Die Galeassen von Lepanto

Sorry,hää,17.Jhdt..Mavna, kamen 1556 zum Einsatz, vor der Seeschlacht von Lepanto, obwohl sie erst nach besagter Schlacht gebaut wurden,mehr oder weniger übernommen wurden!?? Hab ich was falsch verstanden?
 
Hallo ich bin fasziniert von der dogenrepuplik venedig und lese diesen blog block schon lange mit jetzt hätte ich allerdings doch eine frage:hatte die eigentliche galea grossa schon den turm am bug oder wurde der erst beim aufrüsten zur galleasse gebaut
 
Wenn die Großgaleeren als reine Handelsschiffe genutzt wurden besaßen sie keine Bugkastelle sondern nur eine spitz zulaufende Bugverkleidung. Sie führten auf Handelsfahrten auch nur kleine Geschütze ,die zwischen den Riemen auf eisernen Gabeln montiert waren. Große Kanonen hätten zuviel Gewicht gebracht welches auf Kosten der Beladung mit Gütern gegangen wäre. Ab den fünfziger Jahren des 16. Jh. waren sie nur noch sehr selten in Gebrauch weshalb viele ihrer Rümpfe ungenutzt im Arsenal lagen. Diese wurden vor der Seeschlacht von Lepanto zu schwimmenden Festungen umgerüstet indem ihre Bordseiten an Stelle der Reling schräge Schanzkleider erhielten und ein halbkreisförmiges Kastell, mit Geschützluken am Bug aufgebaut wurde. Ebenso wurde das Heck stärker verkleidet und mit leichten Kanonen bestückt. Das war auch nötig um zu dem schwerer geworden Bug ein Gegengewicht am Schiffsende zu erhalten.
Die Beiden Fotos zeigen eine als Pilgerschiff gerüstete Handelsgaleere vom Ende des 15. Jh. Die beiden Zeichnungen zeigen zur Galeasse umgerüstete Galea Grossa.
 

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Ah ok danke für die antwort aber wurden galeassen wieder zu handelsgaaleren umgerüstet oder blieben sie galleassen
Wie ich zuvor schon erwähnt hatte, war am Ende des 16. Jh. die große Zeit der Handelsgaleeren vorbei. Ihre Ladekapazität war im Vergleich zu großen Segelschiffen zu gering . Auch machte ihre große Mannschaft die Waren zu teuer. Also wurden die Galeassen ,die in Lepanto zum Einsatz kamen, wahrscheinlich nicht wieder umgerüstet sondern versahen ihren Dienst weiterhin als Kriegsschiffe. Zwei von den Galeassen waren noch mehrere Jahre in Venedig als Siegesdenkmal ausgestellt. Die Galeassen des 17. und frühen 18. Jh. wurden ausschließlich zu Kriegszwecken gebaut.
Im 15. Jh. war das noch anders ,da wurden im Kriegsfall die Handelsgaleeren, die sich gerade auf Kauffahrt befanden nach Venedig oder in eine venezianische Kolonie zurückbeordert, mussten ihre Ladung löschen, einlagern und mit Kanonen und Soldaten versehen. War der Kampfeinsatz vorbei wurden sie wieder abgerüstet, nahmen sie ihre Ladung auf und fuhren wie vor dem Krieg als Handelsschiffe.
 
Da der Thread noch immer gelesen wird werde ich ihn noch etwas fortsetzen. Mir kam gerade ein Gemälde eines flämischen Malers unter auf welchen ich neben Karacken auch eine große, bewaffnete Handelsgaleere entdeckt habe. Das Bild stammt vom Anfang des 16. Jh. und zeigt ein Schiff welches noch in der alten Zenzile-Methode gerudert wird. Also zwei bis drei Mann pro Ruderbank von denen jeder einen eigenen Riemen bedient. Die Galeere fährt als Begrüßungskomitee des Herzogs von Savoyen der künftigen Braut ,der Prinzessin von Portugal entgegen. Dementsprechend ist sie reich mit Fahnen und Wappenschilden an der Reling der Ausleger geschmückt. Auf den Auslegern sind vier Geschütze ,welche auf Gabeln gelagert sind zu erkennen, eines davon schießt einen Begrüßungssalut. Da der Bug durch die Nachdunkelung des Bildes schwer zu erkennen ist habe ich ihn als Skizze hinzugefügt. Ein Kuriosum stellt die riesige Kanone dar ,die mitten auf der Corsia, dem mittleren Laufgang steht und offenbar die Aufgabe hat den eigenen Mast wegzuschießen. Entweder wollte man mit dem großen Stück die portugiesischen Gäste beeindrucken oder es war ein Gastgeschenk an sie.
Es handelt sich bei dem Bild um eine der ganz seltenen guten Darstellungen einer Galea Grossa, die man als den Vorläufer der Galeassen verstehen kann.
 

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Galeotto,

was mich ein bisserl erstaunt, ist die Aufhängung der Kanonen in einigen Deiner Zeichnungen und Modelle.
Ich mein die Anbringung des Kanonenrohrs an einer Gabel die in einen relativ langen Fuß mündet.

Grüße
 
Bei meiner Zeichnung handelt es sich nur um eine Skizze. Die Gabeln saßen meist in einem dickeren hölzernen Fuß, der mit Eisenringen verstärkt war. Je größer die Hinterladerkanone war desto dicker war der Fuß. In späteren Epochen wurden die Drehbassen, die meist kleiner waren als im 15. und 16. Jh. mit der Spitze der Gabel direkt in das Quereholz der Reling gesteckt. Sie wurden auch Relingbüchsen genannt.
 

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Danke.
Ich konnt mir das nicht so richtig vorstellen.
Ich nehm an, dass da eher leichte Munition auf kurze Distanz verschossen wurde.
Ich hätt auch nicht vermutet, dass bereits damals Hinterlader gebräuchlich waren.

Was das Einsatzelement betrifft:
war da Pulverladung und Munition drin, oder nur Pulver?

P.S. Kompliment auch für Deine Zeichnungen!
 
Die ältesten Schiffsgeschütze waren alle Hiterlader, auch die Großen, die starr auf einer Klotz-oder Blocklafette montiet waren. Vorderlader kamen erst mit der Verwendung von Rad- oder Schlittenlafetten, die es ermöglichten das Geschütz zum laden nach innen zu ziehen, auf Schiffen zum Einsatz.
Die Kartusche war mit Pulver gefüllt, das Geschoss wurde zuvor durch die Kammer in das Rohr geschoben. Man verschoss mit den an den Seiten der Galeassen aufgestellten Petrieros (Drehbassen) häufig Eisenschrott, der eine verheerende Wirkung auf die gegnerische Mannschaft ausübte.
 
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Die ältesten Schiffsgeschütze waren alle Hiterlader, auch die Großen, die starr auf einer Klotz-oder Blocklafette montiet waren. Vorderlader kamen erst mit der Verwendung von Rad- oder Schlittenlafetten, die es ermöglichten das Geschütz zum laden nach innen zu ziehen, auf Schiffen zum Einsatz.

Ich hab mir vorgestellt, das Dichtungsproblem wär damals garnicht zu lösen gewesen.
Das kommt vielleicht daher, dass ich als Bub mit einem Freund ein kleines Schwarzpulverkanönli baute und eben dies ein Problem war.
Na, die Altvorderen waren offensichtlich keine solchen Amateure.. :)
 
Die Treibladung wurde mit einem Pfropfen verschlossen, dann wurde sie in das Kammerstück eingesetzt und mit Keilen eigeklemmt, sodass es möglichst dich am Rohr war. Möglicherweise wurde noch eine Kalfaterschnur aus Hanf als Dichtung dazwischengeklemmt.
 
Die Treibladung wurde mit einem Pfropfen verschlossen, dann wurde sie in das Kammerstück eingesetzt und mit Keilen eigeklemmt, sodass es möglichst dich am Rohr war. Möglicherweise wurde noch eine Kalfaterschnur aus Hanf als Dichtung dazwischengeklemmt.

Ich stell ich mir vor, dass man am vorderen Ende des Einsatzes eine Rundschnur anbringt. Ansonsten müsste man übers Eck vom Halbkreis zur Waagerechten dichten. (Dazu bräuchte man eine doppelte Verkeilung- von hinten und von oben)
Die Verdickung am Übergang zum eigentlichen Lauf könnte den Zweck erfüllt haben.
Der Vorteil einer Rundschnur besteht in der mit dem Druck steigenden Dichtwirkung.
Damit hätte das vordere Ende des Einsatzes ein wenig in einen angenommen vergrößerten Zwischendurchmesser eintauchen müssen.

Vielleicht wars aber auch garnicht notwendig, weil die Brisanz der Mischung der Treibladung es ausglich.
 
Dieses Bild zeichnete Ritter von Grünemberg, der ca 80 Jahre vor der Seeschlacht von Lepanto Passagier auf der Handelsgaleere "Contarina" war ,von seinem Schiff. Man sieht darauf sehr schön die zahlreichen Kanonen, die in Gabeln gelagert über die Reling schauen. Zu dieser Zeit hatten sie noch eine hölzerne Klotzlafette mit einem Griffstück, ähnlich dem einer Büchse.
 

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Da ich momentan das Modell einer Galeasse baue , wie sie über 100 Jahre nach Lepanto im Arsenal von Venedig gebaut wurde, werde ich den Thread noch etwas fortsetzen. Diese Schiffe feierten noch bei den diversen Dardanellen-Schlachten im osmanisch/venezianischen Krieg um Kreta Erfolge im Einsatz.
Auf den ersten Blick, scheint dieser Schiffstyp nicht mehr viel mit dem von 1571 zu tun zu haben. Das täuscht aber durch das Vorschiff, welches einem zeitgenössischen Segelschiff ähnlicher war als das einer Galea grossa b.z.W. Galeazza. Eigentlich hatte man nur das Vorkastell etwas gestreckt und an Stelle des Rammsporns ein begehbares Galion angebaut. Da diese Schiffe weniger zum entern gebraucht wurden, hatte der Sporn, der bei Galeeren die Brücke zum Gegner bildete seine Bedeutung verloren. Auch die Gestaltung der Heckaufbauten war etwas anders aber die weiten Überstände und Auskragungen über das Heck hinaus waren geblieben. Schaut man sich das Schiff von unten an, (Bild1) so sieht man noch einen relativ schlanken, gestreckten Grundriss (allerdings nicht so extrem schlank wie eine Galeere Bild 4). Alles was die Galeasse breiter erscheinen ließ, lag über der Wasserlinie.
Bild 5 zeigt die Anordnung der Ruderbänke (erst zu einem kleinen Teil fertig). Die Corsia (Mittelgang) ist bei der Galeasse viel breiter (,ca 2 m ) als bei einer Galeere (ca 0,80 m), was den Vorteil einer größeren Bewegungsfreiheit für die Besatzung bot aber auch ermöglichte, dass sich die wichtigsten Luken, wie die zur "Santa Barbara" ( Bezeichnung für Pulverkammer auf Galeeren und Galeassen) auf der Corsia und nicht ,wie bei Galeeren unter den Ruderbänken befanden. Die Corsia selbst war, unter den Laufbrettern quer in Sektionen unterteilt in denen u.A. ein Teil des Trinkwasservorrates für die Ruderer aufbewahrt wurde. Ein Deck über den Ruderbäbken war aber auch hier nicht vorhanden. Statt dessen waren Laufbrücken auf dem oberen Teil der seitlichen Schanzkleider (ca 2 ,-m über den Ruderbänken) angebracht worden, auf denen sich bei Kriegsfahrten ein Teil, der an Bord befindlichen Soldaten Söldner aufhielt. Kanonen konzentrierten sich auf Bug-und Heckkastell . Zwischen den Riemen waren einige Geschütze mit kleineren Kalibern untergebracht.
Fortsetzung folgt.
(Die Bilder zeigen noch einen frühen Bauzustand)
 

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In der ersten Hälfte des 16. Jh. hatte Vettor Fausto , in seiner Eigenschaft als Chef des Arsenals, der auch ein Hobby-Konstrukteur war, festgelegt, dass Großgaleeren ein einheitliches Heck mit Heckruder ,welches an einem gekrümmten Steven befestigt war führen mussten. Diese Stevenform war allerdings ziemlich problematisch und erlaubte lediglich zwei Scharniere (Fingerlinge) als Befestigung für das Ruder. Ein solch krummes Ruder ließ sich schlecht mittels Pinne bedienen, da der obere Teil hin-und her schwenkte, statt sich nur zu drehen. Auch die Galeassen des 17. Jh. waren noch nach der Methode" alla Faustina" (nach Fausto) konstruiert (Skizze 1 Heck1). Man begann den ,weiterhin gekrümmten Steven zu modifizieren, indem man den unteren Teil durch ein gerades Stück einebnete, was ein normal drehbares Ruder ermöglichte (Skizze1 Heck 2). Um endlich ein, wie in Nordeuropa längst übliches Steuerruder zu nutzen wurde schließlich der gesamte Steven geradegezogen. Da die Südeuropäer aber Rundungen liebten bekam auch die Galeasse die beiden Pobacken, die auch die Galeeren längst hatten. Bei der Galeasse waren sie aber etwas dicker;). Genannt wurde dieses Ruder a Ponentina.
Vollkommen aus der Mode kam das Heck alla Faustina aber offenbar nicht ,denn das Firmenschild eines Schiffbauers des Arsenals aus den fünfziger Jahren des 18. Jh. zeigt tatsächlich den Rumpf einer Galeasse mit rundem Heck http://www.albert-ottenbacher.de/venice/nave.jpg Das Schiff unten rechts im Vordergrund.
Galeazza alla Faustina http://www.veniceboats.com/images/navi-sottili-disegno-galeazza-alla-faustina-fianco-msnv.jpg
Galeazza a Ponentina: http://www.veniceboats.com/images/galeazza n 66.jpg
 

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