(Augusteisch-frühtiberisches?) Römerlager Groningen?

2) Groningen ist eine mittelalterliche Planstadt, weil es in der Zeit vor dem 6. Jahrhundert keine archäologischen Funde in Groningen gibt.
Tante Wiki schrieb:
Die Stadt Groningen oder Cruninga – wie sie früher hieß – entstand aus einem losen Zusammenschluss von drei oder vier verstreut gelegenen Bauernhöfen. Die ersten Spuren können auf ca. 300 v. Chr. datiert werden. Ab 600 bis 700 n. Chr. gab es eine feste Besiedlung des Gebietes der heutigen Innenstadt – „de Grote Markt“ (deutsch: der Große Markt). Die erste namentliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1040,
Groningen ? Wikipedia

2) müsste wohl etwas überarbeitet werden: wenn Tante Wiki recht hat, so gibt es Funde aus der Antike, nur keine römischen...
 
Es werden mehrere Probleme deutlich:
  • der frühneuzeitliche Stadtplan von Groningen wird als nicht über das MA, von der Marktkirche ausgehend, gewachsen, sondern als von Beginn an dagewesen angesehen
  • Münzen, Scherben etc., ohne Kenntnis des genauen Fundorts und der Fundumstände oder gar des Alters, werden als Beweis einer römischen Anwesenheit im spätausgusteisch-frühtiberischen Zeitraum angesehen, weil - dies wird zwar von den Betroffenen negiert werden, schwingt aber implizit mit - Geschichte ja nur im Zeitraum 9 - 16 stattgefunden hat.
  • der archäologische Befund wird ignoriert oder schlimmer
  • man geht davon aus, dass die Archäologen mit ihren empirischen Erfahrungen zu doof sind und Einzelpersonen aufgrund eines Stadtplans eine Römerstadt zu identifizieren in der Lage sind.
 
hier mal zwei archäologiekritische Beiträge von Archäologen:

Stadtarchäologie: deggendorf.de

"Doch die Archäologie hat auch ihre Grenzen. Die Erhaltungsbedingungen im Boden bilden einen natürlichen Filter, durch den normalerweise alle organischen Reste ausscheiden. Was bleibt ist Keramik, Metall und Knochen. Und selbst hier bestimmt in den meisten Fällen der Mensch, was in den Boden gelangt. Beispiele aus den verschiedensten Bereichen werden dies belegen, denn auch dies ist ein Stück Kulturgeschichte. Deshalb soll auch aufgezeigt werden, dass es auch andere, bisher nicht ausgewertete schriftliche Quellen gibt, die für die Alltagsgeschichte der Neuzeit und rückblickend auch für das Mittelalter wesentliche Aussagekraft besitzen und die in den kommenden Jahren verstärkt in die Forschung über Deggendorf miteinbezogen werden sollen. Ein weiterer Schwachpunkt ist nach wie vor die Feindatierung von Schichten und Befunden. Sie beruht weitestgehend auf den Keramikfunden, ein oft waghalsiges Unternehmen, muss doch auch diese erst datiert werden. Die Fülle an Literatur über mittelalterliche Keramik mit ihren oft abenteuerlichen, vor allem subjektiven und nicht nachvollziehbaren Methoden zeigt alleine schon die Unsicherheit auf. Die Orientierung erfolgt deshalb an der „älteren“ Literatur (H. Dannheimer) und an eigenen Beobachtungen."

Keltenforschung: Archäologie und ihre Grenzen
"Natürlich ist das allgemein bekannt, und die Bemühungen von allen Seiten sind durchaus da. Aber immer noch obsiegt das Menschliche das streng wissenschaftliche in vielen Bereichen.
Hinzu kommt noch die Schwierigkeit unseres Fachgebietes, wissenschaftliche Deutungen anzustellen ohne sich auf veraltete, als selbstverständlich geltende Interpretationsansätze zu stützen oder die Informationen richtig zu erfassen und daraus sinnvolle Schlüße zu ziehen. Deswegen ist es äußerst wichtig noch vermehrt auf gute Zusammenarbeit zu beharren und zu versuchen, möglichst vernetzt zu bleiben und irgendwie die veralteten Ansichten durch Neue zu ersetzen."


Klingt irgendwie nicht nach einem unfehlbaren archäologischen Dogma, als das ihr das hier verkaufen wollt.

Gruss
jchatt
 
Niemand versucht ein "unfehlbares archäologisches Dogma" zu verkaufen. Und Scherben sind nun mal das "archäologische Leitfossil". Das gilt gerade für die römische Keramik in einem viel besseren Maße als für die des Mittelalters.
Jede Wissenschaft muss, um Wissenschaft zu bleiben, Selbstkritik üben. Diese Selbstkritik nun als Beleg für deine Schlussfolgerungen - sie (die Selbstkritik) ist es nicht (also kein solcher Beleg) - ist unlauter. Denn es ist doch gerade so, dass die Texte angeben, dass Archäologie eben kein Wunschkonzert ist, du versuchst aber aus der Frage, ob Groningen eine römische Gründung sei, beständig ein Wunschkonzert zu machen. Es fehlen aber weiterhin belastbare Belege.
Und ich hatte immer noch der Identifikation der römischen Städte aus meinen zwei Beispielen. Vertraust du nun deiner Methode oder nicht? Zumindest das frühaugusteische Lager müsstet du doch damit identifizieren können, wenn deine Methode so funktionieren sollte, wie du behauptest.
 
Entschuldigung, dass ich Euch immer mit den Münzen nerve, aber mir stellt sich in diesem Zusammenhang noch eine Frage.

Dann fehlen nicht nur römische Funde und Befunde, sondern auch solche der Zeit bis Ca. 600.

Dass Groningen in der röm. Kaiserzeit besiedelt war - von wem und in welcher Form auch immer - machen doch die röm. Fundmünzen, wovon z. B. einige aus dem Vierkaiserjahr stammen, andere jünger sind, wahrscheinlich, oder? (Oder rechnen die Archäologen in solchen Fällen auch immer mit der Möglichkeit, dass Durchreisende (Händler, Hirten oder so) diese Münzen dort zufällig verloren haben?)
Klar, müsste man die Fundmünz-Situation nochmal genauer unter die Lupe nehmen, aber wird in den Augen der Archäologen nicht eine gewisse Kontinuität i. d. Besiedlung Groningens durch diese Münzen wahrscheinlich gemacht? (Was freilich noch gar nichts über die Form der Besiedlung aussagt.)
Wie werden solche Funde in solchen Fällen von der Archäologie bewertet? Kann mir jemand was dazu sagen?
 
Entschuldigung, dass ich Euch immer mit den Münzen nerve, aber mir stellt sich in diesem Zusammenhang noch eine Frage.



Dass Groningen in der röm. Kaiserzeit besiedelt war - von wem und in welcher Form auch immer - machen doch die röm. Fundmünzen, wovon z. B. einige aus dem Vierkaiserjahr stammen, andere jünger sind, wahrscheinlich, oder? (Oder rechnen die Archäologen in solchen Fällen auch immer mit der Möglichkeit, dass Durchreisende (Händler, Hirten oder so) diese Münzen dort zufällig verloren haben?)
Klar, müsste man die Fundmünz-Situation nochmal genauer unter die Lupe nehmen, aber wird in den Augen der Archäologen nicht eine gewisse Kontinuität i. d. Besiedlung Groningens durch diese Münzen wahrscheinlich gemacht? (Was freilich noch gar nichts über die Form der Besiedlung aussagt.)
Wie werden solche Funde in solchen Fällen von der Archäologie bewertet? Kann mir jemand was dazu sagen?


Es geht in der Ausgangsfragestellung darum, ob Groningen aus einem römischen Lager aus der Zeitenwende entstanden ist, dessen Strukturen sich immer noch konserviert im Stadtgrundriß wiederfinden.

Funde römischer Münzen sind häufig im rechtsgermanischen Germanien (nicht nur da). Möglicherweise war dann dort ein Siedlungsplatz oder ein Handelsplatz. Vielleicht wurden diese in unruhigen Zeiten versteckt (und der Besitzer konnte sie nicht mehr wiederfinden oder ist sogar Opfer der unruhigen Zeiten geworden). Ich muß da an die zahlreichen Münzfunde im linksrheinischen, römischen Germanien denken, die aus dem 3. Jhdt. stammen, als Germanenüberfälle stattgefunden haben.

Man müßte wissen, welche Münzen aus welcher Zeit gefunden worden sind. Da hast Du ja dankenswerter Weise bereits einige Münzen zugeordnet. Wichtig ist aber der archäologische Kontext dieser Münzen. Vielleicht war es eine germanische Siedlung, die Kontakt mit Römern hatten. Vielleicht etwas anderes...
 
Man müßte wissen, welche Münzen aus welcher Zeit gefunden worden sind. Da hast Du ja dankenswerter Weise bereits einige Münzen zugeordnet. Wichtig ist aber der archäologische Kontext dieser Münzen. Vielleicht war es eine germanische Siedlung, die Kontakt mit Römern hatten. Vielleicht etwas anderes...

Richtig. Es ist ja auch die Frage, wo genau in oder in der Nähe von Groningen diese Münzen gefunden wurden. Aber da bei den bislang vorgelegten Münzen welche aus der augusteischen Zeit zu fehlen scheinen, die frühesten aus dem Vierkaiserjahr 68/69 sind - also mehr also 50 Jahre nach der postulierten Besiedlung, können die zumindest nicht herhalten für einen Beginn in augusteischer Zeit.

Und wenn nur einige wenige Münzen gefunden wurden (weniger als 10 über einen Zeitraum von 300 Jahren), aber nichts anders, vor allem keine Keramik, die man doch eigentlich immer findet, dann spricht das nicht wirklich für eine Besiedlung, und schon gar nicht für eine kontinuierliche Siedlung über einige Jahrhunderte, um die Zeit zwischen Augustus und dem nachweislichen Beginn der Siedlungen in Groningen zu überbrücken.
 
Antwort B ist leider nicht richtig, das ist Roskilde in Dänemark. So weit ist nicht einmal Drusus gekommen.

Um es kurz zu machen, auch C ist falsch, hier handelt es sich um Lwow (Lemberg) in der Ukraine.

Vielleicht finden wir einen römischen Lagergrundriss (Oberarden oder irgendeinen anderen - es gibt zum Glück ja genügend römische Lagergrundrisse!), der mit diesen Stadtgrundrissen mehr oder weniger gut zusammenpasst. Und schwubs haben wir mit der Methode plötzlich die Anwesenheit von Römern in Gegenden, an die die Römer selbst nicht mal im Traum gedacht hätten.:still: :yes:

Fehlende archäologische Funde sind ja offenbar kein Argument gegen die mögliche Grundrissähnlichkeit.
 
Vielleicht finden wir einen römischen Lagergrundriss (Oberarden oder irgendeinen anderen - es gibt zum Glück ja genügend römische Lagergrundrisse!), der mit diesen Stadtgrundrissen mehr oder weniger gut zusammenpasst. Und schwubs haben wir mit der Methode plötzlich die Anwesenheit von Römern in Gegenden, an die die Römer selbst nicht mal im Traum gedacht hätten.

Du übersiehst den großen Unterschied zwischen Roskilde und Lwow einerseits und Groningen, dass uns nämlich die Römer selber von ihren Aktivitäten im Land der Friesen berichten. Wie wissen, dass Drusus durch Friesland zog und dort auch lagerte, und vieles spricht dafür dass Groningen eben der Ort ist, an dem sich Vitellius und Germanicus trafen, ist es doch zwei Tagesmärsche von der Emsmündung an der Hunze gelegen, so wie es die Schriftquellen berichten (zumindest kann man sie so auslegen, wie es El Quijote tat: "Es gibt eine Hunze! Und zwar in den Niederlanden [...]. Das ergäbe dann auch einen Sinn, weil so Vitellius vom Dollart Richtung Westen marschiert wäre.").

Fehlende archäologische Funde sind ja offenbar kein Argument gegen die mögliche Grundrissähnlichkeit.

Leider hast du ja die von mir genannten Funde ignoriert oder wie im Fall des Scherbenfundes wegen einer 10-min-Fußentfernung vom Stadtzentrum disqualifiziert.

Für die Fundarmut kann es viele Gründe geben, allen voran schwere Sturmfluten, denen der Ort an dem heute Groningen liegt sicher ausgesetzt war, bis im Mittelalter die Eindeichung begann. In einer niederländischen Publikation las ich, dass römische Funde in situ immer nur unter einer Schlickschicht gemacht werden, deren Entstehung Überflutungsereignissen* zugeschrieben wird.

Edit: *) siehe Dünkirchen-Transgressionen:
"Soil survey geological evidences and lack of human occupation artefacts led scientists to formulate the claim that the Netherlands was largely underwater between the 3rd century and 1050 - a very long period of time. This is the so called third Dunkirk Transgression."
 
Zuletzt bearbeitet:
Du übersiehst den großen Unterschied zwischen Roskilde und Lwow einerseits und Groningen, dass uns nämlich die Römer selber von ihren Aktivitäten im Land der Friesen berichten. Wie wissen, dass Drusus durch Friesland zog und dort auch lagerte, und vieles spricht dafür dass Groningen eben der Ort ist, an dem sich Vitellius und Germanicus trafen, ist es doch zwei Tagesmärsche von der Emsmündung an der Hunze gelegen, so wie es die Schriftquellen berichten (zumindest kann man sie so auslegen, wie es El Quijote tat: "Es gibt eine Hunze! Und zwar in den Niederlanden [...]. Das ergäbe dann auch einen Sinn, weil so Vitellius vom Dollart Richtung Westen marschiert wäre.").

Halt mal Stopp! Die Quellen sprechen von der Visurgis (bzw. Visurgin), also der Weser. Das Problem ist, dass die Weser - da man sich ausweislich des Textes auf dem Marsch von der Ems nach Westen war - als Treffpunkt zwischen Germanicus und Vitellius unsinnig ist. Ebenso ist es unglaubwürdig, dass die Soldaten des Vitellius, die sich aus der Sturmflut retten konnten knapp 100 km durch die Sturmflut nach Osten getrieben wurden und das überlebt haben sollen. Das Problem war, dass bei Lacus Curtius Hunse - als Hypothese!!! - angegeben war und es diesen Fluss so nicht gibt, aber sehr wohl eben die Hunze. Das Problem ist eben, dass es ein Fluss sein muss, der in zwei Tagesmärschen vom Dollart (ja, ich weiß, dass es den damals noch nicht gab, es geht um eine etwaige geographische Größenordnung), behindert durch Priele, Sümpfe, Marschen, zu erreichen gewesen wäre und zwar, wenn man von der Ems aus westwärts durch's Watt/die Marschen marschiert und nicht ostwärts Richtung Ems. Aber das ist nur eine Hypothese.

Leider hast du ja die von mir genannten Funde ignoriert oder wie im Fall des Scherbenfundes wegen einer 10-min-Fußentfernung vom Stadtzentrum disqualifiziert.

Ohne eine genaue Datierung der Scherben, ist diese Datierung wertlos. Außerdem wurden sie auf dem modernen Stadtgebiet von Groningen gefunden, im Fundzusammenhang mit Warften, die typisch für die bäuerliche Bevölkerung der Region sind, nicht für die Römer.

Für die Fundarmut kann es viele Gründe geben, allen voran schwere Sturmfluten, denen der Ort an dem heute Groningen liegt sicher ausgesetzt war, bis im Mittelalter die Eindeichung begann.

Aber der Stadtumriss soll sich erhalten haben? Und wie soll der 32 m über NN liegende Hondsrug von den Sturmfluten überspült worden sein?


In einer niederländischen Publikation las ich, dass römische Funde in situ immer nur unter einer Schlickschicht gemacht werden, deren Entstehung Überflutungsereignissen zugeschrieben wird.
Könntest du bitte mal genau zitieren?
 
Halt mal Stopp! Die Quellen sprechen von der Visurgis (bzw. Visurgin), also der Weser. Das Problem ist, dass die Weser - da man sich ausweislich des Textes auf dem Marsch von der Ems nach Westen war - als Treffpunkt zwischen Germanicus und Vitellius unsinnig ist. Ebenso ist es unglaubwürdig, dass die Soldaten des Vitellius, die sich aus der Sturmflut retten konnten knapp 100 km durch die Sturmflut nach Osten getrieben wurden und das überlebt haben sollen. Das Problem war, dass bei Lacus Curtius Hunse - als Hypothese!!! - angegeben war und es diesen Fluss so nicht gibt, aber sehr wohl eben die Hunze. Das Problem ist eben, dass es ein Fluss sein muss, der in zwei Tagesmärschen vom Dollart (ja, ich weiß, dass es den damals noch nicht gab, es geht um eine etwaige geographische Größenordnung), behindert durch Priele, Sümpfe, Marschen, zu erreichen gewesen wäre und zwar, wenn man von der Ems aus westwärts durch's Watt/die Marschen marschiert und nicht ostwärts Richtung Ems. Aber das ist nur eine Hypothese.

Also haben wir jetzt drei Hypothesen, die völlig unabhängig voneinander auf den Ort Groningen als römischen Standort verweisen.

Aber der Stadtumriss soll sich erhalten haben? Und wie soll der 32 m über NN liegende Hondsrug von den Sturmfluten überspült worden sein?

Der fragliche Altstadtbereich Groningens liegt heute zwischen etwa 7 und 14 m ü. NN.

Könntest du bitte mal genau zitieren?

Der Link, den ich an meinen vorigen Beitrag nachträglich angefügt habe erklärt es ausführlicher und auf Englisch statt Niederländisch.
 
Also haben wir jetzt drei Hypothesen, die völlig unabhängig voneinander auf den Ort Groningen als römischen Standort verweisen.

Und was heißt das? Vorsicht: Fangfrage!



Der fragliche Altstadtbereich Groningens liegt heute zwischen etwa 7 und 14 m ü. NN.

Und was ändert das an der notwendigen Verwunderung darüber, dass zwar einerseist alle römischen Funde durch Sturmfluten weggespült worden sein sollen, die Altstadt aber trotzdem im Umriss dem römischen Lager treu geblieben sein soll?
 
Und was ändert das an der notwendigen Verwunderung darüber, dass zwar einerseist alle römischen Funde durch Sturmfluten weggespült worden sein sollen, die Altstadt aber trotzdem im Umriss dem römischen Lager treu geblieben sein soll?

Das ist eine spannende Frage. Wobei ja noch nicht mal die Frage geklärt ist, wie sich der Stadtgrundriss ohne Sturmfluten erhalten haben soll (oder hab ich das überlesen?)
 
Und was heißt das? Vorsicht: Fangfrage!

Das heißt, dass Groningen als römischer Standort nicht bewiesen ist, es aber drei Hypothesen gibt, die völlig unabhängig voneinander auf Groningen als möglichen römischen Standort hindeuten. Das ist Grund genug, die Angelegenheit zu diskutieren.

Und was ändert das an der notwendigen Verwunderung darüber, dass zwar einerseist alle römischen Funde durch Sturmfluten weggespült worden sein sollen, die Altstadt aber trotzdem im Umriss dem römischen Lager treu geblieben sein soll?

Eine mögliche Erklärung wäre, dass man aus leidvoller Fluterfahrung das Straßenniveau unter Beibehaltung der Straßenverläufe immer weiter erhöht hat, sodass der römische Horizont nunmehr unterhalb des Grundwasserspiegels liegt und bei Baumaßnahmen nicht erreicht wird.
 
Das heißt, dass Groningen als römischer Standort nicht bewiesen ist, es aber drei Hypothesen gibt, die völlig unabhängig voneinander auf Groningen als möglichen römischen Standort hindeuten. Das ist Grund genug, die Angelegenheit zu diskutieren.

Können wir noch mal die drei Hypothesen im einzelnen hören?
1.) Zum einen Hunze-Mündung, wobei die Hunze im schriftlichen Text nicht bezeugt ist sondern die Weser, die aber an der Stelle falsch zu sein scheint
2.) der angeblich übereinstimmende Stadtgrundriss mit Oberaden (wobei auch zeitgenössische Lager, sogar solche aus einem Guss - wie bei Massada - eigentlich nie wirklich denselben Grundriss haben)
und 3.) ???

Eine mögliche Erklärung wäre, dass man aus leidvoller Fluterfahrung das Straßenniveau unter Beibehaltung der Straßenverläufe immer weiter erhöht hat, sodass der römische Horizont nunmehr unterhalb des Grundwasserspiegels liegt und bei Baumaßnahmen nicht erreicht wird.
Hier sieht man das Problem an der Groningen-Hypothese: Um sie zu halten müssen immer weitere Hypothesen aufgestellt werden. Wo bleiben die belastbaren Indizien?
 
Können wir noch mal die drei Hypothesen im einzelnen hören?
1.) Zum einen Hunze-Mündung, wobei die Hunze im schriftlichen Text nicht bezeugt ist sondern die Weser, die aber an der Stelle falsch zu sein scheint
2.) der angeblich übereinstimmende Stadtgrundriss mit Oberaden (wobei auch zeitgenössische Lager, sogar solche aus einem Guss - wie bei Massada - eigentlich nie wirklich denselben Grundriss haben)
und 3.) ???

Nummer 3 ist meine Hypothese, dass wir Römerstationen auch in der Germania Magna bevorzugt in Abständen von 22 km (10 Leugen) suchen sollten, wie es unzählige Beispiele aus Gallien, Rätien und dem besetzten Germanien nahelegen.

Groningen liegt wie schon erwähnt in genau 66 km Fußmarschentfernung von Bentumersiel in selten günstiger geografischer Lage. Drusus bevorzugte 22-km-Tagesetappen, und eben dieser Drusus war bekanntlich auch in Friesland.
 
Die Frage ist ja, ob deine These von den 22 km auch stimmt. Wenn man sich römische Itinierarien und Meilenstein ansieht, sind da immer sehr unterschiedliche Meilenangeben für Etappen angegeben. Um mal das Itinerarium Gaditanum anzuführen:

1

Ad Portum

XXIIII

2

Hastam

XVI

3

Ugiam

XXVII

4

Orippum

XXIIII

5

Hispalim

VIIII

6

Carmonem

XXII

7

Obuclam

XX

8

Astigim

XV

9

Ad Aras

XII

10

Cordubam

XXIII

11

Ad X

X

12

Eporam

XVII

13

Uciesem

XVIII

14

Ad Novlas

XIII

15

Castulonem

XIX

16

Ad Morum

XXIIII

17

II Solaria

XIX

18

Mariana

XX

19

Mentesam

XX

20

Libisosam

XXIIII

21

Parietinis

XXII

22

Saltigim

XVI

23

Ad Palem

XXXII

24

Ad Aras

XXII

25

Saetabim

XXVIII

26

Sucronem

XVI

27

Valentiam

XX

28

Sagyntum

XVI

29

Ad Novlas

XXIIII

30

Ildum

XXII

31

Intibilim

XXIIII

32

Dertosam

XXVII

33

Sub Saltum

XXXVII

34

Tarraconem

XXV

35

Palfurianam

XVI

36

Antistianam

XIII

37

Ad Fines

XVII

38

Arragonem

XX

39

Semproniana

VIIII

40

Seterras

XXIIII

41

Aquis Vocontis

XV

42

Gerundam

XII

43

Cilnianam

XII

44

Iuncariam

XV

45

In Pyraeneum

XVI

46

Ruscinonem

XXV

47

Combusta

VI

48

Narbonem

XXXII

49

Baeterras

XVI

50

Cesseronem

XIII

51

Forum Domiti

XVIII

52

Sextantionem

XV

53

Ambrussum

XV

54

Nemausum

XV

55

Ugernum

XV

56

Arelata

VIIII

57

Ergnaginum

VI

58

Clanum

VIII

59

Cabellionem

XII

60

Aptam Iuliam

XII

61

Catuiaciam

XII

62

Alaunium

XVI

63

Segusteronem

XXIIII

64

Alabontem

XVI

65

Vappincum

XVIII

66

Caturigomagum

XII

67

Eburodunum

XVIII

68

Ramam

XVII

69

Brigantium

XVIII

70

Druantium

XI

71

Segusionem

XXIIII

72

Ocelum

XXVII

73

Taurinis

XX

74

Quadrata

XX

75

Rigomagum

XVI

76

Cuttias

XV

77

Laumellum

XIII

78

Ticinum

XXI

79

Plambrum

XX

80

Placentiam

XVI

81

Florentiam

XV

82

Parmam

XXV

83

Lepidum Regium

XVIII

84

Mutinam

XVII

85

Bononiam

XXV

86

Claternum

X

87

Forum Corneli

XIII

88

Faventiam

X

89

Forum Livi

X

90

Cesenam

XIII

91

Ariminum

XX

92

Pisaurum

XXIIII

93

Fanum Fortunae

VIII

94

Forum Semproni

XVI

95

Ad Calem

XVIII

96

Hesim

XIII

97

Helvillum

X

98

Nuceriam

XV

99

Mevaniam

XIX

100

Ad Martis

XVI

101

Narniam

XVIII

102

Ocriclo

XII

103

Ad XX

XXIIII

104

Romam

XX

Also Tagesetappen zwischen 8 und 24 Meilen. Keinerlei Gleichmäßigkeit, Ähnliches kann man von der Tabula Peutingerinana sagen: Auch dort gibt's keine Gleichmäßigkeit zwischen den einzelnen Etappen. Da findet man Entfernungsangaben von 7 Meilen und daneben welche von 30. Deine 22 km-Regel ist ein Hirngespinst.

Edit: Zumal du hier mit Hilfe einer hypothetischen 22-Km-Regel, die du mit der hypothetischen römischen Gründung von Orten begründest, die ebenfalls unbewiesen ist, die Römergründung Groningen aus der Hypothese herausheben möchtest. Selbst in der positivistischten Auffassung von wissenschaftlicher Beweisführung ist es aber verpönt eine Hypothese mit einer Hypothese zu "beweisen". Ebenfalls können sich Hypothesen nicht gegenseitig beweisen (Zirkelschluss)
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Carolus und tela:

Danke für Eure Erklärungen und Stellungnahmen zu meiner Münz-Frage.:winke:

Ich werde mir mal das bereits erwähnte Werk "Die Fundmünzen der röm. Zeit in den Niederlanden. Provinzen Groningen ..." (1996) besorgen, um zu schauen, welche Münzen in welchem Fundzusammenhang und welchem Umfang überhaupt letztendlich in Groningen gefunden wurden. Weiteres zu den Münzen dann später ...
 
Laumellum

XIII

78

Ticinum

Hast du die Angaben einmal nachgeprüft? Offenbar nicht.

Schauen wir doch einmal auf obiges, von mir willkürlich ausgewähltes Beispiel aus dem von dir zitierten Itinerarium Gaditanum. Zwischen Lamellum (Lomello) und Ticinum (Pavia) sollen also XIII römische Meilen liegen, aber stimmt das auch? - Nein, offensichtlich stimmt es nicht: Google Maps berechnet die Strecke mit 34,2 km = 23,8 Römischen Meilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine mögliche Erklärung wäre, dass man aus leidvoller Fluterfahrung das Straßenniveau unter Beibehaltung der Straßenverläufe immer weiter erhöht hat, sodass der römische Horizont nunmehr unterhalb des Grundwasserspiegels liegt und bei Baumaßnahmen nicht erreicht wird.
mit verlaub, aber da halte ich es für wahrscheinlicher, dass Aliens für das Wunder der Straßenverlaufskonservierung gesorgt haben... :D:D:D

...nach Sturmfluten soll man jahrhundertelang für einen Huppelaufgeschüttet haben, was viel Arbeit macht, und dabei aber schön aufgepasst haben, dass alles genauso wie vorher aussieht???
 
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