Ashigaru
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Modern und autoritär zu sein, müsste an sich keinen Widerspruch darstellen (siehe etwa die frühe Sowjetunion). Im deutschen Kaiserreich war das aber wohl so und prägt den speziellen Zeitgeist dieser Epoche. Zusammenfassen würde ich das in der Formel Politik=autoritär gegen Gesellschaft und Kulltur = fortschrittlich. Letzendlich scheiterte das Reich ja auch daran, dass es die immer noch von den Kreisen um den Kaiser und die adligen Reichskanzler bestimmte Politik den gesellschaftlichen Veränderungen zum größten Teil verständnislos gegenüber stand.
Gerade das geistige Leben war von einer Blütezeit geprägt, die m.E. selbst in der Weimarer Republik nicht mehr erreicht wurde. Die herrschenden Schichten standen der kulturellen Entwicklung jedoch interesselos bis feindlich gegenüber, wie Wilhelm II. Rede zur "Gossenkultur" beweist.
Diese Schichten blockierten auch die gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit, wie die feindselige Haltung z.B. gegenüber den Sozialdemokraten belegt. Im Prinzip wäre ihnen ein unumstößlich konservativ-aristokratisches System wohl lieber gewesen, mit dem sich die Volksmassen aber nicht mehr regieren ließen. Auch die im internationalen Vergleich tatsächlich fortschrittliche Sozialgesetzgebung ließ sich nicht mühelos etablieren und entstand ja nicht zuletzt unter dem Gedanken, die Unterschichten mit dem System zu versöhnen.
In den letzten Jahren des Kaiserreichs liegt insofern eine Tragik, als das System hier und da moderne Entwicklungen vollzog, die durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen wurden. In den Jahren nach 1905 etwa entfernte sich das Reich in den Kolonien partiell von der massiven Unterdrückungspolitik.
Gerade das geistige Leben war von einer Blütezeit geprägt, die m.E. selbst in der Weimarer Republik nicht mehr erreicht wurde. Die herrschenden Schichten standen der kulturellen Entwicklung jedoch interesselos bis feindlich gegenüber, wie Wilhelm II. Rede zur "Gossenkultur" beweist.
Diese Schichten blockierten auch die gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit, wie die feindselige Haltung z.B. gegenüber den Sozialdemokraten belegt. Im Prinzip wäre ihnen ein unumstößlich konservativ-aristokratisches System wohl lieber gewesen, mit dem sich die Volksmassen aber nicht mehr regieren ließen. Auch die im internationalen Vergleich tatsächlich fortschrittliche Sozialgesetzgebung ließ sich nicht mühelos etablieren und entstand ja nicht zuletzt unter dem Gedanken, die Unterschichten mit dem System zu versöhnen.
In den letzten Jahren des Kaiserreichs liegt insofern eine Tragik, als das System hier und da moderne Entwicklungen vollzog, die durch den Ersten Weltkrieg jäh unterbrochen wurden. In den Jahren nach 1905 etwa entfernte sich das Reich in den Kolonien partiell von der massiven Unterdrückungspolitik.