Wieviel Schulden hatte die DDR?

Es ging hier nicht darum, Autarkiepolitik a la Drittes Reich zu betreiben.

Da irrst du dich. ;) Genau das zieht sich durch die Wirtschaftsgeschichte der DDR wie ein roter Faden und darum ist es auch so wichtig die Hintergründe zu beleuchten. Also wirtschaftliches Verhältnis zur UDSSR und anderen RGW Staaten, COCOM Liste bzw. den Battle Act der USA, Ölkrise usw. usf. . Und dieses Autarkiebestreben musste sein, denn welche Alternativen hätten sich unter den gegebenen Umständen angeboten?
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Montanindustrie [Bezug: DDR] ist aufgrund der Einbindung in den Blockbereich vernachlässigbar. Es ging hier nicht darum, Autarkiepolitik a la Drittes Reich zu betreiben. Bemerkenswert ist lediglich der Ausbau der Braunkohle [Bezug: DDR].
Da irrst du dich. ;) Genau das zieht sich durch die Wirtschaftsgeschichte der DDR wie ein roter Faden und darum ist es auch so wichtig die Hintergründe zu beleuchten.

Ich habe das Wesentliche noch mal hervorgehoben, damit es Dir verständlicher wird.

- der Hinweis bezog sich, wie leicht ersichtlich, auf die von Dir nachgefragte "Montanindustrie" der DDR

- der Vergleich bezog sich auf die Autarkiepolitik des Dritten Reichs

- der Hinweis auf die "Autarkiepolitik" einer großen Hegemonialsphäre, die sowohl über alle wesentlichen industriellen Sektoren als auch über alle notwendigen Rohstoffe verfügt hat, gleitet ansatzlos in Vulgärökonomie über, um einmal Marx zu zitieren. Natürlich herrschte innerhalb der Hegemonialsphäre Arbeitsteilung und Ausbeutung durch Bezugspreissysteme, verwinkelt im Transferrubel.
 
Lese hier schon lange seit Interesse mit, und habe angefangen im (ich geb´s ja zu) Internet recherchiert, jedoch keinerlei Daten zur Wirtschaft der DDR in der Nachkriegszeit gefunden. :(
Anders stellt sich das mit der Lage der Wirtschaft 1989/1990 dar.
Ich stell das mal hier rein, denn bisher gabs hier ja keine Daten, auf die man sich stützen konnte.
Eine Frage noch an Hamburger:
Aus welcher Quelle ziehst du deine Information, die DDR habe im Vergleich der Bruttowertschätzung unter den 10 führenden Nationen gelegen?
Edit: Argh! Das Schürerpapier steht ja schon auf Seite 1! Gerade bemerkt...
Na dann halt was anderes... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
@Silesia:
Es ist eben nicht, wie von dir dargstellt vernachlässigbar.

Am Beispiel des Stahlkochers Hennigsdorf und des EKO:

Das Werk wurde 1917 gegründet, 1946 im Zuge der Reparationen "entkernt" und 1947 als eines der 1. Werke zum Aufbau wieder übergeben.

Da stellt sich die Frage nach den Kosten und woher das Geld für den Wiederaufbau kommen mußte?

EKO: Um den Bedarf für Stahl in der DDR zu decken, da Großteile der Montanindustrie nach wie vor im Ruhrgebiet standen und die USA über den Battle Act, also die COCOM Liste massiven Druck mit Handelsverboten ausübten , mußten Investitionen in die Schwerindustrie erfolgen, was auch zum EKO führte.
Auch hier die Frage an dich: Wenn man hier investieren mußte, woher sollte dann Geld für eine Komsumgüterindustrie kommen bzw. ist der Aufbau einer Schwerindustrie nicht die Grundvoraussetzung für Konsumgüter- und Leichtindustrie?
 
@Silesia:
Es ist eben nicht, wie von dir dargstellt vernachlässigbar.
Frage oder Feststellung?


Am Beispiel des Stahlkochers Hennigsdorf und des EKO:
Da stellt sich die Frage nach den Kosten und woher das Geld für den Wiederaufbau kommen mußte?
Verschuldung. An den Finanzen ist im sozialistischen Währungsbereich bis 1988 nichts gescheitert. Ein rhetorische Frage: woher kamen die Anlagen?

Übrigens ist mit einem realisierten Stahlstandort nichts in der Richtung Deiner Thesen zu belegen. Interessant wäre allerdings ein Blick auf das das Runterwirtschaften der maschinellen Ausrüstung bis 1989.

EKO: Um den Bedarf für Stahl in der DDR zu decken, da Großteile der Montanindustrie nach wie vor im Ruhrgebiet standen und die USA über den Battle Act, also die COCOM Liste massiven Druck mit Handelsverboten ausübten , mußten Investitionen in die Schwerindustrie erfolgen, was auch zum EKO führte.
Das ist Unsinn aufgrund der Bezugsmöglichkeiten aus dem sozialistischen Währungsgebiet.


Auch hier die Frage an dich: Wenn man hier investieren mußte, woher sollte dann Geld für eine Komsumgüterindustrie kommen bzw. ist der Aufbau einer Schwerindustrie nicht die Grundvoraussetzung für Konsumgüter- und Leichtindustrie?
Frage 1: Verschuldung und anschließende Produktion
Frage 2: nein, Autarkiedenken.
 
Eine Frage noch an Hamburger:
Aus welcher Quelle ziehst du deine Information, die DDR habe im Vergleich der Bruttowertschätzung unter den 10 führenden Nationen gelegen?
Edit: Argh! Das Schürerpapier steht ja schon auf Seite 1! Gerade bemerkt...
Na dann halt was anderes... :)

Da gibt es verschiedene. Je nach Berechnungsmethoden,was aber an der Reiehenfolge nichts wirklich ändert, sondern nur in der Höhe des BIP pro Kopf. Deshalb die Spannbreiten von rund 6500 ECU bis rund 13500 ECU.
Die konservative Rechnung machte Karlsch auf. Höhere Berechnungen verfaßte die Deutsche Bank in einem Gutachten vom 18.06.1990, die mir vorliegt, (andere Banken werden ähnliche Gutachten erstellt haben, bis zu Berechnungen Wirtschaftswissenschaftler in der neueren Zeit, die aber alle ein Problem haben mit den nicht vorhandenen Marktpreisen in der DDR. Summsumarum kann man sich also über die Höhe des BIP streiten, aber zumindest was die Reihenfolge in Bezug auf die nachfolgenden Staaten betrifft, ändert sich nichts.
Ein Aspekt, der meines Erachtens nach völlig zu kurz kommt, zumdinest nur teilweise über die Reparationen angerissen, ist die 2 malige völlige Deindustrialisierung der SBZ/DDR in rund 50 Jahren. Ergo einmal über die Reparationen und das 2.x 1990 im Zuge der Einheit. Eine Argumentation ala, "die DDR war sowieso pleite" entbehrt ökonomisch auch jeder Vernunft, da z.B. der Begriff Schulden, in der DDR eine ganz andere Bedeutung hatte, als im marktwirtschaftlichen System.
Um das einmal kurz anzureißen:
Formell wurden in der DDR Zuwendungen vom Staat an VEB, Wohnungsgenossenschaften etc. über Banken abgewickelt. Also nach marktwirtschaftlichem Verständnis ein Kredit, nach dem Verständnis in der DDR einfach eine Summe, die man bekam, ob man wollte oder nicht, die im Plan festgelegt war, also eher politisch gewollte und gesteuerte Subventionen.
Auch das die volkseigenen Betriebe ihre Gewinne an den Staat abführen mußten, spielt hier eine Rolle, da nämlich im Zuge der Einheit mal eben darüber hinweggegangen wurde und man so tat, als ob die Wirtschaft der DDR ein freies Handelssystem war.
Die Folge war, daß staatliche Zuwendungen aus westdeutscher Sicht als Kredite bei Banken verbucht wurden und die Eigenkapitalausstattung ostdeutscher Betriebe lau war, weil keine Gewinnrücklagen gebildet werden konnten, der Zinssatz von nahe 0 auf fast runde 10% angehoben wurde. (Das war halt ein ganz anderes System) Und so kam, was kommen mußte: Da auch die bundesdeutsche Regierung erkannte, daß das ein anderes System war, gab man Staatsgarantien für die Betriebe und garantierte somit den möglichen Zahlungsausfall. Der DIW hatte damals vergeblich gewarnt. Das Ende absehbar. Die Bundesregierung verschleuderte so gewollt Milliarden, Geschäftsbesorgungsverträge der Deutschen und Dresdner Bank beinhalteten Unregelmäßigkeiten (Der Bundesrechnungshof leitete hier Untersuchungen, aber da war es schon zu spät)
Nun kann man nach den Profiteuren fragen. Dazu ein paar Zahlen:
Berliner Bank kaufte für 49 Milionen DM die Berliner Stadtbank. Vom Staat garantierte "Altschuldenforderungen" 11,5 Milliarden DM.
Genossenschaftsbank (West) kaufte Genossenschaftsbank (Ost) für 120 Millionen DM incl. Staatsgarantien im Wert von 15,5 Milliarden DM usw. usf.

Um den Bogen wieder zum Thema, also den Schulden der DDR, zu lenken: ber den Erblastentilgungsfonds zahlen die Steuerzahler also auch zu einem großen Teil eine staatliche Subventionierung westdeutscher Banken ab. Mit allen Folgen, die sich daraus ergaben.
 
@Silesia:
Es ist eben nicht, wie von dir dargstellt vernachlässigbar.


Auch hier die Frage an dich: Wenn man hier investieren mußte, woher sollte dann Geld für eine Komsumgüterindustrie kommen bzw. ist der Aufbau einer Schwerindustrie nicht die Grundvoraussetzung für Konsumgüter- und Leichtindustrie?


Das ist ja schön und gut, aber warum immer neue Baustellen aufmachen?

Was ist jetzt mit dem "Fakt" Fahrwerk Trabbi-Erlkönig?
 
Das ist Unsinn aufgrund der Bezugsmöglichkeiten aus dem sozialistischen Währungsgebiet.

Das klingt mir nach: Ich habe mich mit den wirtschaftlichen Verhältnissen innerhalb des RGW noch gar nicht so richtig befaßt, was auch keinen Beinbruch darstellen würde.




Zitat:
Hamburger
Auch hier die Frage an dich: Wenn man hier investieren mußte, woher sollte dann Geld für eine Komsumgüterindustrie kommen bzw. ist der Aufbau einer Schwerindustrie nicht die Grundvoraussetzung für Konsumgüter- und Leichtindustrie?

Frage 1: Verschuldung und anschließende Produktion
Frage 2: nein, Autarkiedenken.

Zu 1. Die DDR war kein marktwirtschaftlich orientiertes Land, also nur eingeschränkter Zugang zu Kapitalmärkten, wärend unser derzeitiges Wirtschaftssystem ien schuldenbasierendes System ist. Sagt ja auch schon fast der Name: Kapitalismus.


Zu 2. Es ist schwierig mit jemanden darüber zu diskutieren, der sich nicht in eine "andere wirtschaftliche Welt" hineinversetzen kann. Da weiß ich auch ehrlich gesagt nicht, wie man das machen soll. Hauptproblem ist hier auch wieder dieses typische Unterbewußtseinsdenken vom besseren und schlechteren Wirtschaftssystem. Das ist aber einer sachlichen Diskussion nicht förderlich.
 
Ich verstehe nicht, warum hier immer so auf der direkten Nachkriegszeit rumgeritten wird. Die DDR hat einen schweren Stand, der ja 1961 zum Bau der Mauer führte. Allerdings ist das 28 Jahre früher als der Zeitpunkt, der hier Thema des Strangs ist (glaube ich zumindest).

Abgesehen von Hamburger scheinen sich ja alle einig zu sein, dass die DDR wirtschaftlich hinter der Bundesrepublik zurück stand. Aber das galt 1989 für sehr viele Länder in aller Welt.

Der entscheidende Punkt ist nun die Frage, warum war der Spielraum für wirtschaftliche Entwicklung 1989 so gering geworden? Warum führte die Wirtschaftspolitik dazu, dass die Bürger zunehmend Guthaben ansammelten, diese aber nicht wie gewünscht verwendet werden konnten?

Neben den Verpflichtungen im Rahmen des Ostblocks musste zunehmend mehr Aufwand in die Beschaffung von Devisen gesteckt werden. Parallel dazu wurde von der SED vorgegeben, dass der Lebensstandard gesteigert werden sollte. Diese Fehlentwicklung ist erst einmal unabhängig vom Niveau auf dem es stattfindet. Deswegen der von mir angesprochene Vergleich mit Portugal und Griechenland. Auch dort gab es Volkswirtschaften, die nicht frei von äußeren Zwängen agieren konnten. Auch dort gab es zusätzlich innere Probleme, die eine ganz andere Struktur als z.B. in der Bundesrepublik hatten.

Der ganze Quatsch mit Trabbi hier und abgekupfertem Audi da hilft bei dieser Frage nicht weiter.

Ich sehe das Versagen der DDR-Führung darin, dass ideologische Fragen ein sinnvolleres Vorgehen verhindert haben. Unabhängig von Plan- oder Marktwirtschaft hat eine Volkswirtschaft gewisse Ressourcen zur Verfügung und wirtschaftet mit ihnen. Die Frage ist nur wie? Und hier hat die DDR eben nicht nur Schulden gemacht sondern parallel dazu auch die Infrastruktur verkommen lassen. Wo soll da für die Zukunft eine Besserung herkommen?

Solwac
 
Ich verstehe nicht, warum hier immer so auf der direkten Nachkriegszeit rumgeritten wird. Die DDR hat einen schweren Stand, der ja 1961 zum Bau der Mauer führte. Allerdings ist das 28 Jahre früher als der Zeitpunkt, der hier Thema des Strangs ist (glaube ich zumindest).

Die Wirtschfatsgeschichte der DDR geht halt schon los mit der Kapitulation des Reiches und hört 1990 mit der Einheit auf. Und alles hängt doch irgendwie zusammen.

Abgesehen von Hamburger scheinen sich ja alle einig zu sein, dass die DDR wirtschaftlich hinter der Bundesrepublik zurück stand.
Ahja, keine Ahnung woher du diese Erkenntnis nimmst.Würde mich jetzt wirklich interessieren.



Der entscheidende Punkt ist nun die Frage, warum war der Spielraum für wirtschaftliche Entwicklung 1989 so gering geworden? Warum führte die Wirtschaftspolitik dazu, dass die Bürger zunehmend Guthaben ansammelten, diese aber nicht wie gewünscht verwendet werden konnten?

Wirtschaftsgeschichte der SBZ/DDR über runde 45 Jahre. Das zu verdeutlichen scheint mir wohl nicht gelungen zu sein.
 
Auch das die volkseigenen Betriebe ihre Gewinne an den Staat abführen mußten, spielt hier eine Rolle, ...

Die Folge war, daß staatliche Zuwendungen aus westdeutscher Sicht als Kredite bei Banken verbucht wurden und die Eigenkapitalausstattung ostdeutscher Betriebe lau war, weil keine Gewinnrücklagen gebildet werden konnten, ...
... Vom Staat garantierte "Altschuldenforderungen" 11,5 Milliarden DM.

Mit dem Beitrag #146 widerlegst Du hinreichend selbst Deine These vom Kapitalmangel. Insofern kann auf das Fass (bzw. diesen "Querbezug") ein Deckel.

Allerdings enthält #146 auch recht weit verbreitete Irrtümer:

Die Systematik der staatlichen Gewinnabführung ist nicht vollständig betrachtet. a) Es gab ein durchplantes System der Eigenkapitalbildung, für Großinvestitionen Hinweis auf den Investitionsfonds, weswegen die Bemerkung betr. mangelnder Gewinnrücklagen sachlich falsch ist. Unterschiedlich ist nur die Benennung und die Zweckbindung. Die Fondsdotationen dienten der Steuerung bzw. Planung. Mit den Stichworten W 50 und L 60 kannst Du sicher etwas anfangen. b) Die Erlösseite war durch ein breites Zuschusssystem gestützt, weswegen die Erlösrechnungen großer Kombinate und VEBs (Beispiele liegen mir vor) als "Gewinnabführungen" nach Fondsdotationen paradoxerweise die diversen staatlichen Subventionen wieder zurücklaufen ließen, die sie zuvor vereinnahmt hatten.

Weiterhin ist die Wirkung des DMBilG falsch dargestellt. Die Aktivseiten der Kombinate und VEBs wurden bewertet (natürlich auch die Passivseiten), was aufgrund des maroden Zustandes der industriellen Anlagen einerseits und der Altlasten (nicht unbedingt, aber auch zT der Altschulden!) andererseits zu regelrechten Abstürzen führte. Bezüglich der Altlasten ist zu erwähnen, dass die Betriebe die zT recht scharfen Umweltgesetze bzw. umweltnahe Gesetzgebung (ich denke hier zB an das DDR-Bergrecht) nicht beachtet hatten. Bilanzielle Vorsorge war ohnehin nicht anzutreffen.


P.S. die sinnfreie Diskussion mit Dir über interne Kenntnisse der DDR-Wirtschaft erspare ich mir. Das lenkt nur ab. ;)

_____

EDIT: Danke für den unbekannten Hinweisgeber, darauf bin ich noch aufmerksam gemacht worden:
http://www.geschichtsforum.de/365544-post60.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Wirtschfatsgeschichte der DDR geht halt schon los mit der Kapitulation des Reiches und hört 1990 mit der Einheit auf. Und alles hängt doch irgendwie zusammen.


Ahja, keine Ahnung woher du diese Erkenntnis nimmst.Würde mich jetzt wirklich interessieren.





Wirtschaftsgeschichte der SBZ/DDR über runde 45 Jahre. Das zu verdeutlichen scheint mir wohl nicht gelungen zu sein.


Alles überaus Beeindruckend.:still:

Und der "Fakt" Fahrwerk Trabbi-Erlkönig?
 
Der ganze Quatsch mit Trabbi hier und abgekupfertem Audi da hilft bei dieser Frage nicht weiter.


Wieso Quatsch?
Da schreibt einer von "Fakt" und damit hat es sich.
3 Nachfragen nach dem Fakt werden nicht beantwortet.
Dafür eifrig über Peterchens Mondfahrt und ähnliche Dinge geschrieben.

Entweder man kann einen Fakt belegen, oder man muss eben schreiben, "tut mir leid, ich habe mich getäuscht."


Macht man beides nicht, ist man ein Dummschwätzer.



Ich seh aber immer gern klar, mit wem ich es zu tun habe:winke:
 
Da schreibt einer von "Fakt" und damit hat es sich

Ist schon putzig hier, was so aus Postings alles gedreht und herausgelesen wird.

PS: Der "Eine" schrieb von fast deckungsgleichem Fahrwerk und nicht von einem "Fakt", oder auch 100% gleichem Fahrwerk.
http://www.geschichtsforum.de/411402-post68.html

Man beachte auch die rethorische Frage am Postingende. Aber das sind subtile Feinheiten der deutschen Sprache, die sicher nicht jedermann versteht. Das ist mir bewußt und darum nehm ich das auch nicht übel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Systematik der staatlichen Gewinnabführung ist nicht vollständig betrachtet.

Eine Abhandlung über die völlig verschiedenartigen Betriebsteile nach VEB, Kombinaten und VVB und damit verbundenen Handlungsspielräume im horizontalen und vertikalen Bereich zu schreiben, lag mir eigentlich fern. Man verzeihe mir, daß ich da und dort ein wenig verallgemeinern mußte.

Ansonsten gilt als "Faustregel":

Wird der Soll- Nettogewinn übertroffen, ist der hälftige Mehrgewinn an den Staat direkt abzuführen. Stundungen und Kürzungen der Netto- Gewinnabführungen bei Unterschreiten des Soll- Nettogewinns führen zu einer Finanzverbindlichkeit gegenüber dem Staat.
Geldfonds werden auf unterschiedliche Weise aus Aufwandsgegenwerten, verbliebenen Nettogewinnen, oder einer Mischung aus Beidem, gebildet. Die Geldfonds von VVB und Kombinaten dienen fast grundsätzlich der reinen Durchleitung an den Staat, aber auch zu Gewinnumverteilungen unter den VEB, sowie dem Geldfluß in andere Fonds.
 
Zuletzt bearbeitet:
Weil der Punkt von Anfang an vom Thema weggeführt hat.

Selbst wenn einzelne Produkte auf demselben technologischen Niveau sind, so sagt dies nur wenig über den zugrundeliegenden Aufwand aus. Es ist ja schon schwierig zu sagen, wie teuer derzeit ein bestimmtes Modell in der Produktion ist. Da gibt es neben den tatsächlichen Baukosten u.a. noch einzurechnende Entwicklungskosten, von der Stückzahl unabhängige Grundkosten und in den letzten Jahren immer wichtiger noch Werbung und Rabatte. Wir können nur sagen, dass sich so ein Modell mit mehr oder weniger Erfolg auf dem Markt behauptet.

Bei Produkten wie dem Trabbi ist die Sache komplizierter. Erstens gibt es nur wenig Vergleichsmöglichkeiten, zum anderen werden vollkommen andere Kosten in die Herstellung mit einbezogen, die dafür nicht über Unternehmenssteuern erwirtschaftet werden. Während also bei Brot oder Mieten der politische Wille zu niedrigen Preisen und der daraus folgenden Subvention klar ist, wo kam das Geld dafür her? Offenbar waren die Preise für Autos, Fernseher und andere nicht als subventionswürdig erachtete Güter nicht hoch genug. Ob höhere Preise wirklich umsetzbar gewesen wären, das ist eben eine der Fragen, die ich leider nicht aus den bisher genannten Links beantwortet sehe.

Solwac
 
Eine Abhandlung über die völlig verschiedenartigen Betriebsteile nach VEB, Kombinaten und VVB und damit verbundenen Handlungsspielräume im horizontalen und vertikalen Bereich zu schreiben, lag mir eigentlich fern. Man verzeihe mir, daß ich da und dort ein wenig verallgemeinern mußte.
=)

Wie üblich: Ablenkung vom Thema, nachdem eine Behauptung aufgestellt wird, und es wird munter das nächste Fass aufgemacht.

Zur ERinnerung: es ging um Gewinnthesaurierung in Fonds vs. Gewinnrücklagen, nicht um Organisationssysteme sozialistischer Unternehmen. Mittlerweile ist aber Deine Geisterfahrt durch die sozialistischen Wirtschaftssysteme sogar recht unterhaltsam.
 
Aus welcher Quelle ziehst du deine Information, die DDR habe im Vergleich der Bruttowertschätzung unter den 10 führenden Nationen gelegen?
Es gab immer wieder Versuche, eine Art BIP der DDR zu berechnen, um das mit anderen Staaten vergleichen zu können.

"Eine Art" soll heißen, daß die statistischen Erhebungen der DDR dafür überhaupt nicht geeignet sein konnten, weil wesentliche Bereiche einer marktwirtschaftlichen BIP-Berechnung im Osten gar nicht oder völlig anders erfaßt wurden. Z. B. ist der Wert von Dienstleistungen ein ganz wichtiger (in modernen Volkswirtschaften dominierender) Teil des BIP - im Marx'schen Denken gelten die aber nicht als wirklich wertschöpfend und wurden daher weitgehend ignoriert.

Nicht zu vergessen war der größte Teil dieser statistischen Daten höchst geheim und nur wenige ausgewählte und kumulierte Ergebnisse wurden veröffentlicht.
Und da nun nach Dogma der Sozialismus immer nur phantastische Erfolge melden konnte, waren auch die amtlichen gemeldeten Produktionserfolge nicht direkt Abbild der Realität.

Dazu kommt ganz gravierend das Problem der Preise: DDR-Preise waren zum Teil subventioniert, in anderen Bereichen dagegen aus politischen Gründen überhöht.
Mit westlichen Preisen waren die kaum vergleichbar.
Nehmen wir als konkretes Beispiel den hier in der Diskussion schon oft gebrachten Trabbi: Nach Ost-Bewertung steigerte jeder produzierte Trabbi das BIP gewaltig, nach West-Bewertung war er kurz vor wertlos. Und der praktische Gebrauchswert für die Besitzer lag irgendwo dazwischen ...

Das ist letztlich ja der Knackpunkt bei BIP-Berechnungen: Man will einen Eindruck gewinnen, wie leistungsfähig eine Volkswirtschaft ist bzw. wie gut es der Bevölkerung (materiell) geht.

Das ist aber mit dem BIP alleine schon unter vergleichbaren marktwirtschaftlichen Ländern nicht einfach: Wenn das Lohn- UND Preisniveau in einem Land höher ist, gibt das auf dem Papier ein höheres BIP - im täglichen Leben wird man das nur begrenzt merken (nämlich dann, wenn es um Importwaren oder Auslandsreisen geht).

Vom durchschnittlichen materiellen Lebensstandard dürfte die DDR 1989 etwas unter dem Niveau von Spanien gelegen haben - aber direkt berechnen läßt sich das nicht.


Es war m. E. ein Hauptproblem bei der Wiedervereinigung, daß im Westen die Besonderheiten des Ostblock-Rechnungswesens nicht verstanden wurden und insbesondere die offiziellen Zahlen völlig kritiklos übernommen und als Grundlage für Berechnungen verwendet wurden.
Eigentlich hätten mindestens die "Spezialisten" im Ministerium für innerdeutsche Angelegenheiten da besser Bescheid wissen müssen - aber auch die haben als brave deutsche Bürokraten blind angenommen, daß eine andere deutsche Behörde im Grunde genauso arbeiten würde und man die gelieferten Daten unkritisch und 1:1 verwerten könnte.

Das hat dann im Laufe des Einigungsprozesses ein böses Erwachen gegeben, als dann vor Ort echte Bestandsaufnahmen gemacht wurden.
 
=)

Wie üblich: Ablenkung vom Thema, nachdem eine Behauptung aufgestellt wird, und es wird munter das nächste Fass aufgemacht.

Zur ERinnerung: es ging um Gewinnthesaurierung in Fonds vs. Gewinnrücklagen, nicht um Organisationssysteme sozialistischer Unternehmen. Mittlerweile ist aber Deine Geisterfahrt durch die sozialistischen Wirtschaftssysteme sogar recht unterhaltsam.

So langsam fühle ich mich wirklich verarscht. Vllt. liegt das ja an der Schrift? Schreibe ich so unleserlich? Wäre ja mal schön, wenn du auf meine "Faustformel" eingehen würdest oder aber auf die Veränderungen des "Gewinns" im Hinblick auf die Prämienfestsetzung im Laufe der Zeit, die zu einer Änderung der Kennziffern führte. Ebenfalls würde mich sehr interessieren, was du zu gesellschaftlichen Ausgaben von Betrieben sagst, die aus dem "Gewinnfonds" zu finanzieren waren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich verstehe nicht, warum hier immer so auf der direkten Nachkriegszeit rumgeritten wird.
Das ist halt die gängige Ausrede, wenn man ideologisch nicht akzeptieren will, daß die Planwirtschaft das Fiasko verursacht hat.
Dann braucht man andere Faktoren - und da die Reparationen der Nachkriegszeit (isoliert betrachtet) unbestreitbar für eine deutlich höhere Belastung der DDR, sind die halt der ideale Sündenbock.

Aber in der Tat ist das eine Nebelkerze, wenn man über die Wirtschaftsprobleme der 80er Jahre spricht.

Unabhängig von Plan- oder Marktwirtschaft hat eine Volkswirtschaft gewisse Ressourcen zur Verfügung und wirtschaftet mit ihnen.
Richtig.
Und man könnte natürlich auch mit der geringeren Produktivität der Planwirtschaft auf einem Niveau wirtschaften, das langfristig durchhaltbar ist (natürlich mit geringerem Konsum).

Das konnte und wollte die DDR-Führung nicht.

Sie konnte es nicht, weil sie sich selber belogen hat und die reale Lage bis kurz vor Schluß gar nicht wahr haben wollte. Das passiert natürlich leicht in einem System, in dem es keine freie Meinungsäußerungen geben darf, in dem die Presse nur die geschönte Sicht der Regierung berichten darf, und in dem (wie in jeder Diktatur) keiner sich traut, dem Chef mit schlechten Nachrichten zu kommen.

Und sie wollte es nicht, weil der höhere Lebensstandard der DDR im Vergleich zum übrigen Ostblock dem Politbüro in der Machtkonkurrenz um die Gunst der Moskauer Zentrale einen Vorsprung verschaffte.

Und hier hat die DDR eben nicht nur Schulden gemacht sondern parallel dazu auch die Infrastruktur verkommen lassen.
Das war wohl der weit wichtigere Punkt.
Die DDR hat eigentlich seit Gründung sehr stark von der Substanz gelebt. Man kann halt leicht mal einige Zeit auf Erhaltungsinvestitionen verzichten oder diese minimal halten - aber über Jahre und Jahrzehnte hinweg ist das katastrophal.

Aber da war halt auch die Ideologie im Wege. Straßen flicken oder Kanäle warten ist halt nichts, was man als Erfolg groß vermarkten kann.
Übrigens ein Problem, daß die öffentliche Hand im Westen ähnlich hat, vor allem bei den Kommunen wurde häufig am Bauunterhalt gespart, weil man dadurch Geld für Wahlgeschenke bekommt - und die Folgeprobleme den Nachfolgern vor die Füße kippen.
 
Zurück
Oben