Turgot
Aktives Mitglied
Die außenpolitischen Aktivitäten der Regierung Bethmann brachten nur Scheinerfolge (Bagdadbahn-Abkommen, das kurz vor dem Abschluss stand) sie zeigten keine Wirkung und konnten den Krieg in keinerlei Weise verhindern.
Diese aussichtslose politische Initiative erweckte den Eindruck der Schwäche und Alternativlosigkeit und gab Kriegsparteien (in Frankreich und Russland) erst das nötige politische Gewicht.
Wer hat eine positive Meinung über Bethmanns Außenpolitik?
Zunächst ist anzumerken, das Bethmann 1909 auf einen fahrenden Zug aufgesprungen ist, denn der Gesprächsfaden zu Großbritannien war bereits durch seinen Amtsvorgänger Bülow hergestellt worden. Bethmann war nämlich der Meinung, das Großbritannien die Macht war, mit der das Deutsche Reich die größten Problemfelder hätte. Aber er wollte die Schaukelpolitik einen Bülow nicht, er wollte das internationale Vertrauen gewinnen und darüber hinaus eine Berechenbarkeit der deutschen Außenpolitik erreichen.
Bethmann fehlte es an diplomatischer Erfahrung und ließ sich in der Englandpolitik vornehmlich durch den deutschen Botschafter in London Metternich und später durch seinen Staatssekretär Kiderlen-Wächter beraten.
Der Schlüssel zum Erfolg um mit Großbritannien „ins Geschäft zu kommen, lag primär in der Flottenrüstung. Und hier lag schon ein konzeptioneller Fehler in Bethmanns Denkweise vor. Er wollte eine Reduzierung in der Flottenrüstung zustimmen, dies aber unbedingt mit einem politischen Abkommen verknüpfen. Kiderlen-Wächter hatte eine erheblich geschmeidigere Politik, eine der kleinen bis ganz kleinen Schritte, vorgeschlagen, aber Bethmann wollte zu viel. Im Verlauf der Jahre bis zum Weltkrieg ist zwar der Gesprächsfaden nicht abgerissen, aber Bethmanns Angebote wurden für Großbritannien immer uninteressanter. Merkwürdigerweise machte Bethmann sich keine Gedanken, trotz der nicht sonderlichen attraktiven Angebote, weshalb London immer wieder das Gespräch suchte. Er sah die internationalen Zusammenhänge nicht in ihrer ganzen Tragweite, so hat er es augenscheinlich nicht verstanden, die britisch-russischen Spannungen in Persien und die ebenfalls nicht reibungsfreie Partnerschaft Großbritanniens mit Japan richtig einzuordnen und entsprechend in seinen diplomatischen Agieren zu berücksichtigen.
Fest steht jedenfalls, das Bethmann aufrichtig an einer Entspannung mit Großbritannien interessiert war, das er hier den Hebel sah, um die „Einkreisung“ des Deutschen Reichs aufzubrechen. Auch die Staatsmänner Großbritanniens, von den Deutschland Hassern in Foreign Office einmal abgesehen, waren auch von Bethmanns Redlichkeit überzeugt und haben auch über dessen diplomatische Fauxpas hinweggesehen.
Zuletzt bearbeitet: