Mit der Entstehung der Franken habe ich mich vor einiger Zeit näher befaßt: ( Beitrag ist jetzt sehr Umfangreich )
Die Franken
Seit etwa 200 n. Chr. begannen sich einige der kleinen westgermanischen Stämme entlang der römischen Grenze, namentlich die Usipiter, Amsivarier, Chamaver, Tenkterer, Sugambrer, Tubanten, Chattuarier, Hasuarier und Brukterer zu einem größeren Stammesverband zusammenzuschließen, der sich selbst als "die Franken" (= die Freien, Kühnen) bezeichnete.
Eine andere Meinung besagt, der neue Zusammenschluß nannte sich "FRANCIA" (" lat. sgm = sich selbst bezwingen oder beherrschen").
Mit "franca" bezeichneten sie selbst ihr Schwert - ein Langschwert, "franziska" hieß ihre Streitaxt, die auch zum Werfen geeignet war.
Die Franken wurden erstmals 258 n. Chr. als Francii von römischen Quellen erwähnt, anlässlich eines ihrer vielen Raubzüge über die Grenze in die römische Provinz Gallien hinein. Die Franken waren ursprünglich völlig freie, gegenseitig unabhängige germanische Stämme, die zu Zwecken der gemeinsamen Kriegsführung gegen die Römer eng verbunden auftraten. Erst nach Jahrzehnten des gemeinsamen Kampfes verdichteten sich die lockeren Bindungen immer weiter, bis zu einem mächtigen Staatswesen, dem Reich der Franken.
- 257 - 280 häufige millitärischer Einfälle der Franken ins Römische Reich, z. T. bis nach Tarragona an der spanischen Mittelmeerküste, bei dem die Franken sogar 12 Jahre dort verblieben sein sollen
- ab 280 erste Versuche Roms, Teile der Franken auf römischem Gebiet anzusiedeln und als Verbündete zu gewinnen
Die besiegten bzw. in Kriegsgefangenschaft geratenen Franken wurden auf römischem Gebiet angesiedelt und erhielten den Status von "Laeten" bzw."dediticii" (Nachkommen der Laeten). Der Name "laetus" ist germanischen Ursprungs und bezeichnet einen halbfreien Hörigen. Die Laeten erhielten Land zur Bewirtschaftung als Bauern und lebten in geschlossenen Siedlungen, die sie, außer für Kriegsdienste, nicht verlassen durften. Meist waren es Ländereien, die durch die Überfälle der Germanen verödet waren. Durch die Ansiedlung der Laeten blüten diese wieder auf. Mit ihren Abgaben sicherten die Laeten die Versorgung des Heeres und der romanischen Bevölkerung. Die Überschüsse konnten sie auf den örtlichen Märkten verkaufen. In Kriegszeiten waren die fränkischen Laeten verpflichtet, unter römischen Komandeuren, gegen ins Reich eingedrungene, feindliche Germanen Kriegsdienste zu leisten. Letztere verbanden sich nicht mit den Laeten und befreiten sie auch nicht, sondern vertrieben sie, wo es ihnen möglich war. Auch versuchten die Laeten nicht, zu den freien Germanen zu fliehen, da sie befürchten mußten, getötet, oder an die Römer gegen Geld verkauft zu werden. Eine Vermischung der Laeten mit der übrigen Bevölkerung war ebenfalls ausgeschlossen, denn ein Gesetz der Kaiser Valentinian I. und Valens aus dem Jahre 368 verbot Ehegemeinschaften zwischen Laeten, Sklaven und römischen Bürgern unter Androhung der Todesstrafe. Dieses Gesetz war auch noch 100 Jahre später in Kraft, was ein ausdrückliches Verbot des weströmischen Kaisers Severus im Jahre 465 beweist. (Zur Erinnerung:Untergang des Weströmischen Reiches - 476!)
Eine weitere Gruppe, im Römischen Reich lebender Germanen, waren die "Gentiles" ( Gentilen). Sie waren als Freiwillige nach Gallien gekommen und hatten, im Gegensatz zu den Laeten, nicht den Status von Besiegten. Nach den Überlieferungen hatten die Gentilen einen "höheren militärischen Wert". Auch wurde den Gentilen, im Unterschied zu den Laeten, zugesichert, keine Kriegsdienste außerhalb Galliens leisten zu müssen.
Die Laeten und Gentilen tasteten, trotz der Landnahme als germanische Siedler, die spätrömischen Eigentumsverhältnisse noch nicht an.
- ab 288 erneute Plünderungszüge der Franken - Kaiser Maximilian unternimmt zwei Feldüge über den Rhein zur Unterwerfung der beteiligten Stämme unter Genobaudes
- Kontinuität der Einfälle währte in den folgenden Jahrzehnten weiter.
- Ab Mitte des 4. Jh. änderte sich jedoch der Zweck der fränkischen Aktionen gegen das römische Reich - sie wurden nicht mehr, wie bisher, als reine Raubzüge geführt, sondern zur Besiedlung neuer Gebiete in Gallien. Die Gründe für dieses veränderte Verhalten waren innerstammlicher Natur. Es war eine Situation entstanden, in der das vorhandene Stammland nicht mehr alle Mitglieder des Stammes ausreichend ernähren kommte. In dieser Situation waren es wohl meist jüngere Stammesangehörige, die in der Auswanderung eine Lösung des entstandenen Problems sahen. In einigen Fällen war die fränkische Landnahme von der römischen Reichsregierung sogar erwünscht, wie im folgenden Fall, wo die Franken durch Kampfhandlungen entvölkerte Gebiete neu besiedelten:
- 355 - 358 wieder stärkere Aktionen der Franken gegen Rom, Kaiser Julian siegt, die Franken bitten um Verbleib im Reich - Kaiser Julian siedelt die Franken in einem Gebiet zwischen Maas und Schelde als "Föderaten" an, das fortan "Texuandria" ( Toxandrien ) genannt wurde.
>Toxandrien war das Ausgangsgebiet des späteren Frankenreiches<
Föderaten waren Verbündete Roms, die auf Grund eines besonderen, vom Kaiser genehmigten, Vertrages mit eigenen Herrführern den militärischen Grenzschutz in einem bestimmten Gebiet übernahmen, wofür sie dann Lieferungen an Lebensmitteln und jährliche Geldzahlungen erhielten. Solche Verträge bezogen sich nie auf einzelne Personen, sondern immer auf ganze Stämme, Stammesverbände, oder größere Verbände ethnisch gemischter Gruppen. Mit Vertragsabschluß erhielten sie nicht das römische Bürgerrecht, sondern lebten nach ihren eigenen Volksrechten weiter.
Beim Abschluß des ersten überlieferten Föderatenvertrages mit den gotischen Terwingern im Jahre 332 lag deren Siedlungsgebiet noch außerhalb der römischen Reichsgrenzen.
-nachdem die Franken 358 vom Kaiser Toxanien als Siedlungsland zugewiesen bekamen, übernahmen sie dann den Schutz der Niederrheinischen Grenze. Dadurch änderte sich auch der Status, der bereits als Laeten in diesem Gebiet lebenden Germanen.
-Wenig später wurde auch mit den Franken am Mittelrhein ein Föderatenvertrag vereinbart. Daher fehlten in diesen Abschnitten und auch in der Notitia dignitatum seit dieser Zeit besondere römische Grenztruppen.
Seit dieser Zeit - Herausbildung zweier fränkischer Hauptgruppen:
+ die von Rom in Toxandrien angesidelten "Salfranken" ( Meerfranken )
+ die weiterhin rechts des Rheins siedelnden "ripuarischen Franken" ( Ufer / Rhein - Franken )
>Wärend die fränkische Landnahme in Toxandrien von Rom erwünscht war, war das Reich am mittleren Rhein jedoch bemüht, sich dem Ansturm der Franken zu erwähren. Lange Zeit waren die römischen Heerführer in diesem Kampf auch erfolgreich und besiegten die Franken immer wieder, so z. B. 392/393, als römische Truppen sogar den Rhein bei Köln überschritten, um erfolgreich Brukterer und Chamaven zu bekämpfen.
420-428 Pharamond oder Faramund, Herzog der Salfranken
428-448 Chlodio, Herzog der Salfranken ( erster nachweisbarer Merowinger, eroberte die Städte Tournai u. Cambrai )
448-458 Merowech, Herzog der Salfranken (sagenhafter Stammvater der Merowinger)
+Die Zeit der großen Völkerwanderung in Europa begann etwa 375 mit dem Eintreffen der Reiterhorden der Hunnen. Dieses Ereignis spielte sich jedoch bei den noch weit entfernten Goten im östlichen Europa ab, sodaß die Franken davon noch nicht berührt wurden. Das änderte sich, als im Winter 450/51 der Hunnenkönig Attila mit einem starken Heer zum oberen Rhein zog. Zahlreiche unterworfene Stämme, wie Ostgoten, Gepiden, Rugier, Skiren,Heruler, Quaden und Thüringer mußten sich seinem Heer anschließen. Es ist anzunehmen, daß die Franken, als römische Föderaten sofort zu den Waffen griffen, um die Reichsgrenze zu verteidigen. Jedoch konnten sie den Rheinübertritt der Hunnen am 7. April 451 nicht verhindern.
Schriftliche Überlieferungen von diesem Ereignis sind nur spärlich, hauptsächlich wird in den Quellen von himmlischen Kämpfern, die in die Schlachten eingriffen, Wundern und Erscheinungen, von Engeln und Heiligen, die Städte und Einzelpersonen retteten, berichtet. Die Not muß jedoch groß gewesen sein, denn es ist bekannt, daß Städte wie Trier, Köln, Reims, Arras, Cambrai, Amiens und das damals noch unbedeutende Paris von den Hunnen in Schutt und Asche gelegt wurden. Die Einwohnerschaft überlebte selten.
Orléans konnten die Hunnen nicht einnehmen, angeblich durch die Hilfe der Heiligen. Die Hunnen standen somit bereits im Zentrum Galliens, als sich der römische Feldherr Aétius am 20. Juni 451 den Hunnen entgegenstellte, mit einem Heer, in dem die Römer in der Minderheit waren. Den Kern der der römischen Streitmacht bildeten die germanischen Föderaten, allen voran die Westgoten unter der Führung ihres Königs Theoderich I., zusammen mit Ostgoten, Franken, Burgunden, Quaden, Thüringern, Rugiern und Herulern.
Die nun folgenden Kämpfe gingen als "Schlacht auf den Katalaunischen Feldern" in die Geschichte ein und sollte die, für beide Seiten, alles entscheidende Schlacht sein, in der Aétius mit seinem Heer über Attila siegte.
Über die Franken wird im Zusammenhang mit dieser Schlacht wenig berichtet, nur, daß sich ihr König dort große Verdienste erwarb. Ansonsten scheinen die Franken in dieser Schlacht eher eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben.
Als der Weströmische Heerführer Aétius 454 starb, begann auch in diesem Abschnitt eine verstärkte fränkische Landnahme, bei der auch Städte wie Trier (456) und Köln (459) von den Franken erobert wurden. Bis 480 war das gesamte Land an Mosel und Saar in fränkischer Hand.
Zeitgleich mit der fränkschen Besiedlung nahm die Bevölkerungszahl bei der einheimischen romanischen Bevölkerung stark ab ( auch in den Städten! ), darauf weisen archäologische Quellen hin, sodaß man annehmen muß, daß hier eine Abwanderung stattfand. Schriftliche Quellen darüber gibt es jedoch nicht.
463 - 482 Childerich regierte unter dem Titel "Childerici Regis", unterhielt eine enge Verbindung zum römischen Statthalter in Gallien Ägidius (454-463) u. seinem Nachfolger Syagrius (463-486) unternahm als Föderat mehrere Feldzüge für Rom gegen andere germanische Stämme
- verlegte seine Residenz nach Tournai
Der bedeutende Chronist jener Zeit - Gregor von Tours - schrieb über die Person von König Childerich, er sei "ein Wollüstling über alle Maßen" und es gab kein Verbrechen und keine Untat, die er ihm nicht vorwarf.
482 - 511 Chlodwig, Sohn von Childerich
Wie sein Vater Childerich und seine Vorgänger, regierte auch König Chlodwig zunächst über das Teilkönigreich Tournei der Salfranken. Die Rheinfranken waren weiterhin ein unabhängiger, aber befreundeter Stammesverband. Aus einem Glückwunschschreiben des Bischofs Remigius von Reims geht hervor, daß Chlodwig mit seiner Regierungsübernahme in seinem Königreich auch das Amt des "administratio sekundae belgica", also als Föderatengeneral der Provinz Belgica II übernahm. Diese Position muß demnach auch Chlodwigs Vater, Childerich, inne gehabt haben und damit sicher auch schon eine gewisse, wie auch immer geartete, Vorherrschaft gegenüber den übrigen salischen Teilkönigen.
Mit Chlodwig begann eine große Expansion des salischen Machtbereiches und die Gründung des Fränkischen Reiches 509 Chlodwig bringt Rheinfranken unter seine Herrschaft durch Ermordung des dortigen Königs, gesamter Stamm der Franken vereinigt.