sorry, dass ich erst jetzt antworte. Ich wollte erst den Disput mit El Quijote bereinigen.Was hat eine Höhensiedlung der römischen Kaiserzeit, die keine römische Siedlung ist, mit einer römischen Strasse zu tun?
Nun zu Deiner Aussage:
Ich gehe davon aus, dass auch eine solche Siedlung über eine Anbindung an ein Verkehrsnetz verfügte und nicht völlig isoliert war. Der vermutlich schon vorrömische Saumpfad über den Kesselberg bis Walchensee, Wallgau, Mittenwald und Seefeld/Zirl ist hier schon mehrfach genannt worden. Eine weitere Verbindung nach Norden auf der Ostseite von Loisach und Kochelseemoor ist mehr als wahrscheinlich.
Die Römer haben sicher die vorhandenen Verkehrswege weiter genutzt, die ersten römischen Straßenbauten sind mit Sicherheit unter Einbeziehung der vorrömischen Trassen errichtet worden.
Damit könnte die Antwort erledigt sein, ich möchte aber etwas "Fleisch auf die Gräten" geben:
Das meint auch Freutsmiedel "Römische Straßen der Tabula Peutingeriana in Noricum und Raetien". Freutsmiedel ist Straßenbauer und geht mit seiner Fachkenntnis an die Tabula ran.
In der Tabula gibt es eine Strecke Salzburg - Augsburg, die über Kempten geschildert wird. Freutsmiedel weist zunächst nach, dass die Tabula wohl - mit späteren Ergänzungen und Überarbeitungen - kurz vor der Jahrtausendwende entstanden sein müsste.
Das wird m.E. nach dadurch bestätigt, dass sowohl Pompeji (im Herbst 79 untergegangen) noch enthalten ist, aber weder die Via Claudia (von Augsburg den Lech entlang nach Süden, unter Claudius bis ~ 46 n. Chr., spätestens 54 n. Chr. fertig gestellt) noch die heute so bezeichnete Via Julia (über Schöngeising, Gauting und Helfendorf als Direktverbindung Augsburg - Salzburg mit Meilensteine des von 193 bis 211 regierenden Kaisers Septimius Severus ) als Verbindungsstrecken aufgeführt sind. Beide Straßen hätten - mit der Via Claudia spätestens ab dem Lechübergang - einen kürzeren Weg von Salzburg nach Augsburg geboten als die in der Tabula Peutingeriana genannte Trasse über Kempten. Nun war Kempten (Stadterhebung um 30 n. Chr.) sogar vor Augsburg bis zum späten 2. Jh. einige Zeit der Sitz der Provinzregierung von Raetien.
Freutsmiedel stellt weiter fest, dass die Länge der Tabula-Strecke zwischen Salzburg und Kempten mit 140 Meilen = 206,4 km und der "direkten Verbindung" mit 203,7 km nahezu identisch sind. Daraus zieht Freutsmiedel den Schluss, dass eine ursprüngliche (wohl schon auf vorrömische Zeiten zurückgehende Altstraße) "raetische Queralpenstraße" zwischen den beiden späteren Städten bestanden haben müsste, die dann auch in der Tabula aufgenommen worden ist. Mit dem Sachverstand des Straßenbauingenieurs stellt Freutsmiedel dann fest, dass diese "direkte Linie" südlich des Starnberger Sees und der Osterseen verlaufen musste, und aufgrund der topographischen Verhältnisse nur ein Loisachübergang bei Langau/Rain infrage kam, und von dort (Anm. über das spätere Penzberg) nach Untereurach / Iffeldorf oder nach Sindelsdorf führten musste. Dort möchte er dann auch in der Peutingertafel genannte Straßenstation "URUSA" verorten.
Freutsmiedel verweist auch mehrfach darauf, dass Straßenstationen soweit möglich im Kreuzungsbereich von Verkehrswegen lagen. Und da finden wir neben dem Flurnamen "Kreuzgang" bei Langau - dem Bergrand nach Süden folgend - am Fuß des Kesselberges nicht nur eine vorrömische Siedlung ("Birg") sondern auch noch eine Höhensiedlung der römischen Kaiserzeit, die ja wohl nach Süden über einen Saumpfad nach Walchensee / Wallgau erschlossen war und nach Norden wohl entlang der Loisach eine wetere Verkehrsanbindung hatte.
Diese "raetische Queralpenstraße" dürfte nach der Rücknahme der römischen Reichsgrenze auf die Iller als direkter Weg zwischen Gallien bzw. dem Frankenreich und Noricum bzw. dem späteren Ungarn über Bregenz und Kempten wieder an Bedeutung gewonnen haben.
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