Niemand hat in diesem Zusammenhang von Verordnungen gesprochen, sondern vom kulturellen Mittelpunkt Paris.
Du hattest davon gesprochen, dass dass Französische es wesentlich einfacher gehabt hätte zu einer geregelten Standartsprache zu werden.
Ich hatte dich darauf hingewiesen, dass das so ganz nicht stimmt und der Umstand, dass das Französische, dass als Kanzlei- und Behördensprache diente, nicht unbedingt dem entsprach, was in den Provinzen tatächlich gesprochen wurde, mit besonderer Rücksicht auf den okzitanischen Süden,
Dort wurden Bücher gedruckt
Bücher wurden vielerorten gedruckt. Daraus, dass in Paris in einem Französisch gedruckt wurde, dass die französischen Könige als Standartsprache protégierten, ergibt sich nicht eine automatische Anpassung anderer Regionen an dieses Französisch.
Das aber bedeutet, dass vor allem die große Reichweite, die Französisch als Sprache später zu einigem Prestige und einiger weiterer Verbreitung verholfen haben dürfte (schon deswegen, weil die in dieser Sprache verfügbare Literatur irgendwann eine kritische Masse erreichte, an der vor allem auch die Gelehrten nicht mehr vorbei kamen), zu dieser Zeit sicherlich noch nicht unbedingt gegeben war.
Schon deswegen, weil noch sehr viel in den okzitanischen Dialektenn gedruckt worden sein dürfte, die jemand der das Pariser Französisch beherrschte aber nicht unbedingt verstand.
Sich auf eine Standartsprache für die Verwaltung festzulegen und das durchzupauken, das war das Eine.
Um die als Standartsprache vorgesehene Ausprägung aber tatsächlich zu internationalem Renomée zu bringen, war es vor allen wichtig, dass die wissentschaftliche und schögeistige Literatur vermehrt in dieser Sprache abgebildet wurde und konsumiert werden konnte.
Und das - pardon - lässt sich nicht darauf reduzieren, dass Paris ein Kulturzentrum war und die französischen Könige in enormes Prestige genossen.
Dem stand das durchaus vorhandene regionale Sonderbewusstsein auf der anderen Seite durchaus entgegen.
Sowohl in den Regionen Frankreichs, deren eigentliche Primärsprache mit dem Französischen überhaupt nichts zu tun hatte, wie die Bretagne, die starke dialektale Traditionen hatten, wie gesamte Süden oder, die als französischsprachige Regionen außerhalb Frankreichs lagen und deren Bevölkerung sich wahrscheinlich eher nicht so unbedingt mit dem damaligen Frankreich oder den französischen Königen identifizierte, wie Lothringen.
Und warum in Antiqua? Weil Ludwig der XIV. sich damit profilieren wollte. In seinem Auftrag (1692) wurde Antiqua (1702) modernisiert: "Romain du Roi"-Type entstand, die allein der königlichen Druckerei vorbehalten war und niemand sonst sie benutzen durfte. Natürlich haben andere Typenschneider diese königliche Antiqua-Type nachgeahmt - so wurde Antiqua zum Standard in Frankreich.
Diese Erklärung scheint angesichts des Umstands, dass die sich auch in Italien und Spanien durchsetzte durchaus fragwürdig.
Was mich in diesem Zusammenhang wundert, ist, dass du auf ein ganz bestimmtes Erklärungsmuster noch nicht abgestellt hast, bei dem ich im Hinblick auf die Verbreitung von Antiqua durchaus Einflusspotential sehen würde.
Und das sind die Präferenzen der Katholischen Kirche.
Es fällt ja durchaus ins Auge dass sich Antiqua in vor allem in den katholischen Ländern sehr schnell duchsetzte, was für mich die Frage aufwirft, wie es eigentlich mit den Schiftgepflogenheiten der katholischen Kirche aussah, die ja vielerorts, auch wenn sie in den Kanzleien und an den Höfen in der Verwaltung ncht mehr so präsent war, wie im Mittelalter nach wie vor ihre Hände auf einem Großteil der vorhandenen Schulen hatte und durchaus auch ein großer Auftraggeber für Drucker gewesen sein dürfte.
Ja, Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum waren auch international vernetzt - aber nicht so miteinander verwandt wie der Adel. Das ist ein Unterschied, denn Blut ist dicker als Wasser.
Entschuldigung, wenn gerade aus dem Wirtschafftsbürgertum heraus immer wieder Auslandsniederlassungen gegründet und mit Verwandten besetzt wurden, dann waren auch da familiäre und verwandtschaftliche Bindungen ins Ausland vorhanden.
Und Plattitüden, wie "Blut ist dicker als Wasser" retten das Postulat nicht.
Denn selbst wenn die Kontakte zum Ausland nicht die Intensität verwandtschaftlicher Beziehungen hatten, resultiert daraus noch lange kein ausschließlich auf die eigene Nation festgelegtes Mindset.
Die Vorstellung das Bürgertum per se, sei unterschiedslos nationalistisch gewesen, der Adel hingegen international orientiert, geht so einfach nicht auf.
Es war in der Tat eine Momentaufnahme, dennoch war der Gedanke richtig. Der Minister konnte ja nicht wissen, wie sich die Dinge später entwickeln würden.
Ich weiß nicht, was an dem Konzept richtig oder falsch sein soll, es war, wenn man bestimmte Ziele erreichen wollte sinnvoll, wenn man andere Ziele erreichen wollte, weniger sinnvoll.
Es war sinnvoll, wennn man die Integration der polnischsprachigen Bevölkerungsteile, im Besonderen der Oberschichten erreichen wollte, es war weniger sinnvoll, wenn man sich mit der sich herausbildenden deutschen Nationalbewegung liieren wollte, die Fratur als Idenntifikationsstiftendes Kulturgut zu betrachtenn begann.
Die Frage ist aber, welche Relevanz die omentaufnahme eines Vorschlages, der kurz darauf durch Änderung der Gesamtumsstände obsolet wurde, für die spätere Entwicklung hatte.
Oder was genau das ganze nun eigentlich beweisen sollte/könnt?
Ich habe nicht gesagt, dass Österreich Widerstand leistete, sondern nur, dass es zwischen Preußen und Österreich Gegensätze gab
Was du auf den Umgang mit der Fraktur und gesamtdeutschen Kontext bezogen hattest.
Was mich persönlich irritiert, da Preußens Reichweite in Gesamtdeutschland (im Besonderen wenn man darunter das Regnum Teutonicum des alten Reiches versteht), in dieser Zeit eher gering war.
Preußen hatte innerhalb diseses Verbandes vor dem Ende der Napoléonischen Epoche mit der Mark Branndenburg, Pommern und Schlesien (das aber zum Teil polnischsprachig war), drei größere Provinzenn innerhalb dieses Gebietes und dazu ein wenig Streubesitz.
Damit affektierte preußische Innenpolitik allerdings nicht annähernd den geamtdeutschen Raum.
Und sofern die Frage Antiqua vs. Fraktur nicht Thema der innerdeutschen Außenpolitik wurde, ist mir auch nicht so ganz klar, was nun Österreich oder speziellen Gegensätze zwischen Preußen und Österreich mit der Thematik zu tun haben.
Im Besonderen vor der Westverschiebung Preußens 1815 waren ja die Teile des deutschen Sprachgebiets, die weder unmittelbarer Besitz Preußens, noch Österreichs waren, nochmal erheblich größer, entsprechend auch die Auswirkung von deren Eigenleben auf die Gesamtverhältnisse im deutschen Spracharaum.