Hermundure
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meinst du damit das Marschlager in Hachelbich?
Hallo Dekumatland,
ja, das Lager in Hachelbich ist gemeint. Die Fibel ist entscheidend.
Grüße Michael
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meinst du damit das Marschlager in Hachelbich?
Ich habe gestern mal in Dušek hineingesehen, in Band A und B.
Dušek vertritt die These, dass die Töpferöfen von Haarhausen tatsächlich von Römern betrieben wurden. Allerdings spricht sie auch deutlich davon, dass dies eine These ist, wörtlich schreibt sie, dass diese These aufgrund gewisser Dinge vertretbar sei. Ihre Argumente im Einzelnen:
:rechts:Römische Formensprache der Töpferware. Etwas fragwürdig die Behauptung: Ein römisch angelernter germanischer Töpfer hätte doch nicht so rein römische Töpferware hergestellt sondern man müsse auch germanische Formen finden.
:rechts: Bild der Diana Abnoba in einem germanischen Sakralbezirk in der Nähe, welches man eigentlich eher in einem gallorömischen Umgangstempel finden solle. Dieses Bild wurde - ihrer Auffassung nach in einem religiösen Konflikt zerstört und ist das einzige Bild dieses germanischen Sakralbezirkes, welches intendiert zerstört wurde. Eine andere Erklärung wäre, dass das Bild der kelto-römischen Jagdgöttin hier einer germanischen Gottheit geweiht wurde. Es war ja durchaus üblich im germanischen Raum, Weihegaben für die Götter unbrauchbar zu machen, manche Archäologen und Ethnologen sprechen davon, die Gegenstände zu "töten".
:rechts: Des Weiteren führt Dusêk zwei Quellenstellen an, einmal aus Tacitus' Germania, wonach die Hermunduren und die Römer ein freundschaftliches Verhältnis pflegten und die Hermunduren die einzigen Germanen gewesen seien, die problemlos ins römische Reich gelassen worden seien (fragwürdig, wie das kontrolliert worden sein soll) und eine andere Stelle bei Ammianus Marcellinus, wonach Römer, um den barbarischen Grausamkeiten an der Reichsgrenze zu entfliehen ins Barbaricum gingen. In diesem Zusammenhang sieht sie auch die von ihr als römisch angesprochene Töpfersiedlung: im späten 3./frühen 4. Jhdt. kommt es an Rhein, Mosel und Donau im Rahmen der germanischen Plünderungen römischer Städte zu einer Aufgabe von Handwerksbetrieben. Mit der Stelle bei Ammianus (Barbaricum) meint sie, seien viele der Handwerker dann nach Germanien gezogen. So eben auch die Haarhausener Töpfer.
Vielleicht haben aber auch bloß Germanen eine Lücke geschlossen, die die Aufgabe von Töpfereien an der Grenze geöffnet hat...
Interessant ist beispielsweise die Auswertung der Knochen in der Siedlung: Sie entspricht von der prozentualen Zusammensetzung der verzehrten Tiere dem Befund einer germanischen Siedlung. Die Widerristhöhen der Tiere entsprechen aber eher den größeren römischen als den kleineren germanischen Tieren.
:rechts: Von römischen Grabdenkmälern kennt man - laut Dušek - Schoßhunde. In Haarhausen hat man Hundeskelette mit sehr niedrigen Widerristhöhen gefunden.
Was Dušek unberücksichtigt lässt, sie konzentriert sich ganz und gar auf die Töpferöfen und die Keramik, das sind die gefundenen Fibeln, die auf den Tafeln in Band B dargestellt sind und die Hausgrundrisse, die auf einer Band A beigelegten Karte zu sehen sind. Die Häuser entsprechen dem, was man in Thüringen an germanischer Bauweise zu erwarten hat - also keine Peristyl-Bauweise, wie bei den Römern - und die gefundenen Fibeln entsprechen auch den germanischen Schemata. Nun kann man sagen, Töpfer benötigen keine Peristyl-Häuser und an einer Fibel kann man, nur weil sie germanischen, gallischen oder römischen Schemata entspricht, natürlich nicht erkennen, wer sie trug.
das ist aber schade - ich gebe zu, dass ich jetzt richtig neugierig bin und wissen will, wer Mitteldeutschland und Nordbayern damals beherrscht hat.Es ist eine andere Gruppe die Mitteldeutschland und Nordbayern für ca. 100 Jahre beherrscht. Jedoch kann und darf ich keine Einzelheiten dazu Preis geben. Sie ist für den 2. Teil der Ausstellung zur römischen Kaiserzeit bestimmt.
das ist aber schade - ich gebe zu, dass ich jetzt richtig neugierig bin und wissen will, wer Mitteldeutschland und Nordbayern damals beherrscht hat.
@Hermundure: Weißt du etwas über den Stand der Ausgrabungen des Marschlagers bei Schkölen? Seit die Archäologen vor einigen Jahren ihre Spaten einpackten, hört und liest man nichts mehr dazu. :-(
Guten Morgen,
gestern hielt Dr. Küßner zusammen mit Dr. Schüler im Hörsaal des Landesmuseum in Halle eine 1-stündige Rede über die bisherigen Grabungsergebnisse 2014/2015 vom Römerlager in Hachelbich. Was gibt es Neues ?
Das Lager wird jetzt nach weiteren geophysikalischen Untersuchungen auf 700 x 700 m geschätzt (49 ha). Darin hatten 3 Legionen Platz. Es wird nicht mehr als reines Marschlager angesehen, sondern stand mehrere Tage, vielleicht auch Wochen. Es war der Lage angepasst - heißt der komplette Geländesporn (inklusive heutiger Kirche). Vergleiche wurden mit Oberaden gezogen. Die Gräben wurden von den Soldaten nach dem Verlassen wieder verfüllt, jedoch nicht vollständig, sodass diese bis ins Frühmittelalter noch sichtbar waren (siehe oberste Verfüllschicht der Kalbsschädel 5.-6. Jh. n.Chr.). Das Lager wurde nach den Ausgräbern in späteren Zeiten immer wieder aufgesucht. Dafür spricht neben dem deponierten Kalbsschädel auch eine späte Armbrustfibel (um 250 - 300 n. Chr.) ebenfalls aus einer der oberen Verfüllschichten. In einem der Feldbacköfen wurden Transportkisten von den Römern verbrannt. Übrig blieben die Beschläge. Man geht davon aus, dass die Römer entweder aus Westen kamen (Wipper-Leine = 5 km) oder aus Nordhessen (Werra). Unklar ist immer noch die Datierung des Lagers, da bisher immer noch keine Münzfunde gemacht werden konnten. Erschwerend kommt hinzu, dass Teile des Grabens unter einer 1,5-2,0 m dicken Kolluviumschicht liegen, während andere Grabenteile nur noch 50 cm hoch sind (Bodenerosion).Warum man aber bisher die Torsituation im Osten des Lagers nicht untersucht hat, bleibt mir ein Rätsel. Hier hätte man wahrscheinlich am ehesten Chancen für datierbare Funde. Fakt ist aber, dass Hachelbich in der Germania Magna bisher das größte Feldlager neben dem Standlager in Oberaden ist.
Es sei nochmal an Tacitus erinnert:
„Schon sei die Elbe näher als der Rhein und weiter kein Krieg. Sie sollten nur ihn, der in die Fußstapfen des Vaters <Drusus> und Oheims <Tiberius> trete, in denselben Ländern zum Sieger machen!“
Tacitus Annalen II – 14,4
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