Der Erste Weltkrieg und seine Bedeutung in der heutigen Zeit.

Nein, da habe ich nicht verkürzt, sondern bin in meiner Übersicht verrutscht. So etwas passiert dir natürlich nicht. Außerdem habe ich dir auch die Amtsnachfolger , nachdem Venizelos im Oktober 1915 zurückgetreten war, unter König Konstantin benannt. Venizelos wurde erst wieder im abtrünnigen Teil Griechenlands, eben nicht verfassungskonform, Ministerpräsident. Die weiteren Amtszeiten interessieren hier für den Untersuchungsgegenstand überhaupt nicht.


Das alles ändert überhaupt rein gar nichts an den Gegenstand der Betrachtung, um den es hier nämlich geht:
Den fortlaufenden Bruch der griechischen Neutralität durch die Entente und dazu ist von dir bisher nichts gekommen.
 
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Im September 1916 berichtet der russische Botschafter in Paris Iswolski:

"Briand sagte mir, daß das neue griechische Kabinett hier den allerungünstigsten Eindruck hervorgerufen habe. Es setze sich aus Thetokisten und und Antivenizelisten zusammen, das heist aus entschiedenen Gegnern der Alliierten; abgesehen davon trägt es unzweifelhaft politischen Charakter und entspricht folglich nicht den Forderungen welche Griechenland durch die Note vom 08.Juni angenommen hatte. Endlich hat es offensichtlich das Ziel, Wahlen zu veranstalten, deren Ausgang als für die Alliierten ungünstig vorausgesetzt wird. Unter solchen Umständen hält Briand es für notwendig, die frage zu stellen, ob die Alliierten eine solche Kombination gestatten können, und ob sie nicht mit gemeinsamen Vorstellungen an den König herantreten sollten. Er telegraphierte in diesem Sinne nach Petrograd und London. Auf meine Frage, welches weitere Aktionsprogramm von ihm in Aussicht genommen sei, erwiderte er mir, das man nach seiner persönlichen Überzeugung eine Landung von Truppen vornehmen sollte, um König Konstantin in die ihm gebührenden Grenzen zu bringen [...] ."

Der Kommentar des Zaren dazu war deutlich: "Ich nenne das eine vollkommene Einmischung in die inneren Angelegenheiten Griechenlands. Ein sehr abschüssiger Weg."
 
Den fortlaufenden Bruch der griechischen Neutralität durch die Entente und dazu ist von dir bisher nichts gekommen.
Zum eigentlichen Bruch der griechischen Neutralität kam es doch im Mai 1916 als die bulgarische Armee in den griechischen Teil Mazedoniens einmarschierte, weil die Mittelmächte Bulgarien dieses Gebiet als Beute versprochen hatten. Konstantin untersagte seiner Armee gegen die Invasion vorzugehen. Annähernd 7000 Mann des 4. griechischen Armeekorps wurden dabei von den Bulgaren eingekesselt und verbrachten den Rest des Krieges in Görlitz - Anfangs als "Gäste der deutschen Regierung"; nach dem offiziellen Kriegseintritt Griechenlands 1917 als Gefangene.
Erst durch diesen bulgarischen Einmarsch formierte sich die Gegenregierung Venizelos, um gegen diese Invasion zu kämpfen. Denn Konstantin war auch nach der Besetzung Ost-Mazedoniens durch Bulgarien nicht willens die staatliche Integrität des griechischen Territoriums zu wahren. Die Kämpfe der Entente an der Saloniki-Front hatten nicht zum Ziel, die Grenzen Griechenlands zu verändern, anders als die Invasion Bulgariens.
 
Ich habe oben nun wirklich hinreichend Beispiele anhand von Quellen dokumentiert, wie und durch wem die griechische Neutralität nicht geachtet, sondern gebrochen wurde.
 
Zum eigentlichen Bruch der griechischen Neutralität kam es doch im Mai 1916 als die bulgarische Armee in den griechischen Teil Mazedoniens einmarschierte, weil die Mittelmächte Bulgarien dieses Gebiet als Beute versprochen hatten.
Wie dir schon dargelegt wurde, war die Neutralität Griechenlands bereits vorher durch die Besetzung zum griechischen Staatsgebiet gehördender Inseln in der Ägäis durch die Ententemächte gebrochen worden.

Wie dir ebenfalls dargelegt wurde, war auch nach den Gegebenheiten des Kriegsvölkerrechts das durchschleusen von serbischen Truppen durch griechisches Territorium in Richtung griechische Küste und später Mazedonien/Saloniki anstatt deren umgehender Entwaffnung und Internierung bis zum Ende des Krieges nicht mit dem Status eines neutralen Landes vereinbar (genau aus diesem Grund hatte sich ja die belgische Regierung geweigert die deutschen Truppen einfach in Richtung Frankreich passieren zu lassen).

Deine Weigerung diese Umstände anzuerkennen, schafft sie nicht aus der Welt.


Die Behauptung, dass die Zentralmächte Bulgarien griechisches Territorium versprochen hätten, obwohl sie sich mit Griechenland überhaupt nicht im Krieg befanden, hast du mittlerweile mehrfach gebracht.
Belegt hast du sie nicht.
Darfst du aber gerne tun.
 
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Wie dir schon dargelegt wurde, war die Neutralität Griechenlands bereits vorher durch die Besetzung zum griechischen Staatsgebiet gehördender Inseln in der Ägäis durch die Ententemächte gebrochen worden.
Somit befand sich also Griechenland im Kriegszustand, während der König Neutralität propagierte. Das führte wiederum dazu, dass beispielsweise Fort Rupel kampflos durch Bulgarien eingenommen wurde und ein ganzes griechisches Armeekorps jahrelang im Ausland verbringen musste.
Wie dir und Turgot bereits dargelegt wurde, hatte die Entente nicht die Absicht griechisches Territorium zu annektieren. Bulgarien ist erst durch das Versprechen auf griechisches Territorium in den Krieg eingetreten.
Den Vorwurf an Konstantin im Namen der Neutralität die territoriale Integrität seines Landes zu opfern, muss er sich gefallen lassen.
 
und ich führe weitere Beispiele an, die du am liebsten ignorieren würdest, weil die Mittelmächte dabei nicht so gut wegkommen.

Blödsinn. Du ignorierst hier die ganzen zahlreichen Beispiele des Bruchs der Neutralität Griechenlands durch die Triple Entente. Du hast nicht ein einziges Wort dazu verloren.

Und zur militärischen Komponente noch ein paar Worte:

1915 wurden rund 200.000 bewaffnete Soldaten der serbischen Armee an die griechische Küste der Ägäis und vor dort nach Korfu verbracht. Das war Bruch der Neutralität.

1917 sollten 120.000 serbische Soldaten wieder über Griechenland zurück in den Krieg, an die mazedonische Grenze, gebracht werden. Dem widersetzte sich die griechische Regierung ausnahmsweise mal halbwegs erfolgreich. Die serbischen Truppen wurden dann aber rund um den Peloponnes zu den Kykladen geschifft und von dort ging es mit 120.000 Serben und 8.000 Pferden nach Saloniki, welches als Aufmarschgebiet durch die Alliierten behandelt wurde. Das war ebenfalls glatter Bruch der Neutralität.

War nicht gerade England in dem Krieg eingetreten, um die Einhaltung internationaler Verträge zu erzwingen? Das muss man sich einmal überlegen. Weil Deutschland die Souveränität Belgiens im Sommer 1914 gebrochen hatte, hatte London, nach offizieller Lesart, Deutschland den Krieg erklärt.
Die Engländer nahmen es mit dem Recht dann nicht soo genau und meinten mit Griechenland so wie oben beschrieben verfahren zu können, da dieses sein Bündnis mit Serbien anders interpretierte als London. Im Londoner Kabinett wurde im November 1915 über das Thema Griechenland diskutiert. Einhelliges Ergebnis: Entweder ist Griechenland für die Entente oder gegen sie. Wird den Invasionstruppen in Saloniki Widerstand geleistet, werde Zwang angewendet, Hungerblockade, Beschlagnahme der Flotte und Kretas. Das hat auch so rein gar nichts mit der Beachtung der griechischen Neutralität zu tun.
 
Somit befand sich also Griechenland im Kriegszustand

Nein, im Kriegszustand befindet sich ein Land, wenn es beginnt sich gegen die Verletzung seiner territorialen Integrität zu verteidigen.

Nichts desto weniger stellt eine solche Verletzung der territorialen Integrität einen Bruch der Neutralität dar, auch wenn das Land keine aktive Gegenwehr betriebt und sich somit kein Kriegszutand ergibt.

Als Hitler 1938 in Österreich einmarschierte, verletzte er ohne jeden Zweifel die territoriale Integrität Österreichs durch einen Akt der außenpolitischen, militärisch betriebenen Agression.
Auf Grund des Mangels österreichischer Gegenwehr dagegen wirst du aber kein Geschichtsbuch finden, das behaupten würde, es habe im März 1938 einen deutsch-österreichischen Krieg gegeben.

Man könnte das auch am 1. Weltkrieg festmachen.
Der luxemburgische Wiederstand gegen den deutschen Einmarsch beschränkte sich auf offiziellen Protest der Großherzogin gegen das deutsche Vorgehen.
Luxemburg wurde überfallen und besetzt, es fand aber in diesem Sinne kein Krieg zwischen Deutschland und Luxemburg statt, weil Luxemburg eben in Anbetracht der Kräfteverhältnisse auf militärische Gegenwehr verzichtete, anders als Belgien.
 
Du ignorierst hier die ganzen zahlreichen Beispiele des Bruchs der Neutralität Griechenlands durch die Triple Entente. Du hast nicht ein einziges Wort dazu verloren.
Und du und Shini nicht ein Wort dazu, dass Bulgarien der griechische Teil Mazedoniens von den Mittelmächte versprochen wurde, damit es in den Krieg eintritt. Erst mit dem Kriegseintritts Bulgariens begann die Entente mit dem Aufbau der Salonikifront.

Das hat auch so rein gar nichts mit der Beachtung der griechischen Neutralität zu tun.
Den Vorwurf an Konstantin im Namen der Neutralität die territoriale Integrität seines Landes zu opfern, muss er sich gefallen lassen.

Naaa? Nicht beleidigend werden.
 
Wie dir und Turgot bereits dargelegt wurde, hatte die Entente nicht die Absicht griechisches Territorium zu annektieren.
Seit wann setzt der Bruch der Neutralität eines Landes Annexionsabsichten voraus?

Es gibt keinen Beleg dafür, dass man von deutscher Seite her, als man 1914 die Neutralität Belgiens brach bereits Annexionsabsichten hatte, die werden erst später greifbar.
 
Und du und Shini nicht ein Wort dazu, dass Bulgarien der griechische Teil Mazedoniens von den Mittelmächte versprochen wurde, damit es in den Krieg eintritt.
So lange du das nicht belegst, sondern lediglich behauptest, sehe ich auch keinen Grund dazu, da irgendein Wort zu verlieren, mir sind solche Absprachen vor dem Kriegseintritt Griechenlands nämlich nicht bekannnt.

Zitier doch bitte mal den entsprechenden Vertragstext, in dem die Zentralmächte Bulgarien griechisches Territorium versprochen haben sollen auch für den Fall, dass Athen sich neutral verhalten würde.
 
Die Kämpfe der Entente an der Saloniki-Front hatten nicht zum Ziel, die Grenzen Griechenlands zu verändern, anders als die Invasion Bulgariens.
Natürlich und zwar auf Kosten Bulgariens und des Osmanischen Reiches, die sich auf die Gegenseite gestellt hatten.

Den Vorwurf an Konstantin im Namen der Neutralität die territoriale Integrität seines Landes zu opfern, muss er sich gefallen lassen.
Der Vorwurf ist absurd.

Denn er würde ja bedeuten, dass Konstantin, als die Ententemächte sich auf den griechische Inseln festsetzten verpflichtet gewesen wäre, gegen Großbritannien und Frankreich in den Krieg zu ziehen.

Das wäre eine offensichtlich selbstmörderische Aktion gewesen und zu einer solchen ist niemand verpflichtet. Es gibt keine Pflicht die eigenen Landeskinder in einen offensichtlich nicht zu gewinnenden Krieg zu schicken und unnötig zu verheizen.
 
Was ist die Bedeutung des Ersten Weltkriegs "in der heutigen Zeit"?

Ist zwar in der Überschrift thematisiert, wird aber nicht behandelt.
Warum?
(Oder hab ich was übersehen?)
 
Zum eigentlichen Bruch der griechischen Neutralität kam es doch im Mai 1916 als die bulgarische Armee in den griechischen Teil Mazedoniens einmarschierte, weil die Mittelmächte Bulgarien dieses Gebiet als Beute versprochen hatten. Konstantin untersagte seiner Armee gegen die Invasion vorzugehen.
So und jetzt nochmal hierzu:

- Die Streitkräfte der Entente landeten im September/Oktober 1915 auf Limnos. Wohl mit Billigung von Venizelos aber so weit ich das überblicke ohne dass Konstantin I. das autorisiert hätte, denn nachdem die Streitkräfte der Entente in der Ägäis gegen das Osmanische Reich aggierten, wäre es mit der Neutralität des Landes nicht vereinbar gewesen, diesen dort Operationsbasen zu überlassen.

- Im Oktober 1915 landeten Truppen der Entente, ohne Zustimmung Konstantins in Thessaloniki.

- Die Truppen der Entente die gelandet waren, blieben nicht in Thessaloniki, sondern rückten teilweise nordwärts ins serbische Mazedonien vor und stießen am 21. Oktober im Gebiet von Valandovo bei Demir Kapija mit bulgarischen Kräfte zusammen, was Gefechte zwischen den Entente-Truppen und den Bulgaren zur Folge hatte.


Die Truppen der Entente griffen damit über griechisches Territorium die bulgarischen Streitkräfte in Serbien an.

Spätstens in dem Moment, in dem von griechischem Territorium aus Kriegshandlungen unternommen wurden, konnte Griechenland nicht mehr die Unverletzlichkeit seines Territoriums gegenüber Bulgarien auf Grund von Neutralität beanspruchen (sollte eigentlich klar sein, die Diskussion was alles zu unterbleiben hat, wenn man nicht Kriegspartei werden möchte, haben wir ja derzeit regelmäßig in Sachen Ukraine).

Im Fall, dass ein vormals neutraler Staat zustimmt, dass von seinem Territorium aus Kampfhandlungen unternommen werden, wird er Kriegspartei.

Nun wird man im Fall Griechenland einwenden können, das das offizielle Griechenland dies der Entente überhaupt nicht erlaubt hatte, sondern
dass diese sich entsprechenden Zutritt selbst ohne Erlaubnis dazu verschafft hatte.
Man wird hier also mit Fug und Recht behaupten können, dass Griechenland zu diesem Zeitpunkt keine Kriegspartei war, weil das offizielle Griechenland (in seiner Gesamtheit, das Handeln einzelner Politiker ist davon zu unterscheiden) an dem Umstand, dass es in einer Art in den Krieg involviert wurde, wie es für ein neutrales Land nicht vereinbar ist keine Schuld trifft, weil kein aktives Eigenverschulden vorlag.
Sich außerstande zu sehen sich der britischen und französischen Militärmacht entgegen zu stellen und angsichts eines hoffnungslosen Kräfteverhältnisses die Verletzung des eigenen Territoriums zwecks Kriegshandlungen unter Protest hinzunehmen, ist sicherlich kein aktives Verschulden.

Nur, wenn sich das offizielle Griechenland außersstande sah etwas gegen Militäraktionen der Entente über das eigene Territorium gegen Bulgarien zu unternehmen, und sich auf den Standpunkt stellte, der Verpflichtung bestimmte Dinge nich zuzulassen, an die Staaten gebunden sind, wenn sie als neutral gelten wollen, mit dem Verweis auf höhere Gewalt, nicht nachkommen zu können, dann musste das auch anders herum gelten.

D.h. wenn es Offensiven der Entente über griechisches Territorium gegen Bulgarien unter Protest hinnahm, musste es sich, wenn es keine Partei ergreifen wollte auch im umgekehhrten Fall bulgarischen Vorgehenns gegen die Entente-Truppen in Griechenland darauf beschränken.


Insofern war Konstantins Verhalten in Sachen Neutralität konsequent.



Die Behauptung, es hätte zwischen den Zentralmächten und Bulgarien ein Abkommen gegeben, dass Bulgarien griechische Territorien versprach und Bulgarien somit ermuntert hätte einfach mal Griechenland zu überfallen um dort Beute zu machen, ist in dieser Form ein Märchen.

Es gab ein Abkommen, in dem die Zentralmächte Bulgarien griechisches Territorium in Aussicht stellten, für den Fall eines Anschlusses Griechenlands an die Entente und Kriegseintritt gegen die Zentralmächte.
Da aber Konstantin I. sich gegen beides kategorisch wehrte und vernehmbar gegen die Behandlung Griechenlands durch die Entente protestierte, war dieser Fall offensichtlich nicht gegeben.
Die bulgarische Offensive dürfte mehr was damit zu tun gehabt haben, die auf griechischem Territorium stehenden Truppen der Entente zu verdrängen und die Gefahr für den Süden des eigenen Landes, der daraus resultierte abzuwehren.
Das wiederrum, stellte für sich genommen durchaus keinen illegitimen Akt dar.


Venizelos Handeln mit der bulgarischen Offensive zu rechtfertigen, ist insofern ein wenig sehr wohlfeil, als dass Venizelos mit seinem Handeln die Entente zur Landung bei Saloniki erst ermutigte (im Übrigen gegen den Willen Konstantins) und damit dafür sorgte, dass für Bulgarien eine permanente Bedrohung im Süden entsstand, auf die dieses irgendwie reagieren musste.
Man könnte also durchaus sagen, dass Venizelos das eindringen bulgarischer Kräfte nach Griechenland nachgerade provoziert hatte, insofern er sich für eine Landung der Entente einsetzte und dabei half, dieser von griechischem Territorium aus Offensiven in Richtung Mazedonien und Bulgarien zu ermöglichen.


So schaut es mal aus.
 
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Was ist die Bedeutung des Ersten Weltkriegs "in der heutigen Zeit"?

Ist zwar in der Überschrift thematisiert, wird aber nicht behandelt.
Warum?
(Oder hab ich was übersehen?)

Das Thema Nichtbeachtung de griechischen Neutralität könnte ja von der Moderation in einen neuen Faden überführt werden. Ansonsten ist es ja nichts Neues, das einzelne Stränge sich thematisch weiter entwickeln und vom ursprünglichen Thema entfernen.:)
 
Falls hier sich jemand für Metal Musik interessieren sollte, es gibt mit der Gruppe Kanonenfieber eine Band, die ausschließlich Themen aus dem Ersten Weltkrieg in ihrer Musik verarbeitet. Dabei werden Originalreden in die Musik eingearbeitet. Dazu rennen sie in Uniformen über die Bühne.
(Mein Geschmack ist es nicht )

Ausgangspunkt von Kanonenfieber ist der Austausch von „Noise“ mit einem befreundeten Barfußhistoriker, ein Album über den Ersten Weltkrieg zu verfassen, das inhaltlich auf Briefen und originalen Dokumenten aus dieser Zeit basiert.
 
Ist vielleicht hier besser aufgehoben als im Grey-Faden:

Es war vorgesehen, Ostpreußen nur hinhaltend zu verteidigen und im schlimmsten Fall sogar bis zur Weichsel zurückzuweichen, General Francois wurde sogar "gerüffelt", weil er mit völlig unzureichenden ostpreußischen Truppen zum Angriff überging.
Sogar hinter die Weichsel zurück zu gehen, hatte Moltke, Prittwitz im äußersten Fall erlaubt, dafür aber streng verboten sich auf die Festung Königsberg zurück zu ziehen (hätte Festsetzung der Armee nördlich der vorrückenden Russen, bei gleichzeitig weitgehend freiem Weg für die russischen Truppen westwärts bedeutet).

Moltkes Befehle an Prittwitz liefen darauf hinaus, die russischen Truppen in Ostpreußen möglichst zu binden (Vorstoß der Russen westwärts über die Weichsel hinaus oder nach Schlesien mit seiner bedeutenden Industrie, wäre ein strategisch weit größeres Problem gewesen), dabei aber ohne besondere Rücksicht auf die Provinz und auch auf die westlich der Weichsel gelegenen Teile Westpreußens zu nehmen, unbedingt die 8. Armee zu erhalten, um so lange keine anderen Truppen aus dem Westen abkömmlich waren die Russen beschäftigen und ihren Vormarsch stoppen oder wenigstens stören und verlangsamen zu können.

Herrmann v. Francois (einer von Prittwits Korps-Kommandanten) scheint mehrfach dadurch aufgefallen zu sein, auf unbedingte Offensive gegen die Russen setzen zu wollen, was wahrscheinlich vom strategischen Standpunkt nicht unbedingt besonders vernünftig war. Er hatte sich in das Gefecht bei Stallupönen eingelassen und war wohl auch bei Gumbinnen der Meinung, die Schlacht nicht abbrechen, sondern fortsetzen zu wollen.

Noch nach dem Krieg hat v. Francois einen Erinnerungsband an die Schlacht von Tannenberg und die vorrangegangenen Operationen im Osten verfasst und veröffentlicht, in dem er an Prittwitzens Entscheidung die Schlacht bei Gumbinnen abzubrechen herumkritisiert und unter anderem beschwört, dass bei Fortsetzung der Schlacht ein deutscher Sieg gewunken hätte.
An Hand des Verlaufs der Schlacht ist das nicht wirklich nachvollziehbar, die war als v. Prittwitz sie abbrach und Rückzug anordnete eher ein blutiges Patt, dafür hatte allerdings die russische 2. Armee unter Sasonow begonnen sich in Richtung Masuren und Weichselübergänge in Marsch zu setzen, der keine adäquate deutsche Gegenmacht gegenüberstand.
Diese russischen Kräfte waren für die 8. Armee offensichtlich wegen der Gefahr des Kappens der rückwärtigen Verbindungen deutlich gefährlicher, als die Njemen-Armee unter v. Rennenkampf, weswegen es wahrscheinlich strategisch ein großer Fehler gewesen wäre, die Kämpfe bei Gumbinnen fortzusetzen, die Russen im Südwesten dabei weiter vorgehen zu lassen und die Narew-Armee dann anschließend erst später und mit stärker geschwächten Kräften (denn weitere Verluste bei Gumbinnen wären zu erwarten gewesen) zu konfrontieren und anzugreifen.

Als die Russen aber bereits halb Ostpreußen zu überfluten begannen, setzte eine Umdenkungsprozess in der OHL ein. Man löste den Prittwitz, den Befehlshaber in Ostpreußen ab und gab dem "Lüttich-Sieger" Ludendorff (pro forma mit Hindenburg als "Hut") das Kommando für den Osten.
Das hatte aber weniger mit den Geländeverlusten in Ostpreußen selbst zu tun (die waren mit dem vorhandenen Truppenaufgebot im Osten gar nicht zu vermeiden) und mehr mit einem Telefonat, zwischen v. Prittwitz und v. Moltke, nachdem Moltke davon ausging, dass Prittwitz die Nerven verloren habe und deswegen abgelöst werden müsse.
Konkret hatte Prittwitz wohl gegenüber Moltke geäußert selbst nach Rückzug auf oder Übergang über die Weichsel, diese gegen die Russen nicht halten zu können.

Das Interessante ist, dass man das Überstellen von Verstärkungen aus dem Westen dahingehend interpretieren kann, dass Moltke dass in der Sache ähnlich sah, wie Prittwitz und mehr Anstoß an dessen Verhalten nahm, dass er wohl als defaitistisch betrachtete.

Gleichzeitig wurden in einer äußerst entscheidenden Phase für den rechten Flügel im Westen drei Armee-Korps dort abgezweigt und nach Osten befördet. (Sie kamen allerdings für Tannenberg zu spät und fehlten dringend im Westen!! Manche machen diese Aktion für das Scheitern des Angriffsflügels verantwortlich.
Wenn ich das recht im Kopf habe, handelte es sich um zwei Korps.

Und ob die im Westen was gebracht hätten, sei mal dahingestellt. Die Truppen waren nach wochenlangem Vormarsch müde, daran Paris selbst anzugreifen, war bei dem straffen Zeitplan und mit Flankenbedrohung aus Richtung Süden nicht zu denken, ob man weiter südlich vorran gekommen wäre ist auch fraglich.
Hätten die 2 Korps im Westen zur Verfügung gestanden, wäre es den Truppen der Entente-Mächte wahrscheinlich nicht gelungen, die Deutschen in der Marneschlacht nicht nur aufzuhalten, sondern auch zum partiellen Rückzug zu zwingen, möglicherweise hätten sie die ermüdeten deutschen Truppen aber doch aufhalten, die Lage an der Marne stabilisieren und per Eisenbahn sukzessive aus Lothringen und dem Elsass abgezogene Reserven heranführen können.

Was die Auswirkungen der 2 Armeekorps auf die Lage im Osten angeht:

Moltke war ja kein Phantast und er hatte Meldungen über die ostpreußischen Operationen und die Bewegungen der Russen. Das es logistisch nicht möglich sein würde mit den aus dem Westen abgezogenen Korps die "Tannenberg-Operation" zu unterstützen, dass dürfte ihm durchaus klar gewesen sein, zumal er nach der Westoperation davon ausgehen musste, dass die beiden Korps mit den vorrausgegangenen Kämpfen in den Knochen ohnehin erstmal nur über reduzierte Kampfkraft verfügen würden.
Gleichzeitig war es auch nicht möglich die Tannenberg-Operation hinaus zu zögern um einen Einsatz der verlegten Korps hier zu ermöglichen, weil mit jeder verstrichenen Stunde die Gefahr stieg, dass v. Rennenkampf mit seiner Njemen-Armee erkennen würde, dass er außer einer sehr schwachen Verteidigungslinie, die er leicht durchbrechen konnte, nichts mehr vor sich hatte und nach Westen marschieren oder sein Vorgesetzter Zhillinski ihm das befehlen würde. In dem Fall hätte dann steigende Gefahr des Eingrifens der Njemen-Armee in die Tannenberg-Operation von Norden und Osten her bestanden und dass hätte Tannenberg mit einiger Sicherheit zum Desaster für die Deutschen gemacht.

Ich würde sagen Moltkes Intention bei dieser Verlegung dürfte weniger in der Absicht bestanden haben die Tannenberg-Schlacht zu unterstützen, als viel mehr nach der Tannenbergschlacht die Weichsellinie unbedingt zu verstärken.
Das bei Tannenberg die Einkesselung und Vernichtung der größeren russischen 2. Armee gelingen würde, war ja alles andere als ausgemacht, eigentlich war es eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher war, dass man, in irgendeiner Weise einen Frontalsieg gegen die Russen würde erringen und die russischen Truppen zeitweise zurückwerfen können.
Das wäre aber, ohne Verstärkungen nicht nachhaltig gewesen. Hätte sich die Narew-Armee der Vernichtung entziehen können, wäre der nächst logische russische Schritt dass weitere fesseln der deutschen Streitkräfte in der Weichselregion und im westlichen Masuren durch die Narew-Armee bei gleichzeitigem Westvorstoß der Njemen-Armee durch Ostpreußen gewesen.

Hätte die Njemen-Armee dann erst in Richtung der Weichsel aufgeschlossen hätten 2 russische Armeen gegenüber einer relativ kleinen Deutschen für den Sturm auf die Weichselstellungen bereit gestanden oder auch für einen Umgehungsversuch (Njemen-Armee im Norden übernimmt die Aufgabe des Fesslens von der Narew-Armee und Narew-Armee versucht Südumfassung der Weichselstellung, während deutsche 8. Armee nördlich gebunden ist und nicht reagieren kann).

Wie ich das sehe, hatte Moltke, als er die 2 Korps abzog Ostpreußen abgeschrieben und bereitete die Sicherung der Weichselübergänge und -Festungen gegen weitere russische Operationen vor, nicht unbedingt den Gegenangriff.

Ich denke, da werden die Absichten der Truppenverlegung bis heute deutlich missverstanden.

Kronprinz Rupprecht, der Oberbefehlshaber der bayerischen 6. Armee hatte der OHL nach dem Sieg in Mörchingen (Lothringen) weit mehr nun frei werdende Einheiten angeboten, das wurde aber von der OHL abgelehnt, weil (sinngemäß) Ostpreußen schlechterdings nicht von den Bayern "befreit" werden sollte.
Könntest du das bequellen? Im Besonderen die Begründung erscheint mir ziemlich fragwürdig, weil zum Zeitpunkt des Abzugs eigentlich nicht klar war, ob eine Kampagne zur Befreiung Ostpreußens in näherer Zukunft überhaupt möglich gewesen wäre. Wenn sich die Narew-Armee der Vernichtung entziehen hätte können, wäre das utopisch gewesen und ob sie das konnte entschied sich letztendlich erst in der Endphase der Schlacht, also deutlich nach der Entscheidung für die Truppenverlegungen.

Erst ab diesem Zeitpunkt und weil die Österreich-Ungarn schwerste Niederlagen einstecken musste, wurde auch von deutscher Seite eine Ostfront aufgebaut, die ursprünglich gar nicht vorgesehen war.
Vorgesehen war sie schon, sollte nur eben schwerpunktmäßig von den Österreichern getragen werden um die deutschen Kräfte im Westen frei zu haben.
 
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„Erster WK und seine Bedeutung in der heutigen Zeit“, so die Überschrift...

Man möchte meinen die Menschheit hat die Nase voll von den >Gehirnaputierten< die sich nur wohlfühlen wenn sie von einen Berg menschlicher Leichen umgeben sind.

Käthe_Kollwitz-(1867-1945).jpg

Aber wie wir erleben, dem ist nicht so.

Man schwafelt da so gar von einem Atomkrieg. Der (ehemalige) Kommunist Putin ist da ein Beispiel.
 
So richtig passt es wohl nirgends. Der Kaiser soll gesagt haben, er könne die Unteroffiziersvisage Ludendorffs nicht sehen. Das habe ich mal vor langer Zeit in einer Fernsehsendung gehört.
 
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