Das Scheitern der Kreuzzüge

Das könnte man ewig so fortführen und anstatt dir deshalb genaue Quellen zu nennen, würde ich eher empfehlen einfach mal anzufangen Bücher im Allgemeinen zu dem Thema zu lesen.
du wirst mir hoffentlich als guter und gnädiger Demokrat meine selbstverschuldete Unkenntnis verzeihen und mir mittels deines Füllhorns an Wissen helfen, meine Defizite zielorientiert aufzuarbeiten

Ottonormalchrist mag ein ungünstiges Wort gewesen sein, gebe ich gerne zu.
:yes:

Aber jeder wird doch in etwa verstehen was damit gemeint ist.
ich nicht (bitte um Vergebung)

...du kennst Life of Brian?
"wir sind alle Individuen"
"ich nicht"
:rofl::rofl::rofl:

Zur Sicherheit nur so viel: arm, Analphabet, gottesfürchtig, Bauer, womöglich unfrei, usw. und sofort.
"zur Sicherheit" ist sehr schön formuliert, insbesondere angesichts der Quellenarmut zu den von dir beschriebenen "Ottonormalchristen" des Mittelalters...
 
Die Frage ob die Kreuzzüge als eine Art Gegenreaktion auf die muslimische, oder präziser formuliert, arabische Expansion zu werten sind wurde oft gestellt und jedes Mal unterschiedlich beantwortet.

Als "Gegenreaktion" würde ich die Kreuzzüge nicht bezeichnen. Immerhin lagen zwischen der arabisch-muslimischen Eroberung Vorderasiens im 7. Jh. und dem Beginn der Kreuzzüge rund 450 Jahre. Auslöser waren Hilferufe aus Byzanz, das sich von den Seldschuken massiv bedroht sah, sowie die Behinderung christlicher Wallfahrer beim Zugang zu den Heiligen Stätten Jerusalems durch muslimisch-türkische Herrscher. Eine "Revanche" für die dem Oströmischen Reich entrissenen christlichen Gebiete im Vorderen Orient und Nordafrika ist nicht erkennbar.

Bei der islamischen Expansion ging es allenfalls um eine Verbreitung der Lehren Mohammeds, während die Kreuzzüge keine Missionskriege waren.
Ihr ideologisches und praktisches Ziel war die Befreiung der Heiligen Stätten.

Nach Meinung der Zeitgenossen wurde der Christenheit der Kreuzzug unmittelbar von Gott befohlen und zwar durch die Person seines Stellvertreters auf Erden, den Papst. Der Kreuzzug war zugleich Bußübung und Kriegszug und diente in seiner Eigenschaft als Kriegszug der Rückeroberung der Heiligen Stätten. Insofern hatte er keinen missionierenden Charakter.

Zu Lebzeiten Mohammeds war der Islam eine rein auf das geistige Leben beschränkte Religionstheorie oder Ethik. Die frühen Suren des Koran stützen dies, in dem sie weder das politische noch das staatliche Leben streifen.
Erst später, nach der Hedschra, werden diese Lehren zunehmend politisiert.
Doch auch hier spricht Mohammed recht eindeutig von der religiösen Einigung der unterschiedlichen Stämme, was im besten Fall arabischer Nationalismus, aber kein religiöser Fundamentalismus war.
Auch als die Araber ihre Vorherrschaft auf fremde Kultur- und Religionskreise ausdehnen, verfolgen sie den Unterworfenen gegenüber eine recht moderate, ja fast liberale Religionspolitik. Kirchen und Glaube bleiben unangetastet, im Gegenzug wird eine Art Kopfsteuer gezahlt (Dschisja).
Teilweise gingen die neuen Herrscher dabei soweit, dass sie das übermäßige Bekehren und die Konvertierung sogar verboten. Man betrachtete die Zugehörigkeit zum Islam als gemeinsames und exklusives Merkmal der arabischen Führungsschicht die auch unter sich bleiben wollte.
Wer von den Unterworfenen politisch, wirtschaftlich oder kulturell dem neuen Zeitgeist folgen und am Ball bleiben wollte, musste also ein nicht geringes Interesse daran gehabt haben zu konvertieren um in jenen "Highsocietyzirkel" aufgenommen zu werden. Von Feuer und Schwert kann in diesem Zusammenhang also nicht wirklich die Rede sein.

Tatsache ist, dass die Muslime in wenigen Jahrzehnten nach Mohammeds Tod - noch im 7. Jh. - ein Reich eroberten, das vom Atlantik bis zum Indus reichte. Dieses riesige Gebiet wurde nicht durch behutsame Mission gewonnen, sondern durch unablässige Kriegszüge. Die arabischen Glaubenskrieger waren religiös hoch motiviert, denn Mohammed hatte verkündet, wer im Kampf um den Glauben sterbe, komme ins Paradies.

Damit ergeben sich durchaus Parallelen zu den Kreuzfahrern, die ebenfalls Krieg im Namen Gottes führten und denen bei solchen Unternehmungen der Erlass von Sündenstrafen in Aussicht gestellt wurde.

Dass die Bevölkerung in Vorderasien und Nordafrika die Herrschaft der Muslime zum Teil begrüßte, weil die byzantinischen Steuereintreiber sie viel stärker bedrückt hatten, als es die Muslime mit ihrer Kopfsteuer taten, steht auf einem anderen Blatt. Allerdings muss man hinzufügen, dass die christliche Bevölkerung gegenüber der muslimischen rechtlich schlechter gestellt war, wichtige Stellen in der Administration und im Heer nicht besetzen konnte - abgesehen von einigen stets genannten Ausnahmen - und sich aus diesen und anderen Gründen diskriminiert fühlen musste. Nicht umsonst konvertierte die christliche Bevölkerung in allen Gebieten im Verlauf einer gewissen Zeitspanne zum Islam, ausgenommen einige christliche Enklaven besonders in Vorderasien, die zum Teil noch heute existieren (syrisch-orthodoxe Kirche, koptische Kirche usw.).
 
Hier wurde ja nun schon von Seiten verschiedener Mitglieder, u.a. des Threaderstellers angemahnt, doch beim Thema zu bleiben. Ich will hier nicht der Diskussionsdynamik in die Speichen greifen, aber zumindest eine Alternative aufzeigen, wo evtl. die Frage nach der (Nicht)Motivation der Kreuzzüge in Bezug auf die islamische Expansion sinnvoller weiterdiskutiert werden kann: http://www.geschichtsforum.de/f48/die-kreuzz-ge-als-antwort-auf-die-islamische-expansion-7337/
 
Der Kreuzzug Friedrichs II ist das beste Beispiel dafür.
Der Papst drängte den Kaiser zum Kreuzzug um ihn aus dem europäischen Spiel zu nehmen und ggf. aus seinem Scheitern politisches Kapital schlagen zu können.
Und der Kaiser zögerte den Beginn des Kreuzzuges so lange hinaus bis die Bedingungen günstig waren und schaffte dann mittels Diplomatie einen Coup,den die Kirche so überhaupt nicht gewollt hatte und die z.B. das politisch-religiöse Instrument des Bannes weitgehend wirkungslos werden ließ. - hier haben wir ein Beispiel reinen machtpolitischen Kalküls.

Friedrich II. hatte bei seiner Kaiserkrönung 1220 einen Kreuzzugseid abgelegt und nicht nur der Papst erwartete von ihm, dass er sich nun dem seit 1218 laufenden Kreuzzug (den fünften) anschließe und die vor Damiette festsitzenden Kreuzfahrer unterstütze. Friedrich zögerte allerdings seinen Kreuzzug mehrmals hinaus bzw. schickte lediglich ein paar Vorauskommandos unter seinem Kanzler Walter von Pagliara und dem Admiral Heinrich von Malta in die Levante. Mehrmals ist es deswegen zwischen ihm und dem Papst zum Streit gekommen, in dem allerdings Hermann von Salza stets mäßigend vermitteln konnte. Zu Friedrichs "Verteidigung" ist allerdings sein Dauerkonflikt mit den Lombarden zu berücksichtigen, der vom Papst am Kochen gehalten wurde und der eine Abreise aus Europa für Friedrich politisch unmöglich machte.

1221 wurden die Kreuzfahrer dann vor al-Mansura entscheidend geschlagen. Deren Anführer Jean de Brienne traf sich 1223 in Ferentino mit Kaiser und Papst, wo ein neuerlicher Kreuzzug beschlossen wurde. Und um den Kaiser endlich nach Outremer zu bewegen hatte Brienne ihm gar eigens seine Tochter ins Bett gelegt. Doch stattdessen brüskierte Friedrich seinen Schwiegervater und nahm den Tod des Landgrafen von Thüringen als Vorwand um den Kreuzzug erneut zu verzögern. Papst Gregor IX. war nun nicht mehr nachgiebig (Hermann von Salza war in Akkon) und sprach den Bann über Friedrich aus. Erst 1228 stach er in See, als Gebannter, als der er sich dann in Jerusalem selbst krönte. Das seine Bannung keine Auswirkungen gehabt hätten sehe ich nicht so, siehe Friedrichs Verhältnis zu den Baronen Outremers (Lombardenkrieg). Das der Bann in Europa keine größeren Konsequenzen hatte war dem Vertrag von San Germano 1230 geschuldet, in dem der Papst den Bann aufgehoben und den Vertrag von Jaffa anerkannt hatte.

Das Friedrich überhaupt als "Befreier Jerusalems" autrumpfen konnte, war allerdings schon ein richtiges politisches und diplomatisches Meisterstück. In den Jahren in denen er seinen Kreuzzug hinausgezögert hatte, stand er im diplomatischen Austausch mit Sultan al-Kamil Muhammad. Er dürfte also über die politischen Zustände in Syrien und Ägypten bestens informiert gewesen sein und vor allem nach 1227 als der Sultan sich in einer Art "Wettrennen" gegen seinen Bruder al-Aschraf Musa um die Herrschaft über Damaskus wiederfand. Friedrich erschien 1228 in Outremer just zu diesem Zeitpunkt als der Sultan gerade erst selbst Jerusalem eingenommen und die Belagerung von Damaskus aufgenommen hatte. Friedrich zeigte mit ein paar Manövern seines Kreuzzugsheeres seine Muskeln und führte damit dem Sultan dessen prikäre Situation vor Augen. Der anschließend in Jaffa vereinbarte Waffenstillstand(!; auf 10 Jahre befristet) der die Übergabe Jerusalems an die Christen beinhaltete war also keinesfalls ein Akt christlich-muslimischer Versöhnung oder eines interkulturellen Ausgleiches, als das er besonders im Staufer verklärenden Geschichtsbild häufig dargestellt wird. Er wurde erst durch die militärische Zwangslage des Sultans überhaupt erst ermöglicht, für den Damaskus wichtiger als Jerusalem war.
 
Wenn schon die Kreuzzüge scheiterten, so soll uns das bei diesem Thema nicht passieren! :D
:yes:

interessant wäre bzgl. des Themas Massenfanatisierung demografisches Material: wie viel Prozent der europäischen Bevölkerung(en) machte sich auf den Weg in Heilige Land? Sicher ist ein Sonderfall wie der Kinderkreuzzug ein Ereignis, das lange in Erinnerung blieb - aber von einer Wanderbewegung kann wohl nicht gesprochen werden.
militärische Erfolge waren anfangs zu verzeichnen: hier wäre der Militärhistoriker gefragt über die durchschnittliche Größe erfolgreich operierender Ritterheere, aber auch zum Thema, welche militär. Strategien aufeinandertrafen.
 
... welche militär. Strategien aufeinandertrafen.

Nun, ich bin zwar kein Militärhistoriker aber dazu habe ich mir auch schon einige Gedanken gemacht und Bücher gelesen.
Zuerst einmal muss man verstehen, dass sowohl die europäischen Heere als auch die muslimischen eines gemeinsam hatten; die wesentliche Initiative ging von der Kavallerie aus. Gleichzeitig liegt hierin jedoch auch der größte bzw. folgenschwerste Unterschied beider Militärkonzepte.
Die Muslime setzten auf leichte, wenn möglich mit Bögen ausgerüstete Plänkler
die eine Art Hit- and- Run Taktik verfolgten. Sicherlich wiesen sie daneben auch andere Typen, wie z.B. schwere Kavallerie auf, aber diese stellten niemals die Masse dar. Bei den Kreuzrittern war es, mehr oder weniger, genau umgekehrt.
Die Stoßkraft eines massiert vorgetragenen Lanzenangriffs dürfte der häufigste und vor allem angestrebte modus operandi gewesen sein.
Beide Taktiken negieren sich in gewisser Weise, wobei der Vorteil zumeist auf Seiten der Muslime lag, da sie die Gegenden besser kannten, leichter über frische Pferde verfügten und vor allem schneller waren.
Ihre anfänglichen Niederlagen erklären sich, meiner Meinung nach,
aus der Tatsache dass sie die Kampfweise der Ritter erst vollständig kennen und begreifen lernen mussten um adäquate Gegenmaßnahmen zu finden.
Doch dies gilt auch für die Ritter. Der Anteil an Söldnern die mit der Kampfweise der Muslime vertraut waren und sich teilweise sogar aus deren Reihen rekrutierten nahm im weiteren Verlauf der Kreuzzüge in den Kreuzfahrerheeren stetig zu (ein Bsp. wären die sog. Turkupoulen oder Turkopolen).
Zur Infanterie lässt sich sagen, dass sie in beiden Fällen eine eher passive Position einnahm (Ausnahme waren natürlich Belagerungen) um der Kavallerie als "Auffangbecken" zu dienen bei gleichzeitigem Schutz des Lagers. Ihre Rolle wurde oft zu sehr unterschätzt!
 
Ihre Rolle wurde oft zu sehr unterschätzt!
Allerdings. Die klassische reiterschlacht fand in Palästina in den wenigsten Fällen statt und war auch strategische nicht von Bedeutung .
Palästina ist nun mal eine Gegend,die eher wasserarm ist .Und die Quellen und Brunnen waren üerwiegend in befestigte Städte und Plätze integriert.Wer über genügend Wasser verfügte war also strategisch im Vorteil.
Nur -Befestigte Plätze waren mit Kavallerie gleich welchen Gewichts nicht einnehmbar. Dazu braucht es Infanterie und Genietruppen.
Und die eigentlichen Erfolge ,die die Herrschaft der Kreuzfahrer konsolidierten resultierten aus der Eroberung von Städten wie Akkon,Tyros oder Jerusalem und nicht aus Kavalleriegefechten .
s
 
Beide Taktiken negieren sich in gewisser Weise, wobei der Vorteil zumeist auf Seiten der Muslime lag, da sie die Gegenden besser kannten, leichter über frische Pferde verfügten und vor allem schneller waren.
Ihre anfänglichen Niederlagen erklären sich, meiner Meinung nach,
aus der Tatsache dass sie die Kampfweise der Ritter erst vollständig kennen und begreifen lernen mussten um adäquate Gegenmaßnahmen zu finden
.
Das halte ich für eine treffende Erklärung!

die anfänglichen militärischen Erfolge der schweren Reiterei der Kreuzritter (schwer bewaffnete "Lanzenreiter") zeigte sich eindrucksvoll in den ersten offenen Feldschlachten, in welchen die zur Abdrängung der Eindringlinge aufgebotenen Streitmächte öfter unterlagen - trotz besserer "Logistik" (wie du es beschrieben hast)

womöglich kommt hinzu, dass die muslimischen Truppen entweder Gegner gewohnt waren, die dieselben Strategien und Taktiken anwandten, oder eben an die byzanthinischen Heere gewohnt waren - da war die schwere Kavallerie der Kreuzritterheere zunächst ein schwer zu bekämpfender und vor allem unberechenbarer Gegner (in offener Feldschlacht) -- hinzu kommt, dass solches Kräftemessen in Feldschlachten von beiden Seiten durchaus angestrebt wurde, um eine endgültige Entscheidung herbeizuführen.

dennoch zersplitterte und zerfaserte sich der langjährige Krieg, man kann das vielleicht ein wenig mit dem italischen Gotenkrieg vergleichen, der ebenfalls weniger große Feldschlachten aufwies, die aber dann entscheidenden Charakter haben sollten.

was ich da zu diesem militärischen Aspekt noch zu fragen habe: die mittelalterliche Literatur, Heldenepik, welche Kreuzzugsthematik und Kolorit aufgreift, beschreibt durchaus auch muslimische Helden und "edle Ritter" - hatten die Muslime etwa Saladins nicht auch eine schwere Reiterei herausgebildet, welche den europäischen Rittern widerstehen konnte?
 
was ich da zu diesem militärischen Aspekt noch zu fragen habe: die mittelalterliche Literatur, Heldenepik, welche Kreuzzugsthematik und Kolorit aufgreift, beschreibt durchaus auch muslimische Helden und "edle Ritter" - hatten die Muslime etwa Saladins nicht auch eine schwere Reiterei herausgebildet, welche den europäischen Rittern widerstehen konnte?

Das hängt ein wenig davon ab, wie man den Begriff des Ritters versteht.
Als militärischer Typus lässt sich die Frage mit "Nein" beantworten.
Die Muslime kannten zwar auch schwere Kavallerie aber diese war keine Eliteeinheit und folgte erst recht keinem bestimmten Kriegscodex.
In gesellschaftlicher Hinsicht wird die Sache schon schwieriger.
Adel, der auch militärisch gesehen auf Ruhm und Ehre aus war gab es bei den Moslems natürlich. Ihr Feudalsystem gleicht an manchen Stellen verblüffend stark dem der Abendländer.
Es wäre also durchaus vorstellbar, wenn von ritterlichen Zweikämpfen (z.B im Nimbus Löwenherz') berichtet wird, dass diese auch stattfanden.
Das mag zwar fantastisch bis unglaubwürdig klingen, ist aber eine Folgerichtigkeit von Kriegerkulturen wie sie beide Seiten aufwiesen.
 
womöglich kommt hinzu, dass die muslimischen Truppen entweder Gegner gewohnt waren, die dieselben Strategien und Taktiken anwandten, oder eben an die byzanthinischen Heere gewohnt waren - da war die schwere Kavallerie der Kreuzritterheere zunächst ein schwer zu bekämpfender und vor allem unberechenbarer Gegner (in offener Feldschlacht)
Eine schwere Kavallerie hatten aber auch die Byzantiner, außerdem setzten sie im 11. Jhdt. "fränkische" Söldner, oft schwere Reiter, ein, hauptsächlich Normannen, aber auch Franzosen und Deutsche. Ich verweise auf die Schlacht von Mantzikert, vor der die fränkischen Söldner allerdings meuterten.
 
Nun, ich bin zwar kein Militärhistoriker aber dazu habe ich mir auch schon einige Gedanken gemacht und Bücher gelesen.
Zuerst einmal muss man verstehen, dass sowohl die europäischen Heere als auch die muslimischen eines gemeinsam hatten; die wesentliche Initiative ging von der Kavallerie aus. Gleichzeitig liegt hierin jedoch auch der größte bzw. folgenschwerste Unterschied beider Militärkonzepte.
Die Muslime setzten auf leichte, wenn möglich mit Bögen ausgerüstete Plänkler
die eine Art Hit- and- Run Taktik verfolgten. Sicherlich wiesen sie daneben auch andere Typen, wie z.B. schwere Kavallerie auf, aber diese stellten niemals die Masse dar. Bei den Kreuzrittern war es, mehr oder weniger, genau umgekehrt.
Die Stoßkraft eines massiert vorgetragenen Lanzenangriffs dürfte der häufigste und vor allem angestrebte modus operandi gewesen sein.
Beide Taktiken negieren sich in gewisser Weise, wobei der Vorteil zumeist auf Seiten der Muslime lag, da sie die Gegenden besser kannten, leichter über frische Pferde verfügten und vor allem schneller waren.
Ihre anfänglichen Niederlagen erklären sich, meiner Meinung nach,
aus der Tatsache dass sie die Kampfweise der Ritter erst vollständig kennen und begreifen lernen mussten um adäquate Gegenmaßnahmen zu finden.

Das halte ich für eine treffende Erklärung!

die anfänglichen militärischen Erfolge der schweren Reiterei der Kreuzritter (schwer bewaffnete "Lanzenreiter") zeigte sich eindrucksvoll in den ersten offenen Feldschlachten, in welchen die zur Abdrängung der Eindringlinge aufgebotenen Streitmächte öfter unterlagen - trotz besserer "Logistik" (wie du es beschrieben hast)

womöglich kommt hinzu, dass die muslimischen Truppen entweder Gegner gewohnt waren, die dieselben Strategien und Taktiken anwandten, oder eben an die byzanthinischen Heere gewohnt waren - da war die schwere Kavallerie der Kreuzritterheere zunächst ein schwer zu bekämpfender und vor allem unberechenbarer Gegner (in offener Feldschlacht) -- hinzu kommt, dass solches Kräftemessen in Feldschlachten von beiden Seiten durchaus angestrebt wurde, um eine endgültige Entscheidung herbeizuführen.

Ich kann euch hier nicht folgen, die Hit-and-Run-Strategie, also Provokation, Scheinflucht und plötzliche Umkehr zum Gegner, ggf. erneute Scheinflucht etc., arabisch karr wa farr, kam ja, wie schon richtig gesagt wurde, nicht erst mit den Kreuzzügen auf.
Was nun die byzantinischen Heere angeht, setzten sich die Kataphrakten der Spätantike nicht in irgendeiner Form in den byzantinischen Heeren des Mittelalters fort?
 
Was nun die byzantinischen Heere angeht, setzten sich die Kataphrakten der Spätantike nicht in irgendeiner Form in den byzantinischen Heeren des Mittelalters fort?
So war es. Im Gegensatz zu den europäischen Rittern waren die byzantinischen Kataphrakten obendrein diszipliniert. Im 10. und 11. Jhdt. wurden sogar die überschweren Clibanarii der Spätantike wiederbelebt, jetzt unter der Bezeichnung "Klibanaphoroi". Sie waren darauf trainiert, in geschlossener Formation anzugreifen und die gegnerischen Reihen aufzubrechen.
Im späteren 11. Jhdt., also in der Zeit direkt vor den Kreuzzügen, scheint allerdings ein gewisser Niedergang der eigenen schweren Kavallerie stattgefunden zu haben, stattdessen setzte man anscheinend verstärkt auf fränkische Söldner. Unter den Komnenen kam es dann zu einem Wiederaufstieg der Kavallerie, jetzt in Form der an die europäischen Ritter angelehnten Pronoiai.
 
So war es. Im Gegensatz zu den europäischen Rittern waren die byzantinischen Kataphrakten obendrein diszipliniert. Im 10. und 11. Jhdt. wurden sogar die überschweren Clibanarii der Spätantike wiederbelebt, jetzt unter der Bezeichnung "Klibanaphoroi". Sie waren darauf trainiert, in geschlossener Formation anzugreifen und die gegnerischen Reihen aufzubrechen.
Im späteren 11. Jhdt., also in der Zeit direkt vor den Kreuzzügen, scheint allerdings ein gewisser Niedergang der eigenen schweren Kavallerie stattgefunden zu haben, stattdessen setzte man anscheinend verstärkt auf fränkische Söldner. Unter den Komnenen kam es dann zu einem Wiederaufstieg der Kavallerie, jetzt in Form der an die europäischen Ritter angelehnten Pronoiai.

Mit der Disziplin ist das so eine Sache. Wo sie existierte wurde sie meistens nicht explizit erwähnt, wo sie mangelte oder gar ganz fehlte wurde sie immer wieder in direkten Zusammenhang mit der Niederlage gebracht, was m.E. nach etwas simplifiziert ist. Kein feudales Heer, egal ob okzidentaler oder orientalischer Herkunft kannte Disziplin in dem Sinne wie wir sie verstehen,
denn das hätte regelmäßiges Training im Verband vorausgesetzt, was wiederum einer universalen Heeresleitung bedurft hätte; beides existierte nicht. Versteht man unter militärischer Disziplin also eher die Tapferkeit im Kampf und weniger das koordinierte Agieren im Feld, so muss den europäischen Rittern ganz klar der Vorteil zu gesprochen werden. Ihr ganzes Leben war darauf ausgerichtet und der Tod in der Schlacht, durch christliche Heilserwartungen noch verstärkt, war beinahe schon erstrebenswert.
Die Byzantiner führten während des gesamten 11.Jhd. einen Abwehrkrieg der vor allem die Verteidigung fester Plätze mit einschloss. Kavallerie, insbesondere schwere Schocktruppen, sind für so etwas nicht zu gebrauchen.
Davon abgesehen hatten die Byzantiner ja genug Zeit gehabt zu erkennen, dass mit solchen Truppenkörpern ohnehin gegen die Muslime nicht gut anzukommen war. Ich halte es daher für strittig, ob solche in den Reihen der Griechen stark vertreten waren. Die Tatsache, dass sie zu gegebener Zeit Söldner für diesen Job rekrutieren mussten bekräftigt dies.
In der Folge wiederum, waren die muslimischen Heere den auf breiter Linie vorgetragenen Lanzenangriff bei den Byzantinern nicht gewohnt, zumindest nicht in dem Maße wie er ihnen bei den Kreuzfahrern begegnete.
Zu guter letzt; ein europäischer Ritter ist mehr als nur ein schwerer Kavallerist. Er ist ein Hochleistungsmetzger, der mit oder ohne Pferd einen Pfad der Vernichtung einschlagen kann wie kaum ein anderer Krieger (individuelle Schwächen und Stärken mal ausgeklammert). Das macht ihn zwar nicht unbesieg- aber immerhin unberechenbar und damit muss man erstmal lernen umzugehen; auch die Muslime mussten dies.
 
Die Byzantiner führten während des gesamten 11.Jhd. einen Abwehrkrieg der vor allem die Verteidigung fester Plätze mit einschloss. Kavallerie, insbesondere schwere Schocktruppen, sind für so etwas nicht zu gebrauchen. Davon abgesehen hatten die Byzantiner ja genug Zeit gehabt zu erkennen, dass mit solchen Truppenkörpern ohnehin gegen die Muslime nicht gut anzukommen war.

Die Logik erschließt sich mir nicht. Hast Du da Beispiele, die das im Abwehrkrieg ausschließen?

Auch die leichte Kavallerie hatte mW die Funktion von Schocktruppen, insbesondere haben aber beide den Vorzug der Mobilität.

Oder nehmen wir als Kulmination des "Abwehrkrieges" die Schlacht von Forbie, um auf das Scheitern der Kreuzzüge zurückzukommen. Spielten da wirklich die genannten qualitativen und taktischen Aspekte bzw. abnehmende Effekte eine Rolle?
 
Die Logik erschließt sich mir nicht. Hast Du da Beispiele, die das im Abwehrkrieg ausschließen?

Auch die leichte Kavallerie hatte mW die Funktion von Schocktruppen, insbesondere haben aber beide den Vorzug der Mobilität.

Oder nehmen wir als Kulmination des "Abwehrkrieges" die Schlacht von Forbie, um auf das Scheitern der Kreuzzüge zurückzukommen. Spielten da wirklich die genannten qualitativen und taktischen Aspekte bzw. abnehmende Effekte eine Rolle?
Verstehe nicht was du nicht verstehst.:confused:
Abwehrkrieg meint viele Belagerungen. Was willst du mit einem Pferd bei einer Belagerung machen außer es zu essen und seine verrottenden Reste ins feindliche Lager zu schleudern?
Unter Schocktruppe verstehe ich Truppentypen die die gegnerische Linie aufbrechen können. Leichte Kavallerie tut das nicht, sie sorgt eher für Unordnung in den Reihen des Feindes und hat damit Plänklercharakter.
 
Verstehe nicht was du nicht verstehst.:confused:
Abwehrkrieg meint viele Belagerungen.

Offene Gefechte gibt es trotzdem, oder wolltest Du die ausschließen?

Unter Schocktruppe verstehe ich Truppentypen die die gegnerische Linie aufbrechen können. Leichte Kavallerie tut das nicht, sie sorgt eher für Unordnung in den Reihen des Feindes und hat damit Plänklercharakter.

Leichte Kavallerie auf islamischer Seite hatte aber auch diese Funktion, so bei Forbie gegen die syrische Infanterie. Rein taktisch lässt sich das nicht trennen, bzw. ergibt sich - wie man an Gefechtsverläufen wie Forbie sieht - diese Sortierung eben nicht.
 
Offene Gefechte gibt es trotzdem, oder wolltest Du die ausschließen?



Leichte Kavallerie auf islamischer Seite hatte aber auch diese Funktion, so bei Forbie gegen die syrische Infanterie. Rein taktisch lässt sich das nicht trennen, bzw. ergibt sich - wie man an Gefechtsverläufen wie Forbie sieht - diese Sortierung eben nicht.

Natürlich macht ein spezifischer Truppentyp nicht immer genau das, was er soll. Da hat der Gegner ja auch noch ein Wörtchen mitzureden. ;)
Wenn es aber, wie du andeutest, überhaupt keinen Unterschied gemacht hat, dann frage ich mich ernsthaft warum es dann überhaupt zu jenen Spezialisierungen kam?
 
An dem Schockaspekt bzw. Durchstoss-Funktion wird es mE weniger gelegen haben.

Differenzierung wegen Logistik, Mobilität, eben anderen Aspekten?

Nochmal zur Frage oben: welche Rolle sollen solche qualitativen und taktischen Fragen dann beim militärischen Niedergang gespielt haben? Kannst Du da Beispiele bringen?

Forbie habe ich nicht ohne Grund erwähnt.:winke:
 
Was ich damit meine: ihr müsstet doch die Thesen an konkreten Kampangnen oder Schlachten überprüfen können.
 
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