@Sepiola
ja das ist richtig, dass Ptolemaios die Hermunduren nicht kennt. Jedoch sind die suebischen Langobarden u.a richtigerweise an der Lippe von ihm gesetzt. Die elbgermanischen Situlen des Laténe Stufe D1b/D2a (85-60 v. Chr.) finden sich plötzlich im Lippe-Gebiet (18 nachgewiesene Siedlungsplätze). Bei Caesars Treffen mit den Usipetern und Tenkterern sagen diese:
"Einzig den Sueben würden sie weichen, denen nicht einmal die unsterblichen Götter gewachsen seien..."
Das lässt sich mit der Einwanderung elbgermanischer Stämme in das Lippe-Gebiet in Einklang bringen. Problem ist nur, dass Ptolemaios die Chronologie außen vorlässt.
Zurück zu Steidl:
"Den Zeitpunkt für die Eingliederung größerer markomannischer oder der markomannischen
Machtsphäre angehörender germanischer Gruppen in Raetien wird man am
ehesten im Umfeld des Jahres 18 n. Chr. zu suchen haben. Damals floh Marbod nach seiner
Vertreibung durch Catualda „über die Donau, wo sie an der norischen Provinz vorüberfließt“
und erhielt daraufhin von Tiberius Ravenna als Wohnsitz zugewiesen. Aber auch Catualda
konnte sich nicht lange halten, sondern wurde 19 n. Chr. aufgrund einer von Rom angezettelten
Intrige durch die Hermunduren unter Vibilius gestürzt. Nach Tacitus siedelte man von
römischer Seite die Gefolge des Marbod und Catualda nördlich der Donau zwischen Marus
und Cusus unter König Vannius vom Stamm der Quaden an, „damit sie nicht, unter die Bewohner
der ruhigen Provinzen gemischt, Unruhen stifteten“. Es ist aber durchaus anzunehmen,
dass diese Aussage des Tacitus als Pauschalisierung und Verkürzung zu betrachten
ist. Es dürfte kaum in römischem Interesse gewesen sein, gerade die militärische Elite der
beiden Fürsten unter einem neuen König zusammenzuführen. Selbst unter direkter römischer
Aufsicht wird die Gefahr bestanden haben, dass ein neues germanisches Machtzentrum
unmittelbar vor der Reichsgrenze entsteht. Auch ist zu fragen, ob sich die rivalisierenden,
zuvor sogar bekämpfenden beiden Gefolgschaften überhaupt ohne weiteres zu einer neuen
Gemeinschaft zusammenführen ließen. Und schließlich würde es verwundern, wenn Rom
nach Aufnahme der Exilanten Marbod und Catualda die dem Imperium dabei in den Schoß
gefallenen germanischen Militärkontingente weitgehend nutzlos wieder abgeschoben hätte.
Hierzu war der Bedarf an Soldaten für die Auxiliartruppen zweifellos viel zu hoch − nicht
zuletzt nach den tragischen Ereignissen des Jahres 9 n. Chr."
Dem ist nichts hinzuzufügen.