Tib. Gabinius
Aktives Mitglied
Bei der Namensgebung des Thumelicus wird seine Mutter Thusnelda selbstverständlich das letzte Wort gehabt haben. Ein romanisierter Name, (...) kam sicher nicht in Frage. Ein nach (cheruskischer ?) Tradition mit Vatersilbe Seg- oder Sig- beginnender Name wurde von den Römern abgelehnt. Arminius war schließlich immer noch am Leben und Staatsfeind Nr.1.
Also hat die Mutter ihn nicht mit Sig- oder Seg- benannt, was ja scheinbar deiner Meinung nach üblich, zu erwarten und somit Indiz auf Arminius = Sigfried ist, weil "die Römer" das nicht wollten? Warum? Wo steht das? Wie läßt sich das begründen? Thusneldas Vater bspw. wurde von den Römern geehrt und war sogar anwesend, als seine Tochter und sein Enkel vorgeführt wurde. Der hieß, obwohl nicht verwandt mit Arminius, Segestes (und somit wäre sowohl Vater als auch Mann mit solch einer Silbe ja ausschlaggebend, egal wohin die Sympathien gingen).
Warum also nicht den richtigen germanischen Namen des Arminius nehmen?
Oder einen naheliegenden, der einfach nur mit der "zwingenden" Silbe beginnt? Den kannte die Öffentlichkeit in Rom wohl eher nicht, für sie war das ja eben Arminius, bzw. mit der reinen Nähe wäre das Problem nicht entstanden. Namensähnlichkeiten wäre also ebenfalls leicht herzustellen gewesen, ohne dabei Sensibilitäten herzustellen.
Weil "die Römer" das nicht wollten, um nicht an den Sieger erinnert zu werden, wenn sein Kind und seine Frau im Triumph durch die Strassen geführt werden oder als "Beweis" günstig verlaufender Kriegsführung erwähnt werden?
Zumal wenn man ihr gegenüber clementia walten ließ.
Und warum kam ein romanisierter nicht in Frage? Der uns bekannte Name hat zumindest eine romanisierte Endung.
Nach diesem Absatz käme weder ein germanischer noch ein römischer Name in Frage, aber ich sehe wirklich nicht, warum.
Habe ich nie behauptet. Aber obwohl ich lange Zeit nahe der französischen Grenze lebte und mich durchaus für deren Kultur interessiere habe ich keine Ahnung, welche Loblieder diese Herrschaften über ihre Politiker erzählen, wie Präsent "Volkshelden" wirklich sind und was von ihnen behauptet wird. Ich kenne nur extrem bekannte Stücke ihres Liedgutes und ihrer Sagenwelt. Und wir leben in einem multimedialen und kommunikativen Zeitalter.Dass es noch regen Kontakt zwischen Römern und Germanen um 100 n.Chr. gab, dürfte außer Frage stehen. Der Limes war keineswegs ein „Eiserner Vorhang“.
Wenn also Tacitus im Rahmen einer regelrechten laudatio auf Arminius darauf verweist, dass man ihn "noch heute bei den Germanen besingt", braucht man dafür nur diese Phrase durch die Zeiten zu verfolgen um festzustellen, dass sie hohl ist.
Belege bitte, außer dem topischen Moment bei Tacitus.Es waren sicher nicht alle Stämme, die ihn verehrten. Aber jene, die seinem Bündnis angehörten, und das waren nicht wenige, haben noch Generationen später voller Bewunderung davon berichtet, selbst als die Cherusker längst unbedeutend waren.
In diesen Erzählungen wurde fortführend mehr und mehr übertrieben und fabuliert, bis sie zur Sage wurden. Irgendwann spielte die Geschichte in grauer Vorzeit, als es noch Zwerge und Elfen gab. So wurde aus einem fremden Heer ein gewaltiger Drache, aus der „Rüstung“ der Feinde, die der Held trug, eine Tarnkappe, die ihn unsichtbar machte. Der Held wurde durch den Sieg über den Drachen unermesslich reich und (durch dessen Blut) unverwundbar.
Irgendeinen Beleg oder läßt du einfach deine Gedanken schweifen?
Nebenbei: römische Ausrüstung ist gerade nicht als "Tarnkappensymbolik" geeignet, da deren Ausrüstung gerade besonders laut und von herausragender Optik war. Die bisher in diesem Zusammenhang geäußerte Logik sprach von "glitzernden Schuppen", was ebenfalls keinen Sinn macht, da die scuta einen großen Teil des Anblicks römischer Soldaten im Kampf wie auf dem Marsch ausmachen, wobei auf dem Marsch auch die jeweilige Ausrüstung vieles bedeckt.
Die Symbolik des "Heerwurmes" paßt ebenfalls nicht, da diese Optik einen deutlichen "Draufblick" benötigt. Die Aufstellung mit Vorhut / Nachhut, Seitenbedeckung, Unterteilung in Abteilungen, der darin und dahinter marschierende Troß usw. sieht, je nach Formation mitunter auch aus wie ein "Hammerhai". Dazu gibt es ein paar sehr schöne Ausarbeitungen in "Auf dem Weg zum Imperium".
Ich bin kein Fachmann für Mythologie, zumal nicht für den asiatischen und orientalischen Raum, aber m.W. hat Fafnir seinen Reichtum durch den Mord an seinem Vater, einem Riesen, erhalten. (Naja, außer man folgt Wagner, der, gar nicht Arminiusgläubig, die Sage weiter weg davon bewegte.).Seit wann besitzen Drachen Reichtümer? Oder war es doch ein fremder Statthalter, der mit seinem Heer durchs Land zog?
Man mag ja viel fabulieren, aber Varus tötete nicht seinen Vater, hatte keine Verwandten in Germanien und die Beziehung zwischen den beiden wurde zu keinem Zeitpunkt als "brüderlich" oder "väterlich" bezeichnet, auch wenn bestimmte Römer mitunter einen fürsorglichen Führungsanspruch formuliert haben.
Ach ja, mal eine andere Art von Drachenbezwinger:
Das Drachen-Bestiarium - Die Rheinschlange zu Düsseldorf
Irgendwas außer Spekulationen dazu? Äußerliche Ähnlichkeiten in den Sagen, das hat schon der gute hyokkose mehrfach hier vorgelegt und läßt sich an endlosen weiteren Beispielen bringen, belegen gar nichts.Diese Erzählung wird nicht nur 90 Jahre, sondern bis zur Christianisierung in der germanischen Welt kursiert und bis nach Island gelangt sein. Im frühen Mittelalter werden dort Mönche in der Edda diese Sage festgehalten haben.
Bevor ich darauf antworte rekapituliere ich nochmal.Abt Bergsson kannte die Geschichte vom Drachentöter Sigurd und war sicher erfreut, als man ihm südlich von Paderborn die berühmte „Gnitaheide“ präsentierte. Die Geschichte von der Drachentötung spielte in Ostwestfalen, eben in einer Gegend, in der auch die Römer zur Zeiten des Varus sehr aktiv waren. Nur Zufall?
Deiner Ansicht nach hat die Arminiussage zumindest bis zum 2. Jh.n. Chr. nah an den Vorgängen überlebt, hat sich dann, als die Cherusker in die Bedeutungslosigkeit versanken sogar ausgebreitet, war da aber bereits so weit verändert, dass aus den Soldaten nicht nur IRGENDEIN Drache geworden war, sondern der Riesensohn, Vatermörder und Gierhals Fafnir, dessen Todesort, abseits der ebenfalls existierenden Sage des Drachenfels bei Bonn, einem Mönch so bildlich beschrieben war, dass dieser den Ort klar identifizieren konnte. Und das auch noch auf "fast römischen Boden".
Zu deiner Frage: nein, kein Zufall, sondern, so in jedem Fall, deutlich zurechtgereimt.