Der Russlandfeldzug Napoleons

„1. Tarlés Bücher (1812; Napoleon; Talleyrand) beziehen immer russische Quellen ein, etwas, was sie von anderen Büchern dieser Zeit unterscheidet, da russische Quellen für westliche Historiker und Biografen lange Jahre kaum erreichbar waren.“

Inzwischen sind sie erreichbar, siehe Dominic Lieven „Russland gegen Napoleon“. Lieven stellt einiges anders dar. Tarle´s Buch „Nashestvie Napoleona na Rossiju“ erschien 1938. In den Jahren von 1936 bis 1938 wurden in Russland etwa 1,5 Millionen Menschen ermordet. Dass Tarle nicht dazu gehören wollte, kann ich verstehen. Ich empfehle hierzu den Artikel über Tarle in der englischsprachigen Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Yevgeny_Tarle In der deutschsprachigen Wikipedia scheint so ein Artikel nicht möglich zu sein.

„3. In meinen Ausführungen war nie der Name Bagration zu finden - wobei die Fürstin schon ein paar Zeilen wert wäre. Zudem du deiner Behauptung, dass der Fürst zum Helden gemacht wurde, weil er Georgier war, bisher jeden Beleg schuldig geblieben bist.“

Das Thema des Thread ist „Der Russlandfeldzug Napoleons“ Dazu gehören auch Bagration oder Kutusow. Dagegen interessiert mich die Fürstin überhaupt nicht, weil sie nicht zum Thema gehört.

„Nach Tarlé war der sofortige Rückzug nicht geplant“

Falsch, Pläne dafür gab es bereits 1810, unter anderem von Toll (siehe Lieven)

"Wie versichert wird, hatte Barclay de Tolly anfangs an eine Schlacht gedacht, musste jedoch diesen Gedanken bald aufgeben; denn die in Rußland einmarschierende napoleonische Armee erwies sich als bedeutend größer, als man im russischen Generalstab und bei Hofe vermutet hatte."


Damit ist wohl das geplante Schlachtfeld bei Drissa gemeint, dass nach Clausewitz vollkommen ungeeignet und bei dessen Anblick Alexander in Tränen ausgebrochen sein soll. Die Überlegenheit von Napoleons Streitkräften war schon vorher bekannt, man hat es nur nicht geglaubt, sondern hielt es für Propaganda. Entsprechend hat man gekontert und die Stärke der russischen Armee mit 900.000 Mann angegeben. Wer es nicht glaubt, ich kann es belegen. Dauert nur etwas, weil ich es heraussuchen muss.

"Wie General Graf Toll berichtet, sah der anfängliche Plan einen Angriff vor; doch die unermessliche Überlegenheit seiner (Napoleons) Streitkräfte, die sich zwischen Königsberg und Warschau an der Weichsel gesammelt hatten, ... zwangen zur Abänderung dieses Planes. Man entschloss sich zum Defensivkrieg."


Hier wird (unabsichtlich?) suggeriert, dass General Toll über alles informiert war. War er aber nicht, weil er zu Beginn des Feldzuges kein General war. Unwahrscheinlich, dass der Zar und der Kriegsminister Barclay de Tolly einen Oberstleutnant über ihre wahren Absichten informiert haben.

Ich misstraue grundsätzlich jeder Literatur, die unter einem totalitären Regime entstanden ist. Nicht nur der aus der Sowjetunion. Etwas belegen zu können, heißt noch lange nicht, dass es richtig ist. Ich kann belegen, dass die Gründung des Ku-Klux-Clan eine Notwendigkeit war. Ist Quatsch, aber ich kann es belegen. (E. Fürholzer: „Menschen wie Wir? Ein Amerikabuch für Europäer“ Wilhelm Limpert-Verlag, Berlin 1943).


„Ob Bagration ein Held war mag dahingestellt sein. Dass er ein Soldat war, der sein Handwerk durchaus verstand, darf durchaus angenommen werden, wie beispielsweise sein Agieren bei Austerlitz.“

In meinen Augen war Bagration eine Niete. Bei Tolstoi war er ein Held, aber das ist ein Roman. Bei Mohilew zog er sich trotz dreifacher Überlegenheit zurück, weil er glaubte, das ganze Korps von Ney stand ihm gegenüber, obwohl es nur dessen Vorhut war. Wer seine weinerlichen und nörgelnden Briefe an Jermolow bzw. Araktschejew liest, fragt sich, ob der Mann überhaupt mitbekommen hat, dass ein Defensivkrieg beschlossen worden war. Laut Anka Muhlstein („Der Brand von Moskau“) war er beinahe Analphabet. In Borodino wurde er tödlich verwundet? Er erhielt einen Steckschuss in den Unterschenkel (nach Wolzogen) und starb erst mehr als zwei Wochen später, vermutlich an einer Infektion. Scharnhorst erlitt eine ähnliche Verletzung (im Knie), da spricht niemand von einer tödlichen Verwundung. Ich will jetzt nicht alle Märchen über Bagration aufzählen, nur eines: Bagration hat bei der Schlacht von Smolensk die Nachhut kommandiert und die Stadt mit seinen Truppen als Letzter verlassen. Eine Nachhut wurde nie von einem Armeekommandeur kommandiert, höchstens von einem Korpskommandeur. Als die Schlacht um Smolensk in die heiße Phase ging, war Bagration bereits in Dorogobusch, weil er die Vorhut kommandierte. Von dort hat er mal wieder einen seiner (fast) täglichen Briefe an Jermolow geschrieben, der überliefert ist. Vertuscht wird auch, dass ein großer Teil seiner Soldaten desertiert ist: Geschichte des russischen Krieges im Jahre 1812 - Heinrich Ludwig Beitzke - Google Bücher.

Mich nervt diese Geschichtsklitterung, die es in der Sowjetunion gab. Kutusow starb angeblich nach einer tödlichen Verwundung in Bunzlau? Nach Jacques Presser (ein Holländer) liebte Kutusow alkoholische Getränke, delikates Essen und junge Mädchen. Er starb an einem Schlaganfall, nachdem er mit einer 15jährigen Polin ins Bett ging, behauptet Presser. Für einen russischen Helden geht so was schon mal gar nicht. Russische Helden sterben an tödlichen Verwundungen und nicht an einem Schlaganfall, weil sie mit Minderjährigen ins Bett gehen.
 
In meinen Augen war Bagration eine Niete. .

Nicholson schreibt folgendes über Bagration: "Er hatte bei Austerlitz, Eylau und Friedland mit einem Mut gefochten, der legendär wurde" (S. 52)

Und in einem Gespräch mit Balaschkow, einem Abgesandten des Zaren, soll sich Napoleon folgendermaßen geäußert haben. "Ihre Generäle [die der Russen] seien unfähig - nur Bagration tauge etwas". (S. 64) Eine derartige Beurteilung durch Napoleon würde ich schon als relevant ansehen uund in einem gewissen Spannungsverhältnis zur Beurteilung als "Niete".

Napoleon in Russland - Nigel Nicolson - Google Bücher

Die positive Bewertung wird durch Duffy gestützt, der im Vorfeld zu Austerlitz festhält: Die besten Köpfe innerhalb der russischen Generalität waren sicherlich unter den Generalen der mitlleren Ebene...anzutreffen. Der allerbeste dieser Gruppe war ohne Zweifel der 43 jährige Fürst Bagration....(S.42/43). Auf den folgenden Seiten äußert er sich entsprechend positiv über die Performance von Bagration bei Austerlitz.

Die Schlacht bei Austerlitz: Napoleons grösster Sieg - Christopher Duffy - Google Bücher

Bei Gates finde ich auch keine Hinweise, die es auch nur ansatzweise rechtfertigen würden, ihn als "Niete" zu bezeichnen.

The Napoleonic Wars 1803-1815 - David Gates - Google Bücher

Bei Lieven, der von Dir auch zitiert wird, wird Bagration folgendermaßen beschrieben, "were commanded by the fiery and charismatic Prince Bagration". Und ich erkenne bei ihm auch keine Kritik, in den restlichen 134 Passagen, die Bagration betreffen, dass er sich derartig negativ ausläßt.

In der Darstellung von Nafziger ergeben sich keine gravierenden militärischen Fehler von Bagration.

Napoleon's Invasion of Russia - George F. Nafziger - Google Bücher

Und Bagrations gute Leistung bei Borodino, bei der er das Zentrum kommandierte, gehörte andererseits nicht zu den Glanzleistungen napoleonischer Kriegsführung. Und auch in diesem Fall gilt, dass Napoleon immer nur so erfolgreich sein konnte, wie es seine Gegenspieler ihm ermöglicht haben. Eine "Niete" hätte Napoleon wohl schneller das Zentrum überlassen, wäre so meine Vermutung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Borodino

Und Wiki schreibt als Ergänzung zu meiner Position freundlcherwiese: Zitat: "Auf russischer Seite wurde mit General Bagration einer der fähigsten Generäle tödlich verwundet."

Es mag durchaus im Einzelfall Fehleinschätzung durch Bagration gegeben haben, wie vor Warschau, aber die Mehrzahl seiner Entscheidungen waren durchaus nachvollziehbar. Und die wichtigste strategische Leistung war vermutlich der Marsch nach Smolensk und der Erhaltung seiner Armee.

Das ermöglichte erst die Schlacht bei Borodino.

Und jetzt bin ich sehr gespannt, welche Autoren in Bagration eine "Niete" sehen möchten, außer Dir. Deswegen unterstreiche ich gerne nochmal, auch anhand der aufgeführten Literatur, dass Bagration ein Soldat war, der sein Handwerk durchaus verstand!

ps. Ich habe Clausewitz heute morgen nicht vollständig darauf durchsehen können, welche Meinung er vertrat. Definitiv nicht gemöcht hat er Barclay de Tolly. Aber ich werde es noch nachschlagen.
 
Zuletzt bearbeitet:
„Nicholson schreibt folgendes über Bagration: "Er hatte bei Austerlitz, Eylau und Friedland mit einem Mut gefochten, der legendär wurde" (S. 52)“

Ich kenne nichts katastrophaleres zum Russlandfeldzug 1812 als das Buch von Nicolson. Nicolson, der englische Afrika-Offizier macht Verbesserungsvorschläge, wie Russland den Krieg 1812 vor Moskau hätte gewinnen können. Nämlich, wenn sie Moskau so verteidigt hätten wie im Zweiten Weltkrieg. Als Offizier kann er sich auch nicht vorstellen, dass den Soldaten 1812 das Leben ihrer Offiziere vollkommen egal war. Er, sicher ein guter Offizier, phantasiert davon, dass die Soldaten sich für einen Offizier das Bein ausgerissen haben. Dass es nicht so war, kann man nachlesen. Da gab es den einfachen Landser, der einen Offizier seiner Kleidung berauben wollte. Der Offizier sagte daraufhin, „Ich bin noch nicht tot“, die Antwort des Soldaten „dann warte ich noch.“

„Und in einem Gespräch mit Balaschkow, einem Abgesandten des Zaren, soll sich Napoleon folgendermaßen geäußert haben. "Ihre Generäle [die der Russen] seien unfähig - nur Bagration tauge etwas". (S. 64) Eine derartige Beurteilung durch Napoleon würde ich schon als relevant ansehen und in einem gewissen Spannungsverhältnis zur Beurteilung als "Niete".

Ich will das nicht weiter kommentieren, aber die Formulierung „soll sich folgendermaßen geäußert haben “, spricht für sich

„Und Bagrations gute Leistung bei Borodino, bei der er das Zentrum kommandierte, gehörte andererseits nicht zu den Glanzleistungen napoleonischer Kriegsführung. Und auch in diesem Fall gilt, dass Napoleon immer nur so erfolgreich sein konnte, wie es seine Gegenspieler ihm ermöglicht haben. Eine "Niete" hätte Napoleon wohl schneller das Zentrum überlassen, wäre so meine Vermutung.“


Was hat denn Bagration bei Borodino geleistet? Nichts! Wenn du Wolzogen liest, der auch verwundet wurde und Bagration im Lazarett getroffen hat, dann hat Bagration an den entscheidenden Kämpfen überhaupt nicht teilgenommen, weil er schon vor 09:00 Uhr verwundet wurde.

„Und Wiki schreibt als Ergänzung zu meiner Position freundlicherweise: Zitat: "Auf russischer Seite wurde mit General Bagration einer der fähigsten Generäle tödlich verwundet.


Mal wieder eines der Märchen über Bagration. Schau dir mal die Versionsgeschichte an. Da hieß es „während Bagration auf dem Schlachtfeld verblutete (das hat 17 Tage gedauert). Ich habe das damals rausgeschmissen. Einen Einzelbeleg für die Behauptung, dass „Bagration einer der fähigsten Generale war“ wirst du vergeblich suchen.

Was ist das Problem der deutschsprachigen Wikipedia? Noch immer knallen Geschichtswissen der BRD und der DDR (vom Stalinismus geprägt) aufeinander.


 
Ich will das nicht weiter kommentieren, aber die Formulierung „soll sich folgendermaßen geäußert haben “, spricht für sich

Na das willl ich doch auch nur ansatzweise kommentieren. :)

Irgendwie scheinst Du Deine Meinung, ohne näher darauf einzugehen, höher zu bewerten wie die entsprechende zitierte Literatur von zum Teil ausgewiesenen Historikern bzw. Militärhistorikern .

Dabei ist natürlich auffallend, wie schmal eigentlich Deine eigene Beurteilung der einzelnen Quellen ist. Für Nicholson und Wiki hat das Urteil noch gereicht, aber was ist mit Duffy, Gates oder Nafziger oder auch Lieven?

Aber vermutlich liegt das Problem eher auf einem anderen Aspekt. Vermutlich sind sämtliche historische Beurteilungen, die sich nicht mit Deinem persönlichen Urteil decken, sowieso unsinnig.

Somit wäre es hilfreich für eine Diskussion, wenn von Dir mal der ernsthafte Versuch unternommen würde, Deine idiosynkratische Meinungen, durch entsprechende aktuelle Studien zu belegen.

Einen Verweis auf das Hörensagen von Desertationen, im Verweis von Hr. Beitzke, ist nicht mehr ganz taufrisch, weder als Quelle noch als Sekundärliteratur. Da sollte doch die Meßlatte ein wenig höher liegen, gemessen an Deinen eigenen anspruchsvollen Formulierungen.
 
Na das willl ich doch auch nur ansatzweise kommentieren. :)

Irgendwie scheinst Du Deine Meinung, ohne näher darauf einzugehen, höher zu bewerten wie die entsprechende zitierte Literatur von zum Teil ausgewiesenen Historikern bzw. Militärhistorikern .

Dabei ist natürlich auffallend, wie schmal eigentlich Deine eigene Beurteilung der einzelnen Quellen ist. Für Nicholson und Wiki hat das Urteil noch gereicht, aber was ist mit Duffy, Gates oder Nafziger oder auch Lieven?

Aber vermutlich liegt das Problem eher auf einem anderen Aspekt. Vermutlich sind sämtliche historische Beurteilungen, die sich nicht mit Deinem persönlichen Urteil decken, sowieso unsinnig.

Somit wäre es hilfreich für eine Diskussion, wenn von Dir mal der ernsthafte Versuch unternommen würde, Deine idiosynkratische Meinungen, durch entsprechende aktuelle Studien zu belegen.

Einen Verweis auf das Hörensagen von Desertationen, im Verweis von Hr. Beitzke, ist nicht mehr ganz taufrisch, weder als Quelle noch als Sekundärliteratur. Da sollte doch die Meßlatte ein wenig höher liegen, gemessen an Deinen eigenen anspruchsvollen Formulierungen.

Nun, du kommentierst jetzt auch nicht gerade das, was ich geschrieben habe, fällt dir nichts ein zu Bagration? Beitzke zitiert immerhin ein russisches Bulletin. Kannst du ihn widerlegen? Sehr wahrscheinlich nicht. Bleibt dann nur noch drauf loszuprügeln, wenn man keine Argumente mehr hat. Soll ich das jetzt ernst nehmen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Er, sicher ein guter Offizier, phantasiert davon, dass die Soldaten sich für einen Offizier das Bein ausgerissen haben. Dass es nicht so war, kann man nachlesen. Da gab es den einfachen Landser, der einen Offizier seiner Kleidung berauben wollte. Der Offizier sagte daraufhin, „Ich bin noch nicht tot“, die Antwort des Soldaten „dann warte ich noch.“

In der Sache hast du wahrscheinlich Recht, jedenfalls was die russische Seite anbelangt. Dein zitiertes Beispiel betrifft meiner Erinnerung nach aber die franzøsische Seite, zu einem Zeitpunkt, als die Armee in vølliger Aufløsung (begriffen) war, als es nur noch um's Ueberleben ging, nach der Beresina.
Ich schau zum Wochenende nochmal, ob ich's genauer finde.

Vielleicht finde ich auch noch etwas zu Bagration. Mir kommt es jedenfalls komisch vor, dass einerseits eine Reihe Erfolge bei Wiki aufgelistet werden, andererseits er eine "Niete" gewesen sein soll.
Austerlitz wird aber sicher nicht zu seinen Lasten gegangen sein - dann eher ein Mann wie Buxhowden, der sinnlos betrunken war.

Gruss, muheijo
 
Kannst du ihn widerlegen? Sehr wahrscheinlich nicht. Bleibt dann nur noch drauf loszuprügeln, wenn man keine Argumente mehr hat. Soll ich das jetzt ernst nehmen?

Hast Du irgendeine Äußerung, die durch Zitation Dir nahe gebracht wurde, durch entsprechende Stellen anderer Historiker relativiert? Nein!

Und ansonsten solltest Du noch einmal Deine eigene Quelle lesen, in der viel im Konjunktiv über das Desertieren geschrieben wird. Tenor: Genaues weiss man eigentlich nicht!

Und zur generellen Frage der Dimension von Desertation in Russland sei auf Wilms (Napoleon, S. 548) verwiesen, der mit Caulaincourt feststellt, dass bereits Ende Juli die Grande Armee entsprechende Abgänge zu verzeichnen hatte, wie zwei große verlorene Schlachten.

Damit ergibt sich erst der vergleichbare historische Kontext!
________________________
Und es geht nicht um Deine oder meine Argumente, wir sind hier nicht bei "Wünsch Dir was", sondern im wesentlichen geht es um den Bezug zu Historikern, die bestimmte Positionen einnehmen und als anerkannte Werke gewertet werden können.

Und somit stehen die von mir zitierten Positionen nach wie vor konträr zu Deiner subjektiven Meinung. Und einen kritischen, oder auch nur oberflächlichen Durchgang durch die entsprechende Literatur bist Du nach wie vor schuldig geblieben.

Und deren Positionen habe ich Dir relativ ausführlich via Links und Zitaten zeitnaher Studien zum Russlandfeldzug deutlich gemacht. Und von Dir gefordert, endlich Deine Meinungen und Argumente durch entsprechende aktuellen Studien zu belegen.

Und sollte da nichts inhaltliches zu einzelnen Studien kommen, dann werde ich mich aus diesem fruchtlosen Pseudo-Diskurs verabschieden.

Und Dich Deinen Schimpfkanonanden auf Wiki und Co und deren ideologische, stalinistisch gesteuerte Verblendung überlassen:rofl:
 
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@ Caedmon12

Was hat dich eigentlich bewogen, meinen Beitrag von 2010!! zu heben?
http://www.geschichtsforum.de/517644-post15.html
Und ihn mit diesem Kommentar zu versehen?
Können wir mal Tarle abhaken? Wie jede sowjetische Geschichtsliteratur die unter Stalin entstand? Tarle war ein fähiger Historiker, deshalb wurde er unter Stalin ins Gefängnis gesteckt, verbannt und hat danach das geschrieben, was man von ihm verlangt hat. Dagegen wurde ein wenig erfolgreicher Feldherr wie Bagration zum Helden gemacht. Der war ebenso wie Barclay de Tolly kein echter Russe, aber er kam aus Georgien, wie Stalin.
Und das, obwohl dir nicht entgangen sein kann, dass ich in den letzten Wochen vorzugsweise Lieven zitiert habe?

Wenn ich deine weiteren Auslassungen hinzunehme:

Ich misstraue grundsätzlich jeder Literatur, die unter einem totalitären Regime entstanden ist. Nicht nur der aus der Sowjetunion. Etwas belegen zu können, heißt noch lange nicht, dass es richtig ist. Ich kann belegen, dass die Gründung des Ku-Klux-Clan eine Notwendigkeit war. Ist Quatsch, aber ich kann es belegen. (E. Fürholzer: „Menschen wie Wir? Ein Amerikabuch für Europäer“ Wilhelm Limpert-Verlag, Berlin 1943).
Mich nervt diese Geschichtsklitterung, die es in der Sowjetunion gab.
Was ist das Problem der deutschsprachigen Wikipedia? Noch immer knallen Geschichtswissen der BRD und der DDR (vom Stalinismus geprägt) aufeinander.
Dann werde ich irgendwie den Eindruck nicht los, hier einen "modernen Kreuzritter" vor mir zu haben. Ein Mehr an Kommentar erspar ich mir.

In meinen Augen war Bagration eine Niete.
Nun, ja, dasselbe habe ich hier im Forum schon über Bernadotte oder Villeneuve lesen müssen. Und selbst ich als eher weniger Militär stehe einer solchen absoluten Aussage ablehnend gegenüber, die sich zudem in keinem der 3 Fälle belegen läßt.
Deutlich wird nur, dass es wenig Sinn macht, mit Leuten wie dir, die vehement eine solch absolute Position beziehen weiter zu diskutieren.

Grüße
excideuil
 
@caedemon12

"Geschichtsklitterung" gab und gibt es nicht nur in autoritären und totalitären Regimen.

Manchmal entsteht hohe Literaturqualität gerade im Widerspruch zum inneren Anspruch des Autors zu Freiheit und Unabhängigkeit und der Unterdrückung und dem daraus erwachsenden Spannungsverhältnis.

Ich jedenfalls habe Solschenizyn mit sehr viel Gewinn gelesen.

M.
 
Nochmal zu Bagration.

Die Behauptung, er sei eine "Niete" gewesen, sehe ich durch nichts belegt, sie wuerde ja bedeuten, er sei weit unter Durchschnitt gewesen.

--> Welche Operationen und Ereignisse wæren denn da zu nennen?

Ich sehe vielmehr nur positive Beispiele, die mich dazu kommen lassen, dass die allgemeine Einschætzung, er sei ein guter General gewesen, belegen:

1. Vor Austerlitz:
- der russisch-østerreichische Rueckzug aus Bayern nach Østerreich hinein wurde von ihm gedeckt.
Bsp. rettete er 4 østerreichische Bataillone, die von den Franzosen eingeholt wurden, durch 2 russische.
(aus dem bereits von thanepower zitierten Chr. Duffy, "Die Schlacht bei Austerlitz)

2. Im Russlandfeldzug uebernahm er die 2. russische Armee.
Diese war zu Beginn des Krieges offensiv aufgestellt - und musste sich gleich zu Beginn gegen seinen Willen zurueckziehen.

(Die Dispositionen der russischen Armee entsprachen eben nicht dem Rueckzugsplan, sondern dem offensiven Plan, den auch Bagration unterstuetzt hatte)

Dabei gelang es Bagration, seinen Gegenpart Jerome (wie kam Napoleon eigentlich auf die Schnappsidee?) mehr als schlecht aussehen zu lassen. Es gelang Jerome weder, Bagration einzuholen, gar abzuschneiden noch in eine Falle zu locken.
Napoleon war æusserst ungehalten ueber seinen Bruder:
"Du kannst mir weder sagen, welche Stærke die Divisionen Bagrations haben, wie sie heissen, wo sie stationiert waren, ..."
Auch der erfahrenen Davout konnte Bagration nicht abschneiden, er entkam und konnte sich mit Barclay vereinigen.
Hier unterstellter er sich -eigentlich widerwillig- Barclay. Die beiden hatten persønliche Probleme miteinander, und nicht nur Bagration vermutete nicht nur einmal "Verrat" der auslændischen Befehlshaber. Ein Teil der Generale und des Hauptquartiers war deutsch oder zumindest auch deutschsprachig, auch Barclay sprach oft deutsch. Diesen "Verrat" gab es freilich nicht, Fehler schon:
Barclay hatte eine riesige Unordnung geschaffen, als er mal den Marsch gegen Poretsje befahl, dann den Befehl zur Umkehr gab, um alsdann den urspruenglichen Marsch nach Rudnja zu befehlen.
Bagration rettete die russische Armee, als er den x-ten Befehl der Ænderung der Marschrichtung nicht mehr beachtete, und gegen Smolensk fortsetzte und somit die kampflose Einnahme Smolensks durch die Franzosen vorhhindern konnte.

Interessant ist auch ein Detail zur Kampfkraft der 1.Armee (Barclay) und 2.Armee (Bagration):

"Wæhrend die 1.Armee kurz vor dem Zusammenbruch der Disziplin stand, war die 2.Armee durchstrømt von einem vøllig anderen Geist. Der kontinuierliche Strom von Musik, der Gesang, der niemals aufhørte, erweckte den Mut der Soldaten."*

Die erwæhnten Briefe an Araktschejew machen ihn nicht zur Niete, sie sind vielmehr interessante Hinweise auf die Fehler Barclays und die Gedanken Bagrations.

* Als Quelle nennt hier Zamoyski: Mitarevskij, 30; Jermolov, 32
Meine Ausfuehrungen sind hier wieder frei uebersetzt und zusammengefasst aus Zamoyskis Buch.

Fazit:
Bagration war ein fæhiger General, "ausgesprochen mutig mit explosiven Temperament. Gleichzeitig hatte er ein warmes Herz und das feurige "bravado" (habe keine Uebersetzung dafuer), dass notwendig war, dass Offiziere und Soldaten ihn anbeten konnten."

So, und nun hætte ich gerne die Beispiele, die ihn zur "Niete" machten.

Gruss, muheijo
 
Nochmal zu Bagration.

Die Behauptung, er sei eine "Niete" gewesen, sehe ich durch nichts belegt, sie wuerde ja bedeuten, er sei weit unter Durchschnitt gewesen."

War er! Wobei mich Austerlitz wenig interessiert, machen wir das mal an Borodino fest.

"2. Im Russlandfeldzug übernahm er die 2. russische Armee.
Diese war zu Beginn des Krieges offensiv aufgestellt - und musste sich gleich zu Beginn gegen seinen Willen zurueckziehen."

Richtig erkannt, muheijo. Bagration hat das allerdings nie begriffen, dass die russische Strategie eine andere geworden war.

"(Die Dispositionen der russischen Armee entsprachen eben nicht dem Rueckzugsplan, sondern dem offensiven Plan, den auch Bagration unterstuetzt hatte)"

Welchem offensiven Plan? Dem von Phull?

"Dabei gelang es Bagration, seinen Gegenpart Jerome (wie kam Napoleon eigentlich auf die Schnappsidee?) mehr als schlecht aussehen zu lassen. Es gelang Jerome weder, Bagration einzuholen, gar abzuschneiden noch in eine Falle zu locken."

Jerome hat doch garnicht mal versucht Bagration abzuschneiden oder in eine Falle zu locken. Er hat einfach versagt. Im Gefecht stand er Bagration überhaupt nicht gegenüber. Der war schon vorher geflohen.

"Auch der erfahrenen Davout konnte Bagration nicht abschneiden, er entkam und konnte sich mit Barclay vereinigen."

Auch der erfahrene Davout ist nie auf Bagration getroffen, weil der schon vor seiner Vorhut Reißaus genommen hat.

"Barclay hatte eine riesige Unordnung geschaffen, als er mal den Marsch gegen Poretsje befahl, dann den Befehl zur Umkehr gab, um alsdann den urspruenglichen Marsch nach Rudnja zu befehlen."

Die Unordnung hat Bagration geschaffen, der Barclay im Stich ließ.

"Bagration rettete die russische Armee, als er den x-ten Befehl der Ænderung der Marschrichtung nicht mehr beachtete, und gegen Smolensk fortsetzte und somit die kampflose Einnahme Smolensks durch die Franzosen vorhhindern konnte."

Wie kann Bagration die russische Armee gerettet haben, wenn er an der Schlacht von Smolensk überhaupt nicht teilgenommen hat?

"Die erwæhnten Briefe an Araktschejew machen ihn nicht zur Niete, sie sind vielmehr interessante Hinweise auf die Fehler Barclays und die Gedanken Bagrations."

Sorry, aber wenn ich seine Briefe an Jermolow und seine Liebeserklärungen lese, drängt sich mir der Verdacht einer homosexuellen Beziehung auf. Nicht dass ich das verurteile, das ist ja heute kein Thema mehr, siehe Westerwelle und Wowereit heute.

Ich habe mir jedenfalls erst einmal Bücher von Tarle bestellt. Dann diskutieren wir weiter.
 
Auch der erfahrene Davout ist nie auf Bagration getroffen, weil der schon vor seiner Vorhut Reißaus genommen hat.

Unser "Anti-Bagration-Experte", der keine Literatur zitiert und immerhin Bücher bestellt, über die er bereits vorher eine abfällige Meinung geäußert hat :confused:, schreibt erneut die Geschichte der Napoleonischen Kriege um :grübel:.

Napoleon's expedition to Russia - Philippe-Paul Ségur (comte de), Philippe De Segur, Christopher J. Summerville - Google Bücher

Also, deswegen kurz Segur - ein Klassiker - als Antwort: "This marshal (Davout), however, had not expected to find the Russian prince on the road to Mohilef. He believed him to be already on the left bank oft he Boristhenes.....

On the 23d of July, the latter (Davout) chose an elevated ground, defended by a ravine, and flanked by two woods....(und jetzt folgt eine für Bagration nicht erfolgreiche Begenung mit Davout, die seine Armee intakt erhält und seinen Marsch Richtung Smolensk nicht beeinträcht und das war entscheidend)

He (Bagration) finally crossed the Boristhenes at Novoï-Bikof, where he re-entered the Russian interior, in order finally to unite with Barclay, beyond Smolensk."

Schreibt beispielsweise Segur über das Zusammentreffen von Davout und Bagration. Nebenbei ist dieses Zusammentreffen auch bei Wiki vermerkt, allerdings im Gegensatz zu Segur, der Napoleons negative Reaktion auf Davouts "Performance" berichtet (vermutlich hat Segur noch nicht gewußt, was später bei Wiki steht :rofl:) mit einer positiven Bewertung von Davout.

Louis-Nicolas Davout ? Wikipedia

Philippe-Paul de Ségur ? Wikipedia


Richtig erkannt, muheijo. Bagration hat das allerdings nie begriffen, dass die russische Strategie eine andere geworden war.

Das ist offensichtlich ein weitere Thema, das Du nicht richtig verstanden hast. Es gab zwei unterschiedliche doktrinäre Auffasungen wie der Krieg um die "heilige russische Erde" zu führen sei. Und genau so pathetisch sah man es zumindest aus der russischen Sichtweise. Eine offensive russische Sichtweise, zu der unter anderem auch Bagration zählte und eine defensiv ausgerichtet - ausländische Sichtweise - zu der Barcley zählte. Und dazu zählt Mikaberidze beispielsweise folgende russsiche Generäle:

"These fraction members included Grand Duke Constantine and Generals Peter Bagration, Alexander Ermolov, Nikolay Rayevsky, Dimitry Dokhturov, Matvei Platov, Illarion Vasyl’chykov, Nikolay Tuchkov, Paul Tuchkov and Alexander Tuchkov, Peter Konovnitsyn, Paul Shuvalov and many others."

The Russian Officer Corps of the Revolutionary and Napoleonic Wars: 1792-1815 - Alexander Mikaberidze - Google Bücher
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine durchaus positive Beurteilung der Rolle von Bagration als Soldat und Heerführer in der Schlacht bei Eylau / Heilsberg, aber von Caedmon12 ebenfalls in Frage gestellt wurde:

Napoleon's Polish Campaign: General Peter Bagration during January

(Mikaberidze hat die aktuellste Dissertation zu Bagration geschrieben und das bereits in #93 zitierte Buch zum Offizierkorps erhielt 2005 den Preis der International Napoleonic Society, nur um das Buch einschätzen zu können http://www.napoleonicsociety.com/english/frameSetAccueil_Eng.htm)

Order of Battle - Heilsberg 1807 : Napoleon : Lannes : Murat : Bennigsen : Bagration

Battle of Heilsberg (Lidzbark Warm.) 1807 : Schlacht : Bataille : Bitwa

Somit wurde seine gute Leistung für Austerlitz und den Rückzug festgehalten, die kompetente Rolle bei Eylau/Heilsberg und seinen erfolgreichen Rückzug gegenüber Davout bis Smolensk.

Und für weitere napoleonische Schlachten:

http://www.napoleon-series.org/military/c_battles.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Das von mir bestellte Buch von Tarlé ist inzwischen angegekommen. Da es mehrere Übersetzungen und Auflagen gibt, ich beziehe mich auf „Napoleon in Russland 1812“, Steinberg Verlag Zürich, 1944, 2. Auflage, Deutsche Übersetzung von W. Schen. Ich habe bisher nur kurz quer gelesen und kann mir nicht vorstellen, dass es zu 100 % von Tarlé stammt. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass der Text von unterschiedlichen Zensoren bearbeitet wurde. Z. B. Seite 80: „Die militärwissenschaftliche Kritik hat später Barclay gewisse Entscheidungen anlässlich seines Rückzuges vorgeworfen und seine, übrigens nicht realisierte, Absicht, bei Tsarevo-Zaimistsche eine Schlacht zu liefern, inkonsequent gefunden, aber sie hat zugegeben, dass die von Barclay de Tolly bei diesem Dorf gewählte Position viel günstiger war als die Stellung bei Borodino.“

Also, die bei Tsarevo-Zaimistsche gewählte Position war viel günstiger. Dort eine Schlacht zu liefern, war dagegen inkonsequent, weil man sich auf dem Rückzug befand. Deshalb zog man sich weiter zurück und suchte sich 9 Tage später eine weniger geeignete Position bei Borodino?

Barclay de Tolly wollte eine Schlacht bei Tsarevo-Zaimistsche, das war nach Ansicht russischer Militärhistoriker inkonsequent. Warum? Weil der große Held des „Vaterländischen Krieges“, Kutusow in Tsarewo-Zaimistsche das Kommando übernahm, und den Rückzug befahl, und der suchte eine weniger geeignete Position aus. In der Wikipedia heißt es dazu (Russlandfeldzug 1812):

„Barclay de Tolly hatte mit seinen Truppen am 29. August Zarewo Saimistsche erreicht und dort mit dem Ausbau von Stellungen für eine Schlacht begonnen. Am selben Tag stieß Kutusow zur Armee und befahl, den Ausbau der Stellungen zu beschleunigen. Am Nachmittag des nächsten Tages gab er den Befehl zum Rückzug. Am 31. August erreichte die Armee Gschatsk (heute Gagarin) und begann erneut mit dem Ausbau von Verschanzungen. Diesmal gefiel General Bennigsen, inzwischen Generalstabschef von Kutusow, die Stellung nicht, und erneut befahl Kutusow den Rückzug. Nach Ansicht von Barclay de Tolly wurden die beiden Stellungen nur deshalb nicht für eine Schlacht gewählt, weil er sie ausgesucht hatte. Dadurch wäre im Falle eines Sieges Kutusows Erfolg geschmälert worden. Zum weiteren Verlauf schrieb er an den Zaren: „Die beiden Armeen zogen sich wie die Kinder Israel in der Arabischen Wüste, ohne Regel noch Ordnung von Ort zu Ort, bis endlich das Schicksal sie zur Position von Borodino führte“.

Das kann ich bestätigen, denn die dort genannte Quelle kenne ich. Hier ist übrigens auch das Werk von Tarlé inkonsequent, denn auf Seite 160 heißt es, dass Kutusow in Tsarewo-Zaimistsche das Kommando übernahm. Der Befehl zum Rückzug stammte also definitiv von ihm.

Auch das Märchen, dass Kutusow wegen Barclays Niederlage bei Smolensk zum Befehlshaber gemacht wurde, findet sich in diesem Buch. Die Entscheidung für Kutusow fiel am 17. August in St. Petersburg, wie auch Tarlé schrieb. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Schlacht um Smolensk erst begonnen. Erst am 31. August gab es Gerüchte zu Smolensk in St. Petersburg, wie Tarlé selbst schrieb. Kutusow, der vorher die Miliz in St. Petersburg kommandierte, wurde am 19. August durch den Zaren offiziell zum Befehlshaber ernannt und, wie oben bereits erwähnt, traf am 29. August bei der Armee ein.

Zu Bagration zitiert Tarlé Napoleon, der angeblich gesagt haben soll, der einzig gute russische General ist Bagration. Daraus macht dann Tarlé (oder ein Zensor) ein paar Seiten weiter, Bagration war der beste russische General. Hat Napoleon so nicht gesagt, aber der einzig gute ist wohl auch automatisch der Beste. Napoleon hat aber auch gesagt (lt. Tarle), Barclay de Tolly kenne ich nicht. Über ihn konnte er sich also kein Urteil erlauben, da er vorher nie gegen ihn gekämpft hatte. Geschichtswissenschaftlich korrekt wäre es, sich auf die Aussage von Napoleon zu beschränken und nicht durch Polemik Bagration zum besten russischen General zu machen. Neben Barclay de Tolly kannte Napoleon auch viele andere russische Generale nicht und etwa Miloradowitsch hat wesentlich mehr geleistet als Bagration.

Besonders hanebüchen wird Tarlé (oder wer auch immer das geschrieben oder zensiert hat) bei der Schlacht von Borodino. Alles ganz objektiv (er bestätigt sogar die russischen Verluste von 58.000 Mann, was viele andere Historiker bestreiten), außer wenn es um Bagration geht. Da heißt es auf Seite 178: „Ein Granatsplitter zersplitterte Bagration das Schienbein [lt. Wolzogen war es ein Steckschuß]“ Auf Seite 179: „Eine breite blutige Wunde klaffte oberhalb des Knies“. Sein Schienbein befand sich also oberhalb des Knies. Weiter auf Seite 178: „Seit die schreckliche Kunde vom Tode des russischen Oberkommandierenden [war das nicht Kutusow?] durch die Reihen ging, ließen die Soldaten die Arme sinken“. Auf Seite 180: „Vor dem Tod Bagrations … „ Tja, nur Bagration ist gar nicht in Borodino gefallen, er starb erst 17 Tage später an einer Infektion der Wunde.

Fazit: Was ich bisher gelesen habe, gefällt mir zu 95 % sehr gut. Tarlé spricht auch heikle Themen an: Unterversorgung der russischen Armee, Prügelstrafen, Korruption, usw. Tarlé, ein exzellenter Historiker, leider zur falschen Zeit und am falschen Ort. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er selbst für den oben genannten Blödsinn verantwortlich ist.
 
Unser "Anti-Bagration-Experte", der keine Literatur zitiert und immerhin Bücher bestellt, über die er bereits vorher eine abfällige Meinung geäußert hat :confused:, schreibt erneut die Geschichte der Napoleonischen Kriege um :grübel:.

Napoleon's expedition to Russia - Philippe-Paul Ségur (comte de), Philippe De Segur, Christopher J. Summerville - Google Bücher


Das ist offensichtlich ein weitere Thema, das Du nicht richtig verstanden hast. Es gab zwei unterschiedliche doktrinäre Auffasungen wie der Krieg um die "heilige russische Erde" zu führen sei. Und genau so pathetisch sah man es zumindest aus der russischen Sichtweise. Eine offensive russische Sichtweise, zu der unter anderem auch Bagration zählte und eine defensiv ausgerichtet - ausländische Sichtweise - zu der Barcley zählte. Und dazu zählt Mikaberidze beispielsweise folgende russsiche Generäle:

The Russian Officer Corps of the Revolutionary and Napoleonic Wars: 1792-1815 - Alexander Mikaberidze - Google Bücher

Ich bin nicht Anti-Bagration, das hast du offensichtlich missverstanden. Ich bin nur gegen die Überhöhung eines Querulanten. Das Buch von Segur gibt es bei books.google übrigens auch in deutsch (fünf mögliche Downloads). Ich habe sowohl die englische als auch die deutschen Versionen auf meiner Festplatte. Auch das Buch von Gourgaud, der Segur massiv kritisiert hat. Dazu Bücher von Löwenstern, Wolzogen, Bernardi (über Toll), Bogdanowitsch, Boutourlin (französisch), Thiers, Fain (Sekretär Napoleons), Labaume, Chambray, Marbot, Venturini und vielen anderen Autoren.

Mikaberidze ist mir bekannt. Ich halte sehr viel von ihm. Nur was macht ein Historiker heute? Er schreibt ab! Geht ja auch gar nicht anders, da er selbst nicht dabei war. Er stellt Quellen gegenüber und kommentiert das. Eine entscheidende Rolle dabei spielt, welche Quellen er benutzt oder zur Verfügung hat. Mikaberidze sitzt, soweit ich weiß, in den USA. Seine Quellen dürften Archive amerikanischer Bibliotheken sein, die ja auch russische Literatur aufbewahren. Ich habe mich mit ihm noch nicht näher auseinandergesetzt, aber er steht ebenso wie David Chandler auf meiner Liste.

P.S.: Wenn du es wünscht, werde ich künftig jeden Satz mit einer Quelle belegen.
 
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Unser "Anti-Bagration-Experte", der keine Literatur zitiert und immerhin Bücher bestellt, über die er bereits vorher eine abfällige Meinung geäußert hat :confused:, schreibt erneut die Geschichte der Napoleonischen Kriege um :grübel:.

Napoleon's expedition to Russia - Philippe-Paul Ségur (comte de), Philippe De Segur, Christopher J. Summerville - Google Bücher


Das ist offensichtlich ein weitere Thema, das Du nicht richtig verstanden hast. Es gab zwei unterschiedliche doktrinäre Auffasungen wie der Krieg um die "heilige russische Erde" zu führen sei. Und genau so pathetisch sah man es zumindest aus der russischen Sichtweise. Eine offensive russische Sichtweise, zu der unter anderem auch Bagration zählte und eine defensiv ausgerichtet - ausländische Sichtweise - zu der Barcley zählte. Und dazu zählt Mikaberidze beispielsweise folgende russsiche Generäle:

The Russian Officer Corps of the Revolutionary and Napoleonic Wars: 1792-1815 - Alexander Mikaberidze - Google Bücher

Ich bin nicht Anti-Bagration, das hast du offensichtlich missverstanden. Ich bin nur gegen die Überhöhung eines Querulanten. Das Buch von Segur gibt es bei books.google übrigens auch in deutsch (fünf mögliche Downloads). Ich habe sowohl die englische als auch die deutschen Versionen auf meiner Festplatte. Auch das Buch von Gourgaud, der Segur massiv kritisiert hat. Dazu Bücher von Löwenstern, Wolzogen, Bernardi (über Toll), Bogdanowitsch, Boutourlin (französisch), Thiers, Fain (Sekretär Napoleons), Chambray, Marbot, Venturini und vielen anderen Autoren.

Mikaberidze ist mir bekannt. Ich halte sehr viel von ihm. Nur was macht ein Historiker heute? Er schreibt ab! Geht ja auch gar nicht anders, da er selbst nicht dabei war. Er stellt Quellen gegenüber und kommentiert das. Eine entscheidende Rolle dabei spielt, welche Quellen er benutzt oder zur Verfügung hat. Mikaberidze sitzt, soweit ich weiß, in den USA. Seine Quellen dürften Archive amerikanischer Bibliotheken sein, die ja auch russische Literatur aufbewahren. Ich habe mich mit ihm noch nicht näher auseinandergesetzt, aber er steht ebenso wie David Chandler auf meiner Liste.
 
Schlacht von Borodino ? Wikipedia

Und Wiki schreibt als Ergänzung zu meiner Position freundlcherwiese: Zitat: "Auf russischer Seite wurde mit General Bagration einer der fähigsten Generäle tödlich verwundet."

.

Welche Version hast du da? In der aktuellen Version finde ich das nicht. Und fände ich es, würde ich es löschen, weil es nicht belegt ist. Darf ich, ich schreibe da. Würde zwar Knatsch mit der Fraktion der Bagration-Fans geben. Aber so ein Satz muss belegt werden, ansonsten ist er POV.
 
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@ Caedmon:

Jetzt hast du sehr viel geschrieben - wir kønnen das gerne auch vertiefen.
Was mir aber dringend fehlt ist auch nur wenigstens ein Satz, meinetwegen auch unbelegt, warum der Bagration so eine Niete gewesen sein soll.

Gruss, muheijo
 
@ Caedmon:

Jetzt hast du sehr viel geschrieben - wir kønnen das gerne auch vertiefen.
Was mir aber dringend fehlt ist auch nur wenigstens ein Satz, meinetwegen auch unbelegt, warum der Bagration so eine Niete gewesen sein soll.

Gruss, muheijo

Das würde mich auch sehr interessieren.

Denn Aussagen wie " einer der fähigsten Generäle..." sagt mehr über die Anderen als über Bagration selbst aus. Und dieser hatte m.W. eine ganze Reihe von Erfolgen und Bemerkenswerten Taten zu verbuchen, die andere definitiv nicht hatten. Ich bin nicht der Experte zu diesem Zeitraum, aber wenn man mich nach Russischen Generälen aus dieser Zeit Fragen würde, wäre neben Kutusov, Bagration einer der ersten die ich erwähnen würde, allein durch seine Erfolge in Finnland und gegen die Türken.

Wo soll er denn seine Unfähigkeit gezeigt haben?
 
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