Natürlich konnten die Leidenschaften nicht auf Knopfdruck abbestellt werden, aber was man konnte war, endlich die eigene Niederlage zu akzeptieren, für einen Krieg, den man selbst erklärt hatte. Das soll im Umkehrschluss jetzt nicht heißen, das Deutschland ganz und gar unschuldig an dem Krieg war, aber Frankreich hatte eben die Büchse de Pandora geöffnet.
Die Niederlage von 1871 zu akzeptiren, hätte allerdings das französische Sicherheitsproblem einem mittlerweile wesentlich stärkeren Deutschland gegenüber zu stehen nicht gelöst, in dessen Öffentlichkeit man von "Erbfeindschaft" fabulierte und dessen Regierunge man in Frankreich verdächtigen konnte auf Longwy-Briey und bestimmte Teile des französischen Kolonialreiches zu schielen.
Frankreich als die militärisch klar schwächere Macht konnte nicht einfach einseitig aus diesem Konflikt aussteigen, jedenfalls nicht ohne umfassende Sicherheitsgarantien von deutscher Seite.
Das hätte in der Praxis bedeutet, das Österreich-Ungarn seinen letzten "Spielplatz" als Großmacht verloren hätte
Hätte es nicht, weil die Interessenlage auf dem balkan ohnehin viel zu heterogen war, als Russland als Ordnungsmacht die Interessen aller Balkanakteure hätte ausgleichen können.
Die divergierenden Interessenn in Mazedonien und Ostthhrakien waren aber nicht auszugleichen, so dass Österreich in der Lage geblieben wäre Seniorpartner für denjenigen Balkanstaat oder diejenigen Balkanstaaten zu bleiben, den oder die Russland notwendigerweise verprellen musste und zwar völlig ohne dort zu expansiven Mitteln greifen zu müssen.
Alternativ hätte man, wenn man der Meinung gewesen wäre, Österreich unbedingt einen Ersatzspielplatz verschaffen zu müssen Sondierungen anstellen können, ob sich irgendwo in Übersee etwas erübrigen ließ.
Möglicherweise hätte man Österreich behilflich sein können Territorien von den kleineren Kolonialmächten, die finannziell und kräftetechnisch ohnehin sukzessive überfordert waren gegen finanzielle Kompensation zu übernehmen.
Teile von Spanisch-Sahara, Guinea-Bissau, Niederländisch-Neuguinea......... irgendwas in die Richtung.
Sich von wenig rentablen Teilen des Kolonialreichs zu trennen, hätte den kleineren Kolonialmächten sicherlich nicht übermäßig weh getan, zumal wenn man sich finanziell großzügig gezeigt hätte und wenn es nur darum gegangen wäre Wien eine Möglichkeit zu geben sich wichtig zu fühlen wäre so etwas alle Male besser gewesen, als eine hochriskante Wiener Balkanpolitik zu stützen.
Wie erklärst du dir Marokko Teil 1 und Teil 2? Sicher, die deutsche Diplomatie war eben nicht sehr geschickt vorgegangen, aber in der Sache, und war doch eigentlich die Hauptsache, lag das Recht bei beiden schweren Krisen auf ihrer Seite.
Sage ich doch, mit dem Umstand der russischen Handlungsunfähigkeit und deren Rückwirkung auf Europa.
Für London dürfte weniger entscheidend gewesen sein, dass Frankreich sich hier übeer Abmachungen hinweg setzte, als dass es in dieser Sitution, in der es sich auf russsische Unterstützung nicht verlassen konnte, nicht nachgab, denn wenn es nachgegeben hätte, wäre das eine Einladung an Berlin gewesen vor diesem Hintergrund weitere Kriesen mit Frankreich zu provozieren und sich Zugeständnisse zu erpressen, die das Machtverhältnis zwischen Berlin und Paris weiter in Richtung Berlin verschoben hätten.
Hätte Frankreich in Marokko nachgegeben, weil es sich wegen des Ausfalls Russlands keinesfalls einen Krieg mit Deutschland leisten konnte, wäre das eine Einladung an Berlin gewsen eine "Einkaufsliste" zu basteln, was man an Zugeständnissen von Frankreich sonst noch gerne hätte und das Paris versehen mit entsprechender Kriegsdrohung zu präsentieren.
Das hätte möglicherweise nicht nur das Kräfteverhältnis zwischen Frankreich und Deutschland verschoben, sondern ggf. auch koloniale Absprachen mit Frankreich obsolet gemacht.
Berlin wäre hier wahrscheinlich besser gefahren, wenn es eine Position bezogen hätte, die von Anfang an bereit gewesen wäre die französischen Wünsche in Marokko gegen eine entsprechende Kompensation anderswo zu akzeptieren, dass hätte London sicherlich akzeptieren können, aber keine Kraftprobe zwischen Berlin und Paris vor dem Hintergrund des Ausfalls Russlands in Europa, die mit französischem Nachgeben endet.
Die Möglichkeit die Berlin besaß, wäre schlicht gewesen nachzugeben, ohne etwas dafür oder vergleichbar wertvolles dafür zu erhalten. London war ja definitiv nicht bereit, ich erwähnte es schon weiter oben, sich aus einen eventuellen Krieg Deutschlands mit Frankreich und Russland, der im Übrigen nicht anvisiert wurde, herauszuhalten und neutral zu bleiben.
London war nicht bereit sich aus einem Krieg heraus zu halten, den die Zentralmächte provozierten. Das heißt nicht, dass London Frankreich oder Russland einen Freifahrtsschein zum Krieg ausgestellt hätte.
Im Hinblick auf die britisch-französische Marinekonvention hätte ein Ende der Flottenrüstung und Abwracken einiger älteter Schiffe sicherlich für Beruhigung in GB gesorgt und dafür dieses Abkommen für nett, aber grundsätzlich verzichtbar zu halten.
Über die von mir genannten Punkte stimme ich durchaus zu. Aber die Royal Navy hätte eine Blockade nicht lange zugeschaut
Das hätte maßgeblich von der Gesamtkonstellation abgehangen.
Das im Falle einer französischen Agression GB auch nur einen Finger gerührt hätte, so lange die deutsche Flotte nicht versucht hätte i britische Hoheitsgewässer oder den Kanal einzulaufen, halte ich für unwahrscheinlich.
Aber trotzdem rüstete Russland "wie verrückt" auf und zwar mit französischem Kapital.
Ja, aber doch nicht, weil es unbedingt Krieg führen wollte, sondern weil es zunächst mal an Handlungsfreiheit zurückgewinnen wollte und weil die zunehmende Festlegung Berlins auf Österreich als Partner Russland eine Balkanpolitik nur noch mit der Brechstange ermöglichte.
Hätte man von von Seiten Berlins sich bereit erklärt das Bündnis mit Wien gegebenenfalls zur Disposition zu stellen, wäre St. Petersburg auf Frankreich zur Verfolgung seiner Interessen nicht mehr angewiesen gewsen und sicherlich bereit gewesen von der militärischen Zusammenarbeit mit Frankreich Abstand zu nehmen, weil die Russland dann nichts mehr gebracht hätte.
Interesse an einem Krieg mit Deutschland hatte man nicht und mit Österreich-Ungarn allein als Gegenmacht am Balkan wäre man fertig gworden, also warum sich ohne eigenen Vorteil für französische Sicherheitsinteressen istrumentalisiern lassen?
Das einzige, was das französisch-russische Militärbündnis zusammenhielt, war der Umstand, dass Russland darauf als machtpolitisschen Hebel angewiesen war, so lange Berlin potentiell bereit war Österreichs Balkaninteressen zu stützen.
Viel das weg, so wäre dieses Bündnis aus russischer Sicht von einem nützlichen Instrument zu einem unsinnigen Kostenfaktor geworden, der obendrein unnötiger Weise das Verhältnis mit Berlin belastet hätte.
Das wäre nicht aufrecht erhalten worden.
Aber nur weil man nicht herauswollte.
Nein, weil man als die Deutschland mittlerweile klar unterlegene Macht ohne Sicherheitsgarantien nicht konnte.
Und das gilt in ähnlichem Maße auch für Österreich.
Die Beiden Akteure, die anders gekonnt hätten, weil sie nämlich zu stark waren, als dass ihre Kontrahenten sie im Allingang hätten angreifen können und die deswegen keine Sicherheitsgarantien brauchten, dass waren Russland und Deutschland.
Und genau deswegen hätten auch diese beiden Akteure die Situation auflösen können.
Hätten sich Russland und Deutschland darauf geeinigt ihre militärischen Partnerschaften mit Frankreich und Österreich einzustellen und wechselseitig als vertrauensbildende Maßnahme deren territoriale Integrität stand 1908 oder was in der Richtung zu garantieren, dann wären die beiden schwächeren Mächte, denen damit die Unterstützung entzogen gewesen wäre dazu gezwungen gewesen ihre Politik zu ändern.
Freiwillig hätten das weder Paris noch Wien gekonnt, weil sie beide gegenüber einer jeweils überlegenen Macht ein Sicherheitsproblem hatten, was ihnen bestimmtes Handelnd aufdiktierte.
Huch. Wer hat denn hier das Völkerrecht gebrochen?
Also erstmal, nimmt das bitte nicht persönlich, ich für meinen Teil lehne es ab die kolonialen Praktiken mit dem Begriff "Völkerrecht" in Verbindung zu bringen, das war allenfalls "Völkerunrecht".
Und dazu nochmal, wäre Frankreich vor dem Hintergrund der nicht vorhandenen Handlungsfähigkeit Russlands vor deutschen Drohungen eingeknickt, wäre das eine Einladung an Deutschland gewesen sich das französische Kolonialreich durch Erpressung anzueignen oder Krieg zu führen.
London hätte die Sache als das nehmen können was sie tatsächlich war.
Hat es doch, als Machtprobe zwischen Berlin und Paris, die Frankreich völlig der Genade Deutschlands aufgeliefert hätte, wäre Prais eingeknickt, weil Frankreich für den Moment ohne adäquaten Partner zu lande darstand und Berlin damit eine "carte blanche" gehabt hätte jedes Ansinninnen, was man gerade hatte gegen Frankreich durchzusetzen.
Wäre Frankreich vor der deutschen Drohung eingeknickt und hätte sich zur allem, was Berlin in Marokko recht war bereit erklärt, wenn es nur keinen Krieg gäbe, wäre das eine Einladung an Berlin gewesen die eigenenn Ansprüche in die Höhe zu schrauben und sich zu holen, was ging, so lange Rusland nicht handlungsfähig war.