Die Völkerschlacht im Live-Ticker

wie denkst du über Spielwarenläden, wo man Bausätze für Modelle von Plastikpanzern, Plastikflugzeugträgern etc und horribile dictu winzig kleine Plastiksoldätchen erstehen kann? (früher hießen die Dinger scherzhaft "Airfix-Russen", "Airfix-Amis")

Ich denke, daß ist kein Vergleich zum realen Nachstellen eine Schlacht, bei dem die "Schauspieler" auch den Tod, also das Fallen bzw. Sterben von Soldaten nachstellen. In Echt hätte wohl ein Großteil der Teilnehmer die Hosen voll.

Es gibt den als Kunst eingeordnete Modellbau oder das Nachbilden von Schlacht mit Zinnsoldaten oder den Schiffsmodellbau, einer der ältesten Modellnachbildungen auch von Kriegsschiffen.

Aber das entbehrt der Realität, dies das Nachstellen von Schlachten mit echten Menschen und der Waffentechnik hat.
 
- Die Veranstalter erstreben einen Gewinn. Nur aus dem Grund veranstalten sie das Spektakel.

- Die Darsteller haben Spaß am karnevalistischen Outfit und freuen sich auf den abendlichen Schwof.

- Mir ist das ganze suspekt.

- Du findest das Spektakel, ja was? Lehrreich? Amüsant? Interessant? Oder was ... ?
Ich finde es langweilig, weil ich schon x-mal da war. Ich finde auch, dass die Vermittlung von Geschichte in Battlereenactments am denkbar schlechtesten funktioniert, selbst wenn die Gruppen das Reglement recht gut beherrschen.

"Karnevalistisches Outfit"? Hm, ja kommt viel zu oft vor. Aber ich fürchte, dass ich Dir im Moment nicht folgen kann, was Du jetzt wieder damit meinst.

Mal ne andere Frage, würdest Du das auch nem Römerdarsteller wie Dr. Junkelmann mit dem Karnevalistischen Outfit sagen? (davon abgesehen, dass Du wohl eine entsprechende Reaktion seinerseits erwarten müsstest :rofl:)
 
Ich denke, daß ist kein Vergleich zum realen Nachstellen eine Schlacht, bei dem die "Schauspieler" auch den Tod, also das Fallen bzw. Sterben von Soldaten nachstellen. In Echt hätte wohl ein Großteil der Teilnehmer die Hosen voll.

Es gibt den als Kunst eingeordnete Modellbau oder das Nachbilden von Schlacht mit Zinnsoldaten oder den Schiffsmodellbau, einer der ältesten Modellnachbildungen auch von Kriegsschiffen.

Aber das entbehrt der Realität, dies das Nachstellen von Schlachten mit echten Menschen und der Waffentechnik hat.
Nee, ich finde den Vergleich eigentlich ganz gut. Gerade wenn man Wargaming macht. Man spielt was nach, was damals bitterer Ernst war. Man kann sogar, das ist sogar beim WG makaberer als am Reenactment, "gewinnen". Man gewinnt, wenn man diese oder jene Aufgabe erfüllt hat, wobei Regimenter vernichtet wurden oder das und das Ziel erreicht wurde, wobei man über "Leichen" geht, wenn auch nur Plastik- oder Zinnsoldaten. Aber bei nem Reenactment gewinnt im Grunde keine Seite, weil man garnicht Herr darüber ist. Der Gewinn müsste da einzig in einer angemessenen Präsentation liegen, was die realistische Wiedergabe der Ereignisse (bis zum letzten Knopf) und die richtige Vermittlung anbelangt.
 
Mal ne andere Frage, würdest Du das auch nem Römerdarsteller wie Dr. Junkelmann mit dem Karnevalistischen Outfit sagen? (davon abgesehen, dass Du wohl eine entsprechende Reaktion seinerseits erwarten müsstest :rofl:)

Ich kenne Herrn Junkelmann nicht und kann daher nichts zu seinen mutmaßlichen Reaktionen sagen.
 
Ich kenne Herrn Junkelmann nicht und kann daher nichts zu seinen mutmaßlichen Reaktionen sagen.
Darum geht es doch auch garnicht. Es geht darum, ob Du davor mehr Respekt hättest, wenn Reenactment von einem Akademiker betrieben wird, dessen Qualifikation durch Publikationen und wissenschaftliche Bekanntheit untermauert ist?

Ich musste ja mal lachen, als einer über seine Gruppe was sagen sollte und er sagte, dass sie eigentlich überwiegend aus Historikern und Lehrern besteht. Also dass die Darsteller im Grunde ihre Arbeit zum Hobby machen oder die Arbeit (Vermittlung von Geschichte) in der Freizeit fortsetzen oder wie man es nimmt.

Der Umgang damit ist offenbar in England irgendwie cooler und weniger sensationsgeladen. Ich schaue ja in letzter Zeit die Serie TimeTeam, die es seit Mitte der 90er gibt und wo in vielen Sendungen die Vorführung einer archäologischen Grabung verschiedener Wissenschaftler (auch große Namen wie der Leiter vom London Museum z.B. dabei) von einer Reenactment-Demonstration begleitet wird. Da sind die Wissenschaftler auch immer im direkten Kontakt mit den Darstellern und lassen sich aus deren Erfahrung berichten. Das finde ich, egal bei welcher Zeit, irgendwie besser gemacht als in Dtl., wo es eine seltsame Trennung in Dokus zwischen Darstellern bspw. in "Spielszenen" und wissenschaftlichen oder halbwissenschaftlichen Kommentaren aus dem Off gibt. In UK ist aber auch Reenactment oder LH eben ganz normaler Bestandteil der Museumsarbeit, ein Zustand, wo wir uns erst hinbewegen.
 
Nee, ich finde den Vergleich eigentlich ganz gut. Gerade wenn man Wargaming macht. Man spielt was nach, was damals bitterer Ernst war. Man kann sogar, das ist sogar beim WG makaberer als am Reenactment, "gewinnen". Man gewinnt, wenn man diese oder jene Aufgabe erfüllt hat, wobei Regimenter vernichtet wurden oder das und das Ziel erreicht wurde, wobei man über "Leichen" geht, wenn auch nur Plastik- oder Zinnsoldaten. Aber bei nem Reenactment gewinnt im Grunde keine Seite, weil man garnicht Herr darüber ist. Der Gewinn müsste da einzig in einer angemessenen Präsentation liegen, was die realistische Wiedergabe der Ereignisse (bis zum letzten Knopf) und die richtige Vermittlung anbelangt.


Klar, dass stimmt, da gebe ich dir Recht.
Aber bei den Wargames zielt es nicht immer auf korrekte historische Umsetzung ab bzw. auch auf des historische Ergebnis.
Das war ja ein Grund, der realen Umsetzung in einem Schauspiel der Schlacht, oder?

Aber bei aller Art des Wargamings, sei es mit Modellen oder am Computer, der reale Charakter ist dabei nicht vorhanden.
Und das ist bei der Schlachtennachstellung via Laiendarstellern etwas anderes, daß gibt dem Game ein ganz andere Note und auch Verantwortung der Schauspieler im Game.

Allerdings haben wir heute bei den meisten Games, vom Brettspiel bis zum PC oder gar Filme, immer auch eine Richtlinie, welcher Altersklasse diese Zugänglich sein sollten.

Bei einem Schlachtenspektakel wie hier als reale Darstellung mit im Hintergrund stattfindenen Volksfest fehlt dieser Aspekt gänzlich. Der Tot bei solch einem Nachspielen wird damit völlig ausgeblendet und es wird gerade den Jüngeren Zuschauern ein falsches Bild solcher historischen Ereignissen vermittelt.
 
Darum geht es doch auch garnicht. Es geht darum, ob Du davor mehr Respekt hättest, wenn Reenactment von einem Akademiker betrieben wird, dessen Qualifikation durch Publikationen und wissenschaftliche Bekanntheit untermauert ist?

Ich will ja keinem zu nahe treten. Aber für mich (!) steht Reenactment dicht bei Klamauk, Karneval und Fantasy.

Der ganze ethisch-moralische Hintergrund kommt zu kurz, wird von den meisten Teilnehmern völlig ausgeblendet und weicht dem bunten Spektakel. Damit wird man den tausenden Toten solcher Schlachten nicht gerecht oder verhöhnt sie sogar.
 
Ich will ja keinem zu nahe treten. Aber für mich (!) steht Reenactment dicht bei Klamauk, Karneval und Fantasy.

Der ganze ethisch-moralische Hintergrund kommt zu kurz, wird von den meisten Teilnehmern völlig ausgeblendet und weicht dem bunten Spektakel. Damit wird man den tausenden Toten solcher Schlachten nicht gerecht oder verhöhnt sie sogar.
Ich glaube, damit wirst du den Tausenden von Enthusiasten, die dieses Hobby ernsthaft betreiben und sehr viel Geld und Zeit in ihre Ausrüstung, Ausbildung (Reiten, Fechten,usw.), Fachliteratur, etc. stecken, Veranstaltungen in Museen organisieren, in Schulen gehen, VHS-Kurse geben, etc. nicht gerecht.
 
Ich glaube, damit wirst du den Tausenden von Enthusiasten, die dieses Hobby ernsthaft betreiben und sehr viel Geld und Zeit in ihre Ausrüstung, Ausbildung (Reiten, Fechten,usw.), Fachliteratur, etc. stecken, Veranstaltungen in Museen organisieren, in Schulen gehen, VHS-Kurse geben, etc. nicht gerecht.

Werden denn auch den Toten dabei gedacht?

Und dabei stellt sich wieder die Frage, inwieweit wird hier reelle Geschichte weitergetragen oder nur Geschichten Erzählt.

Sicherlich gibt es viele, die diesen Hobby nachgehen, aber das ist kein Grund, sich einer anderen Meinung zu verschließen. Oder?
 
Ich glaube, damit wirst du den Tausenden von Enthusiasten, die dieses Hobby ernsthaft betreiben und sehr viel Geld und Zeit in ihre Ausrüstung, Ausbildung (Reiten, Fechten,usw.), Fachliteratur, etc. stecken, Veranstaltungen in Museen organisieren, in Schulen gehen, VHS-Kurse geben, etc. nicht gerecht.

Was das betrifft, hast du sicher recht.

Mir ging es hier ganz speziell um das Thema dieses Threads und die Frage: Wie ist das bunte Nachspielen einer Schlacht mit 100 000 Toten zu bewerten? Und eine Antwort darauf kann sich nicht nur auf detailgenaue Kostüme beschränken. Erst gibt's Kriegsgeschrei - dann Kartoffelschnaps.

Allerdings sehe ich bei solchen Spektakeln weder Kriegsverherrlichung, wie die einen sagen, noch "Friedenserziehzng", wie die andere Seite behauptet.
 
Bezieht sich das auf meine Meinung?

Nein. Das ist meine eigene Meinung. "Kriegsverherrlichung" oder "Friedenserziehung" sind extreme Urteile, die sicher den Teilnehmern nicht gerecht werden. Dennoch fehlt mir bei solchen Spektakeln der ethisch-moralische Hintergrund und ich fürchte, dass der angesichts der Spielfreude entschieden zu kurz kommt.
 
Nein. Das ist meine eigene Meinung. "Kriegsverherrlichung" oder "Friedenserziehung" sind extreme Urteile, die sicher den Teilnehmern nicht gerecht werden. Dennoch fehlt mir bei solchen Spektakeln der ethisch-moralische Hintergrund und ich fürchte, dass der angesichts der Spielfreude entschieden zu kurz kommt.

Dito ... das ist auch meine Meinung, ich denke nur, ich kann mich nicht immer so korrekt ausdrücken, wie Du das tust und wenn man dann hier in so einem Thema noch allein seine kontra Meinung verteidigen muss, ist das nicht ganz einfach.
 
Ich denke, daß ist kein Vergleich zum realen Nachstellen eine Schlacht, bei dem die "Schauspieler" auch den Tod, also das Fallen bzw. Sterben von Soldaten nachstellen.
aber auf den Brettern die die Welt bedeuten ist das doch gängige Praxis! Niemand echauffiert sich mit erhobenem Moralzeigefinger, weil (um ein besonders krasses Exempel zu nennen) eine Regieanweisung eines berühmten Theaterstücks die gesamte polnische Armee tritt auf und geht unter lautet ;) Ob in der Oper oder zu Worms bei den Niebelungenfestspielen: jedesmal wird der Siegfried vom Hagen totgepiekst.

und auf der Leinwand gar... was waren da im Verlauf der Filmgeschichte für Schlachten (mit zunehmend scheinbar realistischer gestaltetem abschlachten, worauf die kundigen Filmrezensenten Wert legen) zu sehen! Allesamt "nachgestellt", choreografiert, ausgeleuchtet, effektvoll arangiert, optisch aufbereitet

Kostüme, die mit Akribie als möglichst originalgetreu gebastelt werden, marschiert eine römische Kohorte und wird von Galliern oder Germanen angegriffen... Waffenklirren... ja klar, am Ende der Veranstaltung oder des Events stehen alle auf, sind wohlgemut und unversehrt.

so lange sich dergleichen nicht in Geschmacklosigkeiten verirrt, muss die moralische Kritik nicht allzu streng sein :) --- und da, Köbis, sehe ich nun einen großen Unterschied zwischen deiner Kritik und der erwähnten von Karl Kraus (Kaffeefahrten in die Hölle) dich stört das kostümierte nachstellen, den Kraus störte das touristische fleddern von Schlachtfeldern.
 
[...]so lange sich dergleichen nicht in Geschmacklosigkeiten verirrt, muss die moralische Kritik nicht allzu streng sein :) --- und da, Köbis, sehe ich nun einen großen Unterschied zwischen deiner Kritik und der erwähnten von Karl Kraus (Kaffeefahrten in die Hölle) dich stört das kostümierte nachstellen, den Kraus störte das touristische fleddern von Schlachtfeldern.

Der Krieg ist der Tot in Person, oder will mir hier einer das absprechen?
Wird dem in solch einem Schauspiel, wie im ET Beachtung geschenkt?
Was soll bei solchen Familienfesten über historischen Themen, dem Zuschauer vermittelt werden?

Und bitte keine versuche mehr, meine Meinung zu relativieren mit Theater oder Film.
 
Bei der Gelegenheit vielleicht ein Kommentar zum Völkerschlacht-Spektakel, gefunden in ZEIT-ONLINE:

Ich lebe in Leipzig und frage mich, was diese Leute eigentlich antreibt, mit ihren "originalgetreuen" Uniformen in Reih und Glied zu stolzieren, mit ihren "echten" Flinten herumzuballern und sich in der "authentischen" Feldlager-Pseudo-Kriegswelt "mittendrin" zu fühlen? Jedes kritische Geschichtswissen wird hier beiseite geschoben und Krieg zum spektakulären Event gemacht. Zu einem Kostümfest ohne Dreck, ohne zerfetzte Gliedmaßen, ohne Schmerzgebrüll und Typhus, ohne Kadavergestank, Soldatenkrätze, Syphilis und brandige Wunden. [...]

Ich sage ganz ehrlich, was ich von der Sache halte: Diese spektakuläre Show ist ein fadenscheiniger Histotainment-Klamauk, bei dem sich offenbar bedürftige Männer mit soldatischen Ersatzidentitäten in idealisierten und mythologisierten Gemeinschaften in Form trivialer Folklore weiterhelfen wollen. Dass dieses Spektakel die Leute in Scharen herbeilockt, macht die Sache noch schlimmer.
Völkerschlacht-Jubiläum: Krieg als Kostümfest | ZEIT ONLINE
 
Ich denke, daß ist kein Vergleich zum realen Nachstellen eine Schlacht, bei dem die "Schauspieler" auch den Tod, also das Fallen bzw. Sterben von Soldaten nachstellen. In Echt hätte wohl ein Großteil der Teilnehmer die Hosen voll.

Da stimme ich mit dir überein,das bedarf es keines Vergleiches.Der Schauspieler von heute kann es vielleicht nachvollziehen.Ein Grund dafür ist ,dass die Kämpfer, die an der Völkerschlacht auf beiden Seiten damals beteiligt waren ,enorm gedrillt waren und dieser Drill verhinderte, dass es zur panikartiger Flucht kam ,wenn die Kugel nur so an einem vorbeizischten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und bitte keine versuche mehr, meine Meinung zu relativieren mit Theater oder Film.
wie bitte??
...niemand kann deine Meinung relativieren - wie soll das auch gehen...

Aber ich erlaube mir, in der Diskussion eine andere Position zu beziehen als du :winke: und entre nous: obwohl ich dir insgeheim in manchem zustimme, stört mich der erhobene Moralzeigefinger - mir wären Argumente für deine Meinung lieber als die wiederholten Moralkeulen

Was soll bei solchen Familienfesten über historischen Themen, dem Zuschauer vermittelt werden?
immerhin besteht da die Chance, dass mehr als nur bzw. auch was anderes als die momentanen Benzinpreise oder Kochrezepte wahrgenommen werden. So z.B. besteht da auch die Chance, Gründe für das ablehnen solcher Historikevents zu finden, darüber nachzudenken usw. und 1813 ist ausnahmsweise mal keine trockene Zahl nebst trockenem Lernstoff im verhassten Geschi-Unterricht :grübel:
nur was man wahrnimmt, was man kennen lernt, kann man ablehnen
 
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