Selbstverständlich wurden die gefallenen römischen Legionäre gefleddert (wie Du es ausdrückst). Nur von wem das geschehen ist, war Bestandteil meiner Frage. Wenn die Römer diese Schlacht gewonnen hätten, dann hätten die überlebenden Legionäre genau so ihre gefallenen Kameraden „gefleddert“. Schon allein aus dem Grund, damit die Ausrüstungsteile der Gefallenen nicht in die Hände des Gegners fallen können.
Es ist ziemlich zweifelhaft, dass Römer, die das Schlachtfeld aufgeräumt hätten, die Metalle getrennt hätten, z.B. das Silber von der Reitermaske abgelöst oder die Metalle, sortensortiert, gesammelt hätten.
Wenn nach der Schlacht das Schlachtfeld von den Römern „geräumt“ wurde, dann machen die aufgefundenen Münzhorte einen Sinn. Ich glaube kaum, dass sich ein Legionär die Besitzschaft eines gefallenen Kameraden aneignen durfte, so dass er, wenn er die Geldbörse eines gefallenen Legionärs gefunden hatte, diese erst einmal irgendwo versteckte, um sie später mitzunehmen. Warum das dann nicht geschah, mag in einem für ihn nicht absehbaren Ablauf der nachfolgenden Ereignisse begründet sein.
Nicht gerade logisch: römische Sodaten verstecken nach einer Schlacht im Nirgendwo das Geld ihrer gefallenen Kameraden, um dann, irgendwann, zum Ort zurückzukehren und es wiederzuholen? Und auf so eine Schnappsidee kommen gleich mehrere Legionäre?
Welches Grabungsergebnis legt nahe, dass die zurückgelassenen Leichen Römer waren (eine Frau, drei Leichen ohne Helm)? Deutet das Ergebnis der Ausgrabungen nicht eher darauf hin, dass die Römer dieses Gefecht gewonnen haben? Der Wall wurde offensichtlich von den Römern erstürmt (Ein Maultier hinter dem Wall), jedoch gibt es hinter dem Wall fast keine Kampfspuren, so dass anzunehmen ist, dass diese Stellung von ihren Besetzern nach der Erstürmung aufgegeben wurde.
Nach Aussage der Ausgräber soll der Wall schon innerhalb der Kampfhandlungen teilweise eingestürzt sein. Also hatte dieser Wall an bestimmten Stellen keinerlei abriegelnde Funktion mehr, so dass gerade an diesen Stellen ein Einbruch der Römer Wahrscheinlich ist. Trotzdem gibt es hinter dem Wall keine Kampfspuren. Dieser Umstand deutet darauf hin, dass nach der Erstürmung des Walles die Stellung von den Kämpfern auf dem Wall geräumt wurde.[/FONT]
Auch dies ist nicht logisch und entspricht nicht dem Befund.
Pontes longi setzt voraus, der Wall wäre römisch gewesen, was er nachweislich nicht war. Angrivarierwall (abgesehen davon, dass 400 m ein wenig kurz für einen Grenzwall gewesen wären und der Wall nicht in der Nähe zur Weser liegt) würde ein ähnliches Bild wie Kalefeld vermuten lassen: Bolzen im Wall. Ein erfolgreich gestürmter Wall müsste ein Rückzugsgefecht der vorherigen Erbauer des Walls zeigen, also auf der Süd/Hangseite des Walls. Die aber gibt es nicht, wie Maelonn wunderschön ausgeführt hat:
Hinter dem Wall ist nur eine Dolabra gefunden worden. Wäre der Wall gestürmt worden, hätte die erfolgreiche Partei den Kampf über den Wall hinweg weiter getragen und im weiteren Verlauf des Gefechts Spuren hinterlassen. Das völlig Fehlen solcher Spuren südlich des Walls lässt nur einen einzigen Schluss zu: Dort ist nicht gekämpft worden.
Dem ist hinzuzufügen, dass, wenn die Römer hier einen Durchbruch erreicht hätten, es schlichtweg unlogisch wäre, wenn sich keine Kampfspuren südlich des Walls zeigen!
Natürlich haben da Römer gekämpft. Aber in Sachen Leichenbestattung solltest Du Dich noch ein wenig informieren. Tacitus berichtet über die innerrömischen Kriege, die sich ca. fünf Dekaden später zugetragen haben. Dort kämpften die Legionen des Otho gegen die des Vitellius. Tacitus schreibt dazu: "...Leichenhaufen verlegten die Wege, um so größer war das Gemetzel; denn in Bürgerkriegen werden die Gefangenen nicht zur Beute geschlagen. " (2.Buch Historien 44). Aufgrund der Kämpfe vor Bedriacum gab es somit genügend tote Römer. Weiterhin schreibt er: "Gesucht wurde der Leichnam des Legaten Orfidius und dann mit den üblichen Ehren verbrannt. Nur wenige erhielten durch ihre Anverwandten ein Begräbnis, die Masse der übrigen blieb auf dem Erdboden liegen." (45) und dann "...ein abstoßendes und gräßliches Bild: 40Tage nach der Schlacht - zerfetzte Kadaver von Männern und Pferden, getränkt von Blut und Moder die Erde, niedergetrampelte Bäume und Saaten: ein Bild grausiger Verwüstung." (70)
Von Germanicus ist bekannt, daß er die Toten ehrte und Denkstätten errichten ließ. Daher hat er auch den tumulus am Ort der Varusschlacht errichtet. Aber ansonsten hing es bei den Römern auch vom Vermögen und dem Willen der Verwandten ab, ob ein Legionär ein Begräbnis bekam.
Das ist aber auch ein seltsamer Schwenk, zunächst wird beanstandet, dass die Knochengruben in Kalkriese pietätlos gewesen seien, jetzt wird plötzlich behauptet, dass eine Bestattung bei den Römern quasi eine Ausnahmesituation gewesen sei (um deine Aussage mal zu überspitzen).
In Gelduba jedenfalls haben alle Leichen eine Bestattung erhalten, manche eine bessere, andere wurden nur in Gruben gerollt.
Die zitierte Quelle (Tac. Hist. II, 44) lässt sich jedenfalls für deine Schlussfolgerungen nicht wirklich zu Rate ziehen, schließlich geht es um die Flucht der unterlegenen Bürgerkriegsarmee Othos vom Schlachtfeld!
Dass Tacitus explizit erwähnt, dass die Gefallenen auf dem Schlachtfeld liegen blieben (Tac. Hist. II, 45) macht deutlich, dass dies eine Ausnahmesituation war. Wäre das normal gewesen, hätte es nicht extra erwähnt werden müssen, zumal er sehr deutlich klarstellt, was normal gewesen wäre: "requisitum Orfidii legati corpus honore
solito crematur; - der aufgefundene Körper des Legaten Orfidius wurde,
wie üblich verbrannt".
Die Knochengruben in Kalkriese können auch von Legionären im Jahre 16 n.Chr. errichtet worden sein, die an den pontes longi wiederum vorbeikamen und dort die Kadaver schnell beseitigten. Daher auch die weitgehende erhaltene Hand. Sie kann nicht jahrelang gelegen haben.
Muss man über die Hand immer noch reden? Vor allem ohne einzusehen, dass die Hand ein absoluter Ausnahmebefund ist, der angesichts der Masse der übrigen Knochen einer anderen Erklärung bedarf, als dass die Ligamente noch intakt gewesen wären?!
Es gibt aber erst recht keine Spuren von Römern (siehe Frau, Gefallene ohne Helm, Verscharrung der Menschengebeine mit deutlich erkennbaren Equidenknochen)
Gerade die Frau spricht doch für Varus: Man fühlte sich in Germanien noch sicher, die Stämme galten als unterworfen bzw. verbündet. Auch Unbehelmte sind kein Beleg gegen Römer. Um mir Arbeit zu ersparen, zitiere ich mich selbst:
Da wir über die genaueren Umstände des Todes der betreffenden Individuen nichts wissen, können wir auch keine Angaben darüber machen, warum sie keinen Helm auf hatten. Aber es lassen sich leicht ein paar Hypothesen bilden:
:rechts: es handelte sich um Zivilisten im Tross
:rechts: es handelte sich um schon zuvor verletzte Legionäre, die nun an der Engstelle wieder in die direkten Kampfhandlungen involviert wurden
:rechts: der betroffene Legionär hat seinen Helm verloren
:rechts: der betroffene Legionär war schon entwaffnet, als er erschlagen wurde
:rechts: der betroffene Legionär hatte aus anderen Gründen keinen Helm auf, vielleicht, weil er als Ballistrarius keinen auf hatte. Die Ballistrarii auf der Columna Traiana tragen jedenfalls keine Helme.
Und klar gibts Spuren von Römern. Es sind in Kalkriese doch ausschließlich Funde aus römischer Herkunft gemacht worden.
Es ist doch eher überraschend, dass überhaupt keine germanischen Funde gemacht wurden.
Ein Pferd ist wohl germanischer Herkunft (was aber nicht heißt, dass es nicht vielleicht von einem Römer geritten wurde) und es gibt doch diesen berühmten vereinzelten Reitersporn.
Sind Germanen mit Maultieren in die Schlacht gezogen? Und die Sache mit den Frauenknochen: Warum deutet das Deiner Meinung nach darauf hin, dass es keine Römer waren? Haben die Germanen regelmäßig ihre Frauen in den Kampf geschickt?
Es spricht ja nichts dagegen, dass Germanen Maultiere hatten, aber eigentlich ist das eher unwahrscheinlich, da Esel hierzulande nicht heimisch waren. Und ohne Esel keine Maultiere.
Fest steht:
Östlich der Ems ist ein römisches Schlachtfeld archäologisch nachgewiesen, auf dem die Erste Legion, die unter Caecina diente, kämpfte. Westlich der Ems ist ein solches unbekannt.
Einziger "Beweis" für diese These: Ein unsicheres <P> in einer Besitzerinschrift. So etwas nennt man nicht "feststehend", sondern "wackelnd".
Östlich der Ems ist ein Schlachtfeld nachgewiesen, auf dem sich ein Fundstück findet, dessen Lesung doch nicht ganz gesichert ist und auf die 1. Legion hinweisen könnte. Dass der Besitzer dieses Gegenstandes an diesem Ort gekämpft hat, ist dagegen nicht sicher - oder kann man irgendwie ausschließen, dass das Ding auch einfach nur verloren wurde?
Doch ich glaube schon, dass ziemlich sicher ist, dass das Fundstück nicht einfach so verloren gegangen sein kann, sondern in einem gewaltsamen Akt verloren wurde. Das macht aber die bekannte Lesung weder richtig, noch schließt es aus - angenommen die Lesung wäre richtig -, dass der Letztbesitzer nicht dummerweise ein Teilnehmer an der Varusschlacht war. (Besitzerwechsel, Vexillation).
Es würde mich interessieren, ob diese Einwände auch auftreten würden, wenn dieses Objekt eine Kennung der 17.,18. oder 19. Legion tragen würde.
Müssten sie. Denn auch hier gilt. Besitzerwechsel nicht ausgeschlossen.