsteitmacht überhaupt nicht Schlacht suchen ließ, sondern lediglich das wesentlich kleinere Detachement, dass man um Österreich zu beschwichtigen in den sächsich-thüringischen Raum geschikct hatte um sich mit der "Reichsarmee" zu vereinigen und dass dann bei Rossbach die bekannte Niederlage fing.
Ansonsten unternahm Frankreich außer der Bsetzung des preußischen Streubesitzes im Westen des Reiches durch nicht viel substanzielles gegen Friedrich.

Und Russlands Ressourcen spielten insofern überhaupt keine Rolle, als dass sich Zarin Elisabeth im Rahmen des Bündnisses mit Wien lediglich auf das Stellen von 100.000 Mann verpflichtet hatte, womit von Anfang an klar war, dass Russlands Engagement begrenzt und der Großteil seiner Ressourcen zu Hause bleiben würde.


Aber es veränderte eben nicht entscheidendes am europäischen Machtgefüge.


Sachsen-Polen war doch bereits seit der Begründung dieser Personalunion nicht mehr als eine Chimäre. Es hat den sächsichen Herzögen den Prestigegewinn einer Königskrone eingebracht aber letztendlich gelang es zu keiner Zeit die Ressourcen des polnisch-litauischen Reiches der sächsichen Politik dienstbar zu machen, ja nicht einmal sie wirklich zusammen zu fassen.
Ich würde hier noch so weit entgegenkommen zuzugestehen, dass man gegebenenfalls verhandeln könnte inwiefern der Siebenjährige Krieg das Ende der sächisch-polnischen Personalunion mit verursachte und inwiefern der Prestigegewinn Preußens den Staat Friedrichs für Zarin Katharina II. bündnisfähig machte und dadurch ggf. dazu beitrug die polnischen Teilungen zu ermöglichen.

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Ich sprach eher allgemein vom Gesetz von Einwohnerzahl und Fläche, das sich im 18. Jahrhundert auswirkte. Im 17. Jahrhundert konnten die Generalstaaten der Niederlande die Rolle einer Großmacht spielen. Die Niederlande hatten die stärkste Handels- und Kriegsflotte waren auch militärisch eine Großmacht. Im 18. Jahrhundert fielen aber die Niederlande zurück.

Russland wurde unter Peter I. in einer Generation zur neuen Hegemonialmacht im Baltikum. Ohne Peter wäre Russland sicher niemals in so kurzer Zeit so radikal umgestaltet und modernisiert worden. Seinen Aufstieg zur Hegemonialmacht im Baltikum auf Kosten Schwedens verdankte Russland aber ein klein wenig auch seinem Übergewicht an Bevölkerungszahl. Zu Zeiten von Karl XII. hatte Schweden nur etwa 1 Millionen Einwohner, und im ganzen Schwedischen Imperium dürften es nicht mehr als 3-5 Millionen Einwohner gewesen sein. Das war nicht einmal ein Fünftel der Bevölkerung von Russland.

Dass Frankreich (und auch Russland) kein Interesse hatten, Preußen völlig zu vernichten, habe ich ja selbst schon geschrieben. Demographisch und von seinen Bevölkerungsressourcen war Preußen im Vergleich zu den anderen Großmächten eigentlich kein Staat, der sich berechtigte Hoffnung auf Großmachtambitionen machen konnte.

Nach Quadratkilometern und Einwohnerzahl gerechnet blieben die Hohenzollern die "armen Vettern der Hasbsburger" Beim Regierungsantritt Friedrich Wilhelms war Preußen auf 113.000 Quadratkilometer gewachsen. Unter seiner Regierungszeit kamen nur 6000 Quadratkilometer hinzu (Geldern und Vorpommern) , aber er baute die Armee auf.

Unter Friedrich II. erfolgte ein großer Sprung. Von knapp 120.000 Quadratkilometern im Jahre 1740 auf fast 200.000 ein halbes Jahrhundert später. Bei Lichte besehen war das Meiste durch Eroberungskriege oder Raub hinzugekommen. Gleich zu Beginn brachte der Schlesische Krieg Nieder- und Oberschlesien mit gut 37.000 Quadratkilometern.
Durch friedlichen Erbfall kam weniger rein Ostfriesland mit 3000 km2. Die Bevölkerung der preußischen Territorien stieg von 900.000 am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges auf mehr als 1,5 Millionen im Jahre 1688 und auf 2,4 Millionen zu Friedrichs Regierungsbeginn. Durch die Eroberung Schlesiens stieg die Einwohnerzahl auf mindestens 3,2 Millionen, einige schätzen sogar auf 3,5 Millionen. Bis zum Ende von Friedrichs Regierungszeit stieg die Einwohnerzahl auf 5,7 Millionen und auf 6,2 Millionen bis 1800. Damit erlebte Preußen eine demographische Expansion, die es auch der Einwohnerzahl nach zu einer Großmacht machte. Zwischen 1740 und 1805 hat sich die Bevölkerungszahl Preußens fast verdoppelt. Das war dem Wachstum nach sogar noch rasanter als in Frankreich und England wo die Bevölkerungszahl im gleichen Zeitraum nur um 50-65 % anwuchs. Das war das riesenhafte Wachsen eines Zwergs.

Im Vergleich zu Österreich um nur die kleinere Großmacht zu nennen, blieb Preußen aber im ganzen 18. Jahrhundert ein Zwerg. 1740 besaß Preußen gerade mal ein Sechstel des Habsburgerstaats an Fläche, und an Einwohnerzahl etwa ein Drittel.
 
Ich weiß für meinen Teil nicht, ab wann der Begriff "Großmacht" auftaucht, im Hinblick auf das Konzept würde ich behaupten, dass es spätstens mit dem Frieden von 1648 in der Welt ist, weil hier eine Rangfolge, der in die Verhandlungen involvierten Staaten festgelegt wurde, aus der sich sicherlich der Vorrang der mächtigeren Akteure und eine gewisse Abgrenzung zu den kleineren Akteuren vornnehmen lässt, wobei das natürlich zwei Probleme aufwirft:

1. War durchaus nicht ganz Europa involviert, so dass bei den entsprechenden Verhandlungen Akteure außen vor blieben.
2. Ist es natürlich schwierig festzulegen, wo die Gruppe der Großmächte tatsächlich endet, aber ich würde behaupten, dass diese Problematik grundsätzlich besteht.


Nehmen wir z.B. diese Behauptung:

Was dann Preußen nach dem Gesetz von Fläche und Einwohnerzahl zur Großmacht qualifizierte, das war die Eroberung von Schlesien womit Friedrich auf einen Schlag eine reiche Provinz mit 1 Millionen Untertanen dazugewann.

War Preußen nach demographischen Kriterien unzweifelhaft eine Großmacht?
Ich würde meinen zu Russland, Frankreich und Habsburg klafften da noch immer gewaltige demographische Lücken, ebenso zu Akteuren, die Preußen an Fläche und Bevölkerungszahl weit übertrafen, wie Polen-Litauen oder Spanien, die in der Regel in der Zeit Friedrichs und folgend aber nicht mehr als "Großmächte" gehandelt werden.

Es vor allem am militärischen Bereich fest zu machen, erscheint mir gerade im Hinblick auf die Problematik der Kriegsführung im 18. Jahrhundert mit ihren entsprechenden Tücken schwierig.
Natürlich schlugen die Preußen wacker, aber sie kämpften eben auch die meiste Zeit auf eigenem Territorium oder in der unmittelbaren Nachbarschaft, so dass sie kaum unter der Problematik überlanger Versorgungslinien, Abstimmungsschwierigkeiten etc. litten und mehr oder weniger permanent auf der der inneren Linie operieren konnten, was es realiter sehr schwierig macht die Leistung der preußischen Truppen in ein sinnvolles Verhältnis vor allem gegenüber denjenigen der Franzosen und Russen zu setzen, die vor ganz anderen militärischen Aufgaben standen.
Wie sehr die Preußische Armee in Schwierigkeiten geriet wenn sie mit vergleichbar langen Versorgungslinien zu kämpfen hatte, das zeigt sich unter Friedrich II. nicht mehr, aber die Revolutionskriege, bei denen man auf preußischer Seite sehr schnell erkennte, dass sich die Stärke der eigenen Armee in der Weite des Raums einfach verlor, mit der Konsequennz, dass man Frieden schloss, zeigten das sehr wohl.

Man wird vielleicht einwenden, dass auch Schweden schon früher als Großmacht angesehen wurde, aber mit Friedrichs Preußen haben wir erstmalig einen Akteur, der sich aus dem HRRDN abhob, und mit den angrenzenden Mächten konkurieren konnte.

Ich würde aber meinen, dass sich vor Friedrich schon die Niederlande aus dem Heiligen Römischen Reich erhoben und im 17. Jahrhundert erfolgreich Kaiser, Spanien, England und Ludwig XIV. getrotzt hatten und das mehrfach.
Insofern würde ich das bei Friedrich nicht als Novum, der machte anders als als die Niederlande nur keine Anstalten aus dem heiligen Römischen Reich auszuscheren.
Bemisst man es am Kriterium des Einflusses dass das entsprechende Staatswesen tatsächlich entfalten konnte, würde ich im Übrigen meinen, dass man die Niederlande mit ihren diversen Überseeterritorien und dem Einfluss den sie auf lokale Herrscher außerhalb Europas mitunter ausüben konnten, das Land wesentlich eher als Großmacht qualifizieren würde (jedenfalls was das 17. jahrhundert angeht), als Preußen zur Zeit des Schlesischen Krieges, dessen Einfluss auf seine Anreiner zu dieser Zeit doch eher begrenzt ist.

Würde man es am tatsächlichen politischen Einfluss und der Anerkennung der Vorrangstellung durch die eigenen Nachbarn festmachen, könnte man im Übrigen auch zu dem Schluss kommen, dass Preußen unter Friedrich zwar ein Akteur mit dem Potential zur Großmacht wird, dass es aber eigentlich erst während der Revolutionskriege als tatsächliche Großmacht auftritt, als es am Ende des 1. Koalitionskrieges der preußischen Seite gelingt einen Separatfrieden mit Frankreich zu schließen, der ganz Nordeutschland neutralisierte und mit dem Frankreich Preußen de faco das erste mal Norddeutschland als Einflusszone anerkannte und ihm die Rolle der dortigen Vormacht zubilligte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sprach eher allgemein vom Gesetz von Einwohnerzahl und Fläche, das sich im 18. Jahrhundert auswirkte. Im 17. Jahrhundert konnten die Generalstaaten der Niederlande die Rolle einer Großmacht spielen. Die Niederlande hatten die stärkste Handels- und Kriegsflotte waren auch militärisch eine Großmacht. Im 18. Jahrhundert fielen aber die Niederlande zurück.

Naja, aber war Preußen bis zum Siebenjährigenn Krieg den Niederlanden denn an Fläche und Einwohnerzahl so deutlich überlegen, dass es gerechtfertigt wäre auf dieser Basis von Preußen als Großmacht zu sprechen, von den Niederlanden aber nicht?

Territorial mag Preußen ja nach der Eroberung Schlesiens etwas größer gewesen sein, als die Niederlande (sofern man deren außereuropäische Besitzungen nicht mitzählt) in Sachen Bevölkerung und auch Wirtschaft, dürften ohne Frage noch immer die Niederlande die Nase gegenüber Preußen deutlich vorn gehabt haben (Wirtschaftskraft) oder von den Bedingungn her vergleichbar gewesen sein (Bevölkerung).
Das Preußen die Niederlande hier tatsächlich deutlich überholte, dürfte sich erst durch die polnischen Teilungen oder sogar erst in der Zeit zwischen 1779 und 1830 vollzogen haben.

Seinen Aufstieg zur Hegemonialmacht im Baltikum auf Kosten Schwedens verdankte Russland aber ein klein wenig auch seinem Übergewicht an Bevölkerungszahl.

der Größe von Russlands Ressourcen standen allerdings auch Defizite, wie eine ineffiziente Verwaltung, eine mieserable Infrastruktur etc. gegenüber, die es unmöglich machte die vorhandenen Ressourcen in dem Maße anzuzapfen, wie Schweden das konnte.
Insofern könnte man vielleicht sagen, dass es Russland half seine Defizite auszugleichen, aber ein Selbstläufer wurde der Krieg dadurch nicht.

Ähnliches kann man sicherlich auch über das Verhältnis von Preußen und Habsburg zur Zeit des Siebenjährigen Krieges zu einander sagen.
Sicher der Staat Maria-Theresias als Gesamtkonstrukt war Preußen demographisch und an Fläche deutlich überlegen. Aber im Gegensatz zu Preußen, wo es gelungen war den Einfluss der Landestände der einzelnen Teile des Landes weitgehend zurück zu drängen und wo es eine einigermaßen funktionierende Zentralisierung gab, die Steuermittel effizient im Dienst der Zentrale erheben und ebenso im Dienst der Zentrale Aushebungen veranlassen konnte, war das Habsburger Länderkonglomerat noch immer in vielerlei Hinsicht eher eine Personalunion verschiedener Gebiete, als ein zentralisierter Staat und Maria Theresia musste sich im Gegesatz zu Friedrich mit erheblichen Widerständen der entsprechenden Provinzialstände herumschlagen und mit diesen über die Stellung von Geldmitteln und Truppen immer wieder neu verhandeln.
Maria Theresia konnte was den Siebenjährigen Krieg angeht auf die Ressourcenn der Österreichischen Erbländer und zunehmend auf die verbliebenen böhmischen Länder einigermaßen wenig beschränkt zugreifen, auf den Rest, auf die Ressourcenn Ungarns, Mailands und der Österreichischen Niederlande nur in sehr begrennztem Maße, wenn die dortigen Stände sich gerade einmal bereit erklärten das mit zu tragen und dann mitunter nut unter 1.000 Auflagen.

Bedenkt man dass Friedrich II. in Preußen weitgehend frei schalten und walten konnte, während sich Maria Theresia nur auf die Ressourcen der Erblande und Böhmen-Mährens wirklich verlassen konnte (und die Ressourcen der anderen Landesteile so einfach nicht zu aktivieren und/oder durch die Militärgrenze mit dem Osmanischen Reich teilweise gebunden waren), konnte man zu dem Ergebnis kommen, dass die Ressourcen des Habsburger Länderkonglomerats zwar deutlich größer warenn, als diejenigen Preußens, die Größe der für die jeweiligen Herrscher wirklich ohne größere Probleme aktivierbaren und frei verfügbaren Ressourcenn aber weit weniger auseinanderklaffte, als die Größe der Territorien dies vermuten ließe.
 
Zuletzt bearbeitet:
William Pitt der Ältere äußerte sich dazu in einer Parlamentsrede am Vorabend des Siebenjährigen Krieges:

Die militärische Macht der Holländer ist zu Wasser und zu Lande nahezu ausgelöscht worden, während eine andere Macht, an die man in Europa noch kaum dachte, sich erhoben hat: nämlich Russland, das einer eigenen Bahn folgt außerhalb aller anderen Systeme aber nach dem Maße, der von ihnen ausgehenden Anziehungskraft zu jedem gravitierend. Eine weitere Macht erhob sich in Europa gleichfalls gegen jede menschliche Voraussicht, mit dem Hause Brandenburg, und die atemberaubenden Erfolge seiner Majestät von Preußen beweisen, daß er zum Schutzherrn der deutschen Libertät gegen das Haus Österreich bestimmt ist. Wir sind gewöhnt auf dieses Haus mit Ehrfurcht zu blicken, und das Phänomen einer zweiten Großmacht in Deutschland war für uns etwas völlig Neues

Mit dem Prestige seiner militärischen Erfolge und dem Gewinn an Land und Leuten war Preußen politisch und militärisch zu einer Macht geworden, deren Gewicht im westeuropäischen Mächtespiel mit der Stellung, die er vor 1740 hatte nicht mehr vergleichbar war. Damit war der deutsche Dualismus auch zu einem europäischen Problem geworden. Preußens Handlungsspielraum als Großmacht hing nun davon ab, ob es ihm im bevorstehenden Konflikt gelingen würde, diesen Rang im europäischen Mächtesystem zu verfestigen und zu behaupten oder ob es Österreich gelingen würde, es auf die Stufe einer Mittelmacht zurückzudrängen.

Es ging um mehr, als eine deutsche Provinz, es ging um die Hegemonie in Nordamerika, in Indien und auf den Weltmeeren. Schon im Bewusstsein der Zeitgenossen war der Siebenjährige Krieg ein Weltkrieg, und zwar selbst in den Augen der einfachsten Untertanen.
 
Zei Aussagen:
- Was trivial ist: Wenn Preußen den Siebenjährigen Krieg verloren hätte, wäre es danach keine Großmacht gewesen.
- Nicht ganz so trivial: Preußen hat erst dadurch den Status einer Großmacht erreicht, dass es den Krieg gegen die übergroße Übermacht nicht verlor.

Beim zweiten Punkt lasse ich mich gern eines Besseren belehren, falls ich irren sollte (na ja, beim ersten theoretisch natürlich auch..).

Der erste Punkt ist tatsächlich trivial, insofern die Lücke zu den wirklich großen Playern groß blieb und der Ressourcenvorsprung zu den mittleren Mächten tatsächlich so gering ausfiel, dass Preußen im Prinzip bis 1867 bei jedem Waffengang, der die Gefahr mit sich brachte eine oder zwei bedeutende Provinzen zu verlieren und damit wieder auf den Stand einer Mittelmacht zurück zu fallen.
In diesem Sinne mag das was du da schreibst sicherlich gelten nur es gilt auch bis weit ins 19. jahrhundert hinein für die anderen Auseinanderstzungen.
Verliert Preußen den Österreichischen Erbfolgekrieg, wird es keine Großmacht, geht es aus der Napoleonischen Epoche als Verlierer hervor, hat sich die preußische Großmacht auch erledigt, verliert es den Krieg von 1866/1867 und damit Schlesien an Österreich und das Rheinland an Frankreich, hat es sich mit der preußischen Großmacht auch erledigt.
Ich sehe keinen Grund da dem Siebenjährigen Krieg eine Sonderrolle zuschreiben zu wollen.

Mit dem Zweiten bin ich so überhaupt nicht einverstanden, schon weil es nicht sinnvoll abgrenzbar und messbar ist.

Wie gesagt, es erreichte nichts wirklich zählbares dadurch was es nicht vorher bereits gehabt hätte.

Man könnte sich ja an dem in der Imperien-Theorie gängigen Postulat hochziehen, nachdem ein Imperium erst ein solches darstellt, nachdem es mindestens eine Phase des Niedergangs überstanden und sich davon erholt hat und das Gannze auf den Begriff der Großmacht übertragen.
Wenn man das täte, wäre Preußen erst in dem Moment Großmacht in dem es sich von seinem Niedergang in der napoléonischen Zeit erhohlen konnte.



William Pitt der Ältere äußerte sich dazu in einer Parlamentsrede am Vorabend des Siebenjährigen Krieges:
Vergessen wir dabei nicht, dass William Pitt der Ältere damit seine Allianzpolitik mit Preußen und seine Abkehr von den traditionellen Bündnissen mit Österreich und den Niederlanden zu rechtfertigen suchte.

Natürlich versuchte er Preußen hier größere Vorzüge zu attestieren um seine eigene Politik nicht zu konterkarrieren aber dadurch war er auch alles andere als ein neutraler Beobachter.

Zur See waren die Niederlande noch immer unumstritten wesentlich stärker als Preußen, dass so gut wie keine Marine hatte.
An Fläche mag Preußen größer gewesen sein, als die Niederlande, aber es war eben bei näherem Hinsehen, vor allem in Ostbrandenburg, Pommern und Ostpreußen strukturschwaches Gebiet mit (Brandennburg, Pommer, Masuren) sandigen Böden, die nur unterdurchschnittliche Erträge abwarfen.
Die Niederlande (ohne außereuropäische Territorien) hatten, wennn ich recht informiert bin zu der Zeit irgendwas zwischen 2 und 2,5 Millionen Einwohnern, was in Etwa der Einwohnerzahl Preußens ohne Schlesien entsprach, dass war realiter kein sooooo gravierender Unterschied (vor allem wenn man das mal mit den 24 Millionen Einwohnern Frankreichs oder der Einwohnerzahl der anderen Großmächte nüchtern vergleicht) und Wirtschaftlich mag Schlesien eine bdeutende Provinz im Aufschwung gewesen sein, aber der Großteil des preußischen Staates hinkte dem deutlich hinterher, während Manufakturwesen, Wasser- und Kanalbau etc. in den Niederlanden deutlich besser entwickelt waren, ganz zu schweigen von der Handelsflotte und den Besitzungen in Westindien im Raum des indischen Ozeans oder den exkulsivhandelsrechten der V.O.C. mit Japan, die ganz andere wirtschaftliche Profite ermöglichten.

Nein, Preußen war nicht für pitt interessant, weil es bedeutend möchtiger gewesen wäre, als die Niederlande, sondern weil es im Gegensatz zu den Niederlanden eine Landmacht war, derer die Seemacht Großbritannien Bedurfte um im Falle einer Auseinandersetzung mit Frankreich Hannover schützen zu müssen und zwar ohne sich auf das konsolidierungsbedürftige Österreich verlassen und erneut einen Landkrieg in den Niederlanden, direkt vor Frankreichs Haustüre unterstützen und bei Misserfolg diese Territorien wie schon im Österreichischen Erbfolgekrieg wieder auslösen zu müssen.

Mit dem Prestige seiner militärischen Erfolge und dem Gewinn an Land und Leuten war Preußen politisch und militärisch zu einer Macht geworden, deren Gewicht im westeuropäischen Mächtespiel mit der Stellung, die er vor 1740 hatte nicht mehr vergleichbar war.
Aber wie gesagt, diesen deutlichen Zugewinn der Preußen als Juniorpartner der tatsächlich Großen interessant machte, hatte es bereits im Österreichischer Erbfolgekrieg erreicht, nicht erst durch den Siebenjährigen Krieg.

Preußens Handlungsspielraum als Großmacht hing nun davon ab, ob es ihm im bevorstehenden Konflikt gelingen würde, diesen Rang im europäischen Mächtesystem zu verfestigen und zu behaupten oder ob es Österreich gelingen würde, es auf die Stufe einer Mittelmacht zurückzudrängen.
Nein. Preußen hatte keinen nennenswerten eigenständigen Handlungsspielraum als Großmacht und konnte auch durch die Verteidigung des Status Quo keinen bekommen, für die erste Reihe der europäischen Großmächte, die tatsächlich die große Politik trieben, reichte es einfach nicht.

Preußen auch mit dem Zugewinn Schlesies, war nichts weiter als ein potentieller Juniorpartner der tatsächlich Großen, der sich an deren Politik hängen und auf weitere Zugewinne dadurch spekulieren konnte, weil es als Macht mittlerweile zu groß war, als dass man es einfach hätte übergehen können.
Aber für die tatsächlichen Großakteure Bündnisfähig, war Brandenburg-Preußen bereits vor dem Zugewinn Schlesiens, die Allianz mit Frankreich wurde ja bereits vor dem Abschluss der ersten beiden schlesischen Kriege begründet, als Argument um Preußen hier für Frankreich bündnsifähig zu machen, reichte seine Armee, der Umstand, dass es Bereit war gegen den österreichischen Rivalen zu ziehen und seine vorteilhafte geographische Lage für diesen unterfangen vollkommen hin, da bedurfte es weder des Besitzes von Schlesien noch irgendeiner nicht näher seriös messbaren Prestigezuwachses.

Interessant machte Preußen sowohl für Großbritannnien als auch für Frankreich vor allem der Umstand, dass sich die preußische Militärmacht möglicherweise nutzen ließ um Braunschweig-Lüneburg/Hannover, ja nach Konzeption der beiden Seiten zu Verteidigen oder zu besetzen.
Dafür waren irgendwelche Prestigefragen völlig uninteressant, interessant war, dass eine solide Armee vorhanden war und die Finanzen des Preußischen Staates (auch vor der Annexion Schlesiens) solide genug waren die ohne allzu astronomische Subsidien zu unterhalten.

Was Preußen einen gewissen Spielraum bei der Wahl dabei, an welchen Großakteur es sich hängen wollte belies, war das Fktum seiner Armee und seiner geographischen Lage, nicht der Umstand irgenndwem getrotzt zu haben, zumal Frankreich es im Siebenjährigen Krieg gegen Preußen ohnehin nicht ernst meinte und auch Russland nur mit sehr begrennztem Einsatz spielte, hauptsächlich Ostpreußen besetzte, weil das da Friedrich seine Truppen in Brandennburg brauchte kaum etwas kostete und im Prinzip die meiste Zeit auch spätestens an der Oder Halt machte.
In Sachen Prestige sollte man doch nicht übersehen, dass den Höfen in Versailles und St. Petersbrug durchaus klar war, dass sie den Krieg mit Preußen eher halbherzig betrieben und die Sache deutlich anders ausgegangen wäre, wennn sie es tatsächlich ernst gemeint und das Gros ihrer Kräfte mit aller Härte auf Preußen losgelassen hätten.
 
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