Eine Begrenzung auf "Kongresspolen" hätte allerdings bedeutet, die Ergebnisse der drei "polnischen Teilungen" im späten 18. Jhdt. im Wesentlichen insofern zu akzeptieren, als Russland bzw. jetzt Sowjetrussland seine Gebietserwerbungen von damals hätte behalten dürfen. (Unabhängig worden wären also im Wesentlichen nur die damals von Preußen und Österreich eingesackten Teile Polens.) Demgegenüber wollte Polen nach Wiedererlangung seiner Unabhängigkeit möglichst auch die alten Grenzen der polnisch-litauischen Union wiederherstellen.
Sagen wir mal mal Pilsudski und konsorten von der "Jagiellonen-Partei" wolten eine Anlehnung an die polnisch-litausche Union und deren alte Ostgrenzen.
Aber das war ja gerade auch bei der ponischen Delegation in Paris durchaus nicht Konsenz gewesen.
Auch verstehe ich nicht so ganz, wo die Unabhängigkeit eines erweiterten "Kongress-Polen" meht oder minder nur Österreich-Ungarn und Preußen hätte betreffen sollen, denn spätestens nach der faktischen Annexion Kongresspolens durch Russland, setzte sich der Bestand dessen, was nach Ansicht der Briten nach dem ersten Weltkrieg hätte Polen werden sollen, doch immerhin zur Hälfte aus der Konkursmasse des Zarenreichs zusammen
Das mit den 3 Teilungen an dieser Stelle finde ich auch ein wenige problematisch.
Eine Begrenzung auf "Kongresspolen" hätte allerdings bedeutet, die Ergebnisse der drei "polnischen Teilungen" im späten 18. Jhdt. im Wesentlichen insofern zu akzeptieren, als Russland bzw. jetzt Sowjetrussland seine Gebietserwerbungen von damals hätte behalten dürfen.
Mein erstes Problem damit ist, dass das so klingt, als wäre das von je her polnisches Gebiet gewesen, auf das Polen irgendein Anrecht gehabt hätte.
Da würde mich interessieren, warum. Polnische Bevölkerungsmehrheiten, fanden sich in diesem Gebieten keine, allenfalls einzelne Städte, die Polnische Mehrheiten aufwiesen, womit es dann die gleiche Problematik hatte, wie Oberschlesien mit seinen deutsch geprägten städtischen Zentren und den mehrheitlich polnischen Landbezirken.
Jetzt möchte ich an der Stelle mal erklärt bekommen, nach welchem Paradigma, man für Polen beides einfordern konnte, Oberschlesien und die östlichen Gebiete, nachdem bevölkerungstechnisch die Lage für Polen in beiden Gebieten genau spiegelverkehrt war.
Im Westen stütze man sich in seiner Argumentation also auf die umliegenden, polnischsprachigen Landbezirke, als Maßgeblich, die man im Osten, wo diese dann eben nicht polnisch waren, nicht gelten lassen wollte?
Erscheint mir inkongruent und natürlich argumentierten diejenigen, die damals Polens Grenzen so weit als möglich hinausschieben wollten inkonsequent, nur ich frage mich, ob man das heute (wenn auch nur andeutungsweise) so übernehmen muss/kann.
Das Russland dem polnisch-litauischen Staat diese Gebiete mit militärischen Mitteln im Zuge der polnischen Teilungen abgejagt hatte, ist unbestreitbar.
Ebenso wenig bestreitbar, ist, dass das polnisch-litauische Territorialkonglomerat infolge der Mongolenzeit und der relativen Schwäche der alten Rus-Fürstentümer da vorher mächtig in Räume expandiert war, die ihren Bewohner nach weder polnisch noch litauisch sind oder es jemals waren.
Warum genau sollte aso die polnisch-litauisch-russische Grenze vor den Teilungen irgendetwas sein, dass ein Ausgreifen eines neuen polnischen Staates nach Osten hin hätte rechtfertigen können?
Zumal, die Länder östlich brest, abgesehen von Galizien ja doch historisch ohnehin der litauischen, nicht der polnischen Krone angehört hatten.
Wenn überhaupt auf historischen Gründen fußend, hätte wohl eher Litauen hier Ansprüche geltend machen können, aber nicht Polen.
Hinzu kommt, dass es richtig ist, dass Pilsudski und Konsorten, im Prinzip das alte polnisch-litauische Reich wiederbeleben wollten, nur behagte dieser Gedanke anscheinend den Litauern nicht so unbedingt.
Der zweite Punkt mit dem ich da nicht einverstanden bin, ist, das Postulat, dass wenn man Kongresspolen einfach nur in den Grenzen eines erweiterten Kongresspolens als neuen polnischen Staat anerkannte, man damit die Zugewinne Russlands durch die polnischen Teilungen sanktioniert hätte.
Warum? Die Anerkennung Polens in den wesentlichen Grenzen Kongresspolens, mit Westgalizien und dem Korridor, schloss ja an und für sich genommen eine Anerkennung auch der baltischen Staaten, namentlich aber Litauens und eines ukrainischen Staates nicht aus und bestätigte damit durchaus nicht zwangsläufig Russlands Gewinne aus den polnischen Teilungen.