Stammen die Deutschen von den Polen ab?!

Wie will man dort ernsthaft trennen, was von wo her kommt, bzw. wer von wo her kommt? Das ist doch so ähnlich wie Elsaß/Lothringen, ein ständiges kommen und gehen, viele die dort durch zogen, und höchst wahrscheinlich viele die auch dort blieben. Eine klare Grenze zu ziehen halte ich eher für Utopisch.
 
Man kann es bei dem in Kürze stattfindenden ersten Kongress der Indopolnistik, im Fachbereich Gurkologie (bzw. Cucurbitopepologie) durchdiskutieren.
 
um sicher zu sein, dass einige bewährte etymologische Wörterbücher der deutschen Sprache bzgl. der Herkunft von "Gurke" irren, müsste man abodritische, drawaenopolabische, sorbische Quellen finden, welche tatsächlich älter als das altpolnische ogurek sind - und das wird schwierig... Des weiteren müsste man im Deutschen ältere Quellen für Gurke finden als aus dem 16. Jh. - vielleicht findet sich so etwas ja noch eines Tages.

Die Zahl slawischer Lehnwörter im Deutschen ist gering. Übernommen wurden z.B. Droschke, Grenze, Gurke, Halunke, Jauche, Peitsche, Petschaft, Schmetterling, Säbel, Trabant, Baude, Zobel, Gurke, Ziesel, verquasen, Preiselbeere, Kalesche, Tornister, Scharwenzel, Zeisig. - Grenze z.B. aus russisch/polnisch granica, Gurke aus polnisch ogorek oder dem älteren ogurek.Die meisten dieser slawischen Lehnwörter stammen nicht - wie man vermuten könnte - aus dem slawischen Substrat Ostdeutschlands, sondern wurden im Verlauf des Mittelalters aus benachbarten slawischen Sprachen wie dem Tschechischen, Polnischen und sogar Russischen übernommen.

Allerdings gibt es zahlreiche Orts- und Familiennamen, die von der einstigen slawischen Bevölkerung Ostdeutschlands berichten: Chemnitz, Bautzen, Cottbus, Stettin, Berlin, Pankow, Görlitz, Güstrow, Wörlitz, Prenzlau (Siedlung eines Premyslaw) und eine riesige Zahl weiterer kleiner und größerer Ortschaften. Zudem einige wenige slawische Lehnwörter aus slawisch-ostdeutschem Substrat in ostdeutschen Mundarten wie graupeln = hageln, Dese = Backtrog, Kretscham = Wirtshaus oder die bekannte Plauze = Bauch.

Der Einfluss slawischer Sprachen auf das Deutsche ist eher gering einzuschätzen, allerdings durchaus erkennbar.
 
Wobei das polnische ogórek bitte mit Akzent auf dem zweiten <ó> zu schreiben ist, was den Laut als /u/ ausweist.
 
Etymologie

Nach Kluges etymologischem Wörterbuch kommt Gurke vom griechischen agovros=unreif über das Slawische ins Deutsche.
graben/ greifen ist ein altes indoeuropäisches Wort.
Pflug ist unklar. Früher hat man behauptet, Pflug sei eine germanische Erfindung. Da man im Slawenland Pflüge fand hat man diese Länder zu ostgermanischen Ländern erklärt und mit der Eroberung begonnen. Ist plug verwandt mit ploza = Kufe (polnisch), plaski = flach, ein Gerät zum Ebnen
des Feldes = polje? Weist die Ähnlichkeit von plaski = flach auf eine Urverwandtschaft hin? Ist der Pflug eine Erfindung der gemeinsamen Vorfahren?
 
Das scheint mir dann - wegen des anlautenden a- eher über das Baltische ins Norwegische eingeflossen zu sein. Schwedisch ist es Gurka.

Auf Dænisch wiederum Agurk. Die Finnen, die ja sprachlich nix mit den Schweden etc. zu tun haben, aber mit den Esten irgendwie sprachlich verwandt sein sollen, nennen es Kurkku. (Estisch: kurk)
Und Lettland und Litauen haben's mal ohne (gurkis, lett.), mal mit a (agurkas, lit.)

Salomonisch dann auf Island, dort kann man angeblich beides sagen: Gúrka eða agúrka

Interessant wære mal, wie die Gurke sich als Nutzpflanze in Nordeuropa verbreitet hat. Ich weiss nicht mal, ob Gurken hier in Norwegen ohne Gewæchshæuser ueberhaupt wachsen, also seit wann kannte man wo die Gurke?

So ist jedenfalls kein System erkennbar.

Mehr Verwirrung gefællig: Man forsche mal nach "Spargel" --> asparges (norw./dæn.), sparris (schwed.), Szparag (poln) usw.

Naja, wir gleiten wohl endgueltig vom Thema ab.

Gruss, muheijo
 
Mehr Verwirrung gefællig: Man forsche mal nach "Spargel" --> asparges (norw./dæn.), sparris (schwed.), Szparag (poln) usw.

Naja, wir gleiten wohl endgueltig vom Thema ab.
aber nein, wir gleiten nicht ab -- der Spargel ist ein schönes Beispiel von einer "Wortwanderung" von Süden nach Nordosten: vom lateinischen ins deutsche und danach (!) vom deutschen ins slawische.

und vielen Dank für die schönen Beispiele für Gurke aus dem Norden!!
 
Gurke aus polnisch ogorek oder dem älteren ogurek.Die meisten dieser slawischen Lehnwörter stammen nicht - wie man vermuten könnte - aus dem slawischen Substrat Ostdeutschlands, sondern wurden im Verlauf des Mittelalters aus benachbarten slawischen Sprachen wie dem Tschechischen, Polnischen und sogar Russischen übernommen.
(...)
Der Einfluss slawischer Sprachen auf das Deutsche ist eher gering einzuschätzen, allerdings durchaus erkennbar.
da tuten wir schon seit geraumer Zeit ins selbe Horn :friends:

...aber worin siehst einen wenn auch geringen Einfluß slawischer Sprachen auf das Deutsche? Für einen Einfluß halte ich die Knappe Handvoll Wörter slaw. Herkunft nicht.
 
Sprachverwandtschaft

Asparagos gibt es auch im Griechischen, also ein in mehreren Sprachen gebräuchliches Wort.
Schmerz ähnelt auffällig polnisch smierc, das bedeutet Tod und smierdzic: stinken. Ist diese Ähnlichkeit Folge der Urverwandtschaft dieser Sprachen?
Die Wörter ändern leicht ihre Form und Bedeutung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schmerz ähnelt auffällig polnisch smierc, das bedeutet Tod und smierdzic: stinken. .
Handel ähnelt auffällig poln. handlowe, z.B. Centrum handlowe.

Das Handeln ist eine sehr weitverbreitete Tätigkeit. Verblüffend aber ist, dass dieses Wort für diese uralte Tätigkeit ausgerechnet vom Deutschen ins Polnische kam... und um das festzustellen, muss man keine Urverwandtschaften etc. bemühen.
 
Schmerz ähnelt auffällig polnisch smierc, das bedeutet Tod und smierdzic: stinken. Ist diese Ähnlichkeit Folge der Urverwandtschaft dieser Sprachen?
Die Wörter ändern leicht ihre Form und Bedeutung.

Das spanische Wörtchen hervor heißt 'Dampf'. Das Wort muss deiner Logik nach aus dem Deutschen stammen, denn beim Kochen kommt ja gewöhnlich heißer Dampf hervor...

Ernsthaft: das <z> im Deutschen, welches /ts/ klingt, stammt regulär von einem /t/ ab. Wenn du mal in andere germanische Sprachen schaust, wirst du genau das auch bestätigt finden. Dort heißt es z.B. smerte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schmerz

Auch im Russischen heißt Tod smert!
Eine ähnliche Erscheinung Sonnenuntergang heißt im Germanischen
kveld: quälen, polnisch kaleczyc´. Die Sonne wird gequält= sie stirbt.
Sterben: (s)trupiti zur Leiche werden.
Germanisch und Slawisch sind doch nahe verwandt.
 
Ronald, natürlich sind die slawischen und germanischen Sprachen miteinander verwandt, es handelt sich schließlich bei beiden um indoeuropäische Sprachen. Nichtsdestotrotz sind sie nicht so eng verwandt, wie du glaubst. Zwar hat man die Unterteilung der indoeuropäischen Sprachen in eine Kentum- und eine Satemfamilie inzwischen weitgehend aufgegeben (lat. centum, fars. satem = 100), aber es kommt nicht von ungefähr, dass man die germanischen Sprachen früher in den Kentum-Zweig und die slawischen in den Satem-Zweig eingeordnet hat.
Die Vorstellung dass das isländische kveld ('Abend') und das deutsche Qual etymologisch miteinander zusammenhängen und sich über das polnische Wort für quälen, kaleczyć, ein etymologischer Zusammenhang von Qual und Sonnenuntergang herleiten lassen, ist ziemlich absurd. Nichtsdestotrotz sind das deutsche Qual und das polnische kaleczyć vermutlichurverwandt. Beide stammen von einem indoeuropäischen Wort welches vermutlich mal so etwas wie 'Stachel' bedeutete. Vgl auch polnisch kolec, 'Stachel'.
 
Eine ähnliche Erscheinung Sonnenuntergang heißt im Germanischen kveld: quälen

Wie kommst du von kveld auf quälen?
Im Norwegischen, was ja irgendwie mit dem Germanischen verwandt ist :), ist kveld tatsæchlich der Abend - passt also irgendwie zum Sonnenuntergang.
Aber fuer "quälen" gibt es keine verwandten Wørter: bry, nage, pine, plage, trakassere... Und die Qual ist bestenfalls "kval" - hat auch nichts mit kveld zu tun.

Ist das erneut eine beliebige Konstruktion deinerseits, à la "hervor"?

Gruss, muheijo
 
nicht zürnen, ist nur ein Jux :)

Ist das erneut eine beliebige Konstruktion deinerseits, à la "hervor"?
der polanische Gott Perun wanderte wegen der Christianisierung der Slawen nach Südamerika aus; auf dem weiten Weg dorthin hatte er seinen letzten Buchstaben verloren.
auch die evtl. slawischen Anten gingen diesen Weg, und da es ein nasser seeweg ist, verwässerte ihr t zu einem weichen d und sie ließen sich gebirgig in Südamerika nieder.
 
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