Für mich wiegt eine militärische Abmachung schwerer, die hat doch ein ganz anderes Gewicht, als eine eventuelle Aufteilung der portugiesischen Kolonien.
Wie kommst du zu der Annahme?
Das Kolonialabkommen konnte zu handfesten geopolitischen Verschiebungen in Afrika führen, demgegenüber war die Marinekonvention eine nicht durchführbare militärische Luftnummer.
Bei dem Marineabkommen zwischen England und Russland sprach u.a. auch man darüber, ob die englische Handelsmarine im Kriegsfalle in die Ostsee einfährt, um russische Truppen einzuladen und dann an der pommerschen Küste an Land zu setzen.
Was technisch, ich wiederhole mich, überhaupt nicht möglich gewesen wäre.
Du hast mir bis dato noch nicht erklären können, wie das angesichts der Kräfteverhältnisse in der Ostsee ohne Unterstützung eines Großteils der schweren britischen Einheiten hätte funktionieren können.
Dito hast du mir bis dato nicht erklären können, wie man gerade die schweren Einheiten im Sund und der unmittelbaren Nähe der deutschen Küsten vor deutschen Tausch- und Torpedobooten hätte schützen sollen.
Das einzige was man von deutscher Seite hätte tun müssen um das von vorn herein zu vereiteln wäre gewesen den Sund zu vermienen, das wäre militärisch keine besonders schwere Aufgabe gewesen.
Und selbst wenn man das nicht getan hätte, wäre das Einlaufen der britischen Einheiten in die Ostsee und der Versuch an den deutschen Küsten zu landen in nichts anderem resultiert, als in einem hübschen Zielschießen für die Tauch- und Torpedoboote.
Vorrichtungen für die Anlandung schweren Geräts gab es nicht, spezielle Landungsboote für amphibische Landeunternehmungen à la Weltkrieg Nr2. ebenfalls nicht.
Dementsprechend hätten nur sehr leicht ausgerüstete, entsprechend wenig schlagkräftige Truppen ohne weiteres transportiert werden können und deren Anlandung hätte wahrscheinlich Tage gebraucht, wenn sie überhaupt durchführbar gewesen wäre.
Unterm Strich hätten die Briten, wenn sie das tatsächlich versucht hätten mit ziemlicher Sicherheit substanzielle Teile ihrer Flotte eingebüßt und alles was dabei zu gewinnen gewesen wäre, wäre allenfalls ein wenig Diversion gewesen, aber nichts wirklich entscheidendes.
Das ganze ist deutlich eher ein symbolisches Entgegenkommen, als eine tatsächlich sinnvolle militärische Option.
Grenzverschiebungen in Afrika wären demgegenüber eine geopolitische Tatsache gewesen.
Du sagst aber gar nichts zum Windsor Vertrag
Weil der für meinen Punkt überhaupt nicht relevant ist.
Mein Punkt ist nach wie vor, dass man in GB auch 1913 durchaus noch bereit war den Status Quo in den Kolonien zu verändern und Deutschland daran partizipieren zu lassen.
So geht man nicht mit jemandem um den man als Feind betrachtet.
Das Septemberprogramm war der kleineste erreichbare Nenner. Es waren ganz andere, größenwahnsinnigere, Zielvorstellungen im Umlauf.
Die Tatsache, dass mit der Zeit auch noch größenwahnsinnigere Vorstellungen gab, macht das Septemberprogramm in sich nicht weniger größenwahnsinnig als es war.
Schön, nachdem der Krieg einmal da war und es für einen Moment so aussah, dass man ihn von deutscher Seite gewinnen würde, war die Gesamtstimmung nicht nach einem Verständigungsfrieden auf Basis des Status Quo und irgendein Gewinn, musste präsentiert werden, dem ist sicherlich Rechnung zu tragen.
Aber man wird die Absicht mal eben halb Afrika umzuverteilen, Belgien halb zu annektieren und den Rest um französische Gebiete erweitert zu einem lupenreinen Satelitenstaat zu machen, nebst Annexion weiterer französischer Gebiete und ggf. Abtrennung der russischen Westprovinzen und vollständige wirtschaftliche Verdrängung Großbritanniens aus Europa, bzw. dessen Umgestaltung in eine de facto Exportkolonie des Deutschenn Reiches wohl kaum als mäßig verkaufen können.
Das war schon ziemlich starker Tobak.