So lautet ein Kapitel von Barbara Vogel: Deutsche Rußlandpolitik - das Scheitern der deutschen Weltpolitik unter Bülow 1900 - 1906. Geschildert werden die Aktivitäten auf den drei diplomatischen Bühnen (Petersburg/Tokio/Berlin).
Einerseits wurde Tokio u.a. signalisiert,
- Rußland werde sich zurückhalten,
- die Krise nicht auf die Spitze treiben,
- wolle Japan nur einschüchtern,
- Japan habe deutsche Sympathien für ein forsches Vorgehen
- es werde keine englisch-russische Verständigung geben
- Rußland hoffe auf japanisches Nachgeben
- der Abbruch der Verhandlungen bedeute nicht zwingend Krieg
- Rußlands derzeitige Finanznot werde den Krieg verhindern
- Rußland sei besorgt über US- und britische Rückendeckung für Tokio
Andererseits wurde Rußland u.a. signalisiert,
- es gebe keine Befürchtung zum Eingreifen Englands
- die Konstellation für einen lokalen Krieg in Ostasien sei günstig
- Japan sei über fehlende Unterstützung Englands enttäuscht und werde einlenken,
- Japan sei nach Informationen für einen Krieg nicht vorbereitet
- dritte Mächte würde sich wegen des Deutschen Reiches nicht einmischen
- USA und England hätten Japan von einem Krieg abgeraten
[wurden klare Meldungen über die Kriegsentschlossenheit Japans unterdrückt]
Bülow äußerte dazu intern, dass diese diplomatischen Aktionen als Ermunterung zum Krieg zu verstehen seien. Holstein fürchtete schließlich sogar wegen der Flut durchzureichender Meldungen, der deutsche Botschafter Arco in Tokio können in den Verdacht kommen, ein "Hetzer zu sein". Bülow forderte von Holstein:
"Ich überlasse es Ihrem Schwarfsinn, ob und wie wir - ohne uns zu dekouvieren und ohne irgendwie in den Verdacht zu geraten, zum Kriege zu hetzen - einer Vermittlung in Japan [Hintergrund war die französische Vermittlung auf Wunsch von Rußland] vorbeugen zu können ..."
Und zuvor, ebenfalls an Holstein:
"Die Vorfrage ... ist es, ob sie Krieg oder Frieden im Fernen Osten für uns für nützlicher halten. Die von Ihnen angeregte Demarche in Tokio würde ... die Chancen eines Zusammenstoßes verringern."
Die danach abgesetzten Telegramme verfolgten die Taktik, in Petersburg zu verbreiten, Japan sei einer Verständigung abgeneigt, und in Tokio den Eindruck zu erzeugen, Rußland habe nicht nach Vermittlung gesucht. Der Kriegseintritt wurde dann "mit Freuden begrüßt". Später wurden dann weiter diverse Ansätze zur Mediation hintertrieben. Man mischte hier also kräftig bei der krisenhaften Zuspitzung der Lage zwischen beiden Ländern mit.
Leider wurde man auf deutscher Seite in den Akten bei dieser diplomatischen Inszenierung wenig konkret, was die politischen Zielsetzungen anging (außer: günstige Lage, Freundschaft "teuer verkaufen"). Es ist daher die Frage
Welche machtpolitischen Verschiebungen, welche konkreten Ziele verband man für die europäische Lage:
a) mit einem russischen Sieg
b) mit einem japanischen Sieg
c) mit einem Patt?
d) unabhängig vom Kriegsausgang?
Welche Erwartungen realisierten sich dann bzgl. b) im tatsächliches Ergebnis des Krieges?
Einerseits wurde Tokio u.a. signalisiert,
- Rußland werde sich zurückhalten,
- die Krise nicht auf die Spitze treiben,
- wolle Japan nur einschüchtern,
- Japan habe deutsche Sympathien für ein forsches Vorgehen
- es werde keine englisch-russische Verständigung geben
- Rußland hoffe auf japanisches Nachgeben
- der Abbruch der Verhandlungen bedeute nicht zwingend Krieg
- Rußlands derzeitige Finanznot werde den Krieg verhindern
- Rußland sei besorgt über US- und britische Rückendeckung für Tokio
Andererseits wurde Rußland u.a. signalisiert,
- es gebe keine Befürchtung zum Eingreifen Englands
- die Konstellation für einen lokalen Krieg in Ostasien sei günstig
- Japan sei über fehlende Unterstützung Englands enttäuscht und werde einlenken,
- Japan sei nach Informationen für einen Krieg nicht vorbereitet
- dritte Mächte würde sich wegen des Deutschen Reiches nicht einmischen
- USA und England hätten Japan von einem Krieg abgeraten
[wurden klare Meldungen über die Kriegsentschlossenheit Japans unterdrückt]
Bülow äußerte dazu intern, dass diese diplomatischen Aktionen als Ermunterung zum Krieg zu verstehen seien. Holstein fürchtete schließlich sogar wegen der Flut durchzureichender Meldungen, der deutsche Botschafter Arco in Tokio können in den Verdacht kommen, ein "Hetzer zu sein". Bülow forderte von Holstein:
"Ich überlasse es Ihrem Schwarfsinn, ob und wie wir - ohne uns zu dekouvieren und ohne irgendwie in den Verdacht zu geraten, zum Kriege zu hetzen - einer Vermittlung in Japan [Hintergrund war die französische Vermittlung auf Wunsch von Rußland] vorbeugen zu können ..."
Und zuvor, ebenfalls an Holstein:
"Die Vorfrage ... ist es, ob sie Krieg oder Frieden im Fernen Osten für uns für nützlicher halten. Die von Ihnen angeregte Demarche in Tokio würde ... die Chancen eines Zusammenstoßes verringern."
Die danach abgesetzten Telegramme verfolgten die Taktik, in Petersburg zu verbreiten, Japan sei einer Verständigung abgeneigt, und in Tokio den Eindruck zu erzeugen, Rußland habe nicht nach Vermittlung gesucht. Der Kriegseintritt wurde dann "mit Freuden begrüßt". Später wurden dann weiter diverse Ansätze zur Mediation hintertrieben. Man mischte hier also kräftig bei der krisenhaften Zuspitzung der Lage zwischen beiden Ländern mit.
Leider wurde man auf deutscher Seite in den Akten bei dieser diplomatischen Inszenierung wenig konkret, was die politischen Zielsetzungen anging (außer: günstige Lage, Freundschaft "teuer verkaufen"). Es ist daher die Frage
Welche machtpolitischen Verschiebungen, welche konkreten Ziele verband man für die europäische Lage:
a) mit einem russischen Sieg
b) mit einem japanischen Sieg
c) mit einem Patt?
d) unabhängig vom Kriegsausgang?
Welche Erwartungen realisierten sich dann bzgl. b) im tatsächliches Ergebnis des Krieges?