"Alexander" von Oliver Stone

Marbod schrieb:
Einzig der große Kritikpunkt von Q.F., dem muß ich hier noch mit allem Nachdruck zustimmen! Vangelis sollte man einfach die Arbeitserlaubnis entziehen.
Daran gemessen ist eigentlich alles andere am Film recht gut gelungen.

Ich war seinerzeit in einer dürftig besuchten Nachmittagsvorstellung. Nach den ersten Minuten bin ich nach hinten gegangen und habe gefragt, ob man den Sound runterdrehen könnte. Die Jungs haben das dankbarerweise sofort eingesehen, und von da an war der Rest des Films sehr erträglich.
 
So, alles bisherige durchgelesen.

Mein Resümee nach dem Film: Stone versuchte den Charakter Alexanders in den Mittelpunkt des Films zu ziehen und alles andere (Schlachten, exotische Orte etc.) war "notwendiges" Beiwerk um den wirtschaftlichen Erfolg des Filmes abzusichern. Die ständigen homoerotischen Szenen waren zu dick aufgetragen. Zweimal hätte auch gereicht, da es ja wohl kein Liebesfilm werden sollte.

Recht eindeutig wurde versucht die zukunftsweisende Sicht Alexanders der Gleichwertigkeit der Völker zu verdeutlichen, als er seinen Makedoniern klar machen wollte, daß die asiatischen "Mitbürger" ebenso viel wert seien wie sie und er eine Asiatin als Frau wählte. Da wurden amerikanische Ideale platt auf das Altertum projeziert und mancher Altgrieche erschien als rassistischer Naziabklatsch. In Nebensätzen wurden Stadtgründungen und Verwaltungsdetails des Riesenreiches eingeworfen, die mich viel mehr interessiert hätten, als die elend langen Briefwechsel und Dialoge mit seiner machtgierigen Mutter.
Ich fand den Film ziemlich langweilig, obwohl ich am Thema Interesse hatte und habe ihn bis zum Ende geguckt. Meine Frau hat mich allerdings für den verschenkten Abend verflucht...
:runter:
 
Da muß ich jetzt aber lachen, lieber Arne, denn meine Frau hat mich ebenso über diesen verschenkten Abend verflucht. :rofl:
 
Arne schrieb:
Da wurden amerikanische Ideale platt auf das Altertum projeziert und mancher Altgrieche erschien als rassistischer Naziabklatsch.

Wofür Oliver Stone ja berühmt ist. Wer erinnert sich nicht an die Propagandafilme "Platoon" und "JFK"
 
Liebe Leute,

bevor ich ins Kino ging, habe ich mich gefragt, wie man eigentlich Alexanders Leben auf die Leinwand pressen will. Im Grunde hat der Junge seine Zeit mit einer Unzahl von Feldzügen verbracht und das hellenistische Zeitalter, mit seinen großartigen kulturellen Leistungen, begann erst mit seinem Tod. Immerhin hat mich der Film veranlasst, die Alexanderbiografie von Siegfried Lauffer zu lesen. Danach wurde mir klar, dass der "Stoff" für einen guten Film wirklich schwer geeignet ist.

Alexander war wohl ein sehr emotionaler Mensch. Lauffer berichtet zum Beispiel davon, dass er bei der Parade seiner Truppen vor Rührung weinte. Genauso konnte er - wie im Film gezeigt - im Zorn einen seiner getreuesten Weggefährten töten. Im Film galt es nun, diesen Charakterzug vom "Schwulen"-Thema und auch vom äußeren Erscheinungsbild (blonde Mähne) abzusetzen, damit Alexander nicht zu bizar erscheint. Das ist Stone nicht überzeugend gelungen.

Mit Hephaistion hatte Alexander wohl wirklich eine Liebesbeziehung. Also ist es auch in Ordnung, dass diese im Film gezeigt wurde. Nur wurde sie im Film halt nicht realistisch gezeigt. Echte Sexszenen gab es nicht. Stattdessen wurde die Liebe der beiden Männer furchtbar schwülstig angedeutet. Auch kam General Hephaistion, der für Alexander häufig schwierige und heikle Aktionen zu erledigen hatte, im Film wie eine geschminkte und pelztragende Tunte rüber.:runter:

Alexander war in erster Linie der "Weltenbezwinger", d.h. der Eroberer und Zerstörer. Gott sei dank hatte Stone Mitleid mit seinem Publikum und nicht den ganzen Film mit Schlachtszenen vollgestopft. Über die Darstellung der Schlacht von Gaugamela habe ich mich anfänglich ziemlich geärgert. Man hat ja nicht viel von der Schlacht gesehen. Im Buch habe ich dann gelesen, dass Alexander die Schlacht wohl wirklich nur wegen den Staubverwirbelungen und der schlechten Sicht gewonnen hat.:autsch: Da saß ich im Kino wohl auf der Leitung.

Gespannt war ich, wie Stone Alexanders große politische Bedeutung, die in seinem Verständnis des Monarchentums und in seiner universellen Staatsidee lag, in laufende Bilder umsetzte. Um gegenüber allen seinen Untertanen der gleiche absolute Monarch sein zu können und zu einer einheitlichen Verwaltung seines Reiches zu gelangen, musste Alexander notgedrungen, sich zum Gott erklären lassen sowie die eroberten Völker respektvoll und gleich behandeln. Im Film wurde gezeigt, welchen Streit er wegen dieser Politik mit seinen Griechen hatte, die ja nach Persien zogen, um sich an den Persern zu rächen, deren Land anzueignen und zu hellenisieren. Im Film wurde diese Thematik mit einer Freiheitsrhetorik verbunden, die stark an George W. Bush erinnerte, aber völlig unangebracht war. Alexander ging es ja nicht darum, andere Völker zu befreien. Er strebte danach die den Griechen damals bekannte Welt in ein Reich zu zwängen. Vielleicht wollte Stone ja andeuten, dass eine entgrenzte Freiheit zu einem Imperium führt, welches despotisch regiert werden muss. Aber diese Thematik hätte er besser nicht in seinen Film gepackt.:mad:

Alles in allem hat der Film bei mir bewirkt, dass ich mich wieder etwas mehr mit antiker Geschichte beschäftigt habe. Insofern hat sich der Gang ins Kino wohl doch gelohnt.:rofl:
 
In Bezug auf die "Homoerotik" (...) scheinen hier manche wirklich noch ein mehr oder weniger großes Problem zu haben. Schade, daß es sowas heute noch gibt...

Zu Vangelis: ICh frage mich sowieso, warum Stone Vangelis den Auftrag erteilte (nur weil er auch Grieche ist??). Nach der überaus erfolgreichen Zusammenarbeit mit Altmeister John Williams (Born on The Fourth Of July und JFK) hätte ich mir den gleichen Komponisten wieder gewünscht.

Grüße,

Imperial
 
Imperial schrieb:
In Bezug auf die "Homoerotik" (...) scheinen hier manche wirklich noch ein mehr oder weniger großes Problem zu haben. Schade, daß es sowas heute noch gibt...
Ich denke darum geht es den meisten gar nicht. Jedenfalls habe ich keine Probleme damit, einen Film über Schwule zu sehen.
Aber in DEM Film fand ich es überflüssig, aufgesetzt und zuviel Raum einnehmend. Der Film wird immerhin aus der Perspektive von Ptolemaios erzählt. Warum sollte der in seinen Erinnerungen dieser Marginalie soviel Raum widmen?
 
Andronikos schrieb:
Ich denke darum geht es den meisten gar nicht. Jedenfalls habe ich keine Probleme damit, einen Film über Schwule zu sehen.
Aber in DEM Film fand ich es überflüssig, aufgesetzt und zuviel Raum einnehmend. Der Film wird immerhin aus der Perspektive von Ptolemaios erzählt. Warum sollte der in seinen Erinnerungen dieser Marginalie soviel Raum widmen?
Wieviel Raum Ptolemaios in seinen Erinnerungen der Beziehung zwischen Alexander und Hephaistion gewidmet hat, ist nicht bekannt. Leider sind diese verschollen. In der Antike haben zwar verschiedene Alexanderbiografen auf diese zurückgegriffen. Aber dies geschah nur bruchstückhaft und selektiv, so dass nicht beurteilt werden kann, ob die Beziehung zwischen Alexander und Hephaistion in den Erinnerungen von Ptolemaios wirklich nur in einer randbemerkung geschildert wurde.

Es sprechen jedoch zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass für Alexander die Beziehung mit Hephaistion keine Marginale gewesen sein kann. Alexander selbst verglich dieses Verhältnis mit dem von Achilleus und Patroklos. Er gab Hephaistion Drypetis, die zweite Tochter des Dareios zur Ehefrau, um ein verandschaftliches Verhältnis zu sich herzustellen. Die Beerdigung von Hephaistios erfolgte nach den Riten der Beerdigung eines persischen Königs und verschlang die Unsumme von 12.000 Talenten. Es ist deshalb nur folgerichtig, dass auch in der cineastischen Biografie über den Menschen Alexander die Darstellung dieser Beziehung nicht bloß den Charakter einer Randbemerkung haben kann.

Allerdings muss ich Dur recht geben, dass diese Beziehung im Film ziemlich schlecht dargestellt wurde. Die Beziehung wirkte schwülstig, Hephaistion wie eine Tunte. Dass es sich bei diesem nicht nur um Alexanders Geliebten, sondern auch um einen sehr wichtigen Kampfgefährten handelte, der viele wichtige und heikle Aufgaben erledigte, wurde mir erst beim Lesen der Biografie von Prof. Lauffer klar.
 
Gandolf schrieb:
(...) Im Buch habe ich dann gelesen, dass Alexander die Schlacht wohl wirklich nur wegen den Staubverwirbelungen und der schlechten Sicht gewonnen hat.:autsch: Da saß ich im Kino wohl auf der Leitung.

Und weil Dareios mitten im Kampf ganz dringend aufs Klo musste und weil man in der Nacht davor den Persern und ihren verbündeten die Schnürsenkel zusammengebunden hat. :mad:

Die Aussage der Staubverwirbelung hast du doch der Theorie des Mitglieds "Quintus Fabius" entliehen, oder? Bei Siegfried Lauffer konnte ich jedenfalls nichts finden.
 
Alexandros schrieb:
Und weil Dareios mitten im Kampf ganz dringend aufs Klo musste und weil man in der Nacht davor den Persern und ihren verbündeten die Schnürsenkel zusammengebunden hat. :mad:

Die Aussage der Staubverwirbelung hast du doch der Theorie des Mitglieds "Quintus Fabius" entliehen, oder? Bei Siegfried Lauffer konnte ich jedenfalls nichts finden.
Sorry. Ich habe gerade im Lauffer nachgeschaut und dort zum Thema Staubverwirbelung nichts gefunden.

Dafür fiel mir aber gerade ein, dass ich in der Buchhandlung im Buch "Schlachten der Weltgeschichte" (Autoren: Stig Förster u.a.) die Schlacht von Gaugamela nachgelesen habe. Diese wird dort unter der Überschrift "Weltreich im Staub" ausführlich beschrieben.

Wenn ich mich nicht irre, hat Dareios sich für die Schlacht ein spezielles Gelände herausgesucht und dieses Gelände einebnen lassen, damit seine Streitwägen besonders gut zum Einsatz kommen konnten. Als Alexander dann seinen Überraschungsangriff auf das Zentrum des persischen Heeres führte, schätzte Dareios die Lage wegen der Staubentwicklung falsch ein. Er ging davon aus, dass sich die Griechen durchgesetzt hatten und verkannte, dass sein rechter Flügel bereits das makedonische Lager hinter dem Schlachtfeld erreicht hatte.

Hmmm... wenn Du willst kann ich in der Buchhandlung nochmals etwas Zeit investieren. Aber das kann dauern.
 
Alexandros schrieb:
Ich habe es gelesen. Die Staubentwicklung wird dort auch erwähnt und von Dir als ausschlaggebenden Grund für den Sieg bestritten. Da werde ich wohl doch in die Buchhandlung gehen müssen. Wenn ich mich für Schlachten interessieren würde, würde ich mir vielleicht das Buch kaufen. Aber diese Thematik interessiert mich eigentlich nicht wirklich.

Übrigens neben Arrian und Plutarch haben in der Antike auch noch Curtius Rufus, Diodor und Iustin über Alexander den Großen berichtet. Insofern könnte es natürlich schon sein, dass bei den einen etwas über die Staubentwicklung steht und bei den anderen halt nicht. Muss ich jetzt wirklich für Dich in die Buchhandlung gehen oder kaufst Du Dir das Buch selbst?;)
 
Hallo Alexandros,

ich war heute mal wieder in der Buchhandlung und habe die Sache nachgelesen. In dem von Dir genannten Strang "Gaugamela" habe ich einen Beitrag zu diesem Thema geschrieben.

LG
 
Guten Abend

Der Film Alexander hat mir als ein x-belibiger film ganz gut gefallen aber die historische Korrektheit ist weit verfählt. Nur um eins zu sagen Alexander wurde nicht in Indien vom Pfeil getrofen. Und Parmenion war lächerlich.

Alexander war im Film nur ein Statege und kein Kämpfer er hat kein eizigen kampf gewonnen. Die rolle von Olympias und Phillip war super.

Was mir sehr gut gefallen hat die unterhaltung zwischen Alexander und seinem Vater in der höhle.

Es sind zu viele sachen die falsch, nicht erwähnt oder dazu erfunden würden. Das war einfach nicht das Leben Alexanders der auch Megas genannt wurde. Kein wunder das mehrere Griechische anwälte O.S. verglagt haben.

Ich hoffe das mann in ein paar Jahren noch ein Alexander Film dreht wo man dan es richtig macht.
 
Alex der Grosse schrieb:
Alexander war im Film nur ein Statege und kein Kämpfer er hat kein eizigen kampf gewonnen.
In der Gaugamela-szene hat Alex auch gekämpft und das er an der Spitze seiner Männer in den Kampf ritt wurde auch in der elefantenschlacht nochmal sehr deutlich
Alex der Grosse schrieb:
Was mir sehr gut gefallen hat die unterhaltung zwischen Alexander und seinem Vater in der höhle.
Diese Szene emfand ich als relativ unnötig. Zumal man die eingesparte Zeit für andere Sachen hätte verwenden können (Schlachten vom Granikos und Issos erwähnen oder Brand von Persepolis oder Massenhochzeiten zwischen Makedonen und Perserinen).
Alex der Grosse schrieb:
Es sind zu viele sachen die falsch, nicht erwähnt oder dazu erfunden würden.
Meinst du mitdazuerfundenem die Affenjagd oder bedeutende Erweiterungen die mir nicht aufgefallen sind.
 
Marckus Junkelmann hat zu den Film einen informativen Kommentar in der Zeitschrift Antike Welt 2005/2 geschrieben wo er sich naturgemäß vor allen mit der geschichtlichen Authentizität ausseinandersetzt:
Der spektakuläre Erfolg, der im Jahre 2000 Ridley Scotts Römerepos Gladiator, dem ersten antiken Monumentalfilm seit dreieinhalb Jahrzehnten, beschieden war, ließ eine Welle ähnlicher Produktionen erwarten, wie sie 1951 von Quo Vadis ausgelöst worden war. Sieht man von Mel Gibsons umstrittenem Jesusfilm Die Passion Christi ab, der in den USA zum unerwarteten Kassenschlager wurde, sowie von einer ehrgeizigen polnischen Neuverfilmung von Quo Vadis, die in Deutschland bisher nicht gezeigt worden ist, beschränkte sich die Gladiator-Nachfolge drei Jahre lang auf einige extrem kostspielige Fernsehserien. Dafür kamen nun 2004 gleich zwei antike Filmepen größten Kalibers in die Kinos, gedreht von zwei der namhaftesten Regisseure der internationalen Filmszene, Wolfgang Petersens Troja und Oliver Stones Alexander. Mit 200 bzw. 150 Millionen Dollar Produktionskosten haben sie den für Gladiator getriebenen Aufwand (100 Millionen) noch beträchtlich übertrumpft, was man den Erzeugnissen kaum ansieht.

Auffallend an den beiden neuen Antikfilmen ist, daß die Stoffe nicht der römischen Geschichte oder dem römisch-christlichen Mischgenre entnommen sind, wie dies meist der Fall ist, sondern dem griechischen Mythos bzw. der makedonisch-hellenistischen Historie. Erstaunlicherweise waren beide Sujets, der Trojanische Krieg ebenso wie das Leben des Makedonenkönigs, jeweils erst einmal Gegenstand einer Hollywood-Großproduktion gewesen und zwar, auch damals schon geradezu gleichzeitig, im Jahre 1955, also auf dem Höhepunkt der Monumentalfilmwelle.

Das Ambivalente, Schillernde gehörte bereits im Altertum zum Bild Alexanders des Großen. Auf der einen Seite Bewunderung für den strahlenden jugendlichen Helden, den größten aller Feldherren und Eroberer, der menschliches Maß zu sprengen schien, für einen Mann, der in wenigen Jahren die Welt veränderte, politische und kulturelle Grenzen niederriß, Ost und West zusammenführte. Auf der anderen Seite Schauder vor der unergründlichen Maßlosigkeit der Ziele, der rücksichtslosen Brutalität bei deren Verfolgung, der ungehemmten Selbstvergottung des Despoten, den finsteren Abgründen eines Mannes, der in Zorn und Rausch einen seiner engsten Freunde erschlagen konnte. «Das Risiko und zugleich die Gelegenheit besteht darin, daß wir dazu tendieren, uns den Alexander unserer Träume zu schaffen - oder den unserer Alpträume», schrieb vor kurzem der englische Althistoriker Paul Cartledge.

Einen gewissen Schlüssel zur Persönlichkeit Alexanders, jedenfalls zu seinem Selbstverständnis bildet die Wahl seines Lieblingshelden, der ihm als Leitbild diente, so wie er selbst für zahllose Herrscher und Feldherren das Modell abgeben sollte. Dies war kein geringerer als Achilles, gleichfalls ein Heros von übermenschlichem, ja unmenschlichem Zuschnitt, maßlos und monoman. Brad Pitt hat in Wolfgang Petersens Trojafilm einen großartigen Achilles gezeigt, einen anarchischen Heros, dem es nur um Ruhm und Unsterblichkeit geht, im Handeln von spielerischer, arroganter Souveränität, rabiat in seinem Zorn, doch zugleich schwermütig und nachdenklich. Es wäre eine gute Idee gewesen, auch die Rolle des Makedonenkönigs mit Brad Pitt zu besetzen. Er hätte einen weit überzeugenderen Welteroberer abgegeben als der ewig angestrengt wirkende und innere Zerrissenheit signalisierende Colin Farrell. Dies liegt nicht nur am Darsteller, sondern auch am Drehbuch, das Oliver Stone zusammen mit Christopher Kyle und Laeta Kalogridis verfaßt hat.

In Robert Rossens Alexander-Film von 1955 hatte Richard Burton die Titelrolle gespielt. Trotz lächerlicher Perücke und schäbiger Kostümierung bot er einen sehr viel glaubwürdigeren Alexander als jetzt Colin Farrell. Rossen, der außer als Regisseur auch als Produzent und Drehbuchautor fungierte, war sehr ernsthaft bemüht, sich eng an die historischen Vorgänge zu halten, wurde dabei aber streckenweise zu schulmeisterlich und geschwätzig.

Das Schulmeisterliche hat nun Stone auf die kommentierenden Retrospektiven des alten Ptolemaios (Anthony Hopkins) beschränkt, der Mangel an Aktion ist aber in seinem Film erstaunlicherweise noch ausgeprägter als er es 1955 gewesen war. Hatte uns Rossen noch drei Schlachten und ein Gefecht geboten, so sind es bei Stone gerade noch zwei. Auch Gladiator und Troja sind mit jeweils sechs großen Kampfszenen sehr viel aktionsfreudiger als Alexander. Kein Wunder, daß Stones Film an den amerikanischen Kinokassen durchfiel.


Alexander und Freud

Was bietet uns nun Stone statt Krieg und Kampf? Politik? Weit gefehlt! Er durchleuchtet vielmehr voyeuristisch Alexanders Innenleben. Die familiären Verhältnisse und Intrigen am makedonischen Königshof waren nun in der Tat so beschaffen, daß sie die Phantasie des kühnsten Drehbuchschreibers übertreffen. Aber davon haben wir bei Rossen mehr und vor allem Verständlicheres gesehen. Stone ist in erster Linie an bedeutungsschweren Impressionen gelegen. Endlos beobachtet er in Großaufnahmen Alexander als verschreckten Knaben, der sich in einem Bett verkriecht, auf dem sich seine furchtbar dämonische und inzestuöse Mutter Olympias (Angelina Jolie) samt ihren Schlangen herumwälzt, während im Flur der grobschlächtige, ewig betrunkene Vater (Val Kilmer) wütet. Daß das arme Kind da einen kräftigen Ödipus-Komplex entwickeln muß, ist offenbar. Vollends seine Blüten treibt der Vulgärfreudianismus, wenn Vater Philipp in einem seiner wenigen nüchternen Augenblicke den Sprößling in eine Höhle unter dem Königspalast von Pella entführt, wo er ihm bei Fackelschein paläolithisch-archaisch-protoex-pressionistische Felsenmalereien zeigt, auf denen sich die Urängste des Mythos austoben. Dabei klärt der grauslich einäugige König den Kronprinzen über die deprimierenden Sachzwänge seines künftigen Jobs auf.

Nun haben auch in Ridley Scotts Gladiator Ödipus-Komplex und Inzest eine wesentliche Rolle gespielt, doch gehörten sie nicht zum Charakterbild des Helden, sondern zu dem des bösen Kaisers Commodus. Es liegt indes keineswegs in der Absicht Oliver Stones, Alexander den Großen zu demontieren. Der Film trägt den Untertitel Sein Name ist eine Lebende, seine Taten unvorstellbar, und das ist durchaus nicht ironisch gemeint. Die geradezu aufdringlich immer wiederkehrende Adlersymbolik läßt keinen Zweifel an der übermenschlichen Heldenstatur, die Alexander für Stone zu besitzen scheint. Die Befürchtung, der Regisseur, der vor allem durch kritische Filme zur jüngsten amerikanischen Geschichte bekannt geworden ist, könne der Versuchung nicht widerstehen. Anspielungen auf die aktuellen Zustände im Nahen Osten zu machen und uns womöglich Alexander als antik kostümierten George W. Bush zu präsentieren, hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet.


Die Tücken der Besetzungsliste

Was aber den gravierendsten Unterschied zwischen den Seelendramen in Gladiator und in Alexander ausmacht, ist der Umstand, daß in Ridley Scotts Film ziemlich alle Rollen vorzüglich besetzt waren, während Oliver Stone mit tödlicher Sicherheit einen Fehlgriff nach dem anderen getan hat. Colin Farrell fehlen das Charisma und die Souveränität des Führers und Helden, die in Gladiator und Troja die Hauptdarsteller in so hohem Maße zeigten. Und er wird umgeben von Schauspielern, die gerade die für seine Charakterentwicklung wichtigsten Rollen nicht überzeugend auszufüllen vermögen. Dem Philipp II. Val Kilmers nimmt man allenfalls ab, er sei ein wüster Haudegen, aber ganz gewiß nicht, er könne ein weitsichtiger Organisator, kluger Feldherr und mit allen Wassern gewaschener Politiker sein, der es schafft, sich im tückenreichen Chaos der griechischen Politik durchzusetzen. Alles, was an Angelina Jolie dämonisch ist, das sind die Schlangen, die an ihr entlangkriechen (vgl. Plutarch, Alexander 2,6.9; 3,2), und die Tatsache, dass sie nicht zu altern scheint.

Aber nicht nur mit seinen Eltern hat der Makedonenkönig Pech, auch seine Liebespartner wurden gnadenlos fehlbesetzt. Wahrend Wolfgang Petersen die homoerotische Beziehung zwischen Achilles und Patroklos unterschlagen und, in Umkehrung des überlieferten Altersverhältnisses, in väterliche Fürsorge für einen jugendlichen Vetter umgedeutet hat, stellt sich Stone wacker und publicityträchtig dem Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe. Alexander fühlt sich zu seinem Jugendfreund Hephaistion hingezogen, den Reaktionen seines Partners nach recht einseitig. Der Darsteller dieses Hephaistion (Jared Leto) ist ein so unscheinbares, langweiliges Bürschlein, daß man ihm weder den tüchtigen Soldaten oder gar Feldherrn glaubt, noch die homoerotische Attraktivität, die er auf Alexander ausüben soll. Die sinnliche Spannung zwischen den beiden bleibt auf diese Weise rein verbal. Vielleicht ist das der Grund, weshalb Oliver Stone das ganze Unter-führerkorps des Königs aus ziemlich inkompetent wirkenden Hippies von wenig einnehmender Physiognomie bestehen läßt (daß es so etwas wie eine Haar- und Bartmode gegeben hat, wird wieder einmal ignoriert). Das macht Alexanders Wahl etwas verständlicher.

Plausibel erscheint es jetzt auch, daß der Held nach einiger Zeit seine heterosexuelle Ader entdeckt. Im fernen Baktrien (oder Sogdien) wartet auf ihn Rhoxane (Rosario Dawson), eigentlich eine iranische Prinzessin, doch scheint sich Stones Rhoxane von einem ganz anderen Kontinent hierher verirrt zu haben. Und jetzt kommt das, was jeden Historienfilm ruinieren kann, was Ridley Scott in Gladiator rühmlicherweise völlig vermieden und Wolfgang Petersen in Troja nur ganz beiläufig und diskret gebracht hat: eine ausgewalzte Softporno-Szene. Und dazu noch eine, wie sie bizarrer nicht hätte inszeniert werden können, mit Watschenorgie und tätowiertem Prinzessinnenhintern. Der Film driftet hier vom Langweiligen ins Lächerliche.

Daß Alexander in einem solchen Umfeld nicht völlig verrückt wird oder sich in sein Schwert stürzt, das ist es, was die eigentliche Größe von Oliver Stones Alexander ausmacht. Ob der Meister das wirklich so gemeint hat, bleibt unergründbar. Denn der allwissende Ptolemaios, der als «Stimme der Geschichte» immer wieder mit seinen Kommentaren eingreifen muß, um das zu leisten, was der Film selbst nicht zu leisten im Stande ist, nämlich dem Betrachter zu erklären, was eigentlich die Bedeutung von alledem ist, was da so passiert oder, mehr noch, nicht passiert, selbst dieser Ptolemaios ist am Schluß zu keinem klaren Resümee mehr fähig. Das mit der Verschmelzung von Ost und West, dem multikulturellen Vielvölkerreich, das sei so ein Tick von Alexander gewesen, den keiner von ihnen je ernst genommen habe. Aber toll sei es trotzdem gewesen, mitgemischt zu haben. Dabeisein ist eben alles.
 
Teil 2:



Pharos, Kitsch und Traumbabylon
Während Anthony Hopkins als Ptolemaios (eine der wenigen nicht fehlbesetzten Rollen des Films) seine klugen Kommentare spricht, sitzt er auf der Terrasse seiner Bibliothek in Alexandria. Das gestattet uns - dank Computeranimation — gleich am Anfang des Films einen grandiosen Blick zu werfen auf den Hafen von Alexandria, der Metropole einer Welt, die Alexander geschaffen hat. Da darf natürlich der gewaltige Leuchtturm auf der Insel Pharos nicht fehlen, immerhin eines der sieben Weltwunder. Gewiß, der wurde erst ein paar Jahre später unter dem Nachfolger unseres Ptolemaios erbaut, aber da wir ohnehin in der Retrospektive sind und da es hier um das Gigantische an Alexander und seinem Nachwirken geht, kann man diesen chronologischen Vorgriff verzeihen. Unverzeihbar ist dagegen die Ausstattung der Terrasse und der Bibliotheksräume, in denen sich Ptolemaios aufhält. Die Statuen und anderen Kunstwerke sehen aus, als hätte man sie in einem drittklassigen Souvenirshop für Antik-Kitsch aufgekauft. Nicht besser steht es um die Ausstaffierung des Königspalastes in Pella. Das immer wieder eingeblendete Fresko, das Achilles beim Schleifen des Hektor zeigt, könnte einer ähnlichen Quelle entstammen wie die Kunstsammlung des Ptolemaios. Was sich da der Produktionsdesigner (Jan Roelfs) gedacht hat, ist nicht nachzuvollziehen, denn an wohlbekannten Vorbildern hätte es wahrhaftig nicht gefehlt. Immerhin, das pompeianische Alexandermosaik haben Roelfs und seine Crew berücksichtigt und in Ptolemaios' Bibliothek integriert. Aber in kläglicher Qualität.

Natürlich ist in den Presseverlautbarungen wieder großspurig von »der Intention der Filmemacher, höchstmögliche historische Authentizität zu erreichen« die Rede. Mehr Glück als mit Alexandria und Pella hatten die Designer mit Babylon. Die Kulisse der Stadt, in die Alexander seinen triumphalen Einzug hält, — ein animiertes 14 m hohes und 45 m langes Panoramagemälde —, ist sehr eindrucksvoll und einigermaßen korrekt.

Um den märchenhaften Glanz des Orients in den Film einfließen zu lassen, wagte man auch die Rekonstruktion der Hängenden Gärten der Semiramis, eines weiteren Weltwunders der Antike. Sie entstand in einer Halle der Londoner Pinewood-Studios. Da wir wenig von der originalen Anlage wissen, waren der Kreativität der Filmemacher hier keine kontrollierbaren Grenzen gesetzt. Wie kaum anders zu erwarten, nahmen sie sich den schwülen Orientalismus des 19.Jhs. zum Vorbild.


Die beste aller Filmschlachten

Abgesehen von der exotischen Opulenz der Babylonszenen und einigen beeindruckenden Landschaftsaufnahmen ist es nur eine einzige Sequenz, die den insgesamt herb enttäuschenden Film Oliver Stones sehenswert macht. Und das ist die grandiose Schlacht von Gaugamela, wohl die beste Schlacht, die je auf der Leinwand gezeigt worden ist. Das gilt sowohl für ihren historischen Realismus - gewiß vor allem ein Verdienst des historischen Beraters Robin Lane Fox -, als auch für ihre filmische Perfektion. Für die Realisierung der Kampfszenen war Gary Powell zuständig. Die zweite Schlachtensequenz des Films, die wohl den Sieg Alexanders über den indischen König Pontus am Hydaspes darstellen soll, fällt gegenüber Gaugamela stark ab. So imposant die Kriegselephanten sind, der Einsatz einer Phalanx von Langspießträgern und die Attacken schwerer Kavallerie mitten im Urwald müssen als denkbar unrealistisch gelten. Ebenso frönt der Regisseur hier bis zum Überdruß der modernen Unsitte explosionsartig aneinandergeschnittener Großaufnahmen. Auch bei Gaugamela wünschte man sich zwischendurch ein wenig von der nicht nur informativeren, sondern im Grunde auch bedrohlicheren und spannenderen analytischen Langsamkeit, mit der Stanley Kubrick so etwas zu verfilmen pflegte — man denke nur an den Aufmarsch der Römer in Spartacus (I960).

Die Waffen und Rüstungen sind so korrekt, wie sie es noch in keinem Antik-Film waren. Die Makedonen tragen vor allem Kompositpanzer (Klappenpanzer) aus Leinen und/oder Leder, die Infanterie benutzt vorwiegend Chalkidische Helme Phrygischen Typs, die Reiterei Böotische Helme. Besonders interessant ist der Helm, der den Kopf Alexanders ziert. Die Rekonstruktion beruht offensichtlich auf dem Relief eines angeblich Alexander, tatsächlich aber wohl Abdalonymos von Sidon darstellenden Reiters auf dem sog. Alexandersarkophag aus Sidon. Der Reiter trägt den Skalp eines Löwen auf dem Kopf, wie das auch auf Münzporträts Alexanders zu sehen ist. Ob es sich um ein echtes Fell oder um eine Ausführung in Metall handeln soll, wie sie uns der Film zeigt, ist nicht zu entscheiden. Angesichts der häufig zu beobachtenden anthropo- und zoomorphen Elemente an hellenistischen Helmen ist letzteres aber nicht auszuschließen. Auch die Perser sind gut gelungen, insbesondere der Großkönig Darius, für den sich sogar ein physiognomisch passender Darsteller gefunden hat. Leider bekommen wir von ihm sonst nichts zu sehen.

Eine gute Idee ist es, der Schlacht eine kurze Einstellung von der blutigen Opferung eines Stiers voranzustellen. Die anschließende Feldherrnrede ist natürlich unrealistisch. Diese Reden sind ein Topos der Geschichtsschreibung, auf dem Schlachtfeld wären sie Zeit Verschwendung gewesen, da der Feldherr aus akustischen Gründen immer nur sehr wenige Soldaten auf einmal erreichen konnte.

Die Taktik der Schlacht ist überzeugend dargestellt. Wir sehen diszipliniert vorgehende Phalangen, die mit dem makedonischen Langspieß (Sarissa) bewaffnet sind. Schwärme von Schleuderern, in keilförmiger Formation attackierende Kavallerie. Im Gegensatz zu fast allen anderen Filmen werden bei Feindberührung die geschlossenen Formationen nicht sofort aufgegeben, um zu einem amorphen Hauen und Stechen überzugehen. Erst hierdurch erhält die Taktik ihr Wesen und ihren Sinn. Daß die Blutrünstigkeit der Schlacht ungeschminkt zelebriert wird, ist in modernen Kriegsfilmen schon eine Selbstverständlichkeit geworden.

Eine originelle Einstellung Stones zeigt uns einmal die Riesenarmeen aus der Vogelperspektive, wobei hier dieser Begriff ganz wörtlich zu nehmen ist: Indem er das Schlachtenpanorama mit seiner Adlersymbolik verbindet, läßt er uns einem über dem Schlachtfeld kreisenden Adler über die Schwingen blicken. Gerade auch wenn man die zeitalterübergreifende Universalität des Adlermotivs berücksichtigt — Rom, Napoleon, diverse deutsche Reiche, USA etc. -, dann ist das eine pathetische Einstellung im besten Sinne. Hier erreicht Stone einmal voll und ganz eines seiner erklärten Ziele: «Eine der Hoffnungen, die ich mit diesem Film verbinde, ist, daß ALEXANDER den Menschen ein Gefühl für Geschichte zurückbringt. Daß es eine andere Zeit und andere Orte, Imperien, die die Welt regierten, und Männer gegeben hat, die große Träumer und Visionäre gewesen sind. Jedem, ganz besonders der Jugend, sollte dieses Gefühl von Geschichte, dieses Gefühl, daß Idealismus gelebt werden kann, vermittelt werden. Das darf niemals korrumpiert werden.»

Stones didaktisches Sendungsbewußtsein hat auch den Verleih ergriffen, der sich in einer PR-Kampagne an Schulen und Museen wendet und den Film als Vehikel der Geschichtsvermittlung anpreist. Ob Alexander gerade das richtige Objekt ist, um das didaktische Potential von Historienfilmen auszuschöpfen, mag zweifelhaft erscheinen. Doch machen die von Stone angeführten Gesichtspunkte es auf jeden Fall begrüßenswert, wenn Stoffe wie Troja oder Alexander der Große aufgegriffen werden, auch wenn die Ergebnisse in vieler Hinsicht recht weit hinter den Erwartungen zurückbleiben. Schließlich hat nichts im 20. Jh. das Interesse an der Antike in solchem Maße lebendig gehalten, wie der viel belächelte Monumentalfilm. Im 21. Jh. wird sich das so schnell nicht ändern.
 
So, nun noch meine private Meinung zu den Film:
HEUL, was für eine vertanene Chance

Teilweise ist der Film genial
-Schlacht von Gaugamela ist ein Meilenstein der Filmschlachten
-Philip II alias Val Kilmer spielt seine Rolle perfekt
-Ausstattung teilweise so authentisch wie noch nie in einem Film zuvor,man denke nur an die farbigen Statuen im Theater,wo Philip ermordet wird; ist wohl das erste und einzige Mal dass sich ein Film über unser gewohntes Antikenbild (weisse, unbemalte Statuen) hinwegsetzt ( die antiken Statuen dürften fast alle in für uns modernen Betrachter grellbunt,fast kitschig bemalt gewesen sein)

Aber
- Wie soll man diesen Muttersöhnchen und Weichei von Stone's Alexander zutrauen die halbe bekannte Welt zu erobern ? Ich hatte im Film so meine Schwierigkeiten dabei!
- Anstatt mehr von den Taten Alexanders zu zeigen (es gäbe soooo viel davon)konzentriert sich Stone auf ein imaginäres Psychogramm von Alexander, welches er anscheinend nur in ellenslangen schwülstigen Dialogen (gähn) zu ergründen wähnt.
- Der stets neben Alexander daherhoppelnde Hephaistion ,der ständig lasziv erotische Blicke mit seinem geliebten Alex austauscht, nervt auf die Dauer. Für mich sah das so aus als wollte Oliver Stone auch den letzten Hinterwäldler im (fehlenden) Kinopuplikum mit dem Hammer die Erkenntnis einprügeln , dass die alten Griechen allgemein und Alexander im speziellen dem gleichen Geschlecht nicht abgeneigt waren.
"Wir haben es kappiert, Herr Stone, da hätten aber 2 statt 30 Szenen mit diesen Thema auch ausgereicht"
- Die zweite Schlacht erinnert mehr an den Vietnamkrieg als an ein antikes Gemetzel.
- Angelina Jolie spielt dermaßen .... aber lassen wir wir das , wichtig war ja nur , dass sie überhaupt auf der Leinwand erscheint,wer achtet da noch auf ihr Schauspiel :D ...


Hab mir den Film aber trotz allen auf DVD geholt , aber eigentlich als Antikefan nur wegen der relativ authentischen Austattung und der Schalcht von Gaugamela.Vielleicht schneid ich den Film mal selbst auf erträglich 90-100 Minuten herunter(Also eine Art Private-Director Cut ;-) ) , dann könnte ich ihn vielleicht sogar nicht so sehr geschichtsinteressierten Feunden zumuten :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Salut!
Wenn auch völlig verspätet kurz meine Kritik.

Was ich schön fand waren Stilblüten wie die Schlacht bei Gaugamela, im wahrsten Sinne des Wortes, haben ettliche doch nur darauf gewartet, dass es los geht.

Die Schlacht gegen Poros fand ich ziemlich verfälscht, soweit ich weiß, lief das ganz anders ab. Das verdient dann schonmal eine scharfe Rüge, wie ich meine.

Ob nun die Ausrüstung etc. ins Detail stimmte, kann ich nicht beurteilen, aber viele Bilder wirkten auf mich stimmig und schön.
Die Einsparung all der Schlachten und Belagerungen auf dem Weg nach Gaugamela bereiten tatsächlich, da muss ich einigen Beteiligten hier völlig zustimmen, einen falschen Eindruck von dem Feldzug.

Val Kilmer fand ich toll als Philipp, leider kommt die Figur in dem Film allerdings garnicht gut weg, obwohl er ja soviel für die spätere Invasion in Persien tat.

Angelina Jolie ging mir offen gesagt völlig auf die Nerven. Dass sie in den Rückblicken dann immer wieder auftauchte, war mit der Zeit echt zuviel für mich. Ich glaube ja gern an die wichtige Rolle von Alexanders Mutter, hier in dem Film fand ich es allerdings übertrieben bis zur Schmerzgrenze. Soll Alexander als Burschie mit Mamakomplex dargestellt werden?

(Die Filmmusik fand ich auch besonders schwach.)

Meine Meinung: kein Meisterwerk, aber ein guter Beitrag!:yes:
Ich bin gespannt wie die Verfilmung mit Leonardo di Caprio wird. Habe aber schon ein bisschen Befürchtungen...
 
Hallo allerseits!

Ich geb hier auch mal meinen Senf dazu:

Historische Korrektheit des Films:

Für die Ausstattung gibts von mir ein dickes Plus. Die Kostümierung ist gut. Ebenso die Kulisse (die bemalten Statuen bei der Ermordungsszene haben mir sehr gefallen. Die Phalangen auch.)

Aber es schleichen sich ein paar biografische Mängel ein. Die Verwundung Alexanders in der Schlacht gegen Poros stimmt natürlich nicht, wobei es natürlich einen Grund hatte, weshalb Monsieur Stone die da hineingeschummelt hat. Nämlich, damit Alex einen guten Grund hat, umzukehren, was wiederum eine kleine Ungenauigkeit ist.

Inwieweit die Beziehung zu seiner Mutter historisch korrekt ist, weiß ich nicht, ich finde jedenfalls interessant, einen Mutter-Sohn-Komplex als unterbewusstes Motiv für den Feldzug hinzustellen (Zitat Hephaistion: "Ist es deine Mutter, vor der du zu fliehen versuchst?" Und der darauffolgende furchtsam-bestätigende Blick Alexanders als Beweis).

So, jetzt die nächste Beziehungssache: Hephaistion: Ja, auch da weiß ich nicht, wie die Beziehung der beiden ausgesehen hat. Der Film liefert eine große platonische Liebe zwischen den beiden mit einem kleinen Schuss körperlicher Zuneigung. Deshalb geht es für mich eher in Richtung tiefer Freundschaft als in Richtung Liebe. Aber mit einem weniger weichlichen Hephaistion hätte es eine schöne Sache werden können, denn die Gespräche zwischen den beiden gefallen mir an sich gut.

Die Beziehung zu Roxanne wiederum wird so inkonsequent dargestellt, wie es geht. Einerseits eine halbe Pornoszene, dann nix mehr, nur noch nebeneinander sitzen. Ich begründe es mal so: Der Typ musste die Sache irgendwie unterbringen, fand es aber unwichtig. mE hätte er es ganz lassen können. Ich hätte da mal die Geschichte zu Gunsten des Films (der ja auch an anderen Stellen keinen Anspruch auf historische Korrektheit hat) in den Hintergrund gestellt.

Ja und natürlich die Poros-Schlacht:

Erstmal der Ort: Die Poros-Schlacht müsste Hydaspes stattgefunden haben. Der Film zeigt sie im Dschungel.
Die Armeen:
Poros' Armee gefällt mir gut. Elefanten als Rammbock im Sturm, dann leichte Infanterie hinterher nachdem die Phalangen aufsprengt, eingedrückt oder sonstwie angeschlagen sind und Bogenschützen aus Bäumen als Unterstützung erscheint mir in dieser Situation als angemessen.

Alexanders Armee ist allerdings nicht besonders sinnvoll zusammengestellt. Was sollen Phalangen und schwere Kavallerie im Wald? Das erscheint mir reichlich sinnlos. Ich starte mal ein paar Erklärungsversuche:

1. Mr. Stone dachte, Alexander hat außer Phalangen und schwerer Kavallerie nix dabei und kann deshalb nicht anders.

2. Mr. Stone dachte, Alexander hat noch nie im Wald gekämpft und würde auf sein gewohntes Mittel zurückgreifen. Das erklärt wiederum den blödsinnigen Anritt auf den indischen Fürsten auf dem Elefanten.

Regie:

So, im groben die Konstruktion gefällt mir ziemlich gut. Er stolpert nicht nur durch die Biografie, sondern gibt ihr durch die Erzählung des Pharao Ptolemaios einen schönen Rahmen. Bis auf die Beziehung Alexander/Roxanne und der etwas unglücklichen Roteinfärbung bei Alexanders Verwundung, habe ich an der Regie nix zu meckern. Eher hervorzuheben.

Die Szene vor der Schlacht bei Gaugamela, in der aufmarschierende Phalangen in einem eindrucksvollen Bild untermalt von dem Spruch des Opferpriesters aufmarschieren ist eine ganz starke Szene des Films. Auch die beiden Schlachten als Rahmen der Herrschaft über Persien darzustellen finde ich interessant.

Insgesamt erinnert die Poros-Schlacht in ihrer Struktur nämlich sehr an Gaugamela. Und von dem Licht betrachtet, gefällt sie mir. Nämlich alles, was in Gaugamela hinhaut, geht im Dschungel in die Hose. Stone setzt in beiden Schlachten Phalangen und schwere Kavallerie in Szene. Die Phalanx ist in Gaugamela siegreich in der Defensive und im Dschungel unter Dauerdruck verlustreich geschlagen. Die Kavallerie stürmt in beiden Schlachten tollkühn und risikoreich ins Gegnerzentrum. In Gaugamela klappts, im Dschungel nicht. Deshalb bildet Gaugamela den Beginn und die Poros-Schlacht das Ende des Feldzugs und gibt dem somit einen weiteren Rahmen.

So, dann die Olympias/Philipp/Alexander Dreierbeziehung gefällt mir gut. Wobei ich nicht weiß, ob Olympias eine so kryptische Person war, wie im Film. Überzeugen tut sie mich jedenfalls.

Schauspieler:

Gecastet sind fast alle gut. Ausnahmen: Roxanne (was soll eine farbige im mittleren Osten...) Hephaistion (dieser Typ, der den spielt kommt beim besten Willen nicht als General, geschweige denn als Kämpfer rüber. Da kann er anstellen, was er will, er sieht einfach aus, wie eine Frau...)

Aber spieltechnisch finde ich fast jeden gut bis sehr gut. Hervorstechende Figuren sind Philipp (hab Val Kilmer noch nie so gesehen, und erst auch nicht erkannt! Ganz ganz stark gespielt) Alex (ja er gefällt mir. Sehr gut sogar.) Olympias (eine Figur mit sehr vielen Geheimnissen, über die ich viel nachgedacht hab. Beispiele: Liebt sie Alexander nur als Mutter? Wer ist der Vater von Alexander? Wo kommt sie her? Wie ist die Beziehung zu Philipp?)


Musik

Fast gut. Musikalisch sicher gelinde gesagt kein Meisterwerk, aber durch die atmosphärische Stärke passend zum Film. Oft fand ich den Synthesizer einen Tick zu dominant. Ansonsten ist für mich da auch nicht viel zu holen.



Gesamtfazit:

Sehr guter, sehenswerter Film mit wenigen Wermutstropfen. Steht bei mir sehr weit oben in der Liste.

Stärken:

Schauspieler, Regie, Ausstattung, Bilder

Schwächen:

Historische Genauigkeit, ein bisschen Musik
 
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