Gemeinsamkeiten bei der Entwicklung beider deutscher Staaten

Kartoffelkäfer waren eine Plage, hüben wie drüben.
Anno 1950 allerdings wurden sie als feindliche Einwanderer gebrandmarkt. Auf der einen Seite.
 
Ha Ha! Dazu fällt mir auch was ein. Ich habe mal irgendwann gehört, daß die SED-Kommunisten den Westen tatsächlich beschuldigt haben sollen, die Kartoffelkäfer in der "DDR" ausgesetzt zu haben, um den Sozialismus zu schädigen.
Im Lügenmärchen erzählen waren die schon immer gut.
:autsch:
 
Ha Ha! Dazu fällt mir auch was ein. Ich habe mal irgendwann gehört, daß die SED-Kommunisten den Westen tatsächlich beschuldigt haben sollen, die Kartoffelkäfer in der "DDR" ausgesetzt zu haben, um den Sozialismus zu schädigen.
Im Lügenmärchen erzählen waren die schon immer gut.
:autsch:

Och wer weiß das schon so genau?
Ich denke,im Zuge des kalten Krieges war beiden Seiten alles zuzutrauen.
 
Möglich ist vieles. Wenn man daran denkt, wie schnell sogar ohne Absicht eine asiatische Grippe oder eine Vogelgrippe Deutschland erreicht. Wie schnell und umfassender geht das dann erst, wenn jemand nachhilft. Die Maul- und Klauenseuche (in den 60ern?) wurde übrigens auch den bösen Bonner Ultras angelastet. Aber damit die sich ausbreitet, muß wirklich Kontakt da sein. Wäre interessant zu wissen, ob auch in Westdeutschland zur selben Zeit die Seuche grassierte. Dann könnte man Wild als Überbringer vermuten. Wenn nicht...
 
Och wer weiß das schon so genau?
Ich denke,im Zuge des kalten Krieges war beiden Seiten alles zuzutrauen.
Na gut, bloß einmal ausgesetzt breiten sich solche Krabbeltiere ohne Rücksicht auf Grenzen und Mauern aus, das mußte doch jedem klar sein. Und dann würde man sie selber auch haben und würde sie nicht so einfach los werden, wie z. B. Onkel Fritz bei Wilhelm Busch. Wie war das noch?:

> ...Schon faßt einer, der voran,
Onkels Fritzens Nase an.

"Bau!" schreit er, "was ist denn das hier"?
Und erfaßt das Ungetier.

Und den Onkel voller Grausen
sieht man aus dem Bette sausen.

"Autsch!" - schon wieder hat er einen
im Genicke, an den Beinen;

Hin und her und rund herum
Kriecht es, fliegt es mit Gebrumm.

Onkel Fritz, in seiner Not,
haut und trampelt alles tot.

Guckste wohl, jetzt ist´s vorbei
mit der Käferkrabbelei! <

Übrigens: Dichter wie Wilhelm Busch - auch so eine Deutsch - Deutsche Gemeinsamkeit.
 
Wie sah es mit Kunst und Kultur aus? Inwieweit wurden westliche Schriftsteller und Regisseure im Osten, östliche im Westen wahrgenommen? Gab es eine deutsche Kultur oder zwei?
 
Es gab deren zwei.
Vielleicht gab es in den letzten Jahren Annäherungen, Gemeinsamkeiten nicht.
 
Wie sah es mit Kunst und Kultur aus?
Ich kann das nur aus östlicher Seite beschreiben: Es gab bei uns (DDR) eine ganze Reihe Bücher von BRD-Schriftstellern. Ich kann mich noch an die regelmäßige Erklärung im Buch "Nur zum Vertrieb in der DDR und im sozialistischen Ausland gestattet". Das waren also Lizensexemplare, die wie alles Schriftgut in der DDR subventioniert wurden. Sicher wurde gesiebt, auch weil Papier Mangelware war. Aber ich besaß nicht nur Günter Wallraff, sondern auch Günter Grass.

Bekannt ist ja auch das wechselseitige Auftreten von Künstlern im musikalischen Bereich. Udo Lindenberg hier, Karat und die Puhdys drüben. Es gab auch viele Schallplatten zu kaufen. Eine von BAP "von drinnen no drusse" liegt hier noch irgendwo rum...

Mehrmals gab es eine Zusammenarbeit im filmischen Bereich. Gut erinnere ich mich an die frühe Produktion der "Heiden von Kummerow", eine echte Co-Produktion DDR/BRD. In den 80er Jahren gab es Zusammenarbeit bei historischen Filmen.
 
Aus dem Bereich Musik weiß ich, daß durchaus Songs, die im Osten sehr erfolgreich waren, auch im Westen in den Hitparaden waren - ich denke da z. B. an den Song "sing mei Sachse sing". Umgekehrt gab es im Osten durchaus auch Platten von Weststars - ich hab z. B. eine Schallplatte von NENA mit vier Songs drauf sind, auf Lizenz bei uns hergestellt.
Das Problem bei der Sache war jedoch, wenn sie das zu oft gemacht hätten, dann hätte es zu viel Devisen gekostet und außerdem hätten noch weniger Leute die Platten der Ostmusiker gekauft (was sowieso schon wenig war).
 
Ich kann das nur aus östlicher Seite beschreiben: Es gab bei uns (DDR) eine ganze Reihe Bücher von BRD-Schriftstellern.

Die dem Regime genehm waren. Bölls Ansichten eines Clowns, durfte bis 1990 in der DDR nicht erscheinen, weil sich Hans Schnier im 22. Kapitel mit „irgendwelchen Kulturfritzen in Erfurt getroffen hatte“.

Sicher wurde gesiebt, auch weil Papier Mangelware war. Aber ich besaß nicht nur Günter Wallraff, sondern auch Günter Grass.

Gesiebt!

Mehrmals gab es eine Zusammenarbeit im filmischen Bereich. Gut erinnere ich mich an die frühe Produktion der "Heiden von Kummerow", eine echte Co-Produktion DDR/BRD.

Ein Produktion von 1969, die vom Westen in Auftrag gegeben und finanziert wurde.

Es gab keine gemeinsame Kultur. Es gab Nischen. Das aber war zuwenig.
 
eine nische der gemeinsamkeit auf kulturellem gebiet: die goethe-gesellschaft. soweit mir bekannt die einzige gesamtdeutsche organisation, die die 40 jahre ungeteilt überlebt hat.

zu westdeutschen musikern: udo lindenberg hatte einen einzigen auftritt in der ddr, ebenso bap. bei bap weiss ich, dass es eignetlich eine tournee werden sollte, die gruppe sich aber gegen die bevormundung (sprich zensur) nicht anders zu wehren wusste, als die tour abzusagen.
auch reinhard mey hat ein lied verfasst, in dem er sich beklagt, nicht in der ddr singen zu dürfen. soweit ich weiss, durfte er es auch bis zum schluss nicht.

und noch eine erinnerung aus der schulzeit:
in der oberstufe anfang der achtziger haben wir plenzdorff, reiner kunze und christa wolf gelesen, gab es dass in der ddr auch?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Reisen wurde ja schon angesprochen. Interessant dabei ist, dass die Organisation des Reisens recht ähnlich war, indem die privaten bzw. in der DDR die volkseigenen Betriebe eigene Ferienheime etc. hatten. Diese Entwicklung brach ja dann mit der Wende auf beiden Seiten zusammen. Noch in den 1990ern und bisweilen noch heute sieht man im (Ost-)Harz wie im Schwarzwald verlassene Firmenbesitze, die einmal zur Erholung der Belegschaften eingerichtet worden waren. Ich kann mich noch sehr gut, obwohl ich damals noch klein war an die FDGB-Ferienheime erinnern und weiß auch, dass man einander argwöhnisch wegen der Ferienplätze beäugte. Manche Leute aus meiner Bekannt- bzw. Verwandschaft bekamen nur ein- zweimal einen Ferienplatz, dabei sollte man nicht vergessen, dass es hüben wie drüben auch "Privatquatiere" (nannte mein Vater so) gab, das nennt man wohl Ferienwohnung.

Zu kontroversen Themen würde es vielleicht mehr bringen, einfach nur, wenn man denn Zeitzeuge ist, seine eigenen Erfahrungen zu schreiben, ohne zuviel zu spekulieren, was nämlich zumeist wieder auf eine nutzlose Diskussion hinausläuft.

Der Einzelhandel hatte es zusehends auf beiden Seiten der Mauer schwieriger, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Ich kenne zu wenige Lebensmittelgeschäfte, die nicht der Konsumkette angehörten, habe aber den Eindruck, dass den "privaten" Geschäften schon das Leben nicht leicht gemacht wurde. In der BRD setzte ja dann schon die Verdängung des Einzelhandels durch die Ketten ein. (So ganz vergleichbar ist das nicht :rotwerd:. )
 
Wie sah es mit Kunst und Kultur aus?
Gab es eine deutsche Kultur oder zwei?


Ein Beispiel für eine bis 1965 zumindest noch nicht ganz aufgegebene Idee einer gemeinsamen dt. Kulturnation : hier auf dem Gebiet der wachsenden Bedeutung des Fernsehens als gleichsprachiger "Kulturröhre " , gab es schon.
Bei der Entscheidung über das Farbfernsehsystem, welches in der DDR eingeführt werden sollte, gibt es einen interessanten polit. Aspekt damals in der sog. PAL - SECAM Kontroverse 1965 .
Seite 73-74 lohnen m. M. nach mal den Blick in die Zeit und Umstände damals :

http://www.medienrezeption.de/zeitschriften/rundfunk/RuG27-12.pdf
 
zu den reisen in ost und west, hier sehe ich sehr deutliche unterschiede, im westen waren betriebliche ferienstätten die absolute ausnahme (ausnahme: bergbau, bahn und post). die "reisewelle" die der "fresswelle" ab den späten fünfzigern folgte, wurde überwiegend durch grosse anbieter wie neckermann abgewickelt, die auch keine eigenen häuser hatten.
 
Hm, ich hatte da auch mal von firmeneigenen Ferienanlagen bei Versicherungen gehört, aber ich bin da kein Fachmann.:rotwerd:
Den "privaten" Urlaub gab es in der DDR ja auch.
 
Die betrieblichen Ferienheime, die es auch im Westen gab, hatten einen ganz anderen Hintergrund.

Bei kleineren Firmen, so bis 40 Mitarbeitern, gab es jedes Jahr einen Betriebsausflug, bei größere Firmen, die das von der Logistik her nicht mehr organisieren konnten, durften die Mitarbeiter alle 5-6 Jahre eine Woche in kostenlosen Erholungsurlaub, teilweise hatten die Firmen eigene Ferienheime, teils wurden Hotels und Pensionen angemietet. Das war aber natürlich nicht "überall" so, es war nur überwiegende Praxis.

Diese Tage wurden aber auf den Jahresurlaub nicht angerechnet! Die Woche "Extra-Urlaub" kamen die Betriebe im Vergleich zu den "Betriebsausflügen" auch eher billiger.

Vor dem Hintergrund immer längerer Jahresurlaubtage, auch teilweise mangels Interesse der Mitarbeiter, wurde dies bis Mitte der siebziger Jahre (fast) überall aufgegeben.

Grüße Repo
 
Gemeinsamkeiten gab es auch im Sport (bis 1960 gemeinsame
Olympiamannschaft ) - bis dann der Sport als ideologischer Überlegenheits
nachweis ausersehen wurde ....
Auf wissenschaftlich- kulturellem Gebiet könnte es mehr dauerhafte
Kontakte gegeben haben - ich weiss von der Leopoldina /Halle ,
Schiller- und Puschkin- Gesellschaft , daß zumimdestens Einzelpersonen
aus dem Westen Mitglieder waren.Weiß da jemand mehr ?

Mit dem FDGB - Urlaub war es sowieso eine Sache von verfügbaren Plätzen
und guten Beziehungen. Daher bauten sich viele kleinere VEB eigene Ferien-
plätze auf zb. in den Bungalowsiedlungen. seltener als grössere feste
Immobilien. Es wurde auch getauscht zwischen VEB ! sogar mit Partner-
VEB im soz. Ausland !( Ich war mal auf Urlaub in der Slovakei damit !)
 
Kann man auch bestimmte Subkulturen (wie Punks, Skins oder Goths) als Gemeinsamkeit betrachten? Weiß jemand wie ausgeprägt die in der DDR vorhanden waren? Und wie diese überhaupt in die DDR gelangt sind?
 
Kann man auch bestimmte Subkulturen (wie Punks, Skins oder Goths) als Gemeinsamkeit betrachten? Weiß jemand wie ausgeprägt die in der DDR vorhanden waren? Und wie diese überhaupt in die DDR gelangt sind?

Also man sah Westfernsehen praktisch überall - andere Infos waren
nur RTL und andere Hörfunks ( Zu Musik ) und vereinzelt Bravo etc.

Musik als Auslöser von kultureller Orientierung ? Ja gabs mehrfach.
In den Fünfzigern/Sechzigern einige RocknRoll-Fans mit Tolle und
Brillantine , Petticoat usw.
Auch Motorrad- Rocker hat es gegeben - die wurden jedoch nicht
geduldet- als kriminelle Staatsfeinde bezeichnet und aufgelöst usw.

In den Sechzigern dann Beatles - und Stones - Kult.
Lange Haare und Jeans - zuerst als klassenfeindlich angesehen und
unterdrückt/sanktioniert .
Schon eine Werbe - Plastik-Tüte war Werbung für die Ideologie des Klassenfeinds!
Mit der DDR - Singe- Bewegung und DDR-Rock dann akzeptiert und man
produzierte Ost-Jeans ! Auch die Weltfestspiele lockerten das ganze
auf.
Auch ein paar Hippies gabs - die wurden als Asoziale gebrandmarkt und
diskriminiert - ebenso in den Achtzigern Punks .
Skins hab ich nie gesehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch ein paar Hippies gabs - die wurden als Asoziale gebrandmarkt und
en.

Das war im Westen nicht anders.
Hippies euer Skalp sitzt locker. War mal der Titel von "Konkret" mit einem Bild von Erhard der ein Messer zwischen den Zähnen hatte.
Ulrike Meinhof war damals bei Konkret, und ihr damaliger Ehegemahl war Chefredakteur.

Das mit den Haaren war eh so ein Ding, als ich 8 war, wurde Armin Hary Olympiasieger über 100m, hatte einen Bürstenhaarschnitt, bin ich zum Friseur, Bürstenhaare, hat mein Senior 2 Tage getobt!

War ich im Tanzkurs 8 Jahre später, Schulterlange Haare, Fransenjacke, üblich war dunkler Anzug, Krawatte, Poussierläppchen, hat Papa das Bild ein paar Tage lang als abschreckendes Beispiel herumgezeigt. (der mit den längsten Haaren und dem Affenkittel ist mein Sohn!)

Grüße Repo

Grüße Repo
 
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