Anscheinend hast Du Dich wirklich noch nie mit Mendel und den von ihm gefundenen Regeln beschäftigt.
Mendel hat nicht die Drosophila untersucht, sondern Erbsensorten miteinander gekreuzt.
Sein berühmter Aufsatz heißt:
Versuche über Pflanzen-Hybriden (1865)
Ohoh! Ich bitte inständig um Vergebung. In der Schule sind uns Mendels Studien anhand von rot- und weißäugigen Drosophila erläutert worden. Jetzt habe ich doch tatsächlich die Drosophila fälschlicherweise Mendel zugeordnet. Fluchwürdig! Liegt vielleicht daran, dass meine Schulzeit ein paar Jahrzehnte zurückliegt. Dass die Assoziation so ganz dämlich nicht ist, findet man aber leicht heraus, wenn man nach den Stichworten "Mendel" und "Drosophila" googelt.
Ob Fliegen oder Erbsen ändert aber nichts an meiner Aussage: Mendel hat sichergestellt, dass sein Experiment nicht durch ungleiche Verteilung von Merkmalen oder durch den Eintrag "fremder" Merkmale verfälscht wird. Er hat das mit Tütchen über Blüten getan, um sicherstellen zu können, dass nur ER entscheiden konnte, welche Blüte von welcher anderen Blüte bestäubt wird. Also keine "Hybriden" im Spiel. Weil Hybriden seine Untersuchung verfälscht und deren Aussagekraft gemindert hätten.
Wie ist möglich, dass 99,9% meiner Gene identisch mit den Genen meiner Mutter sind, obwohl ich nur 50% meiner Gene von ihr geerbt habe?
Wenn es Dir gelingt, diese Frage zu beantworten, hast Du auch die Frage nach den Neandertalergenen gelöst.
Vielleicht solltest Du erstmal klären, was Du eigentlich meinst, wenn Du "Gen" sagst. Du hast nicht 50 Prozent Deiner Gene von Deiner Mutter und die anderen 50 Prozent von Deinem Vater. Es ist auch nicht so, dass 99,9 Prozent Deiner Gene mit denen Deiner Mutter identisch sind. Man unterscheidet aus guten Gründen zwischen "das gleiche" und "das selbe".
Tatsächlich hast Du von Deiner Mutter einen vollständigen Satz an Genen bekommen. Also 100 Prozent. Dein Vater steuerte ebenfalls ein vollständiges Genom hinzu. Also nochmal 100 Prozent. Was dazu führt, dass in Deinem Genom zwei Versionen von jedem einzelnen Gen vorhanden sind. Klar geworden?
Der Unterschied zwischen den "Beiträgen" deiner Mutter und Deines Vaters liegt nicht darin, dass Du von ihr andere Gene als von ihm bekommen hättest. Er liegt in der unterschiedlichen Expression der jeweils doppelt vorhandenen Gene. Hier:
Genexpression ? Wikipedia
Deshalb bleibt Deine folgende Aussage nach wie vor zweifelhaft:
Nein, nicht um Merkmale, sondern um Gene.
Man hat die DNA untersucht.
http://www.geschichtsforum.de/682390-post783.html
Zum wiederholten Male: Wenn es Hybriden aus Neandertalern und Cro magnon gab, dann hatten diese Hybriden in ihrem Genom sowohl den vollständigen Cro-Magnon-Gensatz als auch den vollständigen Neandertaler-Gensatz. Was sie selbst dann an ihre Nachkommen weitergegeben haben, war dem Zufall überlassen. Faktoren wie "crossing over" einkalkuliert, konnte es entweder die Cro-magnon-Version oder die Neandertaler-Version eines jeden Gens sein.
Hätten die Neandertaler tatsächlich eine nennenswerte Zahl völlig anderer Gene als "moderne Menschen" gehabt, dann wären Kreuzungen tatsächlich höchst unwahrscheinlich. Daran zweifele ich allerdings. Dagegen spricht auch die weitgehende Übereinstimmung des Genoms von Neandertalern und modernen Menschen.
Untersuchen kann man natürlich nur das eine Prozent, in dem sich die Menschen unterscheiden. Also von 23000 Genen nur 230. Bei diesen 230 hat man 4% Übereinstimmung gefunden.
Ein Prozent des Genoms ist unterschiedlich. Und vier Prozent von dem, was unterschiedlich ist, ist gleich? Ähhh...
Nun ja, der erste Hybride kann nur ein 50-Prozent-Hybride gewesen sein. 50 Prozent vom Vater, 50 Prozent von der Mutter. Anders geht das nicht.
Richtiger wäre: Der erste Hybrid hatte noch das vollständige Genom sowohl vom Neandertaler als auch vom Cro magnon. Aber ich verstehe, was Du meinst.
Wir können gern auch eine Modellrechnung machen mit einer Gruppe, deren Genpool zu 10% aus Neandertalergenen besteht. Nun stößt diese Gruppe im Laufe vieler Generationen Richtung Europa, vor, trifft in jeder Generation auf eine Neandertalergruppe und mischt sich mit dieser nochmals im gleichen Verhältnis. Nach einer Generation sind wir bei 19%, nach zwei Generationen bei 27,1% (wenn ich jetzt nicht falsch gerechnet habe).
Es sei denn, in jeder Generation stößt eine frische Zuwanderergruppe dazu, direkt und unvermischt aus Afrika.
Hier liegt Dein Denkfehler. Trifft der erwähnte "erste Hybriden-Mann" bei seiner eigenen Fortpflanzung auf eine "erste Hybriden-Frau", dann gilt folgendes: Für jedes Gen kann er entweder die Neandertaler-Version oder die "Sapiens-Version" weitergeben. Chance: 50 Prozent. Gibt er die "Sapiens-Version" weiter, besteht eine zusätzliche Chance von nochmal 50 Prozent, dass die Neandertaler-Version des entsprechenden Gens trotzdem weitergegeben wird. Durch die Mutter nämlich, die ebenfalls beide Versionen des Gens trägt und sie ebenfalls mit einer Wahrscheinlichkeit von jeweils 50 Prozent vererbt.
Wie sieht das nun aber aus, wenn der Hybrid nicht auf einen anderen Hybriden trifft, sondern auf eine reinblütige Cro-magnon-Dame? Richtig! Die Chance, dass die Neandertaler-Version eines Gens weitergegeben wird, ist um 25 Prozent geringer. Folge: Je geringer die Zahl der Neandertaler und je höher die Zahl der Cro magnon war, desto wahrscheinlicher war es, dass mit jeder neuen Generation immer weniger Neandertaler-Anteile im Genpool verblieben.
Das galt umso mehr für die Zeit nach dem Aussterben der Neandertaler. Von dem Moment an, konnten Neandertaler-Versionen der Gene nämlich nicht mehr von Neandertalern sondern nur noch von "modernen Menschen" weitergereicht werden - mit dem "Risiko", dass mit jeder neuen Paarung in jeder neuen Generation ein neandertaler-typisches Gen auf ein Cro-magnon-Äquivalet traf und nur eine 50:50-Chance hatte, erhalten zu bleiben.
Das, was in unserem Genom heute noch (vielleicht) vom Neandertaler geblieben ist, ist also das, was die äquivalenten Cro-magnon-Versionen der Gene vollständig verdrängt oder sich zumindest so weit durchgesetzt hat, dass es zu gleichen Teilen in der Bevölkerung vertreten ist.
Damit ist der Prozess aber noch nicht vorbei. Wenn wir einkalkulieren, dass die Menschen im südlichen Teil Afrikas nach heutigen Erkenntnissen gar keine Neandertaler-Spuren in ihrem Genom haben und in anderen Teilen der Welt die Neandertaler-Anteile "schwanken", dann wird das mit fortschreitender Globalisierung dazu führen, dass die noch nachweisbaren Neandertaler-Spuren immer weiter abnehmen.
Da es keine einheitliche, allgemein anerkannte Definition für den Begriff "Art" gibt, kann es folglich auch keinen Konsens geben, dass Neandertaler eine eigenständige Art waren. Ohne die Namen der Leute benennen zu müssen, die das bestreiten, steht damit fest, dass es Leute gibt, die das bestreiten.
Wenn man den Begriff "Art" bezogen auf Haushunde oder Weiderinder diskutiert, ist das Definitionsproblem nebensächlich. Diskutiert man es hingegen bezogen auf Menschen, steht man insbesondere in Deutschland sofort in einem "Minenfeld". Das sollten wir lassen. Nach allem, was wir über die Kultur der Neandertaler wissen, waren es zweifellos Menschen.
MfG