Dazu erst einmal und nur grundsätzlich etwas. Du behältst die Ordnung des Walles von Oberarden bei und drehst nur die Straßen um 90°.
Würde doch im Klartext bedeuten, dass die Römer zwar ein Musterlager Oberarden besessen haben sollen, dies aber bei Bedarf nicht so gebaut hätten, wie eben im Musterplan vorgesehen, sondern die Straßen gedreht hätten.
Ist das plausibel? Und kannst du bei der Vielzahl der bekannten Römerlager auch nur eines angeben, bei denen so verfahren wurde?
Du hast absolut Recht. Die Konstruktionsregeln, die sich aus dem Originallager in Oberaden ableiten lassen, erlauben uns nicht diese beiden um 90° zueinander gedrehten Strukturen, die für sich genommen Übereinstimmungen aufweisen, einem einzigen Lager zuzuordnen. Man könnte dies positivistisch für ein hypothetisches Lager in Groningen annehmen, dies wertet aber sofort die Glaubwürdigkeit dieser Hypothese, wie Du richtig festgestellt hast, herab weil wir damit unser Regelwerk verlassen und wahrscheinlich schon im Metaphysischen gelandet sind.
Das Regelwerk läßt uns nur eine einzige logische Alternative um den "römischen Verdacht" noch mittels Vergleich zu erhärten. Bei den beiden Strukturen müsste es sich demnach um zwei
eigenständige Lager handeln, wobei das 2. kleinere Lager in das 1. Grössere hineingebaut wurde.
Damit kommt für das zweite Lager nicht mehr der Originalplan von Oberaden zum Zug sondern das vom Oberadener Original abgeleitete
Zwei-Legionen-Lager, da nur dieses innerhalb des ersten Platz hätte. Das ist der Grund warum die beiden Querstrassen ganz oben und ganz unten fehlen, da diese in dem Zwei-Legionen-Lager nicht vorhanden sind, bzw. mit der Via-Sagularis zusammenfallen.
Das Regelwerk erlaubt uns aber immerhin noch eine kleine Erhöhung der Übereinstimmungen. Die Strasse ganz links hat wie Du richtig festgestellt hast keine Übereinstimmung im Stadtplan. Das Pendant in Oberaden fällt aber auch schon dort auf, weil es nicht auf der durch das Praetorium laufenden Mittelachse liegt, also auch dort schon asymmetrisch konstruiert ist. Man könnte also spekulieren, das hier dieser Weg ebenfalls asymmetrisch entlang der Retentura verschoben worden ist, da sich etwas weiter unten am Vismarkt eine vollständige Übereinstimmung ergibt.
1. Querstraße ganz links -> keine Übereinstimmung
2. Längsstraße links -> Übereinstimmung
3. Querstraße oben -> teils Übereinstimmung, teils Überbauung
4. Querstraße unten -> Übereinstimmung
5. kleine Querstraße mitte -> keine Übereinstimmung
6. Längsstraße rechts -> Teils Übereinstimmung, teils Überbauung
7. Querstraße rechts oben -> Teils Übereinstimmung, teils Überbauung
8. Querstraße rechts unten -> Überbaut, keine Übereinstimmung
9. Längsstraße rechts -> Übereinstimmung
10. Längsstraße rechts außen -> keine Übereinstimmung
Keine Übereinstimmung: 40 %
Teils Teils: 30 %
Übereinstimmung: 30 %
Deine Berechnung ist leider nur eine Milchmädchenrechnung. So wie Du gewichtest wäre es statthaft, die einzelnen Strassen unabhängig von den abhängigen Wegen irgendwo im Stadtplan zu finden. Du berücksichtigst nicht die Übereinstimmungen zu den Übereinstimmungen. Das heisst Abstand der Übereinstimmung 1 zur Übereinstimmung 2, Übereinstimmung 1 zu Übereinstimmung 3 etc.
Nach meiner Rechnung liegen wir alleine bei den hier nur besprochenen Lagerwegen schon bei 90%.
Nicht erwähnt hast Du die Übereinstimmungen von Principia und "Grote Markt", wobei das heutige Rathaus exakt auf der Mittelachse des
römischen Vorbildes und der Basilika des römischen Gebäudes liegt.
Zusätzlich haben die drei Bereiche zwischen den beiden Hauptlagerstrassen und südlich des Vismarktes bis heute eine Breite von ca.66m, also einer Kohortenbreite in Oberaden/Nijmegen. Die Strassen dort würden also mit den Lagergassen übereinanderkommen.
Legt man nun das komplette Zwei-Legionenlager inklusive der besprochenen kleinen Anpassung in der Retenture auf das Stadbild ergeben sich weitere Übereinstimmungen. (
Es ist noch KEINE Rekonstruktion des hypothetischen Lagers. Da mögliche Eckenabschneidungen noch nicht berücksichtigt sind)
Wie man zunächst vermuten könnte, verläuft die alte mittelalterliche Stadtmauer eben nicht komplett entlang dem Stadtgraben, sondern sie folgt im östlichen Bereich
unserem Zwei-Legionenlager. Die beiden noch erkennbaren Toranlagen fallen exakt mit dem römischen Wall zusammen.
Alleine durch diese Übereinstimmungen dürfte sich, da die Wahrscheinlichkeit mit jeder weiteren Übereinstimmung exponential ansteigt schon ein Wert jenseits von 99% ergeben haben.
Gruß
jchatt