300 - Frank Miller

Artorius schrieb:
Ist bekannt, warum er das gemacht hat? Um sie zu retten?

Wäre das naheliegendste. Laut Herodot schickte er sie weg, als bekannt wurde, dass die Perser den Bergpfad kennen und sie umzingeln werden.
Im Film werden neben den 300 nur die Akadier als Unterstützung gezeigt, deren Zahl unklar bleibt (mehr als die Spartaner), später werden Phoker erwähnt, die oben genannten Ziegenpfad schützen sollen. Im Comic heißt es unter einem Bild "From Tegea an Mantinea they come -- from Thespiae and Thebes and opus an Phocis an Malis. Some by dozens. some by the hundreds. (...) Seven thousands strong"
Nach dem Rückzugsbefehl heißt es "an handful stay. thousands leave" Zwar redet Leonidas immer noch nur von den 300, aber Miller zeichnet auch ein Bild in dem die Thespier von den Unsterblichen auf dem Bergpfad überrascht werden.
 
Immernoch eine deutliche Übermacht, die durch geschicktes Ausnutzen der Gegebenheiten und taktisches Geschick an den Thermophylen besiegt wurde.

Man kann jetzt darüber streiten, ob das Vorgehen der Griechen taktisch & strategisch klug war, und auch warum man das so sieht. Über eines kann man nicht streiten: Die Perser haben gewonnen... ;)

Ist bekannt, warum er das gemacht hat? Um sie zu retten?

Die Stellung der Griechen war unhaltbar, nachdem sie umgangen worden waren, insofern: Wahrscheinlich ja. Ob die Spartiaten tatsächlich freiwillig zum Sterben blieben, oder ob sie als Nachhut eigentlich auch einen Rückzug planten, der dann von den Persern verhindert wurde, ist strittig; das würde aber erklären, wieso Thespier und Thebaner auch von den Persern erwischt wurden.
 
Man kann jetzt darüber streiten, ob das Vorgehen der Griechen taktisch & strategisch klug war, und auch warum man das so sieht. Über eines kann man nicht streiten: Die Perser haben gewonnen...
Richtig. Aber in der gleichen Kräftekonstellation auf freiem Feld hätte das persische Heer die Griechen wohl nicht deutlicher bemerkt, als einen Bachlauf, des es zu überwinden galt ...
 
Bei 50.000 zu 7.000...so schnell wäre das sicherlich auch nicht gegangen.
Den Vorwurf Propaganda zu sein, sollten wir vielleicht im entsprechenden Thread diskutieren. Er erscheint mir nämlich nur schwer zu begründen zu sein, was aber auch daran liegt, dass sich meine Interpretation inzwischen stärker auf den Comic als den Film stützt und dieser etwas kritischer ist.
 
Ein kurzer Dialog aus dem Comic:
Leonidas hat seinen Soldaten von der anstehenden Umzingelung berichtet und angekündigt die Stellung zu halten.
Stelios: We're with you, Sir. To the death (Wir stehen Euch bei, Sir. Bis in den Tod)
Leonidas: I didn't ask. Leave Democracy to the Athenians, boy (Das war keine Frage. Überlass die Demokratie den Athenern, Junge)
Für Propaganda imho ungeeignet, da sie Demokraten die Identifikation mit den Spartanern deutlich erschwert.
Im Film fehlt diese Stelle.
 
Für Propaganda imho ungeeignet, da sie Demokraten die Identifikation mit den Spartanern deutlich erschwert.
Im Film fehlt diese Stelle.

Auch meine Meinung, From Hell, ein von Alan Moore erschaffenes Meisterwerk wurde vom Kino auch verhundst, das hat mehr mit dem Regisseur Zack Snyder zu tun (dessen Name durchaus berechtigt ist).
Leider führt der Typ auch bei der neuesten Moore-Verfilmung, nämlich "Watchmen", Regie.
Der Kerl hat es sich zur Gewohnheit gemacht, in seinen Filmen die wichtigsten Schlüsselszenen im Trailer zu zeigen, war bei 300 so, und vor allem die Actionszenen in den Vordergrund zu stellen.
From Hell betrachtet durchaus auch die sozialen Umstände der viktorianischen Zeit, Moore hat für den 600seitigen Comic fast die ganzen Achtziger Jahre durchwegs recherchiert.
Was ist daraus geworden, in der Verfilmung siehst du einen jungen kiffenden Esoterik-Komissar, gespielt durch einen viel zu jungen Johnny Depp, der ganze Film ein Dreck.
In Watchmen wird es auch weniger um den kalten Krieg und die packende hochintelligente Story gehen, die eine der besten Wendungen enthält, die man sich von einem literarischen Werk erhoffen kann, sondern eher um "coole Action" und glamouröse Filmästhetik.
Wie gesagt "nur" weil es ein Comic ist und der Film Scheiße war, heißt das nicht, dass der Comic auch so ist, das sind spätestens seit den Achtzigern nicht nur Mickymaushefte.

edit: im Trailer zu Watchmen können die Typen auf einmal alle fliegen und superhohe Sprünge machen, einfach nur lächerlich, im Comic sind sie das was sie sind, normale Menschen, außer einem...
 
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Eine Frage die sich mir schon lange stellte ist, warum sich die Griechen nicht einfach ein Stück weiter zurückgezogen haben. So weit ich die dortige Geographie überblicke, hätte es enge Schluchten in Hülle und Fülle gegeben. Delbrück schreibt zwar, dass es eigentlich unmöglich gewesen wäre das Gebirge als langfristige Verteidigung anzusehen, aber soweit ich weiß war ein Sieg an den Thermophylen gar nicht wirklich erwartet worden, es sollte die Perser nur aufhalten, damit die Athener evakuiert und die spartanische Halbinsel abgeriegelt werden konnte.
Trotzdem hätte man sich in diesem Gebirge doch einige Kilometer weiter zurückziehen können und die "Front" erneut aufbauen können, um so der Einkreisung zu entgehen.
Sofern ich mit dieser Aussage recht habe, kann man eigentlich nur drei Theorien annehmen:
1. Die Spartiaten waren tatsächlich so fanatisch und todessüchtig wie in dem Film dargestellt und zogen sich aus Prinzip nicht zurück.
2. Die Spartiaten waren (wie Reinecke schon schrieb) die Nachhut der anderen Heeresteile und wurden eingekreist, als sie den Rückzug deckten.
3. Die Spartiaten wussten nichts von der Umgehung ihrer Linien (dies würde von Herodot abweichen) und die anderen Truppen zogen sich zurück, nachdem sie erkannten, dass die persische Flotte im Begriff war sie zu umgehen.

Ach noch zum Film:
Der letzte Dreck. Ich hab ihn nur in Ausschnitten gesehen, aber das hat schon gereicht.
Auffallend gut harmoniert er jedoch mit den Klängen der Metalband "Static-X" (entsprechende Videos auf YouTube), bei deren Werken es ja auch meistens um Zerstörung geht.
Aber der Film zeigt mal wieder, wie nah Heldenmut und Dummehti bei einander liegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was erwartet ihr denn auch::(
Der Film wurde zur Unterhaltung der breiten Masse gedreht,die sich wohl zum Grossteil nicht mit den historischen Fakten auskennt. Eiin realitätsnaher Film würde wohl als langweilig empfunden werden!
 
nicht, wenn man ihn rein als Actionfilm oder Splatter sieht. Da hat er sein Ziel voll erfüllt, aber der historische Aspekt ist vernachlässigbar und wie schon erwähnt ist der Film ziemlich propagandistisch, auch wenn es in meinen augen ein an den Haaren herbeigezogener Vergleich ist.

Wer bei Marathon zu spät kommt –ob wegen Helotenaufständen oder religiösen Verpflichtungen- und sich trotzdem immer noch als die „krasse“ Militärmacht in Griechenland verkaufen will muss halt zeigen das er immer noch „Eier in der Hose“ ([FONT=&quot]Verzeihung) [/FONT]hat. Der Verlust von ca. 300 Spartiaten und einem König (glücklicherweise hatte man ja noch einen Ersatzspieler) sollte vielleicht nur zeigen, dass man keine Angst vor einem übermächtigen Heer hat und dem Feind, egal welchem, mit Todesverachtung entgegentritt. Man will ja schließlich noch von den anderen Griechen ernst genommen werden.

Wenn man im Übrigen den Comic gelesen hat und eine gewisse Symbolsprache versteht kann der Film auch vom geschichtlichen Standpunkt aus interessant sein und durchaus mit Genuss angesehen werden. Nur die Ephorenszene ist absolut unkorrekt und stört das Filmvergnügen etwas was aber der Comicvorlage geschuldet ist.
 
Wer bei Marathon zu spät kommt –ob wegen Helotenaufständen oder religiösen Verpflichtungen- und sich trotzdem immer noch als die „krasse“ Militärmacht in Griechenland verkaufen will muss halt zeigen das er immer noch „Eier in der Hose“ ([FONT=&quot]Verzeihung) [/FONT]hat. Der Verlust von ca. 300 Spartiaten und einem König (glücklicherweise hatte man ja noch einen Ersatzspieler) sollte vielleicht nur zeigen, dass man keine Angst vor einem übermächtigen Heer hat und dem Feind, egal welchem, mit Todesverachtung entgegentritt. Man will ja schließlich noch von den anderen Griechen ernst genommen werden.

Herodot war Zeitzeuge der erfolgreichen Spartanerzeit in Griechenland. Vielleicht hegte er große Sympathien für Spartas Staat und Gesellschaftsauffassung (zu seinen Lebzeiten standen Athen und Sparta im Clinch) und schrieb deshalb den Quatsch mit 300 Spartiaten und 5 Millionen Persern.
 
nicht, wenn man ihn rein als Actionfilm oder Splatter sieht. Da hat er sein Ziel voll erfüllt, aber der historische Aspekt ist vernachlässigbar und wie schon erwähnt ist der Film ziemlich propagandistisch, auch wenn es in meinen augen ein an den Haaren herbeigezogener Vergleich ist.
Propaganda wofür oder wogegen?
Mit welcher Seite soll man sich identifizieren? Mit den faschistoiden Spartanern oder dem persischen Absurditätenkabinett?
 
Irgendwie hat der Film auch etwas von, sorry, "Schwulenästhetik". Kann es sein, dass dies im Vordergrund stand? Jeder weiß doch, dass die Spartaner nicht halbnackt mit breiter Brust in die Schlacht zogen.
 
Irgendwie hat der Film auch etwas von, sorry, "Schwulenästhetik". Kann es sein, dass dies im Vordergrund stand? Jeder weiß doch, dass die Spartaner nicht halbnackt mit breiter Brust in die Schlacht zogen.


Je nach Warte kann man das sicher so betrachten, daß die Homoerotik hier stark ausgeprägt ist. Meintest du das im Bezug auf die Objektifizierung von Körpern die hier stattfindet oder auf bestimmte Szenen und Gesten bezogen? Ähnlich wie bei Riefenstahls Olympia oder der 'Cool Water Werbung'?

So weit ich mich erinnern kann, hatte ich den Eindruck der ausdrücklich beabsichtigten Homoerotik nur bei der Darstellung Xerxes', wo es mir so vorkam, daß es als ausgleichendes Gegenstück dargestellt wurde um die Spartiaten wie 'echte' Männer aussehen zu lassen. Man kann das so interpretieren, daß die Sinnlichkeit und Verkommenheit des Feindes, den wahren und aufrichtigen Werten der Helden gegenübergestellt wird.

Dann wiederum frage ich mich, in wie weit das im Auge des Betrachters liegt. Ohne weit ausholen zu wollen, ist es in verschiedenen nicht-westlichen Kulturen durchaus üblich, daß Männer Händehaltend über die Straße laufen, was dem westlichen Auge antrainiert ist mit Liebesbeziehungen in Verbindung zu bringen. Bei Männern, weniger bei Frauen oder jungen Mädchen.

Ich, zum Beispiel, (sobald ich fertig war mich zu fragen wer schon ein großes, endloses Loch im Hof hat in das Kinder, Vieh und Betrunkene im Dunkeln fallen können, ohne mal einen Zaun aufzustellen), fand es nur Recht und billig, daß die Spartiaten sich textilarm zeigten, als Ausgleich dafür, daß mir niemand gesagt hat, daß es sich um eine Comicverfilmung handelte. Ja, ich habe aus weiblicher Warte gnadenlose Objektifizierung betrieben, weswegen ich mich persönlich der 'Schwulenästethik' nicht so recht anschliessen kann, da es eben aus meiner Sicht so ausgesehen hat, als hätten die Filmemacher sich extreme Mühe gegeben die Spartiaten alle als hetero darzustellen, womit dann sich bei mir die Geistesverfassung eines Kindes im Bonbonladen eingestellt hat. :red: :D

Hmm, das wird mir jetzt den ganzen Tag keine Ruhe lassen. Ich frag' mal bei den Kollegen/Kolleginnen aus Media und Gender Studies nach, wie der Film dort interpretiert wurde. :winke:
 
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