Shi. welche Überschußgebiete im Osten meinst Du denn?
Und wie stellst Du Dir einen schnellen Vormarsch vor?
		
		
	 
Bei einem Ostszenario, wäre es ein logisches Vorgehen gewesen, den Mobilisierungsvorsprung vor den Russen zu nutzenum in Koopertation mit den Österreichern direkt zu Kriegsbeginn mindestens Kongresspolen abzuschneiden (Zangenoffensive von Ostpreußen und Ostgalizien aus in Richtung Bug und nach und nach zu besetzen (die russischen Festungen in Zentralpolen hätten sich da ggf. eine Zeit lang halten können, aber nicht ewig und ggf. in Richtung Litauen und Westukraine vorzustoßen und mehr oder weniger dort eine Frontlinie zu etablieren.
Wenn man es geschafft hätte Kongresspolen weitgehend kampflos abzuschneiden und nach und nach zu besetzen, eventuell direkt zu Kriegsbeginn Teile Litauens und der Westukraine zu überrennen, während die eigenen landwirtschaftlichen Überschussgebiete in Ostpreußen und Galizien im Gegensatz zum realen Kriegsverlauf unversehrt geblieben wären, hätte die Ernährungssituation bei den Zentralmächten mittelfristig schon etwas anders ausgesehen.
Realiter besetzte man eben mit Belgien und Teilen Nordfrankreichs erstmal Gebiete, die Bodenschätze liefern konnten, aber so stark bevölkert waren, dass sie eher zusätzlicher Nahrungsmittel bedurften, als dass sie welche hätten abliefern können, während Teile der galizischen Ernte verlorengingen und ein Erheblicher Teil Ostpreußens durch die Kämpfe der Jahre 1914 und 1915 ähnlich verwüstet wurde, wie Teile von Kongresspolen.
	
		
	
	
		
		
			Eine autarke Munitionsproduktion war doch zwangsläufig vorhanden, es geht hier doch um ganz andere entscheidende Punkte.
		
		
	 
Naja, so lange man auf den Chile-Salpeter angewiesen war, war das eben nicht der Fall. Und vollständige Ablösung von der Abhängigkeit gelang erst während des Krieges, was aber in keiner Weise absehbar war, weil man nicht unbedingt damit planen konnte, das Haber-Bosch-Verfahren, bzw. darauf beruhende Produktion kurzfristig und unter Kriegsbedingungen in einer Weise zu skalieren, dass das einen Großteil der Munitionsproduktion würde tragen können.
Wenn man bereits vor dem Krieg die Gewissheit gehabt hätte, dass das vorhanden gewesen wäre und im Kriegsfall Munition kein einer potentiellen Blockade unterfallendes Problem sein würde, hätten die Möglichkeiten in planerischer Hinsicht schon anders aussehen können.
	
		
	
	
		
		
			Ich sehe keine Möglichkeit sich in einem Erschöpfungskrieg durchzusetzten. Egal wie man es dreht und wendet, irgendwo ist die Decke immer zu kurz.
Es ist einfach nicht möglich sämtliche benötigten Rohstoffe zu bevorraten.
		
		
	 
Es wäre ja auch nicht unbedingt notwendig, so lange darauf zu rechnen gewesen wäre, das genügend Neutrale im Spiel geblieben wären um ggf. Abhilfe schaffen zu können.
Was wiederrum den Erschöpfungskrieg angeht, ggf. sollte ich hier etwas genauer skizzieren, wie ich das meinte:
Der russisch-japanische Krieg 1904-1905 hatt eigentlich gezeigt, wie schwach Russland wirtschaftlich auf der Brust war und dass es auf einen großen, langedauernden Krieg gegen die europäischen Großmächte schlecht bis gar nicht vorbereitet war.
- Versorgungswege der Westmächte durch die Ostsee nach Russland ließen sich sperren, hier konnte man Druck auf Dänemark ausüben die Durchfahrt zwischen den dänischen Inseln zu sperren zudem konnte man das Seegebiet dahinter teilweise verminen, und so den Zugang zur Ostsee kontrollieren.
- Da Russlands Ambitionen wegen der Meerengen wohlbekannt waren und ein Sieg der Ententemächte in einem großen Krieg über die Zentralmächte (die politisch eher auf den Erhalt des Osmanischen Reiches abzielten) letztere mit einiger Wahrscheinlichkeit längere Zeit handlungsunfähig gemacht hätte, woran das Osmanische Reich kein Interesse haben konnte, konnte man es als wahrscheinlich ansehen, dass in diesem Fall die Hohe Pforte jedenfalls die Meerengen sperren würde, um in jedem Fall gegen einen russischen Sieg zu arbeiten.
Damit war darauf zu rechnen, dass man das wirtschaftlich eher auf schwachen Füßen stehende Russland wahrscheinlich isolieren und weitgehend blockieren könnte.
Hilfe von den Westmächten für Russland hätte dann, was Europa betrifft nur noch über Skandinavien und Archangelsk kommen können, wo aber die Aufnahme - und Transportkapazitäten so gering waren, dass sich eine Umfassende Versorgung der russischen Bedürfnisse nicht hätte machen lassen.
Hätte man von Anfang an darauf gesetzt vor allem Russland unter Stress zu setzen und dessen Kriegswirtschaft und Eisenbahnsystem systematisch zu überfordern, hätte man im Rekurs auf die Erafahrungen des russisch-japanischen Krieges wahrscheinlich darauf setzen können, dass Russland nach vielleicht 2 oder 2,5 Jahren spätestens die Puste ausgehen würde.
D.h. wenn ich von "Erschöpfungskrieg" schreibe, meine ich eine Durchhaltefähigkeit in etwa auf dem Niveau dieses Zeitraums, mit dem begrenzten Ziel Russland zu einem separaten Verständigungsfrieden zu zwingen und durch die Normalisierung der Verhältnisse im Osten ein blutiges Pat zwischen den Zentral- und des Westmächten zu erzwingen unter Aufhebung der britischen Blockadewirkung durch Normalisierung der wirtschaftlichen Beziehungen im Osten.
	
		
	
	
		
		
			Die Nahrungsmittelproduktion ist nunmal der wichtigste Engpass. Da werden dann bestimmte Gebiete im Osten auch keinen dauernden Ausgleich bringen.
		
		
	 
Historisch wurde das erst ab 1916 zu einem wirklichen Problem, als sich die britische Blockade immer weiter verschärfte und einige wichtige Neutrale Staaten als potentielle Lebensmittellieferanten ausschieden, dadurch, dass sie auf Seiten der Entente in den Krieg eintraten (Italien, Rumänien).
Nun konnte man auf Grund der politischen Gesamtsituation allerdings durchaus darauf rechnen, mindestens zu Beginn eines großen Krieges in Europa noch einige wohlwollend neutrale Staaten zu haben, deren Lebensmittelüberschüsse man ergänzend aufkaufen konnte.
Skandinavien, Schweiz, Italien, Rumänien außerdem konnte man zumindest am Beginn darauf rechnen, über die Niederlande den Zugang zum weltmarkt, jedenfalls was Lebensmittel und andere Zivilgüter angeht, zunächst nicht vollständig zu verlieren.
Wenn man einen Krieg über etwa 2 Jahre angepeilt hätte, um Russland zu isolieren und fiedensbereit zu machen, um darüber eine potentielle Blockadewirkung im Westen auszuhebeln, wären Nahrungsmittel wahrscheinlich nicht dass Riesenproblem geworden.
Natürlich kenne ich die historische Entwicklung aber zur Nahrungsmittelknappheit bei den Zentralmächten trugen ja verschiedene Faktoren bei, die in einem anderen Szenario möglicherweise nicht eingetreten wären:
- Besetzung des sichtbesiedelten Belgiens, dessen Bevölkerung mitverpflegt werden musste.
- Schädigung der Landwirtschaft in Ostpreußen und Galizien durch Kriegsereignisse (Verluste an Viehbestand, Teilweise Verwüstung von Ackerflächen, Verlust von landwirtschaftlichem Gerät und Saatgut).
- Wegfall von Handelsmöglichkeiten durch das Herausfallen von Neutralen aus der Gleichung (vor allem Italien und Rumänien)
- Sehr strenger Winter 1916-1917, entsprechend ungünstig für die Lebensmittelproduktion.
- Verteilungsprobleme und Rationierungsfehler
- Langandauernde Notwendigkeit exorbitanter (vergleichen mit früheren Kriegen) Zahlen vor allem russischer Kriegsgefangener mit zu versorgen.
- Herausziehen von zu vielen Arbeitskräften aus der Landwirtschaft auf Grund zu langer Kriegsdauer.
- Blockade.
Allerdings basierten viele dieser Faktoren nicht auf der Gesamtlage der Zentralmächte, sondern auf der spezifischen Entwicklung dieses Krieges.
Hätte man von deutscher Seite in Kooperation mit den Österreichern zunächst die Russen in Schach gehalten und möglicherweise aus Polen verdrängt und hätte die Österreichische Armee nicht das Debakel erlebt, dass sie 1914 erlebt hatte, hätten sich Rom und Bukarest möglicherweise wesentlich vorsichtiger verhalten.
Der Kriegseintritt beider war erheblich dadurch motiviert, dass man Österreich-Ungarn für stehend K.o. hielt und der Meinung war einfach Beute machen zu können.
Bei einem anderen Kriegsverlauf im Osten, bei dem die Österreicher möglicherweise nicht in dieser Form unter die Räder gekommen wären, hätte das aber deutlich anders aussehen können, ähnliches was die Kriegsschäden in Ostpreußen und Galizien betrifft.
Was Großbritannien betrifft, kommt noch hinzu, dass Moltke mit der Möglichkeit der Feindschaft des Inselreiches nach der Triple-Entente in the long run rechnen musste.
Gegebenenfalls hätte man aber auch darauf rechnen können, einen Konflikt mit Großbritannien und damit den Eintritt der Blockadewirkung bei einem Ostschwerpunkt wenigstens zu verzögern, da es an Intervention interessierten Parteien in Großbritannien schwerer gefallen wäre Unterstützung für einen Krieg in Osteuropa und Hilfe für Russland zu mobilisieren, dem GB nicht durch Bündnis oder Garantie verpflichtet war, als für einen Krieg in Westeuropa und über die belgischen Garantieverträge von 1839.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------