Stephan2 schrieb:
Vorschläge wie Tirpitz Flotte und Schiffe hätte besser bauen sollen, hat er zur damaligen Zeit mehr als genug bekommen - Brauchbares war weniger dabei, siehe
Projekt Homunkulus.
Ist man da schon zu kurz gesprungen? Hätte man Willi 2 und seinem Helfer Tirpitz nicht die Frage nach dem "warum? weshalb" stellen müssen?
Die Idee von Tirpitz:
Deutschland baut eine Flotte in einem bestimmten Verhältnis zur Größe Großbritanniens. Ein Angriff von GB auf Deutschland würde dazu führen, dass Großbritannien durch seinen Sieg seine Vormachtstellung als erste Seemacht verlieren würde. Deshalb wird es GB unterlassen, Deutschland anzugreifen
Die Idee der Nuklearen Abschreckung:
die in zwei Blöcken gespaltene Welt haben ausreichend Zweitschlagkapazität. Greift eine Partei die andere mit strategischen Nuklearwaffen an, wird sie durch die Zweitschlagkapazität des Angegriffenen ebenfalls vernichtet.
Das Ergebnis von Tirpitz:
GB erklärt Deutschland - trotz weitgehend realisierter Tirpitz-Flotte - den Krieg. Was passiert danach? Nichts. Mit der Abschreckung hat es nicht funktioniert. Da verrosten halt unsere Linienschiffe in den Flussmündungen der Nordsee. Vielleicht kann man ja bei Friedensverhandlungen die als Faustpfand benutzen.
Das Ergebnis nach Tirpitz-Art bei einem nuklearen Angriff:
Huch, hat nicht funktioniert. Mehr als 1.000 nukleare Sprengköpfe im Anflug! Das mit dem Zweitschlag hat ja doch keinen Sinn. Warum jetzt noch zurück schießen.
Der Vergleich hinkt wie Captain Ahab. Klar. Aber ich wollte die Absurdität der Tirpitzschen Strategie aufzeigen.
Hätte das Deutsche Reich an seine eigenen Idee geglaubt:
Eigentlich hätte man nach dem August 1914 die große Seeschlacht suchen und heroisch untergehen müssen. Die britische Verluste hätte diese als erste Seemacht entthront und die Seeherrschaft wäre - zumindest vorübergehend - den USA zugefallen.
Oder war man sich seiner eigenen Idee nicht mehr sicher?
Treffen 16 deutsche Schlachtschiffe auf 24 britische, gehen alle 16 deutsche zu den Fischen und nehmen 16 Briten mit? Oder ist es nicht bei einer Artillerieschlacht so, dass der an Zahl überlegene Gegner seinen artilleristischen Vorteil benutzen kann um einzelne Schiffe des Gegners durch mehrere eigene Schiffe unter Feuer zu nehmen? Fragen wie Geschwindigkeit, Geschützreichweite, Salvengewicht, Treffer-Erkennung, Lee/Luv-Position und Wetterlage mal außen vor gelassen. Durch die Schwerpunktbildung werden schnell Schiffe des Unterlegenen ausgeschaltet. Das Zahlenverhältnis neigt sich am Anfang langsam und dann immer schneller zu Ungunsten des Unterlegenen. So ein Ergebnis könnte dann 16 Verluste auf der Seite des Unterlegenen zu 0 auf der Gegnerseite sein.
Wir dürfen uns nicht von den Verlusten des 31.05.1916 blenden lassen. Da flogen schlecht gepanzerte Blechbüchsen auf britischer Seite in die Luft. Jedoch überstanden die QE-s das Feuer des 3. Geschwaders so, dass sie nicht vom Untergang bedroht waren. Schiffbaulich so riesig überlegen war das einzelne deutschen Linienschiff seinem englischen Pendant nicht, als dass dies die Gesetzmäßigkeit einer Seeschlacht im 20. Jahrhundert hätte auslöschen können. Es wäre bei einer Schlacht mit guter Sicht nur auf Anzahl der Schiffe, des Salvengewichts und der Zielgenauigkeit angekommen. Auch ein Nelson an Deck von SMS "Kaiser" hätte das nicht ändern können.
Wenn man das nicht abstreitet, dann war der ganze Tirpitzplan ein Traumgebilde. In Wirklichkeit hat man damit die Engländer in die Konfrontation getrieben, dem Heer vielleicht entscheidende Ressourcen entzogen und am Schluss auch nicht mehr erreicht als die Österreicher mit ihrer KuK-Flotte. Auch die hat ihre Küste vor überlegenen Franzosen und Italienern erfolgreich geschützt - für ein paar Goldmark weniger als dies bei den Hohenzollern der Fall war.
Eigentlich waren Deutsche und Engländer geborene Partner. So sah das zumindest Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, der Gemahl von Queen Victoria:
- beide standen sich religiös nahe (England anglikanisch, die Hohenzollern protestantisch)
- beide hatten den selben Feind (Frankreich)
- beide hatten eine ähnliche Mentalität
Und trotzdem hatten es die Deutschen vermasselt, sich - wenn auch als Juniorpartner - die Briten als Verbündeten zu sichern. Warum waren die Churchills jetzt unsere Gegner anstatt wie bei Höchstadt unsere Verbündeten? Irgend etwas ist da gewaltig schief gelaufen und das war nun sicherlich nicht allein den Briten anzulasten.