WK-1: "Deutschland trug zweifellos große Schuld am Kriegsausbruch"

Es folgen etwas ausführlichere informationen zu 1866:

Durch dem Vertrag von Gastein, war Holstein österreichisches Territorium geworden. Der Bund hatte offenbar keine Probleme damit, ansonsten hätte er ja lautstark protestiert, und wie ebenfalls schon erwähnt, der dänische König hat seine Provinzen in dem Wiener Vertrag an Österreich und Preußen übertragen.

Es hat gegen diesen völkerrechtlich verbindlichen Vertrag niemanden gegeben, der dagegen protestiert hat. Der Vertrag war also anerkannt.

Nicht rechtskonform war die Abmachung Preußens mit Italien. Genauso wenig, das Österreich und fast alle Mitglieder des Bundes gegen Preußen mobil, um dann zu bekriegen.

Kurz noch ein paar Angaben zum zeitlichen Ablauf:

Am 27.April 1866 begann Österreich mit der Generalmobilmachung seiner ganzen Armee. Eine preußische Reaktion unterblieb erst einmal. Roon, Moltke und Bismarck bekamen Zustände.

Erst am 03.Mai 1866 erfolgte die Mobilmachung, es war immer noch keine Generalmobilmachung, von fünf Armeekorps.

Österreich wurde bereits im März 1866 hinsichtlich militärischer Absprachen gegen Preußen mit den deutschen Ländern aktiv. Die Absprache Preußens mit Italien kam dann am 08.April 1866 zustande.

Am 01.Juni erfolgte der Antrag Österreichs beim Bund über Schleswig und Holstein zu entscheiden.

Am 05.Juni wurden die österreichischen Statthalter angewiesen, die Stände zum 11.Juni einzuberufen.

Die Lage wurde explosiv.

Am 07. Juni begann der Einmarsch der preußischen Truppen in Holstein .

Am 11.Juni 1866 brachte Österreich den Antrag zur Mobilmachung der gesamten Bundesarmee, natürlich mit Ausnahme der preußischen Korps, am Bundestag ein.
Diesen Mobilmachungsantrag fehlte jede bundesrechtliche Grundlage und war deshalb Bruch der Bundesakte.
 
Einschub zum Thema "gedemütigtes Frankreich":

In der Londoner Times war zu Beginn des Dezember 1870 ein sehr verständnisvoller Artikel darüber zu lesen, wenn sich das heraufziehende Deutsche Reich Sicherheiten in Form territorialer Erwerbungen schaffen will. Immerhin sei Deutschland seit mehreren Jahrhunderten Zielscheibe französischer Übergriffe gewesen und es sei geradezu töricht, wenn man sich jetzt keine Sicherheit schaffe. Weiter schreibt der Korrespondent, da es seines Wissens nach kein Gesetz auf der Welt gäbe, Kraft dessen Frankreich ermächtigt sein könnte, von ihm einst weggenommene Güter zu behalten, wenn die bestohlenen Eigentümer Hand auf den Dieb gelegt haben. Die Franzosen beklagen sich gegen die, welche sie anhören wollen, bitter, das sie Verlusten ausgesetzt seien, die ihre Ehr bedrohten, und die bitten inständig man möge doch das arme Frankreich nicht entehren, man doch seine Ehre unbefleckt lasse.

Dort hatte man offenkundig eine ganz andere Meinung als du @Dion.
 
Der dänischer König als Eigentümer derProvinzen Schleswig, Holstein und Lauenburg hat diese im Wiener Vertrag an König Wilhelm I. und Kaiser Franz Joseph abgetreten/übertragen. Diese haben dann im Gasteiner Vertrag im Jahre 1865 einen Vertrag abgeschlossen, der völkerrechtlich verbindlich war. Die interessierten Parteien und alle beteiligten Akteure einschließlich des Bundes und des europäischen Auslands legten keinen Protest ein.

Was tat Österreich? Es begann in Schleswig eine regelrechte Hetzkampagne gegen seinen Verbündeten Preußen.
Österreich beschloß schon im Februar 1866 sich auf dem Krieg mit Preußen vorzubereiten. Es brachte die Frage nach der Zukunft von Schleswig und Holstein, Holstein war wohlgemerkt preußisches Territorium geworden, vor dem Bund. Das war krass und ein glatter Bruch und Ignoranze des Gasteiner Vertrages.

Der Bund selbst war ja nicht einmal Signatarmacht der Londoner Protokolle; ihm ging diese ganze Geschichte eigentlich nichts an.
 
Noch etwas zu Elsaß und Lothringen.

Schon am 13.Juli wurden diese Provinzen öffentlich thematisiert. Die Berliner Börsenzeitung schrieb am 13.07. "Noch hat kein deutsches Blatt die Kriegseventualitäten erwogen, noch ist der Name von Elsaß und Lothringen nicht ausgesprochen, während es doch sicher nach einem siegreichen Feldzug gegen Frankreich keinen Deutschen als möglich erscheinen würde, Straßburg noch eine französischen Stadt bleiben zu lassen".

Straßburg, die Stadt, in der Goethe studiert hatte, die Stadt Erwins von Steinbach oder eines Jakob Sturms, gehörte für die Deutschen zu Deutschland, welches unter der Ungunst der Zeiten nur vorübergehend verloren gegangen war. Dabei übersah man geflissentlich die Tatsache, das die Stadt und ihre Bewohner, auch wenn sie immer noch deutsch sprachen, aber französisch dachten und fühlten, gar nicht mehr deutsch sein wollten.

Das war zweifellos ein sehr emotionales Thema; ist es ja zum Teil noch heute.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Dion, hier kannst du nachlesen, was Bismarck zu der Annexion tatsächlich gesagt hat.

Und was sagte Bismarck zu diesem Thema:

Am 24.April 1895 führte er das Folgende aus:
"Die ganze Erwerbung des Elsaß und Lothringens geschah ja nicht aus Liebe......sondern sie war für uns eine geographisches Bedürfnis, den Ausgangspunkt der französischen Angriffe weiter wegzurücken, dass man sich wenigsten ausrüsten kann, ehe sie bis Stuttgart vordringen."

Am 24.Juli 1892:
"Solange Frankreich das Elsaß besaß, war Straßburg mit seiner starken französischen Besatzung stets eine drohende Gefahr, gegen die wir uns militärisch nicht genug wehren konnten."

Am 16.Mai 1873:
Lediglich die Rücksicht auf unsere Sicherheit hat uns geleitet."

Am 30.November 1872:
"Wir haben die Länder genommen, damit die Franzosen bei ihren nächsten Angriff....die Spitze von Weißenburg nicht zu ihrem Ausgangspunkt nehmen, sondern damit wir ein Glacis, auf dem wir uns wehren können, bevor sie an dem Rhein kommen."
 
Man kann es auch anders formulieren. Österreich war definitiv nicht willens Preußen als gleichberechtigt anzusehen geschweige denn zu behandeln. Österreich bestand darauf, die Vormacht im Bund zu sein. Nur, das war eine Ansicht, die nicht mehr zeitgemäß war.

Keine Stellungnahme von @Dion erfolgt.

Durch wem wurde der Vertrag von Gastein gebrochen? Hast du meine Ausführungen oben nicht gelesen?
Durch den Bruch des Vertrages durch Österreich sah Preußen keine Notwendigkeit mehr die Souveränität Österreichs über Schleswig zu respektieren. Und schaue dir bitte immer Ursache und Wirkung an.

Ebenfalls keine Stellungnahme von dir @Dion.

Na, Österreich hatte doch schon die Weichen in Richtung Krieg gestellt. Ab Februar 1866 wurde der Krieg vorbereitet.

Ebenfalls nicht gekommen.

Wien versicherte sich der französischen Neutralität durch Abtretung Venetiens und sollte sich sich gemäß Napoleon III. im Falle des Sieges an preußisches Territorium schadlos halten. Wien kämpfte an seiner südlichen Flanke also um ein Territorium, welches es gar nicht mehr besaß.

Auch kein Statement.

Da hat doch der gestern gesperrte @SteveKrasmarek ein Zitat gebracht. Demnach benötigten die Franzosen laut Marx "Prügel".

Erneut Fehlanzeige.

Welche anderen, welche Mächtigen sahen was ganz genauso? Eine Glaskugel hatte keiner der damaligen Akteure zur Verfügung.

Du hattest das Plural verwendet; bist also noch eine Teilantwort schuldig geblieben.

Eine Fortführung spare ich mir.
 
Inzwischen - siehe oben - dürfte auch dir klar geworden sein, dass die Annexion Elsass-Lothringens viel mit dem ersten Weltkrieg zu tun hatte.
In fortifikatorischer und kriegswirtschaftlicher Hinsicht sicherlich, aber abseits davon eigntlich nicht.
Dieser Krieg hat sich an Auseinandersetzungen auf dem Balkan und um Machtpositione dort entzündet, nicht an Elsass-Lothringen.

So ein Pech aber auch: Die Mehrheit war gegen Preußen eingestellt!
Und zurecht - sie wussten wohl, was ihnen blühen würde, falls Preußen den Deutschen Bund dominieren sollte.
Dafür, dass man sich vor Preußen so sehr fürchten musste, waren aber erstaunlich viel der Klein- und Mittelstaaten zwischen 1848 und 1850 bereit sich freiwillig mit Preußen in der Erfurter Union zusammen zu schließen, die dann auf Wiener Betreieben hin unter militärischen Drohgebärden Österreichs und Russlands gegen Preußen wieder abgewickelt werden musste, siehe Olmützer Punktation. ;)


Eben – der Hegemon Österreich sollte durch Hegemon Preußen ersetzt werden. Und: Preußen fühlte sich nach 50 Jahren militärisch stark genug, die Grenzen zu revidieren, weil sie 1815 angeblich zu Ungunsten Preußens festgelegt worden sind.
Nicht angeblich, die waren schon durchaus zu Ungunsten Preußens ausgfallen, insofern keine Territorialverbindung zwischen sagen wir mal "Altpreußen" und "Rheinpreußen" bestand.
Das bedeutete, dass Preußen für den Transitverkehr und auch für militärische Bewegungen im Verteidigungsfall immer auf den Goodwill der dazwischenliegenden Staaten, vor allem Hannover, Braunschweig und Kurhessen angewiesen war und dann war da noch die preußische Exklave um Wetzlar im Hessischen, die durch das Fürstentum Hessen-Nassau territorial von "Rheinpreußen" abgeschnitten war.

Das Preußen auf Dauer mit diesem Zustand aus strategischen Gründen nicht einverstanden sein konnte, weil es immer auf die Kooperation der genannten Kleinstaaten angewiesen war um sein eigenes Staatsgebiet angemessen verwalten und verteidigen zu können, lag auf der Hand.
Das war durchaus ein Konstruktionsfehler der bei der Schaffung des Deutschen Bundes 1815 gemacht wurde.

Unter diesen Umständen hätte wahrscheinlich auch jeder andere Staat früher oder später versucht durch Annexionen die verschiedenen Teile des Staatsgebiets miteinander zu verbinden.

Das hätte man, auf dem Wiener Kongress 1814/1815 auch relativ leicht entschärfen können.

Man hätte von vorn herein das Gebiet um Wetzlar einem der hessischen Staaten zuschlagen können und man hätte die südlich des Hzm. Braunschweig gelegenen Territorien Hannovers um Göttingen und einen Zipfel des braunschweigischen Gebiets im Westen Preußen zusprechen und Hannover und Braunschweig dafür mit Westfälischen Gebieten entschädigen können, die in Wien Preußen zugesschlagen wurden.
Die Gegend nördlich und nordwestlich von Münster und der Zipfel Westfalens, der entlang der Weser in das Hannoveranische Territorium hineinragte hätte sich sicherlich grundsätzlich geeignet um Hannover abzufinden und die Grenzenn abzurunden.

Braunschweig hätte man für einen Zipfel seins südwestlichen Territorium um eine etwas breitere Verbindung zwischen den beiden großen Preußischen Territorien zu haben im Bereich der Altmark bzw. südlich davon in dem Gebiet östlich Magdeburg (heutiges Sachsen-Anhalt) entschädigen können, da hätte sich ausglichend dann möglicherweise eine Verbindung zwischen den braunschweigischen Besitzungen herstellen lassen.


Das wäre wahrscheinlich eher geeignet gewesen keinen besonderen preußischen Expansionsdrang in Norddeutschland aufkommen zu lassen, was diese Problematik betrifft.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht angeblich, die waren schon durchaus zu Ungunsten Preußens ausgfallen, insofern keine Territorialverbindung zwischen sagen wir mal "Altpreußen" und "Rheinpreußen" bestand.

Und das preußische Ostfriesland, so meine ich mich zu erinnern, ging an die Holländer.

Shinigami schrieb:
Das war durchaus ein Konstruktionsfehler der bei der Schaffung des Deutschen Bundes 1815 gemacht wurde.

Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob das absichtsvoll geschehen ist?
 
Zuletzt bearbeitet:
Und Ostfriesland, so meine ich mich zu erinnern, ging an die Holländer.
An Hannover doch? Aber sicher, das Emsland und Ostfriesland und damit Preußen über Rheinpreußen einen Zugang zur Nordsee zu verschaffen wäre eben der andere Lösungsansatz gewesen, der den Druck von den Kleinstaaten genommen hätte.
Der wäre Preußen sicherlich handelstechnisch sehr entgegen gekommen, hätte aber auch den Aufbau einer preußischen Flotte erfordert um das im Kriegsfall auch schützen zu können.

Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob das absichtsvoll geschehen ist?
Wahrscheinlich nicht. In der Frage der preußischen Entschädigung kam man ja erst unter dem Druck der Flucht Napoléons von Elba zu einer Eiinigung und die war wahrscheinlich ziemlich übers Knie gebrochen ohne das vernünftig zu Ende gedacht zu haben.

Insofern ja die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover damals noch bestand und Auflösung noch nicht in Sicht war, bedeutete dieser Territorialzusschnitt ja, dass Hannover Gefahr lief Zankapfel zwischen Großbritannien und Preußen zu werden.
Das dürfte mindestens London wahrscheinlich eher nicht beabsichtigt haben, weil man Preußen ja als Garantie- und Schutzmacht auch für die Vereinigten Niederlande einspannen wollte.

Hätte die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover länger gehalten, hätte das auf Dauer Frankreich und Preußen annimieren können gegen Großbritannien zu paktieren, etwa auf der Basis dass im Siegesfall Preußen Hannover annektiere dürfe und im Gegenzug Frankreich die Wallonie bekäme oder sowas.

Das wird man schlicht nicht bedacht haben, denn daran hatten eigentlich weder Großbritannien noch Russland ein Interesse.
 
nsofern ja die Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover damals noch bestand und Auflösung noch nicht in Sicht war, bedeutete dieser Territorialzusschnitt ja, dass Hannover Gefahr lief Zankapfel zwischen Großbritannien und Preußen zu werden.

Wobei interessanterweise die Engländer, Stanley und Russell haben das vor dem Unterhaus deutlich zum Ausdruck gebracht, überhaupt kein Problem mit der Annexion Hannovers durch Preußen hatte.

Shinigami schrieb:
Der wäre Preußen sicherlich handelstechnisch sehr entgegen gekommen, hätte aber auch den Aufbau einer preußischen Flotte erfordert um das im Kriegsfall auch schützen zu können.

Ganz genau. So wurde der Aufbau einer Flotte erst viel später in Angriff genommen.
 
Auf die Art, wie Österreich den Krieg führte, hatte es ihn sehr wahrscheinlich auch verloren, wenn es auch die Truppen der Südarmee für den Norden zur Verfügung gehabt hätte.
Nein, die österreichischen Eisenbahnen waren nicht in der Lage, die nach dem Sieg bei Custozza dort entbehrlich gewordenen Soldaten und Ausrüstung nach Norden zu transportieren: Die Schlacht bei Königgrätz fand ja nur 10 Tage später statt. Preußen wusste um den Zustand der österreichischen Eisenbahnen und schloss am 8. April genau zu diesem Zweck das Bündnis mit Italien: Man wollte Österreich einen Zweifrontenkrieg aufzwingen. Dazu war Preußen jedes Mittel recht - auch der Bruch des Bundesakte.

Zu den Gründen, die Bismarck immer stärker auf Annexion festlegten, gehörte sicherlich vor allem auch, dass Frankreich sich lange schlicht weigerte einen entsprechenden Frieden zu schließen.
Das mag sein - doch Bismarck sah die Gefahren einer Annexion und wischte sie gleichwohl beiseite.

Die Annexion von Elsass-Lothringen war ein Fehler - darüber sind wir uns doch einig, oder?

(Im übrigen müsstest Du nach langjähriger Forenmitgliedschaft eigentlich gelernt haben, dass Wiki-Behauptungen ohne überprüfbare Belege keine Referenz sind. Das gilt ganz unabhängig davon, ob an Turgots Zensurvorwürfen etwas dran ist oder nicht.)
Ja, ich habe Wikipedia zitiert – wie viele andere auch: Aus Bequemlichkeit. Und Wikipedia verlinkt zu den Originaldokumenten, die ich teilweise zitiert habe. Diese Dokumente belegen – siehe z.B. hier –, dass das, was in den entsprechenden Wikipedia-Artikeln geschrieben, stimmt.

Wikipedia ist nun nicht ganz gewiss nicht die Adresse für dieses Thema, da dort für die Zeitspanne 1862 bis 1945 radikal zensiert wird.
Aber irgendwelche Zeitungsartikel (Times, Börsenzeitung), die du hier einbringst, die sind natürlich die Adressen für das Thema – geht's noch?

Du stellst das so da, als Preußen seit Friedrich dem Großen mehr oder weniger 200 Jahre lang eine Militärdiktatur gewesen und als hätten die Militärs maßgeblichen Einfluss auf die Politik gehabt.
Nein, in Preußen gab es keine Militärdiktatur, aber ein Militär, das großen Einfluss auf die Politik hatte – sonst wären die vielen Kriege, die Preußen führte, nicht zu erklären gewesen. Und wegen der 200 Jahre: Dir ist offensichtlich das Krümpersystem nicht bekannt. Damit versuchte Preußen, Restriktion in Bezug auf Heeresgröße, die ihm nach der Niederlage bei Austerlitz auferlegt waren, zu umgehen. Das preußische Militär hat eine Schlacht und Preußen selbst große Gebiete verloren, aber es gibt nicht klein bei, sondern sinnt auf Rache.

Wenn die Erfassung und die "Erziehung" der jungen Männer durch das Militär als Nachweis des übermäßigen Einflusses des Militärs herangezogen werden soll, wüsste ich gerne, wie du zu dem Schluss kommst, dass dieser Militarismus dann 1945 an sein Ende gekommen sei?
Nach 2 verlorenen Weltkriegen und eines zerstörten Deutschlands, war der Kredit der Militärs aufgebraucht – sie hatten nicht mehr zu sagen und so ist es bis heute geblieben. Zum Glück.

Die SPD war immer militärkritisch, immer gegen Aufrüstung und immer gegen die Strukturen und Gangarten innerhalb des Militärs.
Ja, die SPD war immer kritisch, sogar noch im Juli 1914, aber sie fiel doch um, als es um die Kriegsanleihe ging. Doch da hatte der I. Weltkrieg schon begonnen und die SPD-Abgeordneten wollten nicht als “vaterlandslose Gesellen” dastehen.

Hier wird gleichzeitig über 1914, 1870 und 1866 diskutiert. Noch viel chaotischer geht es nicht.
Das sagst du, obwohl ich dir gestern hier nachgewiesen habe, dass du schon am 9. September in diesem Faden selbst über diese Daten geschrieben hast?

Die Annexion war aus dem militärischen Blickwinkel notwendig. Ist in der Fachliteratur nachzulesen, womit nicht Wikipedia gemeint ist. Nichtsdestotrotz war die Annexion nach meiner Meinung ein Fehler. Eine Demütigung war es nicht, denn es war damals vollkommen normal, das der Verlierer eines Krieges dem Sieger Territorium abzutreten hatte.
Ja, das war damals normal, aber wenn Deutschland nur Elsass annektiert hätte, wie schon @Shinigami sagte, wäre das ein guter Kompromiss gewesen. So aber fühlte sich Frankreich demütigt.

Hier kannst du einiges nachlesen.

Der Begriff Hegemon, der von dir stammt, ist in dem gegebenen Kontext deplatziert. Vormacht trifft es deutlich besser.
Im "deutschen Wortschatz von 1600 bis heute" wird Hegemonie mit ‘Führerschaft, Vormachtstellung’ erklärt. Und – Zitat (Fettschreibung durch mich): Seit den 30er Jahren des 19. Jhs. wird Hegemonie auch auf deutsche Verhältnisse bezogen und entwickelt sich in Verbindungen wie Preußens Hegemonie zum Schlagwort mit vorwiegend abschätziger Bedeutungskomponente.

Du hast eben ein fertiges Geschichtsbild.
Ja, habe ich – aber hat das nicht jeder? Und ich diskutiere mit dir, weil auch Gegenpositionen kennenlernen will. Ich bin vielleicht zu kritisch, du aber neigst zu Schönfärberei - immer suchst du nach Gründen, dass do die anderen Schuld gewesen seien. Ein Beispiel ist dieses Monieren eines von mir benutzten Wortes (Hegemon), weil es in deinen Ohren falsch klingt, obwohl die Bedeutung genau die gleiche ist, und wie eine unabhängige Stelle, die sich mit Etymologie der Wörter beschäftigt, zeigt, ganz richtig auf Preußen anzuwenden ist.

Du hast wohl vergessen, wie oft französischen Truppen deutschen Boden heimgesucht haben und Stück für Stück annektiert haben.
Ja, aber das lag 1870 in Bezug auf Elsass-Lothringen mehr als 200 Jahre zurück. Wie weit in die Vergangenheit möchtest du gehen, um Gebietsansprüche gelten zu machen.

Am 11.Juni 1866 brachte Österreich den Antrag zur Mobilmachung der gesamten Bundesarmee, natürlich mit Ausnahme der preußischen Korps, am Bundestag ein.Diesen Mobilmachungsantrag fehlte jede bundesrechtliche Grundlage und war deshalb Bruch der Bundesakte.
Nein, der Bund war berechtigt – ich habe die Bundeskate bereits zitiert. Außerdem: Am 7.6.1866 marschieren Preußische Truppen in das von Österreich verwaltete Herzogtum Holstein ein und verstoßen damit gegen die 1865 mit Österreich geschlossene "Gasteiner Konvention", nach der Schleswig preußischer und Holstein österreichischer Verwaltung unterstellt worden war. Daran zu deuteln, wie du es immer wieder versuchts, bringt nichts.

Was tat Österreich? Es begann in Schleswig eine regelrechte Hetzkampagne gegen seinen Verbündeten Preußen.
Abgesehen davon, dass es zweifelhaft ist, ob diese sog. Hetzkampagne tatsächlich einen solchen Umfang hatte, oder nicht vielmehr die Frucht der preußischen Propaganda war, um den Einmarsch zu rechtfertigen, dürfte Solches niemals zu einem Einmarsch und Annexion Holsteins führen.

Keine Stellungnahme von @Dion erfolgt.
Ich nehme in Diskussionen nur zu Punkten Stellung, die ich für wichtig erhalte – obwohl ich das nicht immer durchalte und mich im Unwichtigen verzettele. :(

Dafür, dass man sich vor Preußen so sehr fürchten musste, waren aber erstaunlich viel der Klein- und Mittelstaaten zwischen 1848 und 1850 bereit sich freiwillig mit Preußen in der Erfurter Union zusammen zu schließen, die dann auf Wiener Betreieben hin unter militärischen Drohgebärden Österreichs und Russlands gegen Preußen wieder abgewickelt werden musste, siehe Olmützer Punktation.
Ah, sobald Preußen ein paar Siege einfuhr, kuschten auch die anderen. Warum? Weil sie sahen, dass Preußen nicht zu besiegen war. Nicht einmal ein Sieg über Preußen wie in der Schlacht von Langensalza, brachte ihnen was: So musste Hannover letztlich doch kapitulieren, nur 2 Tage nach der gewonnenen Schlacht.
 
Nicht angeblich, die waren schon durchaus zu Ungunsten Preußens ausgfallen, insofern keine Territorialverbindung zwischen sagen wir mal "Altpreußen" und "Rheinpreußen" bestand.
Das war aber kein preußisches Unikum, viele Bundesmitglieder hatten kein geschlossenes Territorium: Bayern, Oldenburg, Großherzogtum Hessen, Kurfürstentum Hessen ... vom geographischen Wirrwarr in Thüringen einmal ganz zu schweigen.

Dass Preußen am Wiener Kongress schlecht abgeschnitten hätte, kann ich auch nicht nachvollziehen. Hätte es seine weitläufigen polnischen Territorien aus der 2. und 3. polnischen Teilung behalten, hätte es zwar ein kompakteres Staatsgebiet gehabt, sich aber noch mehr mit den ewigen polnischen Aufständen herumschlagen müssen. Stattdessen bekam es ein vergleichsweise unproblematisches großes Gebiet in Deutschland.
Damit war Preußen jedenfalls besser dran als Österreich, das mit seinen Erwerbungen in Italien bald jede Menge Stress hatte und sie letztlich verlor.
 
Ja, die Annexion war eine weitere Demütigung Frankreichs – eine unnötige wie ich meine.
Das verstehe ich nicht: was waren denn die vorangegangenen Demütigungen der Grande Nation?
- 1871 Frankfurter Friedensvertrag mit der Auflage 5 Milliarden Goldfrancs in 3 Jahren als Reparation zu zahlen sowie Verzicht auf Elsass/Lothringen (allerdings die (später ausgebaute) Festungszone Belfort konnte man behalten)
- Ursache für diesen Vertrag: ein von der Grande Nation 1870 hochnäsig erklärter/begonnener Krieg, in welchem besagte Grande Nation deutlich unterlag (und sich nach Sedan keinen Gefallen tat, indem sie, statt zu kapitulieren, weiter am Krieg festhielt - mit der absehbaren Folge, arg gezaust am Ende doch kapitulieren zu müssen, nun unter ungünstigeren Auflagen)
- 1866 weit weg von Frankreich und ohne französische Beteiligung fand ein Krieg statt, mit dessen Ausgang die Grande Nation nicht einverstanden war, weshalb sie pathetisch von Rache und Ehre herumtrompetete...
- und davor?

Was hätte den anders laufen sollen, damit Frankreich nicht von Rache und mimimi gedemütigter Ehre jammert? Hätte das siegende Militär bei Königgrätz plötzlich stoppen sollen, indem es "hoppla, wenn wir jetzt gewinnen, weint man in Paris - das wollen wir vermeiden, also legen wir die Waffen nieder und kapitulieren!" sagt? ---- lächerlich. Hätte das siegende Militär nach Sedan einen Rückzug antreten sollen und betteln sollen "oh bitte bitte Frieden, wir haben gewonnen, aber in Paris weint man deswegen, also wird der Rhein zur Grenze und der böse Bismarck wird auf Chateau d'If lebenslänglich interniert"? ---- ebenso lächerlich. Hätte man (warum eigentlich) auf Reparationen und Abtretungen verzichten sollen, und stattdessen "ok, die Prügelei ist ausgestanden, Schwamm drüber, wir machen weiter wie vorher als wäre nichts geschehen" sagen sollen?
 
Ja, ich habe Wikipedia zitiert – wie viele andere auch: Aus Bequemlichkeit. Und Wikipedia verlinkt zu den Originaldokumenten, die ich teilweise zitiert habe. Diese Dokumente belegen – siehe z.B. hier –, dass das, was in den entsprechenden Wikipedia-Artikeln geschrieben, stimmt.

Hast Du schon vergessen, was ich einen Tag zuvor geschrieben habe?

Im übrigen müsstest Du nach langjähriger Forenmitgliedschaft eigentlich gelernt haben, dass Wiki-Behauptungen ohne überprüfbare Belege keine Referenz sind.

Das habe ich Dir geschrieben, nachdem Du einen Wiki-Text reinkopiert hast, in dem kein Originalzitat, kein Literaturbeleg, kein Link enthalten war. So ein Textschnipsel ist wertlos, hast Du das inzwischen begriffen?

Und falls Du inzwischen "vergessen" hast, was @Turgot und ich in diesem Zusammenhang moniert haben, helfe ich Dir auch nochmal auf die Sprünge: Es war Deine Behauptung, Bismarck sei ein Gegner der Annexion gewesen.

Also: Wenn Du für diese Behauptung inzwischen einen Beleg gefunden hast, liefere ihn nach. Wenn nicht, empfehle ich Dir, auf weitere Nebelkerzen zu verzichten.
 
Das war aber kein preußisches Unikum, viele Bundesmitglieder hatten kein geschlossenes Territorium: Bayern, Oldenburg, Großherzogtum Hessen, Kurfürstentum Hessen ... vom geographischen Wirrwarr in Thüringen einmal ganz zu schweigen.
Das ist richtig. Allerdings waren die, vielleicht mit Ausnahme Bayerns nicht mächtig genug um ernsthaft Ärger machen zu können.

Dass Preußen am Wiener Kongress schlecht abgeschnitten hätte, kann ich auch nicht nachvollziehen. Hätte es seine weitläufigen polnischen Territorien aus der 2. und 3. polnischen Teilung behalten
Es behielt aus der 3. Teilung lediglich Posen.

hätte es zwar ein kompakteres Staatsgebiet gehabt, sich aber noch mehr mit den ewigen polnischen Aufständen herumschlagen müssen. Stattdessen bekam es ein vergleichsweise unproblematisches großes Gebiet in Deutschland.
Größere Territorien in Polen zu behalten stand ja überhaupt nicht zur Debatte, die Ansprüche dahin waren ja bereits im Vertrag von Kalisz 1813 an Russland abgetrten worden, mit der Maßgab, dass für Preußen adäquate Entschädigung im Bereich des alten Reiches durchgesetzt würde.

In diesem Zusammenhang interessierte sich Berlin vor allem für Sachsen, statt Gebieten im Westen.

Dann hätte man ein zusammenhängendes Staatsgebiet gehabt, die Einwohner wären vor allem deutschsprachige Protestanten gewesen, die potentiall leichter integrierbar gewsen wären, als die Katholiken im Westen und man hätte keine gemeinsame Grenze mit Frakreich gehabt, wäre also außenpolitisch wie in früheren Zeiten in der Situation gewesen bei Bedarf auch mit den Franzosen gegen Wien zu paktieren.

Gemessen an dieser Vorstellung schnitt Preußen in Wien durchaus nicht besonders vorteilhaft ab. Das es vorteilhafter war, als die Zeitgenossen meinen konnten, zeigte sich dann später.
Im Hinblick auf die zwei von einander getrennten Territorien bleibe ich aber dabei, dass das ein Konstruktionsfehler war, der Berlin verleiten musste, diesen Zustand irgendwann ändern zu wollen, zumal Preußen mächtig genug war ernsthaft daran denken zu können.
Das dürfte den Deutschen Bund als mitteleuropäische Friedensorsnung in meinen Augen etwas ausgehöhlt haben.
 
Nein, die österreichischen Eisenbahnen waren nicht in der Lage, die nach dem Sieg bei Custozza dort entbehrlich gewordenen Soldaten und Ausrüstung nach Norden zu transportieren: Die Schlacht bei Königgrätz fand ja nur 10 Tage später statt. Preußen wusste um den Zustand der österreichischen Eisenbahnen und schloss am 8. April genau zu diesem Zweck das Bündnis mit Italien: Man wollte Österreich einen Zweifrontenkrieg aufzwingen. Dazu war Preußen jedes Mittel recht - auch der Bruch des Bundesakte.
Nochmal für dich zum Mitschreiben: Bei Königgräz kämpften auf beiden Seiten über 200.000 Mann. In Italien frei werdende Truppen in der Größe von vielleicht einigen 10.000 Mann hätten Österreichs Kampfkraft im Norden nicht signifikant erhöht.

Die Österreichisch-Sächsischen Koalitionstruppen verloren bei Königgräz an die 42.000 Mann an Toten, Verwundeten und Gefangenen, die Preußen verloren an die 9.000 Mann.
Das bedeutetet resultierend aus der moderneren Ausüstung der Preußischen Infanterie, der verschiedenen Einsatztaktik der Streitkräfte etc. etc. hatten die Österreicher mehr als 4 mal so hohe Verluste, wie die Preußen.
Das heißt bei diesen Verlustraten hätten die Österreicher eine Übermacht von einem Mehrfachenn der Größe der anwesenden preußischen Streitkräfte benötigt um die Preußen in Böhmen zu schlagen.
Die hatte es nicht und hätte es auch mit Verstärkungen von ein paar 10.000 Mann vom italienischen Kriegsschauplatz nicht gehabt.

Das hätte anders ausgesehen, wenn die Österreicher sich defensiver verhalten und in einer Region gekämpft hätten, in die die Preußen ihren Nachschub nicht so einfach bekommen hätten, dann hätten die überlegenen preußischen Infanteriewaffen und Taktiken erheblich weniger genutzt, außerdem wäre die preußische Armee evt. schwächer gewesen, weil man zur Sicherung des Nachschubs Garnisonen hätte zurücklassen müssen, was evt. das Feldherr nummerisch geschwächt hätte.
So lange die Österreicher aber im grenznahen Böhmen kämpften, wo die Preußen solche Probleme nicht hatten und alle ihre Vorteile voll ausspielen konnten, spielte für den Ausgang der Kämpfe dort im Grunde keine Rolle, dass ein Teil der Österreichischen Armee nicht anwesend sein konnte, der hätte schlicht nicht ausgereicht um die Situation entscheidend zu verändern.

Der Nutzen den Preußen daraus hatte, dass Italien mitzog, war weniger, dass die Österreicher diese Truppen nicht nach Böhmen bringen konnten, sondern eher, dass sie nicht in der Lage waren größere Kontingente mit den Armeen der süddeutschen Verbündeten zu vereinigen, damit eine Westarmee zu bilden und in Preußens Westprovinzen einzufallen oder sich Brandenburg von südwesten her zu nähern.
Das hätte nämlich möglicherweise Moltke gzwungen mehr Truppen vom böhmischen Schauplatz abzuziehen und nach Westen oder Südwesten zu verlagern.


Das mag sein - doch Bismarck sah die Gefahren einer Annexion und wischte sie gleichwohl beiseite.
Du hast es nicht verstanden.

Er sah nicht einseitig die Gefahren einer Annexion, sondern er sah das Unterlassen einer Annexion als gefährlicher an, als die Annexion selbst.
Die Argumente auf die er sich einließ, was die Sache angeht, waren nicht primär innenpolitisch, nationalistisch oder wirtschaftlich begründet, sondern militärisch.
Bismarck ging davon aus, dass es so oder so wieder zu Krieg mit Frankreich käme, vor allem deswegen stimmte er der Annexion zu.

Bismarck wischte von seinem Standpunkt aus nicht leichtfertig eine Gefahr bei Seite.

Die Annexion von Elsass-Lothringen war ein Fehler - darüber sind wir uns doch einig, oder?
Nö.

Die Annexion von Elsass-Lothringen war in meinen Augen zwar völkerrechtlich in keiner Weise gerechtfertigt, aber strategisch durchaus richtig, oder sagen wir mal, es war strategisch durchaus richtig, Frankreich dieses Territorium abzunehmen um mit den Vogesen und den Festungen Straßburg und Metz ein brauchbares natürliches Hindernis gegen eine erneute französische Agression zu haben.

Frankreich hatte sich im 19. Jahrhundert innerhalb Europas durchaus aggressiv genug aufgeführt, dass man der Sicherheitsargumentation ohne weiteres folgen konnte.

Wenn ich das damals zu entscheiden gehabt hätte, meine Tendenz wäre dahin gegangen, das Frankreich abzunehmende Gebiet eher noch größer zu gestalten.
Allerdings hätte ich das Gebiet nicht annektiert, sondern da eine langfristige Besatzungszone eingerichtet um im Hinblick auf Frankreich etwas flexibler zu sein und Paris wenn es sich lange genug ruhig und vernünftig verhielt die Schrittweise Rückgabe des Gebiets unter entsprechenden Bedingungen (keine von Deutschland nicht erwünschten Bündnisse von französischer Seite, wirtschaftliche Kooperation mit Deutschland, starke Autonomierechte für das Elsass, und nicht Einführung des zentralistischen Systems Frankreichs in diesem Gebiet, schleifen aller Befestigungen östlich und nördlich der Vogesen bis zur luxemburgischen Grenze, demilitarisierte Zone östlich und nördlich der Vorgesen, dafür im Austausch Demilitarisierung der badischen und pfälzischen Grenzgebiete auf Deutscher Seite) nach einigen Jahrzehnten in Aussicht zu stellen oder aber um die Bewohner der Territorien nicht zu übergehen, eine Volksabstimung über die Zugehörigkeit nach einer gewissen Zeit in Aussicht zu stellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, in Preußen gab es keine Militärdiktatur, aber ein Militär, das großen Einfluss auf die Politik hatte – sonst wären die vielen Kriege, die Preußen führte, nicht zu erklären gewesen. Und wegen der 200 Jahre: Dir ist offensichtlich das Krümpersystem nicht bekannt. Damit versuchte Preußen, Restriktion in Bezug auf Heeresgröße, die ihm nach der Niederlage bei Austerlitz auferlegt waren, zu umgehen. Das preußische Militär hat eine Schlacht und Preußen selbst große Gebiete verloren, aber es gibt nicht klein bei, sondern sinnt auf Rache.
Welche vielen Kriege?

Es waren zwischen den "Befreihungskriegen" und dem 1. Weltkrieg gerade einmal 3.

Schau dir an, wie oft Großbritannien oder Frankreich in diese Zeitrau Krieg führten.

Frankreich führte in den 1850er Jahren den Krimkrieg gegen Russland, dann 1859 zusammen mit Piemont-Sardinien Krieg gegen Österreich, dann Anfang der 1860er Jahre Krieg in Mexiko um sich da ein Kolonialreich aufzubauen, dann 1870 Krieg gegen Preußen und die Süddeutschen Staaten, in den 1880er Jahren dann nochmal ausgedehnten Krieg in Südostasien gegen China, um große Gebiete in Indochina und da sind jetzt die ganzen kleineren Kolonialkriege noch nicht mit drinn.

Bei Großbritannien fange ich lieber gar nicht erst damit an. Wenn man die ganzen Kolonialkriege mitzählt, überfiel Großbritannien gefühlt im Jahresrythmus irgendwen, nur hat dass eben auf Grund von Eurozentrismus relativ wenig Beachtung gefunden, wenn irgendein indisches Fürstentum, oder afrikanische Gruppen mit Krieg überzogen wurden.
Diese Ignoranz muss man aber durchaus nicht perpetuiern.
Das größte Kolonialreich der Geschichte mit Territorien bis nach Indien und China hinein ist nicht durch übermäßigen Pazifismus entstanden.


Waren das jetzt Militärdiktaturen, weil sie mehr Kriege führten als Preußen-Deutschland?
Zugegeben, Frankreich unter Napoléon I. war eine Militärdiktatur und unter Napoléon III. der zwar kein ranghoher Militär war, dessen Herrschaft aber stark auf die französische Armee und den Ruf, den die Familie Bonaparte dort hatte gestützt war, war jededenfalls nicht soooo weit vom Modell einer Militärdiktatur weg.
Aber auf Großbritannien trifft das so überhaupt nicht zu. Der einzige größere Militär der da zwischen 1815 und 1914 zu größerer politischer Macht kam, war der Herzog von Wellington, der 2 mal (wenn ich mich nicht täusche) als Premierminister fungierte, allerdings ohne dabei mehr als die üblichen Befugnisse eines PM zu haben.

Was du mit dem Krüpersystem hast, weiß ich nicht. Das war ein aus der Not geborenes Rekrutiierungs- und Ausbildungssystem, in der napoléonischen Zeit, dass danach durch ein zeitgemäßeres Wehrpflichtsystem ersetzt wurde.
Das Krümpersystem erlaubte zwar die Aushebung relativ großer Kontingente, allerdings war die Ausbildung dieser Truppen absolut mangehlaft, so dass das was dabei herauskam, eher ein Miliz-Heer, als eine vollwertige Armee war.
Das war während der "Befreiungskriege" deswegen kein Problem weil nach Russland auch die Napoléon einen großteil seiner Veteranen verloren hatte und sich zur Auffüllung der eigenen Reihen ebenfalls mit der Aushebung von Wehrpflichtigen behelfen musste, die ohne große Ausbildung direkt in den Krieg mussten, so dass die preußischen Amateure auf französische Amateure trafen.
Deswegen konnte das einigermaßen funktionieren.
Für andere Situationen war das inadäquat und wurde deswegen auch nicht weiter in seiner ursprünglichen Form praktiziert.

Das Krümpersystem war zur Umgehung der französischen Restriktionen gedacht, das ist richtig.
Das allerdings legte Preußen in keiner Weise bereits außenpolitisch auf einen Krieg gen Frankreich fest, in den trat es erst 1813 ein.
Im Übrigen ging es dabei nicht einfach um Rache, es spiele durchaus auch eine Rolle, dass französische Truppen nach wie vor Teile Preußens in Form einiger Festungsstädte besetzt hielten und Preußen exorbitante Kontributionen auferlegt waren, der Staat außerdem in ein Bündnis mit Napoléon und darüber in einen Krieg mir Russland gezwungen worden war.
Das war keine Situation, in der man sich einfach passiv verhalten hätte können, im Besonderen als die Franzosen geschlagen waren und die Russen Ostpreußen besetzten, nachdem Yorck das preußische Hilfskorps für Neural erklärt hatte, gab es nur noch die Option mit Frankreich verbündet und mit Russland im Kriegszustand zu bleiben oder sich mit Russland zu verbünden und Frankreich den Krieg zu erklären.


Ja, die SPD war immer kritisch, sogar noch im Juli 1914, aber sie fiel doch um, als es um die Kriegsanleihe ging. Doch da hatte der I. Weltkrieg schon begonnen und die SPD-Abgeordneten wollten nicht als “vaterlandslose Gesellen” dastehen.
Es war nicht im Juli, sondern am 4. August 1914, als abgestimmt wurde.
Da war die Belagerung von Lüttich bereits begonnen worden oder begann gerade.
Wenn dir doch klar ist, dass er Krieg da schon längst lief und durch Ablehnung nicht mehr verhindert werden konnte, warum gräbst du diese Episode dann wieder aus?

"Umgefallen" wäre die SPD, wenn sie trotz Aussicht den Krieg noch verhindern zu können, zugestimmt hätte, hat sie aber nicht.
Es war nie Teil der Haltung der SPD, sich in einem von ihr selbst als Veerteidigungskrieg aufgfassten Konflikt erstmal vom Feind überrennen lassen zu wollen, um bloß keine Truppen zu finanzieren, zumal dann, wenn der Feind nebenbei noch die berüchtigte zaristische Autokratie war, die den Sozialdemokraten noch als deutlich größeres Übel galt, als KWII. und das aus guten Gründen.

Ah, sobald Preußen ein paar Siege einfuhr, kuschten auch die anderen. Warum? Weil sie sahen, dass Preußen nicht zu besiegen war. Nicht einmal ein Sieg über Preußen wie in der Schlacht von Langensalza, brachte ihnen was: So musste Hannover letztlich doch kapitulieren, nur 2 Tage nach der gewonnenen Schlacht.
Sag mal hast du eigentlich gelesen, was ich schrieb?

Ich hatte dich auf die Erfurter Union zwischen 1848 und 1850 hingewiesen, der viele Mittelstaaten seinerzeit freiwillig und ohne jeden militärischen Zwang beigetreten waren.

Die Erfurter Union war seinerzeit nicht so weit vom Konzept des Norddeutschen Bundes von 1866/1867 entfernt, sie nahm dieses Modell mehr oder weniger vorweg.
Du hattest behauptet, dass die Mittel und Kleinstaaten sich 1866 Österreich angeschlossen hätten, weil man vor Preußen permanent Angest hätte haben müssen.
Warum, wenn dem so gewsen wäre, waren viele von ihnen dann dem preußischen Projekt der Erfurter Union freiwillig beigetreten und hatten sich seinerzeit anderthalb Jahrzehnte vor dem Krieg zwischen Östrreich und Preußen für Preußen und gegen Österreich erklärt?

Würdest du mir das erklären?

Wirre Einlassungen über die Schlacht von Langensalza und preußische militärische Siege 1866 sind offensichtlich keine sinnvolle Erklärung für die außenpolitische Haltung der Klein- und Mittelstaaten 1848-1850.

Nach 2 verlorenen Weltkriegen und eines zerstörten Deutschlands, war der Kredit der Militärs aufgebraucht – sie hatten nicht mehr zu sagen und so ist es bis heute geblieben. Zum Glück.

Kriege ich außer am Thema vorbeigehenden Einzeilern noch eine Antwort auf die Frage?
 
Zuletzt bearbeitet:
@Shinigami
Ich nehme in Diskussionen nur zu Punkten Stellung, die ich für wichtig erhalte

Eine "interessante", gewöhnungsbedürftige Sichtweise. So weicht man natürlich unangenehmen Fragen aus, kann Gegendarstellungen souverän ignorieren und kann darüberhinaus jede menge Unfug schreiben.

Und die Ausführungen hier, die hast du ebenfalls einfach ignoriert.

WK-1: "Deutschland trug zweifellos große Schuld am Kriegsausbruch"
@Dion

Welche Fachliteratur hast du denn zum Thema durchgearbeitet? Lass mal wissen? Ich meine aber nicht irgendwelche google-Suchergebnisse oder Wikipediaartikel.

Zuerst hattest du behauptet, das die österreichische Armee ja zwangsläufig unterliegen musste, da sie ja an zwei Fronten Krieg führen musste. Dir wurde aufgezeigt, das deine These unzutreffend ist. Was tust du? Du gehst darüber souverän hinweg, verlierst nicht ein Wort über deine unzutreffende These, sondern schmeisst immer neue Betrachtungsgegenstände in die Diskussion ein. Mitlerweile bist du schon bei Elsaß Lothringen und der Julikrise angekommen. Als nächstes kommt wahrscheinlich Hitler und die Nazis. Was möchtest du mit dieser Diskussion eigentlich erreichen?

Tja, dieser Beitrag wurde erwartungsgemäß ignoriert. Wahrscheinlich keine Fachliteratur gelesen, sondern irgendetwas aus irgendwelchen Websites zusammengekramt.

Ich stelle mir das Diskussionsverhalten hier im Geschichtsforum doch etwas anders vor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber irgendwelche Zeitungsartikel (Times, Börsenzeitung), die du hier einbringst, die sind natürlich die Adressen für das Thema – geht's noch?

Zu deiner Information, falls du es noch nicht wissen solltest: Zeitungen sind Quellen.

Abgesehen davon, dass es zweifelhaft ist, ob diese sog. Hetzkampagne tatsächlich einen solchen Umfang hatte, oder nicht vielmehr die Frucht der preußischen Propaganda war, um den Einmarsch zu rechtfertigen, dürfte Solches niemals zu einem Einmarsch und Annexion Holsteins führen.
Woher weißt du denn das??

Dafür wäre nämlich die Lektüre von Fachliteratur hilfreich und nicht nur irgendwelche obskuren Websites. Kurz mal hier schauen, kurz mal dort schauen und schon wird die Diskussion aufgemischt.

Ja, aber das lag 1870 in Bezug auf Elsass-Lothringen mehr als 200 Jahre zurück. Wie weit in die Vergangenheit möchtest du gehen, um Gebietsansprüche gelten zu machen.

Hast du diesen Beitrag eigentlich gelesen?

WK-1: "Deutschland trug zweifellos große Schuld am Kriegsausbruch"

Daraus geht doch nun unmissverständlich hervor, weshalb die Provinzen annektiert worden sind. Man muss sich eher fragen, wenn man sich schon zu der leidigen Annexion entschlossen hatte, weshalb Belfort nicht ebenfalls genommen worden war.

Und zur Information: Ich habe gar keine Gebietsansprüche geltend gemacht; ich habe die Annexion als Fehler bezeichnet. Liest du eigentlich die Beiträge deiner Mitdisskutanten?
 
Preußen wusste um den Zustand der österreichischen Eisenbahnen und schloss am 8. April genau zu diesem Zweck das Bündnis mit Italien: Man wollte Österreich einen Zweifrontenkrieg aufzwingen. Dazu war Preußen jedes Mittel recht - auch der Bruch des Bundesakte.


Zu den österreichischen Eisenbahn hilft ein Blick in die Fachliteratur.
Du liest wirklich nur selektiv. Alles andere wird ignoriert. Nach wir vor ignorierst du souverän den Gasteiner Vertrag und dessen Bruch durch Österreich. Ebenfalls ignorierst du, das, ich schreibe es zum x-ten Male, das Österreich den Krieg im Ministerrat schon im Februar beschlossen hatte. Des Weiteren bemühte sich Österreich fortan bei den Bundesmitgliedern um Verbündete. War das im Sinne der Bundesakte? Wohl kaum? Außerdem wurde mit Napoleon an Bord geholt. Und hast du das Datum gelesen, wann Österreich mobil machte? Es ist durchaus nachvollziehbar, das Preußen unter diesen Umständen nicht allein gegen Österreich und den größten Teil der Bundesglieder stehen wollte.
@Dion schrieb:
Damit versuchte Preußen, Restriktion in Bezug auf Heeresgröße, die ihm nach der Niederlage bei Austerlitz auferlegt waren, zu umgehen. Das preußische Militär hat eine Schlacht und Preußen selbst große Gebiete verloren, aber es gibt nicht klein bei, sondern sinnt auf Rache.

Lese ich das korrekt? Du machst Preußen ernsthaft Vorwürfe, das es sich von der der Unterdrückung durch Frankreich befreien wollte. Ich fasse es nicht.


Kriege ich außer am Thema vorbeigehenden Einzeilern noch eine Antwort auf die Frage?

Eher nicht.

Sag mal hast du eigentlich gelesen, was ich schrieb?

Diese Frage stelle ich mir auch.
 
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