Meinst du alle europäischen Eber-/Ebar-Orte, die noch heute in einem Flusstal liegen, würden die Vennemann- Hypothese stützen?
Ich meine erst mal gar nichts. (Naja, eigentlich meine ich ja, dass Vennemann irrt, aber ich will ihm die Fairness angedeihen lassen, seine Hypothese kritisch zu überprüfen.)
Eber-Orte, die an einem Fließgewässer oder in einem Tal liegen, würden die vennemannsche These
zunächst stützen, Eber-Orte, die diesen Kriterien nicht entsprächen, würden gegen diese Vennemannsche These sprechen.
In einem zweiten Schritt könnte man dann klären von welchen
Eber-Orten in einem Tal oder an einem Flusslauf die Etymologie sicher geklärt ist, wahrscheinlich geklärt ist und überhaupt nicht geklärt ist. Am Ende hätte man dann eine Aufstellung wie viele Eber-Orte überhaupt dem vennemannschen Kriterium entsprächen und wie viele nicht, und bei welchen Zweifel herrschte; damit könnte man immerhin eine Wahrscheinlichkeit pro/contra der Vennemannschen Hypothese festlegen.
Sollte diese Herangehensweise nicht ergebnisoffen genug sei, bitte ich um Kritik.
-Soll das Gewässerkriterium eine bestimmte Größe überschreiten, der Ebro ist kein Bächlein?
Nein. Das Gewässerkriterium kann nicht einmal alleine ausschlaggebend sein, auch die Tallage eines Ortes muss berücksichtigt werden.
-Sollen in einem 2. Schritt alle Eberorte mit belegbarer sprachlicher Herkunft aussortiert werden, also wenn dort der Wohnsitz von Graf Eberswald belegt ist z.B.?
Ja, und hier muss deutlich unterschieden werden zwischen tatsächlich belegt und erschlossen. Denn was nur erschlossen und nicht belegt ist, würde das Endergebnis verzerren.
Allgemein kann man früheste Besiedlung immer gewässernah vermuten, d.h. wenn alle Eberorte, die sich nicht eindeutig auf andere Eber zurückführen lassen, in einem Gewässertal liegen, wäre das ein Indiz für Vennemann?
Wenn sich ein solches Indiz ergäbe, dann wäre das eine statistische Signifikanz. Man kann sogar siedlungsarchäologisch herangehen: In Mesolithikum wurde an anderen Orten gesiedelt, als im Neolithikum, wo man sich gezielt Ackerland suchte, wobei dann auch immer nach der Kontinuität des Ortsnamens zu fragen wäre.
Gibt es in Spanien weitere Ibar-Orte, dort gibt es immerhin Trockenregionen, dort dürften dann keine Ibar-Orte zu finden sein?
Wie gesagt, die Gewässerfrage ist nicht allein ausschlaggebend sondern auch die physische Topographie.
Es greift ja zu kurz, nun stundenlang nach allen Eber-Orten zu suchen, zumal die daraus gezogenen Folgerungen umstritten sind.
Wieso greift das zu kurz? Bisher bewegt sich die Diskussion ziemlich an der Oberfläche, was ich persönlich für reichlich unbefriedigend halte. Wir sollten wirklich mal in medias res gehen und statt nur auf Vennemanns Kritiker zurückzugreifen - die m.E. plausibler als Vennemann selbst sind - die Thesen an Fallbeispielen überprüfen.
Wenn du allerdings einen klügeren Vorschlag hast, der sich nicht im öden Referieren altbekannter Thesen ergötzt, dann bitte!
Andere Sprachwissenschaftler vermuten z.B. hinter anderen Substratelementen die Existenz vorindoeuropäische Sprachen. So u.a. den Wortstamm kar- 'Stein, Fels' und dessen Variante kra-, was z.B. im baskischen harri 'Stein!, kymrisch craig 'Felsen' oder finnisch callio 'Felsgestein! sowie in Kärnten (früher Karantanien) oder den Karpaten wiederkehrt.
Geschenkt. Aber genau das ist es ja, was mich stört. Wir referieren hier immer nur, was irgendwer irgendwann einmal gesagt hat. Ich will hier nicht das Rad neu erfinden, aber ich will raus aus der Abhängigkeit von anderen. Man kann Thesen nur dann ernsthaft folgen, wenn man sie en detail nachvollzogen hat und kontrastiv mit anderen Tesen für richtig befunden hat. Wenn man immer nur wiederkaut, kann man dieses Urteil nicht fällen, bzw. man fällt es nicht aus rationalen Gründen sondern aus dem Bauch heraus. Unbefriedigend!
Sollten die Iberer freilich zugewandert sein, dann können die spanischen eber-Namen nicht auf eine alteuropäische Sprachschicht hindeuten.
Zunächst einmal: es geht um
Eber-Namen in
Deutschland, dem Alpenraum, Großbritannien und Frankreich, die von Vennemann als waskonisches Substrat angesehen werden.
Zweitens ist gesichert, dass der Name Iberos > Ebro ein Baskisches Etymon hat, da die Vokabel bis ins heutige Baskisch existiert.
Drittens bezeichneten sich die Iberer nicht selbst als solche, sondern sie wurden zunächst von den Griechen und später von den Römern so genannt, eben, weil sie die Leute waren, die aus massiliotischer/römischer Sicht jenseits des Flusses Iberos wohnten.
Der Begriff der Keltiberer ist dann eine spätere Hinzufügung Strabons, die Geschichts- und Sprachwissenschaft haben diese Bezeichnungen übernommen, wobei die Keltiberer zu den Kelten, nicht zu den Iberern gerechnet werden müssen, der Grieche Strabon hielt sie für ein Mischvolk.