Wieso Dakien?

hyokkose schrieb:
Ich habe wenig Lust, mich in Hypothesen-Spekulationen zu verzetteln. Aber drei Punkte stehen doch eigentlich fest:

1. Dakien wurde von den Römern erobert.
2. Die dakische Sprache ist ausgestorben.
3. Heute wird im ehemaligen Dakien Rumänisch, eine Tochtersprache des Latein, gesprochen.

Da Dacien aber bei weitem nicht das ganze heutige Rumänien umfasst, stellt ich mir die Frage wie diese romanische Sprache vom ehemals Dacischen Gebiet auf das gesamte Rumänien "übergeschwappt" ist.
Wird nun in ganz Rumänien rumänisch gesprochen, oder gibt es dort verschiedene Sprachen?
 
Marbod schrieb:
Wird nun in ganz Rumänien rumänisch gesprochen, oder gibt es dort verschiedene Sprachen?
Ein eindeutiges JA. Es gibt zahlreiche anderssprachige Minderheiten, man spricht dort auch noch: Deutsch, Ungarisch, Bulgarisch, Tartarisch, Urkainisch und Russisch. Die bekanntesten deutschen Hochburgen sind: Bistritz, Kronstadt und Hermannstadt. Ziemlich in Zentrum von Rumänien gelegen.
 
Caracalla, ich habe, aufgrund der plausibleren Theorie Marbods bereits eingeräumt, dass der Verlust wohl nicht untragbar war, und habe diese Äußerung relativiert.

Tib. Gabinius schrieb:
..., auch wenn der Verlust Dakiens damit ein wirklicher Tiefschlag gewesen sein dürfte, der sich an die Kette die zum Untergang führte m.E. einreihen kann....

Ich hoffe du bist nicht der Ansicht mir etwas neues zu berichten
Caracalla1980 schrieb:
zudem war das römische weltreich ein homogener und territorial geschlossener wirtschaftsraum mit vielen handelswegen,...
. Falls dies der Fall ist, lies bitte verschiedene Themen in diesem Unterforum an...

Das Reich kam vor der Eroberung Dakiens ohne es aus (und schon zu Hadrians Zeiten wurde ja über eine Aufgabe diskutiert), und es kam auch hinterher ohne es aus, darum wählte ich den metaphorischen Vergleich eines Sparschweins und nicht des Geldbeutels. Die dort dem Reich zugeführten Ressourcen ermöglichten ein plus in der Reichsführung in Relation zum frühen Reich und hätten vielleicht (Achtung, Spekulation) weitere Optionen zu späteren Zeiten offen gehalten. Mehr wollte ich damit nicht ausdrücken.

Caracalla1980 schrieb:
und da die provinz sowieso schon die ganze zeit geplündert wurde,
Dies klingt nun sehr danach, was ich zunächst auch vermutet hattet, wenn allerdings, wie von Marbod berichtet, die Bodenschätze weiter ausgebeutet wurden, ist dieser Umstand nicht von Bedeutung.

Nach meinem Eindruck überschätzt du die Bedeutung der natürlichen Grenzen, wie etwa der Donau. Schon die Daker und Germanen haben bewiesen, dass derartiges kaum ein Hindernis für kriegerische Ambitionen darstellt. Einzig die Begradigung stellt in diesem Fall einen sinnvollen Hintergrund für den Rückzug dar.

Der Verlust Nordafrikas stellt aus meiner Sicht der Dinge lediglich einen weiteren signifikanten Höhepunkt des Untergangs dar, nachdem die Totenglocke schon geläutet hatte. Alarich hatte zu dem Zeitpunkt Rom schon lange erobert, das Reich war geteilt, und der Zusammenhalt der verbliebenen Provinzen war damit nur noch eine Formsache. Welches dieser und vieler weiterer Umstände nun der Sargnagel war...ich glaube das wird ein ewiges Streitthema bleiben.

Zur Flotte: berichtige mich wenn ich falsch liege, aber im Jahr 468 ging doch die Hälfte der Invasionsflotte und die zur Inselsicherung verbliebene weströmische Flotte durch eine nächtliche Attacke bei Kap Bon unter. Erreicht wurde dies durch den massiven Einssatz von Brandschiffen. Worin siehst du hier das versagen oströmischer Generäle? Ich sehe darin eine geschickte Taktik der Vandalen unter Geiserich.
 
Ich hoffe du bist nicht der Ansicht mir etwas neues zu berichten
. Falls dies der Fall ist, lies bitte verschiedene Themen in diesem Unterforum an...


Nach meinem Eindruck überschätzt du die Bedeutung der natürlichen Grenzen, wie etwa der Donau. Schon die Daker und Germanen haben bewiesen, dass derartiges kaum ein Hindernis für kriegerische Ambitionen darstellt. Einzig die Begradigung stellt in diesem Fall einen sinnvollen Hintergrund für den Rückzug dar.


Zur Flotte: berichtige mich wenn ich falsch liege, aber im Jahr 468 ging doch die Hälfte der Invasionsflotte und die zur Inselsicherung verbliebene weströmische Flotte durch eine nächtliche Attacke bei Kap Bon unter. Erreicht wurde dies durch den massiven Einssatz von Brandschiffen. Worin siehst du hier das versagen oströmischer Generäle? Ich sehe darin eine geschickte Taktik der Vandalen unter Geiserich.[/QUOTE]-----------------------------------------------------------------------------------------


nein, um ehrlich zu sein hatte ich nicht erwartet dir etwas neues zu berichten, hinzugefügt hatte ich es nur vollständigkeitshalber und um meine begründung bezgl. dakiens zu untermauern!

was die natürlichen grenzen betrifft, natürlich waren rhein und donau kein unüberwindbares bollwerk, aber doch stategisch günstig! einen strom muss man erstmal überqueren, und wenn hinter dem strom schon römische garnisionen, burgi, befestigte städte und verteidungsanlagen aller art standen, ist dies schon ein vorteil!

zur flotte und deiner frage: die römische flotte wurde zweimal verbrannt! einmal unter dem kaiser majorian ("...einen großen und heroischen charakter, wie er sich zuweilen in einem entarteten zeitalter erhebt, um die ehre des menschlichen geschlechts zu retten. der kaiser majorian hat das lob seiner zeitgenossen wie der nachwelt verdient...") 461 bei karthagena (südspanien), allerdings durch list und verrat!

das zweite mal lief es folgendermaßen ab: mit einem gemeinsamen feldzug wollten der kaiser des westens, anthemius, sowie der kaiser des ostens, leo, im jahr 468 italien und das mittelmeer von der bedrohung der vandalen befreien. der oströmische präfekt heraclius eröffnete den feldzug erfolgreich und schaffte es die städte bei tripolis zu erobern. danach wollte er richtung karthago marschieren um unter dessen mauern mit der kaiserlichen armee zusammen zu stoßen. der weströmische patrizier marcellinus vertrieb unterdessen die vandalen von sardinien. paralell zu diesen ereignissen segelte von konstantinopel aus eine flotte nach karthago, die aus 1113 schiffen und mehr als 100.000 mann besatzung bestand (nach eduard gibbon)! den oberbefehl dieser flotte hatte ein gewisser basiliscus, dieser "setzte seine truppen beim cap bona oder dem vorgebirge des mercurius, ungefähr vierzig meilen von karthago, ans land. die armee des heraclius und die flotte des marcellinus vereinigten sich entweder mit dem kaiserlichen stellvertreter oder unterstützten ihn, und die vandalen, die sich mit ihren fortschritten zu wasser und zu lande widersetzten, wurden nacheinander besiegt. wenn basiliscus den augenblick der bestürzung benutzt hätte und kühn gegen die hauptstadt vorgedrungen wäre, hätte sich karthago ergeben müssen, und das königreich der vandalen wäre vernichtet.(...)
statt jede nachsicht, um die der feind dringend bat, hartnäckig zu verweigern, willigte der schuldige oder leichtgläubige basiliscus in den verderblichen waffenstillstand, und seine unkluge zuversicht schien zu verkünden, daß er sich bereits als den eroberer von afrika betrachte. während dieses kurzen zwischenraumes wurde der wind für die pläne genserichs günstig. er bemannte mit den tapfersten der mohren und vandalen seine grössten kriegsschiffe, die viele mit zündstoffen gefüllte barken im schlepptau führten. in der dunkelheit der nacht wurden diese zerstörenden fahrzeuge gegen die unbewachte und arglose flotte der römer getrieben, die mit dem gefühl der unmittelbarsten gefahr erwachten.
ihre dichte, gedrängte schlachtordnung war den fortschritten des feuers günstig, das sich mit schneller und unwiderstehlicher gewaltverbreitete.(...) Während sie bestrebt waren, sich von den feuerschiffen loszumachen und wenigstens einen teil der flotte zu retten, wurden sie von den galeeren genserichs mit besonnener tapferkeit angegriffen. (...)
unter dem einfluss eines ganz anderen geistes floh basiliscus, dessen posten der von der gefahr entfernteste war, schimpflich zu beginn des gefechtes, kehrte nach konstantinopel mit dem verlust von mehr als der hälfte seiner armee und flotte zurück und barg sein schuldiges haupt in dem heiligtum der st. sophien-kirche, bis seine schwester durch tränen und bitten bei dem entrüsteten kaiser seine begnadigung ausgewirkt hatte.
heraclius bewerkstelligte seinen rückzug durch die wüste, marcellinus nach sizilien, wo er, vielleicht auf anstiften rikimers, von einem seiner hauptleute ermordet wurde."

so, ich hoffe das war ausführlich genug, und rückt die unfähigkeit des basiliscus eindeutig zum vorschein!
 
@ Caracalla

@Caracalla

Caracalla1980 schrieb:
was die natürlichen grenzen betrifft, natürlich waren rhein und donau kein unüberwindbares bollwerk, aber doch stategisch günstig! einen strom muss man erstmal überqueren, und wenn hinter dem strom schon römische garnisionen, burgi, befestigte städte und verteidungsanlagen aller art standen, ist dies schon ein vorteil!

Natürlich war das ein Vorteil, jedoch nur solange ausreichend Truppen da waren, die die Grenzen sicherten. Das aber war genau das Roms Problem. Nach modernen Schätzungen wäre für die effektive Verteidigung der Grenzen des Imperium etwa 1 bis 2 Mio. Soldaten (wenn ich mich noch richtig erinnere) oder mehr notwendig gewesen. Rom hatte während des 1.- und 2. Jahrhunderts n. Chr. glück, dass es an den Grenzen relativ ruhig blieb.
 
Marbod schrieb:
Da Dacien aber bei weitem nicht das ganze heutige Rumänien umfasst, stellt ich mir die Frage wie diese romanische Sprache vom ehemals Dacischen Gebiet auf das gesamte Rumänien "übergeschwappt" ist.
Wird nun in ganz Rumänien rumänisch gesprochen, oder gibt es dort verschiedene Sprachen?
Auch die latinisierte Bevölkerung Daciens konnte doch nach dem Ende der römischen Herrschaft gewandert sein.

Ich habe auch noch einen interessanten Artikel zur Rumänischen Sprachgeschichte gefunden:
http://www.hgklein.de/Romania/RumMini.html

Danach sind viele Elemente der heutigen Sprache neoromanisch aus dem Französischen und Italienischen hinzugefügt, der Kern ist aber zweifellos lateinisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Caracalla1980 schrieb:
was die natürlichen grenzen betrifft, natürlich waren rhein und donau kein unüberwindbares bollwerk, aber doch stategisch günstig! einen strom muss man erstmal überqueren, und wenn hinter dem strom schon römische garnisionen, burgi, befestigte städte und verteidungsanlagen aller art standen, ist dies schon ein vorteil!

Nur mal ein kleiner Einwurf. Theoretisch sind deine Ausführungen zur Verteidigung der Rheingrenze mit Kastellen, Burgi usw. vollkommen richtig. Jedenfalls wenn man von einer Verteidigung gegen eine feindliche Armee ausgeht, die sich an die Spielregeln hält;)
Wenn die "Armee" nun aber aus überschaubaren Kriegerbanden bestehen, die des Nachts über die seichten Stellen der Flußauen kommen und ungesehen ins Hinterland eindringen und dort fröhlich plündern, so ist die ganze Theorie für den *****!
Und das war nun leider über viele Jahre die Taktik germanischer Kriegerbanden vor allem im Oberrheingraben, aber auch andern Ortes. Dagegen ist die gesamte römische Verteidigung so machtlos gewesen, dass man sich darauf beschränkte die voll beladenen Krieger bei der Rückkehr abzufangen. Wenn das denn mal gelang.
Strategie hin, Strategie her, die Praxis sah leider anders aus.
 
Andronikos schrieb:
Auch die latinisierte Bevölkerung Daciens konnte doch nach dem Ende der römischen Herrschaft gewandert sein.

Ich habe auch noch einen interessanten Artikel zur Rumänischen Sprachgeschichte gefunden:
http://www.hgklein.de/Romania/RumMini.html

Danach sind viele Elemente der heutigen Sprache neoromanisch aus dem Französischen und Italienischen hinzugefügt, der Kern ist aber zweifellos lateinisch.

Die Bewegungen der Romanen in Dacien nach dem Ende der Römerherrschaft ist leider sehr schwierig mit archäologischen Mitteln zu fassen. Über die Funde und deren Auswertungsmöglichkeiten streiten sich die gelehrten Geister. So gibt es seit ettlichen Jahren einen Streit über die Verwendung von Eisenfibeln, die von der einen Seite den Romanen, von der anderen Seite den Spätgermanen zugewiesen werden.
Aber die Annahme, dass sich Romanen in fremdes Gebiet bewegten, alo außerhalb ihres gepflegten Kulturraumes, halte ich in hohem Maße für unwahrscheinlich, da uns soetwas aus anderen Gegenden auch nicht bekannt ist. Weiterhin gibt es ja für den gesamten Raum keine sprachlichen Überreste in Form von Ortsnamen oder geographischen Bezeichnungen. Was eigentlich auch gegen eine große Verbreitung spricht. Kann aber sicher auch andere Gründe haben.
Dein Link war jedenfalls sehr interessant, Danke Andronikos.
 
Ich habe schon öfter zu gehört, wie sich damals Italiener mit Rumänen in ihre jeweiligen LAndessprache unterhielten. NAch ihrer Aussage ist es schwierig , aber nicht unmöglich sich zu verstehen.
 
Weiterhin gibt es ja für den gesamten Raum keine sprachlichen Überreste in Form von Ortsnamen oder geographischen Bezeichnungen.
Was ist denn mit Constanta an der Schwarzmeerküste? Ist der Name kein Überrest aus römischer Zeit? War da nicht Ovid im Exil oder war es ein anderer?:confused:
 
Andronikos schrieb:
Was ist denn mit Constanta an der Schwarzmeerküste? Ist der Name kein Überrest aus römischer Zeit? War da nicht Ovid im Exil oder war es ein anderer?:confused:

Richtig: "Unter dem römischen Kaiser Konstantin I. wurde die Stadt zu Ehren seiner Schwester in Constantiana umbenannt und war eine wichtige Metropole, in der auch der aus Rom verbannte Dichter Ovid lebte und starb." (http://de.wikipedia.org/wiki/Constanta)
 
Andronikos schrieb:
Was ist denn mit Constanta an der Schwarzmeerküste? Ist der Name kein Überrest aus römischer Zeit? War da nicht Ovid im Exil oder war es ein anderer?:confused:

Stimmt, Constanta ist ein Überrest aus römischer Zeit. Allerdings gehörte diese Stadt nie zu den hier angesprochenen dacischen Provinzen und aus diesem Raum sind eben anscheinend keine sprachlichen Überreste mehr erhalten. Auf ganz Rumänien hatte ich das gar nicht bezogen.

Gruß

Marbod
 
Marbod schrieb:
Stimmt, Constanta ist ein Überrest aus römischer Zeit. Allerdings gehörte diese Stadt nie zu den hier angesprochenen dacischen Provinzen und aus diesem Raum sind eben anscheinend keine sprachlichen Überreste mehr erhalten. Auf ganz Rumänien hatte ich das gar nicht bezogen.
Gut, zugestanden ich hatte das schon auf das heutige rumänische Sprachgebiet bezogen nicht auf das antike Dacien.

Andere Beispiele:
Im Putzger fließt durch Dacia Apulensis der Fluß Marisus, in aktuellen Atlaten finde ich an der Stelle den Fluß Mures (mit Häkchen unter dem s).
An diesem Fluß liegt die Ortschaft Alba Iulia (heutiger Name).

Möglich das das Ausnahmen sind, ich habe eben nur mal in den Atlas geschaut um die These zu überprüfen.
 
Ich gucks mir auch mal genauer an. Wäre ja mal der Hammer, da diese These nicht von mir stammt, sondern von allen mir bekannten Vor- und Frühgeschichtlern(Archäologen) und Frühmittelalterexperten, die sich mit diesem Raum beschäftigen, vertreten wird!
Ich besitze leider selber keine genaue Karte vom heutigen Rumänien und von Dacien habe ich nur eine sehr alte Karte. Aber ich werds schon rausfinden. Danke nochmal für den Hinweis, Andronikos.

Gruß

Marbod

Nachtrag: es kann auch sein, dass sich das Gebiet, welches gemeint ist, noch nicht mal auf den gesamten dacischen Raum bezieht, sondern auf den Raum Siebenbürgens. Denn damit beschäftigten sich die Arbeiten in denen diese These vertreten wird. Alba Julia liegt ja südlich von Siebenbürgen.
 
Römer aus Überzeugung

Und noch ne Frage die mich gerade interessiert. Ist diese Eroberung der Grund wieso in Rumänien noch immer eine romanische Sprache gesprochen wird?
Hier wurde die Frage gestellt, warum die Rumänen immer noch eine romanische Sprache sprechen, während es in den Nachbarländern nicht so ist. Dazu muss ich etwas ausholen. So unternahm ich nach der Wende eine Reise durch Rumänien und war selber überrascht, dort ein Geschichtsbuch in deutscher Übersetzung zu finden. Die Erklärung las ich im Vorwort: jetzt hat Rumänien seine Freiheit wieder und jetzt ist es an der Zeit, mit alten Klischees aufzuräumen. Das Anliegen schien so wichtig, dass das Buch gleich in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Die Zeit der römischen Besatzung war vergleichsweise kurz und hat nur wenige Spuren hinterlassen. Die Belege sind so dürftig, dass man den Rumänen kaum eine römische Abstammung nachweisen kann. Dagegen bezeichne ich sie als “Römer aus Überzeugung”. So habe ich selber noch gesehen, wie Häuser nach römischem Vorbild gebaut wurden und mir wurde gesagt, dass gebildete Rumänen gerne nach Italien reisen, um dort die Hinterlassenschaften römischer Kultur zu bestaunen.

Zu Zeiten der Spätantike war man diesbezüglich auf dem Balkan geteilter Meinung. Eine Minderheit hielt die römische Kultur für höherwertig und sprach weiterhin Vulgärlatein. Eine Mehrheit hielt dies für überflüssig und orientierte sich kulturell anderes. Im Geschichtsbuch wird diese Minderheit als “Protorumänen” bezeichnet. Diese Menschen lebten zunächst noch verstreut auf dem Balkan und auch in Griechenland. Über Jahrhunderte hinweg sammelten sie sich im Gebiet des heutigen Rumäniens. Sie hatten ja noch keinen Staat und auch keine Armee und von einer Eroberung konnte keine Rede sein. Bei der Ansiedlung ging es je nach Gelegenheit. Zunächst siedelten Protorumänen in den Karpaten, die damals noch kaum bewohnt waren. In der Donauebene kam es später zu einem Siedlungstausch mit den Bulgaren. Zunächst lebten noch Bulgaren auf rumänischer Seite und umgekehrt Protorumänen im heutigen Bulgarien. Diese tauschen dann nach Abmachung ihre Siedlungen, so dass die einen dorthin zogen, wo die anderen hergekommen waren.

Die Vorfahren der Rumänen stammen hauptsächlich von Völkern ab, die länger mit den Römern zusammenlebten und Zeit zur Assimilierung hatten. Ein paar “echte” Römer mögen dabei gewesen sein, doch deren Zahl lässt sich nicht mehr bestimmen. Und es gibt noch eine Erzählung, die etwas an Spekulation grenzt. In der Donauebene soll einmal Land an ehemalige römische Soldaten verteilt worden sein. Angeblich soll das eine Legion aus Spanien gewesen sein. Aus sicherer Quelle weiß man nur, dass den Soldaten das Land im Fall eines Sieges versprochen wurde. Im alten Rom wurde solche Versprechungen häufig und gerne gemacht, um die Legionäre zu motivieren. Die rumänische Quelle ist da sehr vorsichtig: die Verwandtschaft dieser Legion zu den heutigen Rumänen ist nicht nachzuweisen.

Für die römische Überzeugung spricht auch, dass die Rumänen die einzigen Romanen sind, die ihr Land, ihr Volk und ihre Sprache nach dem alten Rom benennen. Und es erklärt, warum sie es nach der Wende so eilig hatten, neue Geschichtsbücher herauszubringen. Der ehemalige Diktator verglich sein Reich mit dem römischen Reich und das musste umgehend korrigiert werden. Die Menschen hatten unter der Diktatur zu leiden und so wollten sie sich Rom nicht vorstellen. Das musste mal gesagt werden: Ceausescu ist nicht Caesar.
 
Für die römische Überzeugung spricht auch, dass die Rumänen die einzigen Romanen sind, die ihr Land, ihr Volk und ihre Sprache nach dem alten Rom benennen.

Dies liegt wohl eher an der Isolation der Rumänen von anderen romanischen Sprachen, denn die Sprachnamen der anderen romanischen Sprachen sind zunächst toponymische Adjektive gewesen (hispanisches Romanisch, italienisches Romanisch, rätisches Romanisch [hier hat sich Romanisch im Sprachnamen erhalten] etc.)
 
..Ein paar “echte” Römer mögen dabei gewesen sein, doch deren Zahl lässt sich nicht mehr bestimmen...
Was sind denn echte Römer? Die paar Hansels, welche einst die Sabinerinnen raubten und die Stadt Rom gründeten? *g*
Nein im Ernst: Die Römer waren kein Volk, das römische Reich immer Multinational von Anfang an. Römer wurde man durch Verleihung des Bürgerrechts. Demandt hat das einmal hervorragend formuliert:
"Das Imperium Romanum war ein Vielvölkerstaat. Das regionale oder nationale Sonderbewußtsein wurde überlagert vom Stolz auf die Größe Roms"

...das relativiert deine weiteren Aussagen natürlich in keiner Weise. Ich wundere mich halt nur immer wieder über die Idee eines "Römischen Volkes" primär als Abstammungsgemeinschaft.
 
hallo marbod,
leider manche sachen über das neuentstandene volk nach dem aurelianischen rückzug aus dakien stimmen nicht so überein. die jetzigen rumänen sind nicht irgendwann dort von irgendwo gekommen. die dakogeten waren seßhaft, (das volk wird gut von herodot beschrieben). Das land war und ist sehr reich an gold, metall was in rom während diokletian und trajanzeit mangelwahre wurde. die römische kasse musste wieder aufgefüllt werden und nicht zuletzt das zentralisierte staat wurde als potentielle drohung für das imperium angesehen. zurück zur sprache, rumänisch ist sehr verwandt mit latein. jeder rumäne kann problemlos komunizieren mit einem heutigen italiener. die frage ist aber ob tatsächlich nach der eroberung dakiens durch trajan die ganze bevölkerung ausgelöscht wurde und durch kolonisten eine neues volk das vulgärlatein sprach dort sich entwickelte. ich bezweifle es. es stimmt das die geschichte die in germanien geschah mit verlust von vier legionen unter varus, die römer etwas vorsichtiger machte und sie marschierten zuletzt mit einem gewaltigen herr gen dakien, aber dass diese legionen das ganze volk auslöschte ist eher unglaubhaft.
in einer anderen ordnung manche quellen nennen die getodakern als protogermanen, manche als thraker mit indoeurop. abstammung. vor einigen jahren wurden tontafel in oltenien (südrumänien) mit einer merkwürdigen schrift gefunden die 2000 jahre älter sind als die aus sumer. teile dieser schrift waren auch von den dakern verwendet. einige historiker spielten sogar mit den gedanken dass die urquelle der latinität nicht rom ist sondern das gebiet des heutigen rumäniens, wovon sich die sprache dann richtung westen verbreitet hatte und modeliert wurde. das würde vieles erklären inder lingvistischen entwicklung europas. im norden rumäniens haben auch zu römischen zeiten dakern gelebt , die sogenannten freien dakern die nie kolonisiert wurden. die sprechen auch heute eine sprache die sehr archaisch klingt, jedoch definitiv für alle rumänen verständlich ist.
das die römer sich aus dakien zurückziehen mussten war unvermeidbar. die wandervölker die nach westen drängten haben zu viele resourcen erschöpft und vor allem es waren zu viele. die provinz die so viel kraft verbraucht hatte um erobert zu werden wurde aufgegeben. interessant ist dass die bevölkerung die geblieben ist nicht germanisiert, slavisiert oder sonst wurde. die sprache ist dieselbe geblieben mit nur sehr wenigen slavischen, kumanischen, pecenegischen, keltischen, gotischen und skytischen interferenzen. die maghiaren sind spät nach europa gekommen und in siebenbürgen haben sich isoliert als minderheit ohne die rumänische bevölkerung lingvistisch zu beeinflussen.
 
Zuletzt bearbeitet:
constanta hat nicht den römer gehört, der name war tomis und es war eine griechische polis wie alle die entlang der küste während der helenisischen migration gebaut wurden. neben tomis war noch histria und callatis an der selben küste des pontus euxinus, oder schwarzes meer. tomis wurde später romanisch oder besser gesagt ein gemisch grichisch romanisch und getisch. dort durfte der dichter ovidius sich über die harten winter beklagen nach dem er von rom verbannt wurde. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
die dakogeten waren seßhaft, (das volk wird gut von herodot beschrieben).

Eigentlich beschreibt Herodot ja mehrere Völker, u.a. Thraker, Daker und Geten.

zurück zur sprache, rumänisch ist sehr verwandt mit latein.

Sag bloß...

jeder rumäne kann problemlos komunizieren mit einem heutigen italiener. die frage ist aber ob tatsächlich nach der eroberung dakiens durch trajan die ganze bevölkerung ausgelöscht wurde und durch kolonisten eine neues volk das vulgärlatein sprach dort sich entwickelte.

Es ist überhaupt nicht notwendig, dass die Vorbevölkerung ausgelöscht wurde. Ob Spanien, Frankreich, Italien, Dalmatien oder Nordafrika: Latein wurde überall gesprochen und es setzte sich gegenüber den einheimischen Sprachen durch. Das Lateinische Nordafrikas wurde allerdings in der Zwischenzeit vom Arabischen, das Lateinische Dalmatiens von slawischen Dialekten abgelöst.

in einer anderen ordnung manche quellen nennen die getodakern als protogermanen, manche als thraker mit indoeurop. abstammung.

Thraker, Daker und Geten aber auch Germanen sprachen indoeuropäische Sprachen. Die Verwechslung der Geten mit den Goten geht auf antike Geschichtsschreiber zurück und basiert auf der Ähnlichkeit der Namen.


vor einigen jahren wurden tontafel in oltenien (südrumänien) mit einer merkwürdigen schrift gefunden die 2000 jahre älter sind als die aus sumer.

Wo kann man das nachlesen?

einige historiker spielten sogar mit den gedanken dass die urquelle der latinität nicht rom ist sondern das gebiet des heutigen rumäniens, wovon sich die sprache dann richtung westen verbreitet hatte und modeliert wurde. das würde vieles erklären inder lingvistischen entwicklung europas.
Leider ist Historiker kein geschützter Begriff.... Was ich mich allerdings frage: Was würde die "Urquelle der Latinität" in Rumänien für die Erklärung der linguistischen Entwicklung Europas beitragen?


im norden rumäniens haben auch zu römischen zeiten dakern gelebt , die sogenannten freien dakern die nie kolonisiert wurden. die sprechen auch heute eine sprache die sehr archaisch klingt, jedoch definitiv für alle rumänen verständlich ist.
Woran machst du fest, dass der nordrumänische Dialekt "archaisch" klingt?
 
Zurück
Oben