Getränke im Mittelalter

Also ist Kwas nun quasi der Vorgänger des heutigen Bieres, oder wie muss ich das verstehen?
 
Kwas ist lecker. Kumis könnte doch so schmecken wie Ayran oder wie Kefir, oder? Mag ich jedenfalls beides nicht :D
 
Man sollte bedenken das die Ernährung im Mittelalter stark durch die jeweilige Regionen geprägt wurden. Man aß und trank letztendlich meistens das was in der näheren Umgebung angebaut wurde besonders im Frühmittelalter. Von daher ist es möglich das in Weinanbaugebieten in Frankreich und vor allem im Mittelmeergebiet der Wein Alltagsgetränk war. Während er in bestimmten Gebieten eher selten und von der Obrigkeit getrunken wurde. Wo Bier, Most und Met eine wichtigere Rolle spielten. Alkoholische Getränke waren die Regel wenn die meisten Getränke auch eher schwach Alkoholisch waren.
 
ich habe im Schloss Heidelberg (neben dem Großen Fass *mjamm*) erfahren, dass früher schon Kinder Wein getrunken haben, da das Wasser damals nicht gerade in sauberem Zustand gefunden werden konnte, da häufig Bäche durch Gerbereien und andere Wirtschaftszweige verschmutzt wurden.

Auf meine Frage ob das denn nicht ungesund war antwortete mir ein Mann, dass damals der Wein jedoch noch nicht soviel Alkohol enthielt und recht fade schmeckte, weshalb man ihn mit Gewürzen etwas "aufpeppte"
 
Also, kurz mein Senf:
Met war und ist wohl was für besondere Tage.
0,5-1 kg Honig für 1 Liter Met, also soviel Honig, wie die Mittelaltermarktbeschicker in einer Saison ausschenken, stand damals wohl nicht zur Verfügung
 
Auf meine Frage ob das denn nicht ungesund war antwortete mir ein Mann, dass damals der Wein jedoch noch nicht soviel Alkohol enthielt
Ich dachte immer, der Alkohol-Spielraum beim Wein läge zwischen 8 und 14 Prozent. Auch wenn die meisten gängigen Weine heute zwischen 10 und 12 Prozent Alkohol liegen - so viel schwächer wären 8 Prozent ja auch nicht. Nicht so richtig gesund für Kinder jedenfalls ...

Die Antwort würde wohl eher für Bier stimmen. Da waren wohl 2-3 Prozent üblich statt der heutigen 5 Prozent - das ist schon deutlich verträglicher.
 
Wir hatten das Thema vor kurzem auch bei den Römern. Die verdünnten den Wein mit Wasser und übertönten den faden Geschmack des Wassers mit Essig, auch ein Weinprodukt.
Gab es diese Weinverdünnung / -mischung und Wasserwürze auch im Mittelalter?

(Ich habe den Thread nicht gelesen, falls es irgendwo schon diskutiert wurde.)
 
Natürlich tranken die ärmeren Schichten einen qualitativ schlechteren Wein, als die Reichen und "gepanscht" wurde vermutlich auch schon.
Mit der Zugabe von Zucker während der Gärung z.B. kann der Alkoholgehalt erhöht werden, da es die Aktivität der Hefe steigert.
Zucker (ob Traubenzucker, oder zugesetzter) und Hefe entscheiden über den Alkoholgehalt.

Der im weiteren genannte "Tresterwein" wird eigentlich aus Rückständen gewonnen. Heutzutage wird der Trester sogar verfüttert oder zur Düngung eingesetzt. Bisweilen wird daraus auch ein Brandwein, also Tresterbrand gewonnen.

Bei Bruno Lauricoux "Tafelfreuden im Mittelalter" finden sich folgende Aussagen zur Weinherstellung.
Unter den Getränken des Mittelalters nahm der Wein eine herausragende Stellung ein." (Laurioux 1992, S. 84) Er wurde sowohl von der ländlichen Bevölkerung als auch von den Landesfürsten sowie deren Gefolgsleuten in großen Mengen getrunken. Dennoch gab es zwischen den Weinsorten, die innerhalb der jeweiligen gesellschaftlichen Kaste konsumiert wurden, einige Unterschiede, die sich vor allem in der Qualität der verschiedenen Weine äußerten. So begnügten sich die ärmeren Schichten oft mit einem Tresterwein, der nur einen Alkoholgehalt von zwei bis drei Prozent aufweisen konnte. Er wurde aus dem Mark der Trauben gewonnen und mit Wasser versetzt.

Im frühen Mittelalter trank man vor allem Weißwein, der nach einem ganz bestimmten Verfahren zubereitet wurde. "Um Weißwein zu erhalten, nahm man grüne Trauben, aber auch blaue Trauben (Rebsorte pinot noir, die man heute zur Champagnerherstellung verwendet), aus denen man nun weißen Wein machte. Die geernteten Trauben wurden sofort ein- oder mehrmals gepreßt. Den Most füllte man in Fässer; die Gärung begann." (Laurioux 1992, S. 84) Die begehrtesten dieser Weine kamen aus Frankreich, wo sie an den Talhängen der Seine und der Marne angebaut wurden. "Dieses Weinbaugebiet erstreckte sich - an den Pariser Weinbergen auf den Hügeln von Montmartre, Belleville und Charonne vorbei - von Laon bis nach Etampes und von Meulan bis Châlons." (Laurioux 1992, S. 86) Mit dem Ende des 13. Jahrhunderts begannen sich stärkere Weine durchzusetzen, bei deren Zubereitung die roten Früchte eine bedeutende Rolle spielten. "Die Bereitung von Rotwein war komplizierter. Die Trauben, im [Allgemeinen] nicht abgebeert, wurden mit den Füßen in Bottichen zerstampft. Dann begann die Gärung; danach kam das Mark entweder in die Kelter oder nicht. Es gab daher zwei Arten von Rotwein:
[FONT=Book Antiqua, Times New Roman, Times]Beerenwein wurde direkt aus dem Bottich gewonnen, ohne daß er in die Kelter kam. Je nach Dauer der Gärung war er dunkler oder heller. Dauerte die Gärung nicht länger als zwei bis vier Tage, erhielt man den clairet, einen Roséwein; bei längerer Gärung wurde die Farbe kräftiger und bei bestimmten Rebsorten dunkelrot.[/FONT]
[FONT=Book Antiqua, Times New Roman, Times]Kelterwein wurde aus dem gekelterten Mark gewonnen. Kelterte man mehrmals, wurde der Wein umso herber und kräftiger, je stärker der Traubenkamm ausgepreßt wurde. Kelterwein wurde manchmal mit Beerenwein vermischt, um diesem die nötige Säure für längere Haltbarkeit zu geben." (Laurioux 1992, S. 84)[/FONT]
 
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Wer sich für das Destillieren bzw. die Schnapsbrennerei im Mittelalter interessiert findet bei Hieronymus Brunswig (1450-1512), der eigentlich Chirurg war, reichlich Literatur. Klar dürfte sein, dass er selbst den Alkohol eher zur Wundbehandlung/Desinfektion einsetzte.
Hieronymus Brunschwig ? Wikipedia
 
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Ich bezweifle, dass das vor dem 19. Jhdt. ein Thema war.
Jedenfalls hat er "Buch der Cirurgia. Hantwirckung der Wundartzny" geschrieben, das sich bereits sehr detalliert mit der Wundbehandlung, und eben der Vermeidung von Wundbrand etc. auseinandersetzt.
 
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Dass er dieses Buch geschreiben hat ist ja gut und schön. Ein Beleg dafür, dass er Alkohol zur Desinfizierung verwendet hätte - er hat ja auch Bücher über das Destillieren geschrieben - wäre aber nur eine Textstelle, die das ausdrückt. Dass es diese gibt, bezweifle ich, da vor Ignaz Semmelweis die Desinfizierung absolut nicht zum medizinischen Standard gehörte.
Da die Bücher von Brunswig online sind, dürfte es nicht allzu schwer sein, einen Nachweis zu führen, dass Brunswig seiner Zeit voraus war - wenn er es denn gewesen ist.
 
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