(Augusteisch-frühtiberisches?) Römerlager Groningen?

Ziel des Vergleiches mit dem Vorbild in Oberaden ist es ja, eine möglichst unabhängige Betrachtung der Vermutung zu erreichen.
...der angestrebte Vergleich steht allerdings unter keinem guten Stern: in Oberaden hat man ein römisches Winterlager gefunden, in Groningen hat man keines gefunden...
Anders formuliert: in Oberaden gibt es einen Befund, in Groningen nicht.

An diesem Umstand ändert auch die Mathematik, deren Forschungsinteressen zumeist nicht bei hypothetischen Römerlagern lagert, nichts. bzgl. der Wahrscheinlichkeitsrechnung: man kann mit ihr womöglich errechnen, wie wahrscheinlich es hätte sein können, dass die Römer bis Warschau oder Moskau vordringen - man kann aber nicht mit ihr errechnen, dass sie dorthin oder nach Groningen oder sonstwohin gekommen sind.

...die Geduld ist eine strapaziöse Tugend - dennoch wundert mich, dass hartnäckig nach wie die wesentlichen Gegenargumente nicht entkräftet werden:
- 1 - die (angeblich mathematisch gestützte) Oberadenplan-über-Groningen-sonst-nirgendwo-drüberstülp-Methode verweigert sich der Prüfung bei anderen Ortschaften (d.h. nichts anderes, als dass sie nicht falsifiziert werden soll) -- bon, aber auch wenn das nicht gemacht wird: wie wahrscheinlich ist es, dass es eine "super-Methode" gibt, die nur für einen einzigen Fall anwendbar ist????
- 2 - vorhandene Befunde sprechen gegen eine größerflächlige Besiedlungskontinuität in Groningen vor dem Frühmittelalter - das wird mit eher der Phantastik zuzuordnenden Spekulationen beantwortet (Fluten, die nur die Funde für den fraglichen Zeitraum weggespült haben... was davor war (vgl. Wiki Artikel) und was dann im Mittelalter war, das wurde nicht weggespült)
 
Immerhin 20% Übereinstimmung, das ist schon mehr als ich in diesem Bild im Bereich des Strassdenbildes für römisch geprägt halte. Es gibt Leute, Mathematiker, die würden das bei dieser Problemstellung aber schon für signifikant halten.:scheinheilig:

Dafür müsste man vielleicht mal hergehen und z.B. 100 ähnliche Städte wie Groningen untersuchen und schauen, wie viele Übereinstimmungen man dort finden kann. Erst dann kann man die 20% überhaupt wirklich bewerten.

Wie sieht es dann mit diesem Bild aus?. Es sind hier die Lagerstrassen, um 90° gedreht über die Stadt gelegt. Übereinstimmung ?
Dazu erst einmal und nur grundsätzlich etwas. Du behältst die Ordnung des Walles von Oberarden bei und drehst nur die Straßen um 90°.
Würde doch im Klartext bedeuten, dass die Römer zwar ein Musterlager Oberarden besessen haben sollen, dies aber bei Bedarf nicht so gebaut hätten, wie eben im Musterplan vorgesehen, sondern die Straßen gedreht hätten.
Ist das plausibel? Und kannst du bei der Vielzahl der bekannten Römerlager auch nur eines angeben, bei denen so verfahren wurde?

Dieses Vorgehen, den Wall, der ja netterweise so halbwegs passt, mit seiner Orientierung so zu lassen, wie es am besten passt, dann aber die Lagerstraßen so zu drehen, damit es auch am besten passt, damit hat das ganze für mich endgültig den Charakter von:

Ich passe den Befund meiner Theorie an!
 
Wie sieht es dann mit diesem Bild aus?. Es sind hier die Lagerstrassen, um 90° gedreht über die Stadt gelegt. Übereinstimmung ?
1. Querstraße ganz links -> keine Übereinstimmung
2. Längsstraße links -> Übereinstimmung
3. Querstraße oben -> teils Übereinstimmung, teils Überbauung
4. Querstraße unten -> Übereinstimmung
5. kleine Querstraße mitte -> keine Übereinstimmung
6. Längsstraße rechts -> Teils Übereinstimmung, teils Überbauung
7. Querstraße rechts oben -> Teils Übereinstimmung, teils Überbauung
8. Querstraße rechts unten -> Überbaut, keine Übereinstimmung
9. Längsstraße rechts -> Übereinstimmung
10. Längsstraße rechts außen -> keine Übereinstimmung

Keine Übereinstimmung: 40 %
Teils Teils: 30 %
Übereinstimmung: 30 %

Etwas besseres Ergebnis. Aber das herumdrehen des Straßenplans bis es am besten passt, ist für mich schlicht nicht statthaft!

Ergänzung:
Erst jetzt fällt mir auf, dass auf dem zweiten Bild von jchatt zwei Straßen fehlen, nämlich die beiden kleinen Längsstraßen links und rechts außen:
http://u.jimdo.com/www32/o/sf284ac9...schten-eckenverkürzungen-in-der-retentura.jpg

Schaut man sich auf dem zweiten Bild an, wo die verlaufen wären, dann erhöhen sich die Straßen ohne Übereinstimmung um 2, denn beide verlaufen durch Gebiete, in denen sich keine Straßen befinden.

Wir haben damit folgenden Befund:
Keine Übereinstimmung: 50 %
Teils Teils: 25 %
Übereinstimmung: 25%

Fazit: Immer noch nicht überzeugend!

Es ist absolut nicht in Ordnung, plötzlich 2 Straßen unter den Tisch fallen zu lassen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe leider keinen vernünftigen Plan von Oberarden gefunden (Die Römer in NRW hab ich leider nicht käuflich erwerben können), dafür diesen hier im Netz gefunden:

http://www.lwl.org/westfaelische-ge...chnis=med&dateiname=bh-037-05.jpg&bild_id=529

Da sind eine ganze Menge mehr an Straßen eingezeichnet, als in den hier vorgelegten Plänen. Sind die alle archäologisch nachgewiesen? Oder Vermutungen? Aber auch sonst scheinen mir hier manche Straßen etwas anders zu verlaufen als in den präsentierten Plänen. Sollten deutlich mehr Straßen archäologisch nachgewiesen sein, als es hier gezeigt wurde, dann sind die Untersuchungen zu der Zahl der Übereinstimmungen ohne Wert, weil einige Straßen fehlen.

Kann vielleicht jemand einen Ausgrabungsplan posten, aus dem klar hervorgeht, was genau eigentlich in Oberarden wirklich sichtbar und nachgewiesen ist?
 
[...]
Ezinge zeigt jedenfalls, dass die Dünkirchener Transgression kaum als Grund dafür herhalten kann, warum in Groningen einfach die römische Siedlungsschicht fehlen soll, wobei ja sowieso unklar ist, wie die gegensätzlichen Postulate, dass ein römisches Lager in der Form des Stadtbildes einerseits seine Spuren hinterlassen haben soll, gleichzeitig aber durch die Transgression alle Spuren vernichtet worden sein sollen, kompatibel sind.

Ezinge ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Die höchste Erhebung der Warft kommt (heute) gerade einmal auf 2 m ü. NN., das scheint mir nicht gerade besonders sturmflutsicher.

Meine laut gedachten Mutmaßungen über die Gründe der Fundarmut bitte ich nicht auf die Goldwaage zu legen. Bevor sich dieser Thread eher zufällig ergab, kannte ich Groningen nur als Tourist und muss mich jetzt in die Materie auch erst einlesen. Zudem sind die Informationen zu den hydrologischen Verhältnissen in den fraglichen Zeiträumen recht widersprüchlich.

Naja, eigentlich sind die Warften ja hauptsächlich überhaupt erst wegen der Transgressionen entstanden und bei Bedarf erhöht worden.

Offenbar werden die ersten künstlich aufgeworfenen Erdhügel im Küstenbereich auf das 3. Jahrhundert v. Chr. datiert. Während der nachrömischen Transgression wurden viele jedoch aufgegeben, wie zum Beispiel die Feddersen Wierde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im übrigen wüßte ich kein Beispiel in der Zeit, in der Germanen ein Römerlager übernommen haben. Die uns bekannten Lager wurden aufgegeben. Zumindest von einem der Lager (war das Oberaden?:grübel:) gibt es den Nachweis, dass es planmäßig zerstört wurde (Brunnen vergiftet). Selbst die zivile Anlage bei Waldgirmes wurde nicht weiter benutzt.

Vergiss nicht, dass Friesland einen Sonderfall darstellt, die Frisii seit Drusus weit über die Varusschlacht und die Germanicusfeldzüge hinaus mehr als 40 Jahre lang treue Bundesgenossen der Römer waren, bevor sie sich im Jahr 28 erstmals gegen die römischen Steuerforderungen erhoben (-> Friesenaufstand).

[Edit] Man stelle sich das einmal vor: die Dauer der römischen Präsenz in Friesland entspricht in etwa der der Alliierten in Nachkriegsdeutschland.
 
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Dazu erst einmal und nur grundsätzlich etwas. Du behältst die Ordnung des Walles von Oberarden bei und drehst nur die Straßen um 90°.
Würde doch im Klartext bedeuten, dass die Römer zwar ein Musterlager Oberarden besessen haben sollen, dies aber bei Bedarf nicht so gebaut hätten, wie eben im Musterplan vorgesehen, sondern die Straßen gedreht hätten.
Ist das plausibel? Und kannst du bei der Vielzahl der bekannten Römerlager auch nur eines angeben, bei denen so verfahren wurde?

Du hast absolut Recht. Die Konstruktionsregeln, die sich aus dem Originallager in Oberaden ableiten lassen, erlauben uns nicht diese beiden um 90° zueinander gedrehten Strukturen, die für sich genommen Übereinstimmungen aufweisen, einem einzigen Lager zuzuordnen. Man könnte dies positivistisch für ein hypothetisches Lager in Groningen annehmen, dies wertet aber sofort die Glaubwürdigkeit dieser Hypothese, wie Du richtig festgestellt hast, herab weil wir damit unser Regelwerk verlassen und wahrscheinlich schon im Metaphysischen gelandet sind.

Das Regelwerk läßt uns nur eine einzige logische Alternative um den "römischen Verdacht" noch mittels Vergleich zu erhärten. Bei den beiden Strukturen müsste es sich demnach um zwei eigenständige Lager handeln, wobei das 2. kleinere Lager in das 1. Grössere hineingebaut wurde.
Damit kommt für das zweite Lager nicht mehr der Originalplan von Oberaden zum Zug sondern das vom Oberadener Original abgeleitete Zwei-Legionen-Lager, da nur dieses innerhalb des ersten Platz hätte. Das ist der Grund warum die beiden Querstrassen ganz oben und ganz unten fehlen, da diese in dem Zwei-Legionen-Lager nicht vorhanden sind, bzw. mit der Via-Sagularis zusammenfallen.

Das Regelwerk erlaubt uns aber immerhin noch eine kleine Erhöhung der Übereinstimmungen. Die Strasse ganz links hat wie Du richtig festgestellt hast keine Übereinstimmung im Stadtplan. Das Pendant in Oberaden fällt aber auch schon dort auf, weil es nicht auf der durch das Praetorium laufenden Mittelachse liegt, also auch dort schon asymmetrisch konstruiert ist. Man könnte also spekulieren, das hier dieser Weg ebenfalls asymmetrisch entlang der Retentura verschoben worden ist, da sich etwas weiter unten am Vismarkt eine vollständige Übereinstimmung ergibt.


1. Querstraße ganz links -> keine Übereinstimmung
2. Längsstraße links -> Übereinstimmung
3. Querstraße oben -> teils Übereinstimmung, teils Überbauung
4. Querstraße unten -> Übereinstimmung
5. kleine Querstraße mitte -> keine Übereinstimmung
6. Längsstraße rechts -> Teils Übereinstimmung, teils Überbauung
7. Querstraße rechts oben -> Teils Übereinstimmung, teils Überbauung
8. Querstraße rechts unten -> Überbaut, keine Übereinstimmung
9. Längsstraße rechts -> Übereinstimmung
10. Längsstraße rechts außen -> keine Übereinstimmung

Keine Übereinstimmung: 40 %
Teils Teils: 30 %
Übereinstimmung: 30 %

Deine Berechnung ist leider nur eine Milchmädchenrechnung. So wie Du gewichtest wäre es statthaft, die einzelnen Strassen unabhängig von den abhängigen Wegen irgendwo im Stadtplan zu finden. Du berücksichtigst nicht die Übereinstimmungen zu den Übereinstimmungen. Das heisst Abstand der Übereinstimmung 1 zur Übereinstimmung 2, Übereinstimmung 1 zu Übereinstimmung 3 etc.
Nach meiner Rechnung liegen wir alleine bei den hier nur besprochenen Lagerwegen schon bei 90%.
Nicht erwähnt hast Du die Übereinstimmungen von Principia und "Grote Markt", wobei das heutige Rathaus exakt auf der Mittelachse des römischen Vorbildes und der Basilika des römischen Gebäudes liegt.
Zusätzlich haben die drei Bereiche zwischen den beiden Hauptlagerstrassen und südlich des Vismarktes bis heute eine Breite von ca.66m, also einer Kohortenbreite in Oberaden/Nijmegen. Die Strassen dort würden also mit den Lagergassen übereinanderkommen.

Legt man nun das komplette Zwei-Legionenlager inklusive der besprochenen kleinen Anpassung in der Retenture auf das Stadbild ergeben sich weitere Übereinstimmungen. (Es ist noch KEINE Rekonstruktion des hypothetischen Lagers. Da mögliche Eckenabschneidungen noch nicht berücksichtigt sind)

Groningen_ideallager.jpg

Wie man zunächst vermuten könnte, verläuft die alte mittelalterliche Stadtmauer eben nicht komplett entlang dem Stadtgraben, sondern sie folgt im östlichen Bereich unserem Zwei-Legionenlager. Die beiden noch erkennbaren Toranlagen fallen exakt mit dem römischen Wall zusammen.

Alleine durch diese Übereinstimmungen dürfte sich, da die Wahrscheinlichkeit mit jeder weiteren Übereinstimmung exponential ansteigt schon ein Wert jenseits von 99% ergeben haben.

Gruß
jchatt
 
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Ad fontes: Ein Friesisches Römerkastell bei Tacitus

Tacitus berichtet von den Feldzügen des niedergermanischen Militärbefehlshabers Gnaeus Domitius Corbulo in den Jahren 47 ff. gegen die Chauken. Als Ausgangsbasis für diese Aktionen unterwirft er zunächst erneut die seit 28 abtrünningen Friesen und errichtet in ihrem Land ein Kastell. Hier ist der relevante Auszug in der englischen Übersetzung:

However, the terror he [Corbulo] inspired had opposite effects on the soldiers and on the enemy: to us it meant a revival of courage, to the barbarians a weakening of confidence. So, the Frisian clan, hostile or disaffected since the rebellion inaugurated by the defeat of Lucius Apronius, gave hostages and settled in the reservation marked out by Corbulo: who also imposed on them a senate, a magistracy, and laws. To guard against neglect of his orders, he built a fortified post in the district, while despatching agents to persuade the Greater Chauci to surrender, and to attempt the life of Gannascus by ruse. [Tac. ann. 11.19, Hervorhebung von mir]

Es ist immerhin nicht auszuschließen, dass Corbulo ein altes Drususlager ausbauen oder erneut befestigen ließ. Wie auch immer sollte das Lager verkehrstechnisch günstig nahe dem Chaukengebiet gelegen haben und auch als Stützpunkt für die Rheinflotte geeignet gewesen sein, die im Zuge dieser Kampagnen die chaukische Flotte vernichtete. Die Chauken werden gemeinhin in Ostfriesland verortet – wir suchen also einen natürlichen Hafen (d.h. eine Flussmündung), der westlich der Ems gelegen und auch auf dem Landweg erreichbar war. Alle diese Kriterien treffen auf Groningen zu.
 
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Die englische Übersetzung mit fortified post - 'befestigter Posten' würde ich schon ernst nehmen. Im Orginaltext steht praesidium, sprich 'Kleinkastell'.

Wo er diesen Posten baute, davon steht dort nichts. Die Flotte der Chauken war schon vorher vernichtet worden, bei seinem Rückzug vermied er die offene See und schipperte durch die Kanäle (fossam perduxit, qua incerta Oceani vitarentur).
 
Du hast absolut Recht. Die Konstruktionsregeln, die sich aus dem Originallager in Oberaden ableiten lassen, erlauben uns nicht diese beiden um 90° zueinander gedrehten Strukturen, die für sich genommen Übereinstimmungen aufweisen, einem einzigen Lager zuzuordnen. Man könnte dies positivistisch für ein hypothetisches Lager in Groningen annehmen, dies wertet aber sofort die Glaubwürdigkeit dieser Hypothese, wie Du richtig festgestellt hast, herab weil wir damit unser Regelwerk verlassen und wahrscheinlich schon im Metaphysischen gelandet sind.

Das Regelwerk läßt uns nur eine einzige logische Alternative um den "römischen Verdacht" noch mittels Vergleich zu erhärten. Bei den beiden Strukturen müsste es sich demnach um zwei eigenständige Lager handeln, wobei das 2. kleinere Lager in das 1. Grössere hineingebaut wurde.
Damit kommt für das zweite Lager nicht mehr der Originalplan von Oberaden zum Zug sondern das vom Oberadener Original abgeleitete Zwei-Legionen-Lager, da nur dieses innerhalb des ersten Platz hätte. Das ist der Grund warum die beiden Querstrassen ganz oben und ganz unten fehlen, da diese in dem Zwei-Legionen-Lager nicht vorhanden sind, bzw. mit der Via-Sagularis zusammenfallen.

Aha. Du postulierst also nicht nur ein Lager, sondern gleich zwei. Dazu mit unterschiedlichen Strukturen (Wallanlage und Straßensystem im Inneren). Und in Groningen hat sich also die äußere Struktur der Stadt anhand des ersten Lagers mit dem unregelmäßigen Wall erhalten. Das Straßensystem Groningens dagegen bildet das zweite Lager ab. Allerdings mit einem verdrehten Straßensystem.

Alles klar. Wir haben die Theorie und suchen dann irgendwas, was irgendwie passt.

Es wird nicht überzeugender. Im Gegenteil.
 
Aha. Du postulierst also nicht nur ein Lager, sondern gleich zwei.

Nicht ich postuliere das, sondern das Regelwerk gibt das vor.


Allerdings mit einem verdrehten Straßensystem.
Mit der Konstruktion des zweiten Lagers ist es eben nicht mehr verdreht. Die Konstruktion dieses Lagers beruht auf einem Quadrat. Aber ich will Dich nicht mit Mathematik und Geometrie belästigen. Übrigens erfüllen diese Lager damit noch eine zusätzliche für Römerlager gültige Regel. Sie sind für die in Frage kommende Zeit zum entsprechenden Feind ausgerichtet. (1-Friesen,2-Chauken)

Dazu mit unterschiedlichen Strukturen (Wallanlage und Straßensystem im Inneren). Und in Groningen hat sich also die äußere Struktur der Stadt anhand des ersten Lagers mit dem unregelmäßigen Wall erhalten. Das Straßensystem Groningens dagegen bildet das zweite Lager ab.

Eben nicht. Groningen hat sich nur im zweiten Lager entwickelt. Der Stadtgraben umschliesst, völlig ungewöhnlich für mittelalterliche Städte, eben nicht nur das Stadtgebiet sondern einen grösseren Bereich. Der östliche Teil des 1. Lagers der nun ausserhalb des 2. Lagers lag, war nun verteidigungstechnisch ein Problem geworden, da vor dem neuen Wall und dem Wassergraben eine nicht unerhebliche Freifläche entstanden war. Wie man auf den ältesten Stadtansichten sieht wurde dort ein neuer zusätzlicher Graben ausgehoben um diesen Mißstand zu beseitigen.

Alles klar. Wir haben die Theorie und suchen dann irgendwas, was irgendwie passt.
Es wird nicht überzeugender. Im Gegenteil.

Ist doch auch nur wieder substanzlose Polemik. Geschenkt.

Schau Dir mal an wieviele Standorte von Römerlagern mehrperiodisch sind.
Zwei aufeinander folgende Lager sind absolut nicht ungewöhnlich sondern die Regel. Nijmegen-Vetera-Novaesium-Haltern
Zwei Lager sind die einzige Möglichkeit die Ähnlichkeiten mit den abgeleiteten Konstruktionsregeln in Einklang zu bringen.
Zufälligerweise erkärt dieses Konstrukt nahezu vollständig die regelmässigen Strukturen in Groningen. :pfeif:
Noch mal für Dich, obwohl mir anhand Deiner unterschwelligen Beleidigungen mittlerweile klar ist, daß es Dir nur darum geht mich in ein schlechtes Licht zu rücken.


  • Wir haben einen eindeutigen historisch passenden Kontext für dieses Gebiet. (Drususfeldzüge)
  • Wir haben den Namen eines Römerlagers für dieses Gebiet (Flevum - Tacitus/Ptolemaios).
  • Wir haben eine nicht zu leugnende Ähnlichkeit nicht zu irgendeinem, sondern zu einem absolut zeitlich passenden bekannten Legionslager.
  • Wir haben einen bezüglich Achsensymmetrie und Orthogonalität extrem abweichenden Stadtplan zu Vergleichsstädten wie Zwolle,Leuwarden,Deventer,Zutphen oder von mir aus auch Lübeck.
  • Wir haben KEINE Erklärung warum Groningen so aussieht wie es aussieht.


Und da Rätsel ja hier beliebt sind habe ich auch eins.
Welche Stadt ist hier zu sehen?
raetsel.jpg

Dieser Stadtgraben ist der einzige der dem Groninger Vorbild in gewisser Weise ähnlich ist. Wer dem Befund von zwei Römerlagern in Groningen folgt, und diesen Gedanken konsequent zu Ende denkt, wird keine Probleme haben diese Stadt zu identifizieren.

Gruss
jchatt
 
Und da Rätsel ja hier beliebt sind habe ich auch eins.
Welche Stadt ist hier zu sehen?
Anhang anzeigen 12711

Mein "Quiz" war eigentlich weniger Selbstzweck, als ein Mittel zum Zweck, einem Zweck, dem du dich bisher verweigert hast, weil du dann zugeben müsstest, dass dein Modell nicht funktioniert.
Divico hat ja die eine der sieben Städte schon richtigerweise als León identifiziert, was natürlich nicht den "Spielregeln" entsprach, denn es sollte ja möglichst unvoreingenommen erkannt werden, welche der Stadtstrukturen auf einem römischen Lager basiert. Da er León (< Legio VII) aber identifiziert hat, ist natürlich das Moment der Unvoreingenommenheit weg. Anstatt also neue Rätsel zu erstellen, identifiziere aus den sechs Möglichkeiten doch bitte erst mal die übrige Stadt.
Im Übrigen: Wenn die von dir gezeigte Stadt einen römischen Ursprung haben sollte, dann würde ich die Umrisse des Römerlagers mehr um den Dom herum sehen, also in der südöstlichen Ecke der Insel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anstatt also neue Rätsel zu erstellen, identifiziere aus den sechs Möglichkeiten doch bitte erst mal die übrige Stadt.

Dein zweites Beispiel hat den Nachteil, dass es sich dabei um eine rein zivile Stadtanlage handelt; der militärische Bereich lag nordöstlich außerhalb des von dir gewählten Ausschnitts und ist auf dem Luftbild ohnehin nicht auszumachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und da Rätsel ja hier beliebt sind habe ich auch eins.
Welche Stadt ist hier zu sehen?
Anhang anzeigen 12711

Dieser Stadtgraben ist der einzige der dem Groninger Vorbild in gewisser Weise ähnlich ist. Wer dem Befund von zwei Römerlagern in Groningen folgt, und diesen Gedanken konsequent zu Ende denkt, wird keine Probleme haben diese Stadt zu identifizieren.

Gruss
jchatt

Dieser "Stadtgraben" ist kein Graben, sondern ein Fluß mit einer Insel mittendrin. Dort wurde das Legionslager der VII Legio Augusta gegründet. Den archäologischen Befunden / Funden zufolge sind dies die Abmessungen des Legionslager:

Plan des Römerlagers

Ach ja, und die Stadt war einstmals das Legionslager Argentoratum, nennt sich heute Straßburg und hat eine Siedlungskontinuität seit der Zeitenwende.

Siehe auch:Histoire de Strasbourg*: quand Strasbourg était Argentorate (frz.) und Le camp de la Legio VIII Augusta à Strasbourg - Institut national de recherches archéologiques préventives (frz.)
 
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Dem archäologischen Befunden / Funden zufolge sind dies die Abmessungen des Legionslager:

Plan des Römerlagers

Boah bin ich gut*:

Wenn die von dir gezeigte Stadt einen römischen Ursprung haben sollte, dann würde ich die Umrisse des Römerlagers mehr um den Dom herum sehen, also in der südöstlichen Ecke der Insel.

Wobei ich zugeben muss, dass ich mich durch den Straßenverlauf ein wenig habe blenden lassen.

*Ja, ich weiß, Eigenlob müffelt ein wenig. :rofl:
 
Boah bin ich gut*:



Wobei ich zugeben muss, dass ich mich durch den Straßenverlauf ein wenig habe blenden lassen.

*Ja, ich weiß, Eigenlob müffelt ein wenig. :rofl:

in meinem heimischen Lokalkolorit** würde man sagen: war nich' schlecht!:devil: (= die höchste Form der Anerkennung:))


**Metropolregion Ruhr (einstmals: "der Ruhrpott")

Ich war aber auch ganz stolz, dass ich die elsässische Metropole erkannt habe. Bei den El Quijote eingestellten Bildchen kam mir kein einziges bekannt vor.

Wann gibt es denn zu denen eigentlich eine Auflösung? Ich platze schier vor Neugier.:rofl:
 
Bin mal so frei: 1. Danzig, 2. Warschau, 3. Bergen, 4. Krakau, 5. Léon, 6. Hannover, 7. Bath.

Ich bin schier beeindruckt (falls das alles richtig sein sollte)! Strasbourg konnte ich nur deshalb identifizieren, weil ich mich dort schon das ein oder andere Mal verlaufen habe.:rofl:



P. S. Wir sollten im Smalltalkbereich noch ein Städte-Luftbilderkennungsquiz einrichten.
 
Nette Fundstücke aus der älteren Literatur

Corbulonis monumentum, eine von Corbulo angelegte Verschanzung, soll der erste Grundstein zur Stadt Groningen gewesen seyn. Man entdeckte im Jahre 1818 in der Provinz Groningen eine drei Meilen lange, 12' breite Sumpfbrücke, die wahrscheinlich zu jenen römischen Befestigungswerken hier gehörte.
Ludwig Georgii, Alte Geographie: beleuchtet durch Geschichte, Sitten, Sagen der Völker. - Stuttgart,
1840, p. 200


Edit, ebenso hier:

Corbulonis monumentum, Tacitus XI, 19.; Ort der Frisii, im nordwestlichen Germanien, nahe der Grenze der Cauchi; vielleicht Gröningen – Groninga, ae, Cell. [...]
Friedrich Heinrich Theodor Bischoff, Johann Heinrich Möller, Vergleichendes Wörterbuch der alten, mittleren und neuen Geographie, Gotha, 1829, p. 358

Edit 2:

Corbulo, Cn. Domitius, röm. Feldherr unter Claudius und Nero, unter Tiberius Prätor, unter Caligula 39 n. Chr. Konsul, bekämpfte unter Claudius 47 am Niederrhein die Chauken und Friesen. Da die Eifersucht des Kaisers ihm nicht gestattete, den glücklich begonnenen Krieg fortzusetzen, ließ er, um seine Truppen zu beschäftigen, einen über 4 deutsche Meilen langen Kanal (Fossa Corbulonis) zwischen dem Rhein und der Maas ziehen, dessen Spuren man noch in dem Fliet zwischen Sluys und Leiden erkennen will, und eine Verschanzung (Corbulonis monumentum) anlegen, woraus wahrscheinlich Groningen entstanden ist.
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 279.
 
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Diese Artikel sind alle über 100 Jahre alt, in einer Zeit in der die Archäologie noch in den Kinderschuhen steckte. Die einzigen Verweise die ich finden kann, beziehen sich auf das zitierte Werk von 1840. Bischoff/Möller sagen sogar nur, dass es "vielleicht" Groningen war.
 
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